Sprache: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | * Sprache als Abbildung (linguistische Inventartheorie): Platon, Wittgenstein | ||
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+ | {{c|Aristoteles überwindet mit der Satztheorie in ''De interpretatione'' sowie mit seiner Kategorienlehre (abzüglich der pseudo-aristotelischen Schrift ''Kategorien'') dieses altertümliche Sprachverständnis Platons von der Rede als gliedernder Aufzählung des Was. Er versteht die Aussage nicht mehr, wie Platon, als Abbildung, sondern als Antwort auf eine Frage.|S-DWdeP2 580}} | ||
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+ | {{c|Die gegenständliche Sprache erhascht nur einen Zipfel des wirklichen Lebens.|Martin Buber: Ich und Du. Heidelberg 1974, S. 25. In: Bennet-Vahle: Mit Gefühl denken. S. 88f}} | ||
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== Ursprung der Sprache: [[privative Weitung]] == | == Ursprung der Sprache: [[privative Weitung]] == | ||
{{c|Am Ursprung der Sprache muss wohl ein mächtiger Durchbruch [[privative Weitung|privativer Weitung]] in der [[leibliche Dynamik|leiblichen Dynamik]] der [[Mensch]]en gestanden haben, wodurch sie vom Druck der [[Situation]]en in der [[Einleibung]] so frei wurden, dass diese nicht mehr allein durch Rufe und Schreie, die dieser Druck aus sich hervorpresst, beantwortet werden konnten.|S-DRdN 238}} | {{c|Am Ursprung der Sprache muss wohl ein mächtiger Durchbruch [[privative Weitung|privativer Weitung]] in der [[leibliche Dynamik|leiblichen Dynamik]] der [[Mensch]]en gestanden haben, wodurch sie vom Druck der [[Situation]]en in der [[Einleibung]] so frei wurden, dass diese nicht mehr allein durch Rufe und Schreie, die dieser Druck aus sich hervorpresst, beantwortet werden konnten.|S-DRdN 238}} | ||
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{{c|Natürliche Sprachen sind [[Situation]]en, in die man entweder (besonders in der Kindheit) ganzheitlich hineinwächst oder schrittweise und willkürlich eindringt, bis man sie "kann" oder "beherrscht", wie Schwimmen oder Tanzen oder ein Instrument (Klavier, Schreibmaschine, Auto usw.)|S-NGdE 240f}} | {{c|Natürliche Sprachen sind [[Situation]]en, in die man entweder (besonders in der Kindheit) ganzheitlich hineinwächst oder schrittweise und willkürlich eindringt, bis man sie "kann" oder "beherrscht", wie Schwimmen oder Tanzen oder ein Instrument (Klavier, Schreibmaschine, Auto usw.)|S-NGdE 240f}} | ||
+ | ==== Sprache und Regeln ==== | ||
{{c|[Sprache ist] ein Gesamtprogramm oder Verhaltensmuster, bestehend aus [[Regel]]n (d.h. Programmen für möglichen Gehorsam, denen unbestimmt häufig gehorcht werden kann), die mit im Allgemeinen unverbindlicher (d.h. vom Belieben des Adressaten, hier des jeweiligen Sprechers, abhängiger) Geltung Rezepte dafür angeben, wie man sich zu benehmen hat, um redend Sachverhalte, Programme und Probleme darzustellen und dabei nach Bedarf [[Sprechakt]]e zu vollbringen.|S-NGdE 239f}} | {{c|[Sprache ist] ein Gesamtprogramm oder Verhaltensmuster, bestehend aus [[Regel]]n (d.h. Programmen für möglichen Gehorsam, denen unbestimmt häufig gehorcht werden kann), die mit im Allgemeinen unverbindlicher (d.h. vom Belieben des Adressaten, hier des jeweiligen Sprechers, abhängiger) Geltung Rezepte dafür angeben, wie man sich zu benehmen hat, um redend Sachverhalte, Programme und Probleme darzustellen und dabei nach Bedarf [[Sprechakt]]e zu vollbringen.|S-NGdE 239f}} | ||
{{c|Die jeweilige Sprache ist ein Regelsystem, nämlich eine [[Situation]] mit diffus [[Chaotische Mannigfaltigkeit|chaotisch-mannigfaltiger]] [[Bedeutsamkeit]] aus [[Regel]]n, nämlich [[Satz|Sätzen]].|S-Weg 584}} | {{c|Die jeweilige Sprache ist ein Regelsystem, nämlich eine [[Situation]] mit diffus [[Chaotische Mannigfaltigkeit|chaotisch-mannigfaltiger]] [[Bedeutsamkeit]] aus [[Regel]]n, nämlich [[Satz|Sätzen]].|S-Weg 584}} | ||
