Subjektivität: Unterschied zwischen den Versionen
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Das [[Subjekt]] hat sich im Zustand des affektives Betroffenseins (präreflexive Subjektivität) in eine Situation aufgelöst, und es gibt keinen mehr, der sich ängstigt, sondern nur noch das affektive Betroffensein in der primitiven Gegenwart. | Das [[Subjekt]] hat sich im Zustand des affektives Betroffenseins (präreflexive Subjektivität) in eine Situation aufgelöst, und es gibt keinen mehr, der sich ängstigt, sondern nur noch das affektive Betroffensein in der primitiven Gegenwart. | ||
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+ | {{c|Diese Regionalisierung der Subjektivität macht aus mir ein Objekt unter Objekten, "Objekt" nicht im Sinn eines Gegenstandes oder Themas für das Nachdenken – denn das bin ich sicherlich –, sondern im Sinn einer in ihrem Sosein ausschließlich durch objektive Tatsachen bestimmte Sache.|S-BE 101}} | ||
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+ | === Eigene Tatsächlichkeit: subjektive Tatsachen === | ||
+ | Siehe: Subjektive [[Tatsache]]n | ||
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+ | == Subjektivität als Abgeschlossenheit oder Offenheit == | ||
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+ | === Subjektivität als Abgeschlossenheit von der Welt === | ||
+ | * Platon | ||
+ | * Kierkegaard | ||
+ | * Michael Henry | ||
+ | * Konstruktivisten | ||
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+ | {{c|Das war die Konzeption Platons, die seither die Menschen dazu verführt hat, ihr affektives Betroffensein und die ergreifenden Mächte, die auf dieses einwirken, in ihrer privaten Seele unterzubringen.|S-MWM 22}} | ||
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+ | Siehe: [[Introjektionismus]] | ||
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+ | === Subjektivität als Offenheit für die Welt === | ||
+ | {{c|Die Subjektivität von einer Tatsache für mich ist also keineswegs eine Absperrung gegenüber der Welt oder gegenüber allem in meiner Umgebung oder gegenüber dem, was es sonst noch gibt. Sondern es ist gerade der Zugang zu dem Getroffenwerden von ihr im Gegensatz zu dem Draußenstehen eines bloßen Beobachters.|S-WMW 16}} | ||
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+ | {{c|Die Subjektivität als Eigenschaft der subjektiven Tatsachen des affektiven Betroffenseins wird also vollständig missverstanden, wenn man sie im Sinne der Tradition mit einer abgeschlossenen Subjektivität in irgendeiner Innenwelt identifiziert, wie es noch Kierkegaard geschehen ist und in unserem Jahrhundert Michael Henry, einen französischen Philosophen. Diese Subjektivität hat mit einer abgeschlossenen Innerlichkeit gar nichts zu tun, sondern ist im Gegenteil das Stoßen auf die Wirklichkeit, auf das wirkliche Betroffensein, was tatsächlich nur im affektiven Betroffensein stattfindet.|S-WMW 21-22}} | ||
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+ | {{c|Die Subjektivität besteht also nur darin, dass man selbst es ist, der von der Wirklichkeit getroffen wird und nicht darin, dass man sich innerhalb dieser Welt, in der man lebt, in einem kleinen, engen Kreis abschließen könnte, wie zum Beispiel in einer Seele, die die Tradition dem affektiven Betroffensein reserviert hat, um es in Obhut zu nehmen, in Quarantäne zu nehmen, weil es so gefährlich ist, und durch die Vernunft beherrschen und beobachten zu lassen im Untergeschoss eines Hauses, in dessen Obergeschoss die Vernunft als Herr im Haus wohnt.|S-WMW 22}} | ||
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+ | {{c|... [D]as Seinende kann unmittelbar wenigstens im affektiven Betroffensein an das Subjekt herantreten, ohne dass es vermittelt werden muss durch eine Zwischenzone, die mehr oder weniger als Ersatz der Innerlichkeit dient. Wir brauchen kein solches Reservat für das Subjekt, sondern es steht selbst '''mitten im Wirklichen''', in der Umgebung, von der es getroffen wird und von der es in Anspruch genommen wird.|S-WMW 23}} | ||
