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{{c|Die Aufteilung zwischen Subjekt auf der einen Seite und Objekt auf der anderen Seite knüpft an eine tief sitzende Intuition an, die unser Verhältnis zur Welt als ein Gegenüber beschreibt. Wir haben Erfahrungen mit den Erscheinungsweisen der Wirklichkeit als Gedanke und Körper und wir wissen um die Unterschiede zwischen den Erscheinungsweisen. Wir leben in einer Kultur, die die Absonderung des Bewusstseins von der zu beobachtenden Welt zu einem Grundpfeiler ihrer Interpretation der Wirklichkeit gemacht hat. ... In unserer Kultur ist nun die Unterscheidung in eine Trennung übergangen. Ihre kategoriale Trennung bei Descartes aber ist eine dramatische Verkürzung in der Beschreibung der Wirklichkeit, die zu Fehlinterpretationen führt und die in der Regel dazu neigt, der Ortlosigkeit des Subjekts Vorschub zu leisten.|FV-OW 192f}}
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{{c|Die Aufteilung zwischen Subjekt auf der einen Seite und Objekt auf der anderen Seite knüpft an eine tief sitzende Intuition an, die unser Verhältnis zur Welt als ein Gegenüber beschreibt. Wir haben Erfahrungen mit den Erscheinungsweisen der Wirklichkeit als Gedanke und Körper und wir wissen um die Unterschiede zwischen den Erscheinungsweisen. Wir leben in einer Kultur, die die Absonderung des Bewusstseins von der zu beobachtenden Welt zu einem Grundpfeiler ihrer Interpretation der Wirklichkeit gemacht hat. ... In unserer Kultur ist nun die Unterscheidung in eine Trennung übergangen. Ihre kategoriale Trennung bei Descartes aber ist eine dramatische Verkürzung in der Beschreibung der Wirklichkeit, die zu Fehlinterpretationen führt und die in der Regel dazu neigt, der [[Ortlosigkeit]] des Subjekts Vorschub zu leisten.|FV-OW 192f}}
  
 
==== Aspektdualität ====
 
==== Aspektdualität ====

Version vom 31. Mai 2011, 20:40 Uhr

Richtungslosigkeit

Verhältnisse sind richtungslos; sie können gewöhnlich in gerichtete Beziehungen gespalten werden, und zwar zunächst in zweistellige, aus denen sich aller höherstelligen Beziehungen zusammensetzen lassen. (S-BW 57)

Verhältnisse sind ungerichtet; deswegen macht es z.B. beim Potenzverhältnis keinen Unterschied, ob von der Beziehung der Wurzel zum Quadrat oder von der Beziehung des Quadrats zur Wurzel gesprochen wird. In beiden Fällen ist dasselbe Verhältnis gemeint, einmal von dieser und einmal von jener Seite anvisiert. Diese Indifferenz wird besonders auffällig, wenn man sie mit der entgegengesetzten Differenz bei gerichteten Prozessen vergleicht. (S-JDN 31)

Siehe: Richtung

Spaltbarkeit

Menschen, wie auch Tiere, können komplexe Verhältnisse im Umgang ganzheitlich auffassen und durch ihr Verhalten erfolgreich beantworten, aber für ein ins Einzelne eindringendes Verständnis benötigen sie die Aufspaltung der Verhältnisse in Beziehungen. Die ist aber nicht ohne Weiteres möglich. Sie muss bei zweistelligen Beziehungen ansetzen; für diese bedarf es einer Richtung vom ersten zum zweiten Beziehungsglied. Damit entsteht ein Zirkel: Die Unterscheidung der Richtungen setzt die der Beziehungen voraus, und umgekehrt. An einem bloßen Verhältnis findet das schlichte Auffassen kein Merkmal zur Unterscheidungen von Richtungen, die ihm gestatten könnten, eine Beziehung von etwas zu etwas herauszufiltern. Um dafür einen Anfang zu finden, muss ohne eigenes Zutun zusätzlich zum Verhältnis eine Richtung vorgegeben werden. Dazu gibt es nur eine einzige Gelegenheit, nämlich die Richtung des Flusses der Zeit, die verbraucht wird, um z.B. ... von der Wurzel zur Potenz oder vom c zum g der Quinte zu gelangen, ohne dieselbe Zeit zum Abstieg in der umgekehrten Richtung nutzen zu können. Der Fluss der Zeit hat eine Richtung, die man nicht zu suchen braucht; ... (S-JDN 32)

Spaltbares Verhältnis

Gerichtete Beziehung. Duales Verhältnis.