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+ | {{c|Eine Sprache ist demnach '''kein''' System einzelner Regeln, sondern ein Ganzes mit binnendiffuser Bedeutsamkeit aus Programmen mit unverbindlicher Geltung, die Regeln für mögliches Sprechen sind; dieses Ganze ist durch absolute Identität und Verschiedenheit so gut geordnet, dass der Könner sich beim Zugriff in ihr auskennt, ohne doch den Inhalt Stück für Stück einzeln mustern zu können.|S-DRdN 213}} | ||
=== Einbettung in der Sprache === | === Einbettung in der Sprache === | ||
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{{c|[N]icht die Worte der Sprache vermitteln uns das Verständnis der [[Welt]], sondern unsere individuelle Orientierung in der Welt vermittelt uns das Verständnis der Worte und Sätze.|FM-BKS3 243}} | {{c|[N]icht die Worte der Sprache vermitteln uns das Verständnis der [[Welt]], sondern unsere individuelle Orientierung in der Welt vermittelt uns das Verständnis der Worte und Sätze.|FM-BKS3 243}} | ||
− | == | + | == sprachabhängig und sprachunabhängig == |
{{c|Ich habe gezeigt, dass vielmehr Individuen (d.h. einzelne [[Sache]]n, die keine Fälle von sich haben) abstrakte, sprachabhängige [[Objekt]]e und statt ihrer [[Situation]]en, solange sie ganzheitlich, aber nicht einzeln sind, mit ihrer binnendiffusen [[Bedeutsamkeit]] konkret (unabhängig von Sprache) sind.|S-LU 66}} | {{c|Ich habe gezeigt, dass vielmehr Individuen (d.h. einzelne [[Sache]]n, die keine Fälle von sich haben) abstrakte, sprachabhängige [[Objekt]]e und statt ihrer [[Situation]]en, solange sie ganzheitlich, aber nicht einzeln sind, mit ihrer binnendiffusen [[Bedeutsamkeit]] konkret (unabhängig von Sprache) sind.|S-LU 66}} | ||
{|class="wikitable" | {|class="wikitable" | ||
− | ! | + | !sprachabhängig |
− | ! | + | !sprachunabhängig |
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|abstrakte [[Objekt]]e | |abstrakte [[Objekt]]e | ||
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|[[Individuum|Individuen]] | |[[Individuum|Individuen]] | ||
|[[Situation]]en | |[[Situation]]en | ||
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+ | |[[Erkenntnis#Sprachunabhängiges Erkennen|Sprachunabhängiges Erkennen]] | ||
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Das primäre Weltverhältnis ist daher wie bei den [[Tier]]en durch [[Gefühle]] ([[Gefühlsprimat]]), nicht durch Sprache. | Das primäre Weltverhältnis ist daher wie bei den [[Tier]]en durch [[Gefühle]] ([[Gefühlsprimat]]), nicht durch Sprache. | ||
− | + | Siehe: [[Dreieck#Sprachabhängig|Sprachabhängige Ontologien]] | |
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+ | === sprachunabhängig, vorsprachlich === | ||
+ | Erkenntnis, Wahrnehmung, Sachverhalte und Tatsachen sind sprachunabhängig möglich. | ||
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+ | {{c|Die Tatsachen als Unterklasse der Sachverhalte ... sind ... nicht Epiphänomene der Sprache; denn Tatsachen des affektiven Betroffenseins sind ersichtlich nicht auf das Sprechen angewiesen, schon gar nicht bei Tieren und Säuglingen, die nicht sprechen können, und ein anderer als der Betroffene kann sie gar nicht aussagen (wohl aber über sie sprechen.|S-DRdN 34}} | ||
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+ | Die Explikation von Einzelheiten geht nur sprachlich. | ||
== Unzulänglichkeit der Sprache == | == Unzulänglichkeit der Sprache == | ||