== Subjektivität als affektives Betroffensein statt beobachtende Perspektive == | == Subjektivität als affektives Betroffensein statt beobachtende Perspektive == | ||
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Siehe: [[Affektives Betroffensein]], [[subjektive Tatsache]] | Siehe: [[Affektives Betroffensein]], [[subjektive Tatsache]] | ||
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+ | == Personwerdung als Entfaltung der Subjektivität == | ||
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+ | === Vereinzelung === | ||
+ | {{c|Die Subjektivität entfaltet sich, indem der bloß absolut identische Bewussthaber des Lebens aus primitiver Gegenwart, z.B der Säugling, durch Selbstzuschreibung als Fall von Gattungen zum einzelnen Subjekt und zur Person wird. Die Personwerdung ist also eine Seite unter den fünf Seiten der Entfaltung der primitiven Gegenwart zur Welt.|S-ss 162}} | ||
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+ | {{c|Die [[primitive Gegenwart]] entfaltet sich nach ihren fünf Momenten ''hier, jetzt sein, diesen, ich'' zur ''Welt'' als dem Rahmen oder Feld möglicher Vereinzelung.|S-ss 161}} | ||
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+ | === Neutralisierung von Bedeutung === | ||
+ | {{c|Die Person mit ihrer [[Selbstzuschreibung]] ist schon da, aber in totaler Subjektivität aller Bedeutungen der Situation hilflos ausgeliefert, ohne bewegliche Reflexion. Um diese zu erlangen, müssen Bedeutungen neutralisiert, zu bloß noch objektiven Sachverhalten, Programmen und Problemen, die jeder aussagen kann, wenn er genug weiß und gut genug sprechen kann, herabgesetzt werden. ... Von einem Teil der Sachverhalte, Programme und Probleme fällt die Subjektivität für die Person ab und zieht sich auf einen Rest zusammen, der zur Keimzelle des Eigenen im Gegensatz zum Fremden wird. Aus der Neutralisierung von Bedeutungen ergibt sich in präzis definierbarer Weise das Fremdwerden von Sachen.|S-ss 162}} | ||
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+ | {{c|Die Neutralisierung subjektiver Bedeutungen als Grundlagen für die Unterscheidung des Eigenen vom Fremden ist ''personale Emanzipation''.|S-ss 163}} | ||
== Abschälung der Subjektivität == | == Abschälung der Subjektivität == | ||
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== Ursprünge == | == Ursprünge == | ||
+ | {{c|Das menschliche Nachdenken hat die Subjektivität, die dem Wirklichen das Gewicht und den Ernst des Lebens verleiht, lange nicht zum Thema erhoben. | ||
+ | * Kant weiß noch nichts davon; | ||
+ | * Fichte scheint als Erster auf die Spur gekommen zu sein, | ||
+ | * aber Hegel hat sie wieder verlassen. | ||
+ | * Erst die Existenzphilosophie hat wirklich Kenntnis von ihr genommen; | ||
+ | * Heidegger gab der Subjektivität den Namen "Jemeinigkeit" ... |S-III 3, 529}} | ||
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Vertreter: | Vertreter: | ||
+ | * Buddhismus | ||
* Fichte ([[subjektive Tatsache#Ursprünge|subjektive Tatsache]]) | * Fichte ([[subjektive Tatsache#Ursprünge|subjektive Tatsache]]) | ||
* Kierkegaard | * Kierkegaard | ||
* Heidegger | * Heidegger | ||
* Schmitz | * Schmitz | ||
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+ | === Buddhismus=== | ||
+ | {{c|Subjektivität wird einfach als eine Erfahrungstatsache akzeptiert; wir haben kein Leben außerhalb der Subjektivität der uns erscheinenden Welt.|CD-WnL 310}} | ||
=== Fichte === | === Fichte === |
Aktuelle Version vom 3. Juli 2022, 13:44 Uhr
Subjektivität und Objektivität
Ontologische Unterscheidung für Bedeutungen aller Art
Subjektivität der Tatsachen
Subjektivität existiert nur durch subjektive Tatsachen.