Unspaltbares Verhältnis

Z.B. das Sägen.

Partiell unspaltbares Verhältnis

z.B. Ausleibung.

Absolut unspaltbares Verhältnis

Verwechslung mit der Identität.

Topisches und Duales Verhältnis

Übersicht

Duales Verhältnis Topisches Verhältnis
Metapher Getrenntheit als Trennung Verbundenheit als Durchdringung
Sein An-Sein, Innen-Außen (Trennungs-Metapher) In-Sein (Durchdringungs-Metapher)
Welt Innenwelt und Umwelt Mitwelt
Spaltbarkeit spaltbar unspaltbar
Achsen Horizontale Vertikale
Pa-/Maternal Paternal Maternal
Modell (Voll-)Ding-Modell Feld-Modell
Raum Flächige Trennung im objektiven Raum Durchdringung von Kraft im leiblichen Raum
Elemente Ding und Ding (Körper und Körper) Ton und Korpus (Kraft und Raum)
Zeitigkeit Stoß und Zug von zwei Körpern. Ein Körper an dergleichen Stelle nur in Nachzeitigkeit. Schwingung und Korpus gleichzeitig an dergleichen Stelle (Gleichzeitigkeit)
System System-Umwelt-Trennung (Fokus auf Grenze) Organismus-Umwelt-Ganzes als System (Fokus auf Beziehungen)
Körper/Leib Gesehener Körper (in Distanz vom Sehenden) Spürender Leib (affektive Betroffenheit statt Distanz zum Spürenden)
Bild oder Ton Repräsentation: statisches Gegenüber von Repräsentandum (Vorbild) und Repräsentat (Abbild). Resonanz: dynamische, synchrone Verschränkung von Resonandum (Gefühl) und Resonans (Fühlen).
Land(karte) Körper als Ort der Landkarte Land als leiblicher Ort

Kleine Übersicht

Duales Verhältnis Topisches Verhältnis
Systemtheorie
  • Beobachterperpektive
  • System-Umwelt-Grenze von Operationstypen
  • Teilnehmerperspektive
  • Organismus-Umwelt als retives Systemganzes (Ökologie)
Ontologie Zwei Seiten, Innen-Außen In-Sein
Physiologie Sehen (Visualprimat im Konstruktivismus, Physiologismus) ?
Phänomenologie ? Spüren

Weitere Gegenüberstellungen: Ich und Selbst, Topische Bipolarität, Mechanisch-Systemisch-Topisch, Übersicht

Vergleiche

Für die Konstitution des Denkens ist der Körper der konkrete Ort; er bildet schon im 9. Jahrhundert bei Kûkai, dem Begründer der buddhistischen Lehre vom "wahren Wort" (shingon), die eine, die vertikale Achse der Selbstbeziehung, die in Beziehung zur horizontalen Achse der Phänomene in der Welt. Es ist der Kreuzungspunkt der beiden Achsen, an dem sich Selbsterfahrung manifestiert. (Pörtner/Heise 10)

Duales Verhältnis

  • 1S+1S oder 2S+1G (2 Seiten, 1 Grenze)
  • Ein duales Verhältnis ist ein Verhältnis mit zwei Einzelnen (1+1) und einer vereinzelbaren Relation (2+1).
  • Kausales Verhältnis und Kausalität
  • 1+1: Trennung als (pathogener) Ausschluss oder (heilsame) Unterscheidung.
  • 2+1: Verbindung als (pathogene) Vermengung oder (heilsame) Einbeziehung.
  • (Ausschluss) -> Unterscheidung - Einbeziehung <- (Vermengung)
  • Dualismus

Wenn ich die Dichotomien, die ich ausgewählt habe, ablehne, ist dem nicht so, weil ich ihre intuitive Überzeugungskraft nicht wahrnehme oder weil die intuitive Überzeugungskraft in meinen Augen nicht zählt. Es ist eher so, weil diese Dichotomien so etwas wie störende Sehlinsen sind, die eher verhindern dass wir die wirklichen Phänomene - die Phänomene, die ich beschrieben haben - in ihrem vollem Umfang und Bedeutung sehen. (Putnam 1995, 30. Zit.n. FV-OW 347)

Der Spuk fällt weg, wenn wir mit der Zwei beginnen. Mit dem Denken der Zwei beziehe ich den Standpunkt einer minimal-pluralistischen Ontologie. Was ich die Sphäre nenne, ist von Anfang an nur als dyadische Form, als Zweieinigkeitsstruktur gegeben. (Sloterdijk in SH-DSudT 14)

Sinn und Zweck der Dualität ist die Liebe. (Siegfried Essen)