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Die Kritik der Intentionalität ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den sprachlichen Strukturen der Bindung vorpersonaler Ereignisse an personale Strukturen der Aktivität und der Passivität eines transzendentalen Subjekts. (A-SdE 262) | Die Kritik der Intentionalität ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den sprachlichen Strukturen der Bindung vorpersonaler Ereignisse an personale Strukturen der Aktivität und der Passivität eines transzendentalen Subjekts. (A-SdE 262) | ||
+ | == Sprachkritik == | ||
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+ | === Typen der Sprachkritik === | ||
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+ | ==== historistisch und sprachvergleichende Sprachkritik ==== | ||
+ | * Humboldt-Whorf-Hypothese | ||
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+ | ==== objektive Sprachkritik ==== | ||
+ | {{c|Die Auffassung der Sprache als menschlicher Zugang zur Welt, Überstieg des Subjekts zum Objekt als dem Gegebenen, ist [Aristoteles] ihm fremd. Seine Reflexion auf die Sprache ist, nach einer glücklichen Wendung von Georg Lohmann, "objektiv-sprachkritisch". Sie wurzelt in der konvergenten Metaphorik der Bedeutungen oder Sinne, die er am Sein des Seienden abliest.|S-DWdeP1 261}} | ||
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+ | === Geschichte der Sprachkritik === | ||
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+ | ==== [[Aristoteles]] ==== | ||
+ | {{c|Den größten Dienst, den Aristoteles der philosophischen Nachwelt durch die konvergente Metaphorik des Seienden geleistet hat, besteht in der Weckung kritischer Wachsamkeit gegen die Sprache und ihre ontologische Suggestionen. Das Tor zur Sprachkritik hat er bereits durch die Kategorienlehre aufgestoßen, indem er die Aussage nicht mehr als Abbildung, sondern als Antwort auf Fragen versteht. Die Frage hat ein lockeres Verhältnis zum Gegebenen als das Abbild; daher gibt die Kategorienlehre Aristoteles die Chance, die Rede aus der Fesselung an das Vorliegende so weit abzuheben, dass die Sprache zum Gegenstand kritischer Besinnung auf ihre vielleicht zweideutige Rolle für das Erkennen werden kann.|S-DWdeP1 258}} | ||
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+ | {{c|Man muss sich davor hüten, dem Aristoteles mit der herrschenden Meinung naive Sprachgläubigkeit zuzutrauen. Aber allerdings ist die Sprachkritik des Aristoteles nicht, wie meist die moderne, historistisch und sprachvergleichend orientiert, an der Vermutung, dass verschiedene Sprachen entsprechend verschiedene Weltbilder prägen (Humboldt-Whorf-Hypothese).|S-DWdeP1 261}} | ||
== Zitate == | == Zitate == |
Aktuelle Version vom 16. Juli 2019, 05:43 Uhr
Funktion der Sprache
- Sprache als Abbildung (linguistische Inventartheorie): Platon, Wittgenstein
- Sprache als Antwort: Aristoteles
Ursprung der Sprache: privative Weitung
Natürliche Sprachen als Situation aus Sätzen
Sprachen sind teils
- natürliche Sprachen,
- teils Kunstsprachen.
Sprache und Regeln
Einbettung in der Sprache
Das Kind wächst ganzheitlich in eine Sprache hinein, dringt in sie ein.
Sprache kein System sondern Nomos
Sprache kein Zeichensystem
Siehe: Sprache als Menge oder Situation von Regeln
Inventartheorie der Sprache
Siehe: Elementarismus
Gebrauchstheorie der Sprache
- Leitmotiv: "Bedeutung gleich Verhalten (und zwar gleich dem Verhalten, das zu dem Wort führt, und dem Verhalten, das durch das Wort ausgelöst wird)." (Hörmann, zit.n. S-DuG 187)
- Bedeutung = Gebrauch = Verhalten
- aber: dann ist Gebrauch von Missbrauch nicht zu unterscheiden
Sprache, Satz, Spruch
Sprache und Rede
Gegen Wittgensteins Aussage: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache."
Analogie von Sprache und Rede:
- Sprache als Wasserbecken in dem ich mich treiben lasse. Wasser ist nicht greifbar.