Neben neutralen Tatsachen gibt es auch subjektive Tatsachen.
Subjektive Tatsachen sind damit nicht nur rein subjektiv im Sinne von rein beliebig.
Die Subjektivität liegt eben nicht in speziellen Nuancen des Sachverhalts, sondern in der Involviertheit der jeweiligen Person. (B-LaA 48)
Subjektivität der Gefühle
Gefühle sind subjektiv, insofern sie nur durch eigenes Fühlen am eigenen Leib wahrgenommen werden können. Gefühle sind aber kein subjektiver Besitz (Possessorisches Missverständnis).
Gefühle können aber auch objektiv sein, wenn sie von mehreren vom gleichen Standpunkt aus gefühlt werden.
Kritik von Fuchs: Die Subjektivität liegt nur im Spüren als solchem, nicht im Gespürten. (Fuchs in S-WNP 181)
Subjektivität als Basis der Objektivität
Wegfall der Subjektivität erlaubt Objektivität.
Objektivität ist ohne Subjektivität nicht möglich, da alles Wahrnehmen leiblich ist, und nur nachträglich verobjektiviert (vergegenständlicht) werden kann.
Subjektivität ohne Subjekt
Das Subjekt hat sich im Zustand des affektives Betroffenseins (präreflexive Subjektivität) in eine Situation aufgelöst, und es gibt keinen mehr, der sich ängstigt, sondern nur noch das affektive Betroffensein in der primitiven Gegenwart.
Siehe: Leib als Konkretisierung des abstrakten Begriffs Subjekt
Unterscheidungen
Leibliche und kognitive Subjektivität
Unterscheidung des Selbstbewusstseins:
Leibliche Subjektivität
- Leibliche Subjektivität als leibliche Selbstwahrnehmung des Fühlen: präpersonales affektives Betroffensein, präreflexive Subjektivität, präsubjektische Subjektivität (AB-BuB 242)
Kognitive Subjektivität
- Kognitive Subjektivität als kognitive Selbstwahrnehmung des Beobachtens: Selbstzuschreibung, reflexive Subjektivität
Ziel: Neubestimmtung der Subjektivität, diese verstanden als das Der-sein-der-er-ist für einen jeden Bewussthaber (Bewussthaber = Subjekt). (S-WNP 15)
Reflexive und Präreflexive Subjektivität
Präreflexive Subjektivität
Siehe: Ich, Selbstgewahrsein, affektives Betroffensein
Reflexive Subjektivität
Reflexive Subjektivität als Selbstbewusstsein und Selbstzuschreibung, als Ich
Positionale und strikte Subjektivität
Positionale Subjektivität
Strikte Subjektivität
Fichte
Fichte ist der Erste, dem das Rätsel der strikten die Eigenart des Gemeinten betreffenden Subjektivität aufgeht, die z.B. durch den Gebrauch des Wortes "ich" einer damit benannten Sache zugeschrieben wird. (S-WNP 376)
Heidegger
Horizontale und Vertikale Subjektivität
Vertikale Subjektivität
In der Tiefe des Unbewusssten
Horizontale Subjektivität
In der Breite des gelebten Beziehungsfeldes
- im leiblichen Verhalten: Wirksamkeit von Verhaltenstherapie
- im Lebensvollzug
- in den Strukturen des Lebensraums einer Person: Wirksamkeit von (Struktur-)Aufstellungen
Siehe: Leibgedächtnis als Ort des Unbewussten
Subjektivität als Bereich oder Tatsächlichkeit
Subjektivität als:
- eigener Bereich für jedes Subjekt im Milieu der objektiven oder neutralen Tatsachen, nämlich als private Innenwelt oder Seele, gleichsam einer Scheibe aus der großen Torte Welt.