Unterscheidung als fundamentale Idee

Die Idee der Unterscheidung ist die fundamentalste Idee überhaupt. (GS-W 363)

Unterscheiden zu können, ist die grundlegende Operation des Menschen (denn die biologischen Operationen teilt er weitgehend mit Pfalnzen und Tieren). Unterscheiden zu können, war in der griechischen Philosophie der Ausgangspunkt des Denkens. (GS-W 369)

Unterscheidungswissen

Jeder Hinweis, jedes Zeigen, dass da ja etwas sei, ist bereits auf eine Unterscheidung angewiesen. Der Prozess des Hinweisens erfordert den Prozess des Unterscheidens. Man kann nicht auf etwas zeigen und sagen "Dies da", ohne "dies da" zugleich zu unterscheiden von allem anderen. ... Das Unterscheiden ist die grundlegendste Operation des Erkennens. Alles Denken, jede Form des Wissens gründet auf ihr. (GS-W 363)

Kritik: Gefühlswissen? (Zudem Titel eines Buches), Gewissheit der subjektiven Tatsachen im affektiven Betroffensein.

Unterscheidungen als 2S + 1G

Unterscheidungen werden gemacht. Sie sind Handlungen, die etwas herstellen: nämlich Unterschiede. Unterscheidungen ziehen Grenzen zwischen etwas (das bezeichnet und dadurch aus seinem Umfeld herausgehoben wird) und etwas anderem. Es gibt also dreierlei:

  • die eine Seite,
  • das Übrige als die andere Seite -
  • und die Grenze zwischen beiden Seiten. (GS-W 363)

Innen-Außen

Auch das Innen-Außen-Verhältnis ist ein typisch duales Verhältnis. Im Unterschied zum In-Verhältnis als topischen Verhältnis. Siehe In-Sein.

Zwei mögliche Psyche-Körper-Umwelt Grenzziehungen:

  • Innen als Psyche, Außen als Körper
  • Innen als Körper, Außen als Umwelt

Mit dem unterscheidenden Denken, das Ding und Nicht-Ding (und Grenze) herstellt, entsteht eine Differenz zwischen Innen und Außen, zwischen System und Umwelt, zwischen Welt (und Ding) und Umwelt (als Nicht-Ding). (GS-W 364)

Doch schon die räumliche Metapher des Gegenübers ist fragwürdig ... (FV-OW 202)

Siehe: Innen-Außen

Subjekt - Objekt

Die Aufteilung zwischen Subjekt auf der einen Seite und Objekt auf der anderen Seite knüpft an eine tief sitzende Intuition an, die unser Verhältnis zur Welt als ein Gegenüber beschreibt. Wir haben Erfahrungen mit den Erscheinungsweisen der Wirklichkeit als Gedanke und Körper und wir wissen um die Unterschiede zwischen den Erscheinungsweisen. Wir leben in einer Kultur, die die Absonderung des Bewusstseins von der zu beobachtenden Welt zu einem Grundpfeiler ihrer Interpretation der Wirklichkeit gemacht hat. ... In unserer Kultur ist nun die Unterscheidung in eine Trennung übergangen. Ihre kategoriale Trennung bei Descartes aber ist eine dramatische Verkürzung in der Beschreibung der Wirklichkeit, die zu Fehlinterpretationen führt und die in der Regel dazu neigt, der Ortlosigkeit des Subjekts Vorschub zu leisten. (FV-OW 192f)

Aspektdualität

Doppelaspekt der Person:

Der Doppelaspekt der Person wäre somit selbst durch eine vollständige naturalistische Beschreibung nicht aufzuheben. Dennoch stehen die beiden Aspekte einander nicht in vergleichbarer schroffer Weise gegenüber wie das "Mentale" und das "Physische". Der Dualismus ist kein ontologischer, sondern ein methodischer, d.h. er ist abhängig von der Einstellung, die wir einnehmen. Beide Beschreibungen beziehen sich gleichermaßen auf das Lebewesen, an dem sie vorkommen, haben also - bei verschiedener Intension - die gleiche Extension. Darüber hinaus weisen die beiden Aspekte aber auch verschiedenste Korrelationen, Isomorphien und Strukturähnlichkeiten auf. (F-DG 223f)

Topisches Verhältnis

  • 1 in ∞ (unendlich = situativ)
  • Auch chaotisches Verhältnis genannt. (S-Sub 13)
  • Leibliches In-Sein in Situationen
  • Unterscheidung von Schwingung und Resonanzkörper
  • leiblich-durchdringend
    • leiblich: eigener Leib als absoluter Ort (subjektive Tatsachen als Grundlage)
    • durchdringend: nicht sichtbar als flächiges Gegenüber im dimensionalen Raum, nur spürbar als wirkende Kraft (Resonanz) im topischen Raum.