- Rede als Spucken von Wasser aus dem Mund. Spucken als vertikale Explikation als Tätigkeit.
Siehe: Rede und Sprache
Sprache und Denken
Siehe: Denken und Sprache
Sprache und Leib
Siehe: Aufstellung als transverbale Sprache, Intuitive Erfassung von Regeln
Sprache und Welt
sprachabhängig und sprachunabhängig
sprachabhängig | sprachunabhängig |
---|---|
abstrakte Objekte | konkrete Objekte |
Individuen | Situationen |
D+E: Dingontologie, Ereignisontologie | F: Situationsontologie |
Sprachunabhängiges Erkennen | |
Sachverhalte als vorsprachliche Gegenstände |
Das primäre Weltverhältnis ist daher wie bei den Tieren durch Gefühle (Gefühlsprimat), nicht durch Sprache.
Siehe: Sprachabhängige Ontologien
sprachunabhängig, vorsprachlich
Erkenntnis, Wahrnehmung, Sachverhalte und Tatsachen sind sprachunabhängig möglich.
sprachabhängig
Die Explikation von Einzelheiten geht nur sprachlich.
Unzulänglichkeit der Sprache
Sprachfreie Probleme
Verführungen der Sprachtypen
Subjekt: Möglichkeit oder Zwang
Subjektlose Sätze, also Sätze bei denen es z.B. nur ein Verb gibt, gibt es z.B. in folgenden Sprachen:
- Chinesischen
- Japanischen
- Hopi-Sprache
Subjektlose Sätze im Deutschen
Subjekt, Prädikat, Objekt
Geschehensprozesse ohne Subjekt und Objekt
Prädikat und Situation als Basis
Siehe: Geschehen
Aktiv, Passiv und Medium
Quelle: [1]
Siehe:
Sprache ohne Namen
Eine Sprache ohne Namen, die sich auf Infinitive, Adverbien mit einem reich entwickelten Anhang von Adverbialsuffixen zur grammatischen Steuerung und satzbildende Operatoren (der Negation, Satzverknüpfung, Quantifizierung und Modalität) beschränkte, könnte ebenso elegant, bequem und ausdrucksfähig wie die unsrige sein, aber ihre Einzelwesen wären:
- nicht Körper und Personen, Farben und Geräusche,
- sondern Sachverhalte, Programme und Probleme.
In einer solchen Sprache würde
- nicht Beziehungen einer Sache zu anderen Sachen dargestellt werden,
- sondern komplexe Verhältnisse vor der Aufspaltung in Relationen.
Das zum Sprechen dieser Sprache gehörige Denken wäre
- nicht diskursiv,
- sondern müsste von einem ganzheitlichen Geschehen her differenzieren und nuancieren.
Idealtypus der Sprache ohne Namen:
- ohne Namen
- nur mit Verben im Infinitiv
- keine personale Konjugation: z.B. Japanisch
- keine Tempi: Vergangenheit/Zukunft
- keine Modi: Aktiv/Passiv
- Sätze um einen zentralen Vorgangsausdruck herum gebaut: S->O->[P]
- Prädikatlogisch: z.B. Japanisch
- Adverbien, Adverbialsuffixe: adverbiale statt nominale Äquivalente
- Konjunktionen zur Sätzeverbindung
Beispiele auf Deutsch:
- Es regnet
- Hier lässt sich's leben
- Hier ist gut sein
Beispiele auf Japanisch:
- liebend sein (愛してる)
- essend sein (食べてる)
Siehe: Nominalismus als Behauptung es gibt nur konkrete Objekte keine Namen
Sprachtypen
Objekt-, Subjekt- und Toposprache
Logo- und Topo-Sprache
Logo-Sprache Horizontale Sprache |
Topo-Sprache Vertikale Sprache | |
---|---|---|
Einzelwesen | Körper, Personen, Farben, Geräusche | Sachverhalte, Programme, Probleme |
Dargestelltes | Beziehungen einer Sache zu anderen Sachen | komplexe Verhältnisse vor der Aufspaltung in Relationen |
Geschehen | Tun oder Leiden (Aktiv oder Passiv) | Medialer Geschehenshintergrund |
Beispiel | ||
Objekte | abstrakte Objekte: Dinge mit Namen (je nach Sprache unterschiedlich) | konkrete Objekte: Situationen |
