Sprache: Unterschied zwischen den Versionen
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=== Topo-Sprache als Verhältnissprache === | === Topo-Sprache als Verhältnissprache === | ||
{{c|Wenn man ... das grönländische Formulierungskonzept auf die Spitze treibt, kommt man zum Idealtypus einer noch nicht ausgebildeten Sprache, in der alle Sachverhalte, Programme und Probleme, die wir mit unserer Sprache darzustellen vermögen, mit einem Wörtervorrat umformuliert werden könnten, der nur aus Infinitiven, Adverbien, einem zur Regelung aller grammatischen Zusammenhänge fein differenzierten System von Adverbialsuffixen und Konjunktionen bestünde. Kein einziger Name für einen Gegenstand käme in den Sätzen dieser Sprache vor; diese Bestimmung von etwas als Träger von Bestimmungen wäre nicht vorgesehen, so dass Substantive, Adjektive, flektierte Verben, Aktiv- und Passivformen nicht zu brauchen wären. Und doch wäre die Sprache so leistungsfähig wie die unsrige, weil sie für jede Bedeutung eine Übersetzung anzubieten hätte, freilich manchmal mit einer Sinnverschiebung, weil z.B. Tun und Leiden nicht mehr zum Ausdruck kämen. Dafür würde anderes, z.B. die nicht durch Zusammensetzung einholbare Ganzheit des Geschehens, besser zum Ausdruck kommen. Dass diese Idealsprache ohne Namen in so hohem Maße der unsrigen ebenbürtig ist, geht darauf zurück, dass es sich um eine reine Verhältnissprache handeln würde, die nur ungespaltene Verhältnisse thematisiert, während wir Verhältnisse in Beziehungen spalten, weil wir nur diskursiv denken können.|S-PdZ 41f}} | {{c|Wenn man ... das grönländische Formulierungskonzept auf die Spitze treibt, kommt man zum Idealtypus einer noch nicht ausgebildeten Sprache, in der alle Sachverhalte, Programme und Probleme, die wir mit unserer Sprache darzustellen vermögen, mit einem Wörtervorrat umformuliert werden könnten, der nur aus Infinitiven, Adverbien, einem zur Regelung aller grammatischen Zusammenhänge fein differenzierten System von Adverbialsuffixen und Konjunktionen bestünde. Kein einziger Name für einen Gegenstand käme in den Sätzen dieser Sprache vor; diese Bestimmung von etwas als Träger von Bestimmungen wäre nicht vorgesehen, so dass Substantive, Adjektive, flektierte Verben, Aktiv- und Passivformen nicht zu brauchen wären. Und doch wäre die Sprache so leistungsfähig wie die unsrige, weil sie für jede Bedeutung eine Übersetzung anzubieten hätte, freilich manchmal mit einer Sinnverschiebung, weil z.B. Tun und Leiden nicht mehr zum Ausdruck kämen. Dafür würde anderes, z.B. die nicht durch Zusammensetzung einholbare Ganzheit des Geschehens, besser zum Ausdruck kommen. Dass diese Idealsprache ohne Namen in so hohem Maße der unsrigen ebenbürtig ist, geht darauf zurück, dass es sich um eine reine Verhältnissprache handeln würde, die nur ungespaltene Verhältnisse thematisiert, während wir Verhältnisse in Beziehungen spalten, weil wir nur diskursiv denken können.|S-PdZ 41f}} | ||
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+ | {{c|Das Gedankenexperiment mit der namenlosen (anonymen) Sprache weist auf eine solche Möglichkeit hin. In dieser Sprache könnte nur noch ein Geschehen ohne Teilnehmer dargestellt werden, z.B. Vorfindungen ohne Vorfindenden und Vorgefundenes nach Avenarius; was aber widerspruchsfrei dargestellt werden kann - nichts spricht für das Gegenteil -, muss als möglich zugelassen werden.|S-PdZ 42}} | ||
== Sprache und [[Intentionalität]] == | == Sprache und [[Intentionalität]] == |
Version vom 26. April 2014, 10:12 Uhr
Ursprung der Sprache: privative Weitung
Natürliche Sprachen als Situation aus Sätzen
Sprachen sind teils
- natürliche Sprachen,
- teils Kunstsprachen.
Einbettung in der Sprache
Das Kind wächst ganzheitlich in eine Sprache hinein, dringt in sie ein.