Im topischen Verhältnis (oder auch chaotischen Verhältnis) sind zwei verschiedene Sachen durch ihre Orthaftigkeit miteinander verbunden, ab so chaotisch, dass weder diese Sachen noch diese Beziehung vereinzelbar ist.

Unentschiedenheit bzgl. der Identität oder der Verschiedenheit aufgrund des chaotischen Verhältnisses.

Siehe: In-Sein, Darin-Sein, Feld, Feldontologie, Ort, Topologie, Sphärologie, Mitwelt (statt Innen- und Außenwelt wie beim dualen Verhältnis), Dualismus, Mechanisch-Systemisch-Topisch

Nondualität

Ein topisches Verhältnis ist - negativ definiert - eine nonduales Verhältnis, dadurch aber nicht hinreichend bestimmt. Da es aber die Tradition der Nondualität gibt, sollen hier einige Gedanken zum nondualen Verhältnis genannt werden.

Weisheit ist Erkenntnis und das Handeln, das ... aus der Nicht-Dualität heraus geschieht. (GS-W 371)

Diese Nicht-Dualität, so behaupten mystische Traditionen nicht nur in Asien, ist der eigentliche Zustand der Welt, das eigene Angesicht vor unserer Geburt. (GS-W 371)

Nondualität als Paradoxie?

Es ist das Paradox der Mystik, und insbesondere des Zen, dass jeder Versuch, Nicht-Dualität in einer dualen Sprache, d.h. mit an Unterscheidungen orientierten Bildern, zu beschreiben, unterlaufen wird. Doch diese Zurücksetzung hat gerade keine frustrierende, zurückweisende, sondern eine aufmunternde Funktion, weil es dort etwas gibt, dass sich, wie Wittgenstein sagen würde, zeigt, auch wenn man es nicht angemessen sagen kann. ... Die Türe der Kommunikation wird also nicht zugeschlagen. Vielmehr geht es darum, zu erleben und zu erfahren, dass sich die Kaskade der Unterscheidungen unterbrechen lässt. Ziel ist die selbstgewählte Freiheit von jeder Unterscheidung. (GS-W 370)

Der Topos der paradoxen Identität kann entsprechend auch die Form des Topos der Nicht-Dualität, fu-ni oder mu-ni, annehmen. (PH-DPJ 37)

Nondualität und Spiritualität

Die Übung des Aufwachens, des Abstreifens der Illusion von Dualismus, ist die Meditation. Und sie wiederum ist nichts anderes als ein völliges Versinken, ein Eintauchen in das Hier-und-Jetzt. (GS-W 372)

Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung

In diesem Fall stehen sich Subjekt und Objekt also nicht als verschiedene Wesen gegenüber, zwischen denen ein intentionaler Akt des Wahrnehmens vermitteln müsste. Auf der subjektiven Seite befindet sich dann vielmehr der spürbare Leib, auf der objektiven der Schall, und beide Seiten sind dann noch gar nicht so auseinandergekommen, dass es nötig wäre, sie erst wieder zusammenzuführen, damit Wahrnehmung geschehen kann. (S-Sub: 11)

An Stelle eines intentionalen Aktes, der vom Subjekt zum Objekt die Brücke schlüge, gibt es beim schlichten Wahrnehmen also vielmehr chaotisches Verhältnis zwischen dem Leiblichen und dem Sinnlich-Objektiven. (S-Sub: 11)

Sloterdijks Sphären, soviel lässt sich ohne Übertreibung sagen, ist der bislang bedeutungsvollste Beitrag der Philosophie zum Verständnis einer menschlichen Grunderfahrung, die man bislang sträflich vernachlässigte, obwohl sie doch so elementar ist: dass wir nicht einer Welt gegenüberstehen, wie es das traditionellen Subjekt-Objekt-Denken behauptet, sondern immer schon in etwas enthalten sind. Sloterdijk spricht Sinne, Empfindungen und Verstand an, um sie für die Erkundung des Naheliegenden zu gewinnen. Das Naheliegende? Es ist das, was von der Philosophie häufig übersehen wird: der gelebte und erlebte Raum. Wir leben stets in Räumen, in Sphären, in Atmosphären. Raumerfahrung ist die primäre Existenzerfahrung. (Safranski in VDU 75)

Eine Fundierung in radikaler Innerlichkeit muss also ebenso vermieden werden wie die Fundierung in reiner Äußerlichkeit. (KA in AE-GaA 93)