Denken |
|
|
Sprachen | Indoeuropäische Sprachen | Japanisch, Grönländisch |
Wortdominanz | Subjekt dominiert | Verb dominiert, und kann vollständigen Satz bilden |
Unterschiede |
|
|
Vergleich: Deutsch, Japanisch, Grönländisch
Deutsch | Japanisch | Grönländisch | |
---|---|---|---|
Thema/ Subjekt/ Objekt/ Prädikat | [S] <- P <- O | T/S -> O -> [P] | [P + (T/S)+(O)] |
Primäre Verb-Konjugation: Person und Numerus | primäre Konjugation: 1.-3. Person, Singular + Plural (wie in allen indogermanischen Sprachen) | keine primäre Konjugation: keine Person und kein Numerus | primäre Konjugation: 1.-3. Person + 3. Person reflexiv, Singular + Plural |
Namen | reichlich | reichlich (aber beliebig auslassbar) | wenig (im Verb als Suffix enthalten), Nominal-Inkorporation |
- Möglicher Verlust der Subjekt-Dominanz im Satz:
- durch (Nominal-)Inkorporation des Nomens an das Verb, z.B. bei polysynthetischen Sprachen (bsp. Grönländisch)
- oder fehlendes Subjekt bzw. Thema statt Subjekt und fehlende Konjugation des Verbs (bsp. Japanisch)
Wichtigkeit von Subjekt, Objekt, Prädikat und Mittel
Grönländisch
Topo-Sprache als Verhältnissprache
Sprache und Intentionalität
Neben der Betonung leiblicher Kommunikation verweist Schmitz auch immer wieder darauf, dass die Sprache uns die Annahme intentionaler Strukturen suggeriert, obwohl sie dem Vorgang vollkommen äußerlich ist. (A-SdE 261f)
Man kann sich darüber wundern, wie die im Grunde billige und triviale sprachliche Gelegenheit, mit der Rede von einem Bewußtsein die von einem Gegenstand dieses Bewußtseins zu verbinden, als sicherer und fruchtbarer Leitfaden wissenschaftlicher Forschung ausgegeben werden konnte. Unsere Sprache legt es uns nahe,
- jede Freude als Freude über etwas,
- jeden Haß als Haß gegen etwas,
- jedes Wollen als Wollen eines Ziels,
- jeden Gedanken als Gedanken an etwas,
- jede Erwartung als Erwartung von etwas
u. dgl. mehr zu verstehen; diese sprachliche Bequemlichkeit hängt mit dem Unterschied des Aktivs und des Passivs in den indogermanischen Sprachen zusammen. (S-Sub 2)
Die in unsere Sprachen eingelassene Unterscheidung von Aktiv und Passiv erschwert es, so die Argumentation von Schmitz, Wahrnehmungen unabhängig vom aktiven oder passiven Subjekt thematisieren zu können. Die Formulierung eines passiven und anonymen Wahrnehmungsvorgangs, indem nicht bereits die Unterscheidung von Subjekt und Objekt, von Wahrnehmendem und Wahrzunehmendem vorausgesetzt ist, ist nicht so naheliegend. Viel eher geben wir die Ereignisse als ein Tun oder Erleiden, im Aktiv oder Passiv an, so dass der Unterschied zwischen dem Wahrnehmungsakt un dem, worauf die Wahrnehmung sich richtig, bereits vorausgesetzt wird. (A-SdE 262)
Solche grammatische Suggestion darf aber nicht den Umstand verdecken, daß z.B. bei schlichter optischer Wahrnehmung außer dem optisch dargeboteten Gehalt nicht auch noch ein davon verschiedenes Sehen als Bewußtsein dieses Gehalts vorzufinden ist. (S-Sub 8)
Die Kritik der Intentionalität ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den sprachlichen Strukturen der Bindung vorpersonaler Ereignisse an personale Strukturen der Aktivität und der Passivität eines transzendentalen Subjekts. (A-SdE 262)
Sprachkritik
Typen der Sprachkritik
historistisch und sprachvergleichende Sprachkritik
- Humboldt-Whorf-Hypothese