Sprache kein System sondern Nomos
Sprache kein Zeichensystem
Siehe: Sprache als Menge oder Situation von Regeln
Inventartheorie der Sprache
Siehe: Elementarismus
Gebrauchstheorie der Sprache
- Leitmotiv: "Bedeutung gleich Verhalten (und zwar gleich dem Verhalten, das zu dem Wort führt, und dem Verhalten, das durch das Wort ausgelöst wird)." (Hörmann, zit.n. S-DuG 187)
- Bedeutung = Gebrauch = Verhalten
- aber: dann ist Gebrauch von Missbrauch nicht zu unterscheiden
Sprache, Satz, Spruch
Sprache und Rede
Gegen Wittgensteins Aussage: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache."
Analogie von Sprache und Rede:
- Sprache als Wasserbecken in dem ich mich treiben lasse. Wasser ist nicht greifbar.
- Rede als Spucken von Wasser aus dem Mund. Spucken als vertikale Explikation als Tätigkeit.
Siehe: Rede und Sprache
Sprache und Denken
Siehe: Denken und Sprache
Sprache und Leib
Siehe: Aufstellung als transverbale Sprache, Intuitive Erfassung von Regeln
Sprache und Welt
Sprachabhängigkeit
Sprachabhängig | Sprachunabhängig |
---|---|
abstrakte Objekte | konkrete Objekte |
Individuen | Situationen |
Das primäre Weltverhältnis ist daher wie bei den Tieren durch Gefühle (Gefühlsprimat), nicht durch Sprache.
Es gibt Sachverhalte als vorsprachliche Gegenstände.
Unzulänglichkeit der Sprache
Sprachfreie Probleme
Verführungen der Sprachtypen
Subjekt: Möglichkeit oder Zwang
Subjektlose Sätze, also Sätze bei denen es z.B. nur ein Verb gibt, gibt es z.B. in folgenden Sprachen:
- Chinesischen
- Japanischen
- Hopi-Sprache
Subjektlose Sätze im Deutschen
Subjekt, Prädikat, Objekt
Geschehensprozesse ohne Subjekt und Objekt
Prädikat und Situation als Basis
Siehe: Geschehen
Aktiv, Passiv und Medium
Quelle: [1]
Siehe:
Sprache ohne Namen
Eine Sprache ohne Namen, die sich auf Infinitive, Adverbien mit einem reich entwickelten Anhang von Adverbialsuffixen zur grammatischen Steuerung und satzbildende Operatoren (der Negation, Satzverknüpfung, Quantifizierung und Modalität) beschränkte, könnte ebenso elegant, bequem und ausdrucksfähig wie die unsrige sein, aber ihre Einzelwesen wären:
- nicht Körper und Personen, Farben und Geräusche,
- sondern Sachverhalte, Programme und Probleme.
In einer solchen Sprache würde
- nicht Beziehungen einer Sache zu anderen Sachen dargestellt werden,
- sondern komplexe Verhältnisse vor der Aufspaltung in Relationen.
Das zum Sprechen dieser Sprache gehörige Denken wäre
- nicht diskursiv,
- sondern müsste von einem ganzheitlichen Geschehen her differenzieren und nuancieren.