Die im Bereich konventioneller emotionstheoretischer Überlegungen vorfindbarer Bezugsfelder zwischen erkennendem (oder fühlendem) Subjekt und den Umgebungsbedingungen (Objekten) werden größtenteils dichotomisch gedacht bzw. wird diese Dichotomie völlig unreflektiert vorausgesetzt. (Wimmer in AE-GaA 119)

Grundlegende Verbundenheit

Der andere und Ich sind untrennbar verbunden. Keiner von beiden, weder der andere noch das Ich, existieren unabhängig voneinander. Die rein mathematischen und logischen Analysen von Spencer-Brown haben das, wie mir scheint, ohne jeden Anflug von Esoterik und New Age handfest nachgewiesen. Diese Einheit der Welt und der Identitäten in ihr ist keine Illusion, nichts, was erst noch zu der Welt hinzutreten müssten, sondern ihr ursprünglicher Zustand als ein System, in dem alles mit allem in Verbindung stehen kann. (GS-W 372)

Andere Verhältnisse

Identitätsverhältnis

Aristoteles:

... bei wirklich geschehender Wahrnehmung seien Wahrnehmendes und Wahrgenommenes, z.B. Gehör und Schall, geradezu identisch. Das geht freilich zu weit. Hören ist kein Fremdbewusstsein; Subjekt und Objekt sind dann nicht identisch, aber auch nicht verschieden, sondern realiter unentschieden hinsichtlich der Frage, ob sie dies oder jenes seien. (S-Sub: 11)

Sloterdijk:

Wenn man die Eins an den Anfang stellt, ist man gezwungen, darüber nachzudenken, wie dieses Eine sich derart selbst teilen konnte, dass es aus sich den Übergang in die Zwei- und Mehrzahl schaffte. Die klassische spekulative Metaphysik ist ein einziges Phantasieren über die Selbstzerreißung und Selbstbegattung des Einen, über seine Ur-Teilung oder Ur-Entzweiung und seine Wege zur Wiedervereinigung - hier liegt die Matrix der sogenannten Großen Erzählungen. Auch was das 19. Jahrhundert philosophisch unter Geschichte versteht, bleibt diesem Schema unterworfen. (SH-DSudT 147)

Polares Verhältnis

  • 2P (2 Pole) (=graduelles Verhältnis?)
  • Dynamiken des Leibes (Enge-Weite)
  • Unterscheidung Körper-Leib.

Vgl: [MU-DLGG 188]

Graduelles Verhältnis

  • 1 bis n ( = 1 Gattung )
  • Gradmesser für z.B. mehr oder weniger Körperlichkeit, mehr oder weniger Gedanke
  • Gattungsmäßige Einheit von heterogenen Phänomenen wie Gedanke und Körper: Einheitserfahrung der Person

Ausdruck eines Grades ist immer der Ausdruck von demselben, das als Gattung genannt werden sollte. Z.B. Leib als Gattung für das psycho-physische Kontinuum, siehe auch Panpsychismus.

subjektiv - objektiv

Wir nutzen die Begriffe objektiv und subjektiv im Sinne von graduellen Unterschieden. Die substantivierte Form als "Subjekt" oder "Objekt" ist wegen der genannten Doppeldeutigkeiten und Gefahren der Reifizierung außerhalb grammatikalischer Verwendungen besser zu vermeiden. (FV-OW 196)

Deshalb bleibt es möglich, die Adjektive subjektiv und objektiv auf das Schema nicht in einer absoluten, aber in einer komparativen Weise zu verwenden. Die Erscheinungsweisen des Leibes haben nach dem herkömmlichen Gebrauch dieser Begriffe einen mehr subjektiven oder einen mehr objektiven Charakter. Meine Gedanken sind eher subjektiv, mein Fuß eher objektiv. (FV-OW 193)

Anschlussverhältnis

Realisationsverhältnis

  • A wird durch B realisiert (nicht exklusiv: A kann daher auch durch C realisiert werden)
  • Mittelding zwischen einem Identitätsverhältnis und einem dualen Verhältnis.
  • Beispiel: Das Verhältnis von Person und Leib ist eine Realisationsrelation. Die Person wird durch den Körper leiblich realisiert.
  • Siehe: Realisationsrelation

Diskussion

Erfahrungsgrundlagen:

  1. Erfahrung: topisches Verhältnis (Leib)
  2. Erfahrung: duales Verhältnis (Leib und Körper)
  3. Erfahrung: graduelles Verhältnis (Körper ... Psyche)