- Tatsächlichkeit eigener Art
Regionalisierung der Subjektivität
Eigene Tatsächlichkeit: subjektive Tatsachen
Siehe: Subjektive Tatsachen
Subjektivität als Abgeschlossenheit oder Offenheit
Subjektivität als Abgeschlossenheit von der Welt
- Platon
- Kierkegaard
- Michael Henry
- Konstruktivisten
Siehe: Introjektionismus
Subjektivität als Offenheit für die Welt
Subjektivität als affektives Betroffensein statt beobachtende Perspektive
- Analytische Philosophie: Perspektive (Nagel)
- Neue Phänomenologie: affektives Betroffensein
Subjektivität als Perspektive unzureichend
Subjektivität als affektives Betroffensein
Siehe: Affektives Betroffensein, subjektive Tatsache
Personwerdung als Entfaltung der Subjektivität
Vereinzelung
Neutralisierung von Bedeutung
Abschälung der Subjektivität
Siehe: Abhebung des Eigenen vom Fremden
Entfremdung von Subjektivität
Scheinbare Alternative zwischen ein rezessiven und transportativen Entfremdung der Subjektivität.
Siehe: Entfremdung
Hauptsätze der Subjektivität
1. Hauptsatz der Subjektivität
2. Hauptsatz der Subjektivität
3. Hauptsatz der Subjektivität
4. Hauptsatz der Subjektivität
Siehe: Überführung der Tatsächlichkeiten
Personalisierung der Subjektivität
Die Personalisierung der Subjektivität in der Dimension des Eigenen und des Fremden.
Quelle: http://www.teol.ku.dk/afd/ast/arrangementer/200911020/Hermann_Schmitz__tysk_Subjektivitaet.PDF/
Ursprünge
Das menschliche Nachdenken hat die Subjektivität, die dem Wirklichen das Gewicht und den Ernst des Lebens verleiht, lange nicht zum Thema erhoben.
- Kant weiß noch nichts davon;
- Fichte scheint als Erster auf die Spur gekommen zu sein,
- aber Hegel hat sie wieder verlassen.
- Erst die Existenzphilosophie hat wirklich Kenntnis von ihr genommen;
- Heidegger gab der Subjektivität den Namen "Jemeinigkeit" ... (S-III 3, 529)
Vertreter:
- Buddhismus
- Fichte (subjektive Tatsache)
- Kierkegaard
- Heidegger
- Schmitz
Buddhismus
Fichte
Kierkegaards Ernst
Philosophen der genannten Tradtionslinie haben ... versucht, der Subjektivität ihr eigenes Recht zu geben und sie aus der erkenntnistheoretischen Konkurrenz mit der Objektivität zu befreien.
Den Anfang macht Soren Kierkegaard mit der Einführung der Existenzbegriffe. Sein Prototyp dafür ist der Begriff des Ernstes. Er verwendet in diesem Zusammenhang den Ausdruck Ernst nicht als Eigenschaft, wie etwas in dem Satz Herr X ist ein ernster Mann, sondern adverbial wie in dem Satz Mir ist es ernst mit der Philosophie. Ernst als Existenzbegriff ist also kein Prädikat, sondern bezeichnet eine Seinsweise, und zwar im Denken oder Handeln, insofern der Denkende und Handelnde sich in seinem Denken oder Handeln engagiert, das heißt, darin selbst mit auf dem Spiel steht. (B-LaA 45)
Heideggers Jemeinigkeit
Dasein ist jemeines, weil Dasein nur vorkommt als ein Sein von jemandem, dem es in seinem Sein um dieses selbst geht. (B-LaA 46)
Schmitz' subjektive Tatsachen
Hermann Schmitz hat dieses Moment der Sorge bei Heidegger oder der Beteiligung, des Engagements bei Kierkegaard mit dem Ausdruck der affektiven Betroffenheit bezeichnet und auf dieser Basis den Begriff der subjektiven Tatsache eingeführt. Subjektive Tatsachen sind nach ihm Tatsachen des affektiven Betroffenseins. (B-LaA 46)