Idealtypus der Sprache ohne Namen:
- ohne Namen
- nur mit Verben im Infinitiv
- keine personale Konjugation: z.B. Japanisch
- keine Tempi: Vergangenheit/Zukunft
- keine Modi: Aktiv/Passiv
- Sätze um einen zentralen Vorgangsausdruck herum gebaut: S->O->[P]
- Prädikatlogisch: z.B. Japanisch
- Adverbien, Adverbialsuffixe: adverbiale statt nominale Äquivalente
- Konjunktionen zur Sätzeverbindung
Beispiele auf Deutsch:
- Es regnet
- Hier lässt sich's leben
- Hier ist gut sein
Beispiele auf Japanisch:
- liebend sein (愛してる)
- essend sein (食べてる)
Siehe: Nominalismus als Behauptung es gibt nur konkrete Objekte keine Namen
Sprachtypen
Objekt-, Subjekt- und Toposprache
Logo- und Topo-Sprache
Logo-Sprache Horizontale Sprache |
Topo-Sprache Vertikale Sprache | |
---|---|---|
Einzelwesen | Körper, Personen, Farben, Geräusche | Sachverhalte, Programme, Probleme |
Dargestelltes | Beziehungen einer Sache zu anderen Sachen | komplexe Verhältnisse vor der Aufspaltung in Relationen |
Geschehen | Tun oder Leiden (Aktiv oder Passiv) | Medialer Geschehenshintergrund |
Beispiel | ||
Objekte | abstrakte Objekte: Dinge mit Namen (je nach Sprache unterschiedlich) | konkrete Objekte: Situationen |
Denken |
|
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Sprachen | Indoeuropäische Sprachen | Japanisch, Grönländisch |
Wortdominanz | Subjekt dominiert | Verb dominiert, und kann vollständigen Satz bilden |
Unterschiede |
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Vergleich: Deutsch, Japanisch, Grönländisch
Deutsch | Japanisch | Grönländisch | |
---|---|---|---|
Thema/ Subjekt/ Objekt/ Prädikat | [S] <- P <- O | T/S -> O -> [P] | [P + (T/S)+(O)] |
Primäre Verb-Konjugation: Person und Numerus | primäre Konjugation: 1.-3. Person, Singular + Plural (wie in allen indogermanischen Sprachen) | keine primäre Konjugation: keine Person und kein Numerus | primäre Konjugation: 1.-3. Person + 3. Person reflexiv, Singular + Plural |
Namen | reichlich | reichlich (aber beliebig auslassbar) | wenig (im Verb als Suffix enthalten), Nominal-Inkorporation |
- Möglicher Verlust der Subjekt-Dominanz im Satz:
- durch (Nominal-)Inkorporation des Nomens an das Verb, z.B. bei polysynthetischen Sprachen (bsp. Grönländisch)
- oder fehlendes Subjekt bzw. Thema statt Subjekt und fehlende Konjugation des Verbs (bsp. Japanisch)
Wichtigkeit von Subjekt, Objekt, Prädikat und Mittel
Grönländisch
Topo-Sprache als Verhältnissprache
Sprache und Intentionalität
Neben der Betonung leiblicher Kommunikation verweist Schmitz auch immer wieder darauf, dass die Sprache uns die Annahme intentionaler Strukturen suggeriert, obwohl sie dem Vorgang vollkommen äußerlich ist. (A-SdE 261f)
Man kann sich darüber wundern, wie die im Grunde billige und triviale sprachliche Gelegenheit, mit der Rede von einem Bewußtsein die von einem Gegenstand dieses Bewußtseins zu verbinden, als sicherer und fruchtbarer Leitfaden wissenschaftlicher Forschung ausgegeben werden konnte. Unsere Sprache legt es uns nahe,
- jede Freude als Freude über etwas,
- jeden Haß als Haß gegen etwas,
- jedes Wollen als Wollen eines Ziels,
- jeden Gedanken als Gedanken an etwas,
- jede Erwartung als Erwartung von etwas
u. dgl. mehr zu verstehen; diese sprachliche Bequemlichkeit hängt mit dem Unterschied des Aktivs und des Passivs in den indogermanischen Sprachen zusammen. (S-Sub 2)
Die in unsere Sprachen eingelassene Unterscheidung von Aktiv und Passiv erschwert es, so die Argumentation von Schmitz, Wahrnehmungen unabhängig vom aktiven oder passiven Subjekt thematisieren zu können. Die Formulierung eines passiven und anonymen Wahrnehmungsvorgangs, indem nicht bereits die Unterscheidung von Subjekt und Objekt, von Wahrnehmendem und Wahrzunehmendem vorausgesetzt ist, ist nicht so naheliegend. Viel eher geben wir die Ereignisse als ein Tun oder Erleiden, im Aktiv oder Passiv an, so dass der Unterschied zwischen dem Wahrnehmungsakt un dem, worauf die Wahrnehmung sich richtig, bereits vorausgesetzt wird. (A-SdE 262)
Solche grammatische Suggestion darf aber nicht den Umstand verdecken, daß z.B. bei schlichter optischer Wahrnehmung außer dem optisch dargeboteten Gehalt nicht auch noch ein davon verschiedenes Sehen als Bewußtsein dieses Gehalts vorzufinden ist. (S-Sub 8)
Die Kritik der Intentionalität ist immer auch eine Auseinandersetzung mit den sprachlichen Strukturen der Bindung vorpersonaler Ereignisse an personale Strukturen der Aktivität und der Passivität eines transzendentalen Subjekts. (A-SdE 262)