Satz

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Satz als Bestandteil einer Sprache

Ein Satz ist im Unterschied zum Satzausspruch kein Bestandteil der Rede, sondern ein Bestandteil der Sprache.

Sätze werden vom Sprecher aber nicht konstruiert, sondern aus der Sprache, soweit er diese kann, geerntet, um unter ihrer Führung Sprüche zu konstruieren. (S-DRdN 216)

Sätze stellen nichts dar

Sätze stellen nichts dar, sondern schreiben als Normen die Darstellung von Bedeutungen vor. Im strengen Sinn können daher nur Sprüche, nicht Sätze, wahr oder falsch sein. Weil es sich aber nicht lohnt, der unübersehbaren Vielfalt der Sprüche mit entsprechender logisch-linguistischer Differenzierung der Terminologie nachzulaufen, identifiziert man kontrakfaktisch Sprüche mit Sätzen und spricht von wahren oder falschen Sätzen, mit folgendem Kriterium: Ein Satz ist wahr oder falsch, wenn jeder seine Sprüche wahr bzw. falsch ist; sehr viele Aussagesätze, vielleicht die meisten, sind demnach weder wahr noch falsch. (S-LU 147f)

Es ist den alten Chinesen nicht eingefallen, zu sagen, dass in einem Satz über ein Ding (Subjekt) eine Aussage (Prädikat) gemacht wird. (Harbsmeier, zit.n.: RE-SuS 203)

Satz als Kochrezept

Das Rezept ist kein Muster oder Vorbild des Kochens, sondern eine Vorschrift, eine Norm, der kochend zum Zweck der Herstellung einer Speise gehorcht wird; ebenso wird redend einem Satz oder einer Folge von Sätzen zum Zweck der Darstellung von Sachverhalten, Programmen und/oder Problemen gehorcht, und in beiden Fällen können den Hauptzwecken (Speiseerzeugung bzw. Darstellung) Nebenzwecke aufgepfropft werden; ebenso kann der Gehorsam durch fehlerhaftes Kochen bzw. Sprechen missglücken. (S-LU 147)

Unterschied zwischen Satz und Kochrezept

Der Unterschied zwischen Satz und Kochrezept besteht darin, dass der Koch zunächst von dem einzelnen Rezept Kenntnis nimmt und dann danach kocht, während der Könner einer Sprache in diese zielsicher, geschützt gegen Verwechslungen, hineingreift und sich in sprechendem Gehorsam die zu seiner Darstellungsabsicht passenden Rezepte verschafft, ohne einzelne Sätze aussuchen zu müssen; nur der Anfänger, der eine Sprache künstlich lernt, verfährt mit deren Sätzen wie der Koch mit Kochrezepten, weil er sich der Identität und Verschiedenheit von deren Einzelheit her nähert und noch nicht in der Lage ist, die Unabhängigkeit der Identität von der Einzelheit auszunützen. (S-LU 147)

Varianz der Satzform

Der wahre Satz ist für Wittgenstein also die treue Abbildung einer Tatsache durch ein strukturiertes Inventar; in ihm muss gerade so viel zu unterscheiden sein, wie an der Sachlage, die er darstellt. Offenbar unterschätzt Wittgenstein die Varianz der Satzform; die explizite Darstellung "Regen fällt" ist ohne Verlust an Sinn eingerollt in das Impersonale "Es regnet" (im Griechischen geht es sogar ohne Analogon von "es"). (S-DWdeP2 582)

Siehe: Rede, Satzförmige Rede, Sprache