Selbstbewusstsein

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Ein von Identifizierung unabhängiges Selbstbewusstsein beruht darauf, dass die Tatsachen des affektiven Betroffenseins subjektive Tatsachen sind. (S-KE 30f)

Statt von Selbstbewusstsein schlechthin werde ich bei identifizierendem Selbstbewusstsein daher von Selbstzuschreibung sprechen, der ein nicht identifizierendes Selbstbewusstsein zu Grunde liegt. (S-BW 30)

Es zeigt sich nämlich, dass die Identifizierung nicht genügt, ja, dass Selbstbewusstsein unmöglich wäre, wenn es nur in solcher Identifizierung bestünde. (S-BW 27)

Das Scheitern des Versuchs, Selbstbewusstsein allgemein als Selbstzuschreibung zu erweisen, ... (S-HuH 23)

Identifizierendes Selbstbewusstsein

Identifizierungsfreies Selbstbewusstsein als Selbstgewahrsein

Deshalb ist es Nonsense, für das unmittelbare Selbstbewusstsein eine kognitive Selbstzuschreibung anzusetzen. Das genau ist der Grund dafür, dass man beim Selbstbewusstsein vom Typ "ich bin so - und - so" ein unmittelbares, in Form subjektiver Tatsachen präsentiertes Selbst unterscheiden muss von einem zweiten, das tatsächlich über solche Handlungen identifiziert wird und in Sätzen, wie zum Beispiel 'ich wiege 70 Kilogramm', ausmündet. Da bei der Präsentation dieses zweiten Selbst tatsächlich die Identitätsrelation in ihrer kognitiven Bedeutung verwendet wird, kann man es auch kurz das zweistellige oder kognitive Selbst nennen und entsprechend das erste das einstellige oder auch affektive Selbst. (Matthias Hartmann: Leib und Gefühl. in: MG-LuG 219)

Noch vor aller Perspektive und Erkenntnis liegt eine Form unmittelbarer, präreflexiver Selbst-Gegenwart, ein affektiv getöntes Vertrautsein des Bewusstseins mit sich selbst, das sich mit Henry (1963) auch als "Autoaffektion" bezeichnen lässt. (Fussnote: Vgl. auch Zahavi (1999). - Hier berühren sich die Analysen des französischen Phänomenologen Michel Henry trotz ihres sehr unterschiedlichen Hintergrundes mit den Konzepten der "Heidelberger Schule", also Dieter Henrichs (1970) und Manfred Franks (1991), die von einer präreflexiven Selbstvertrautheit des Subjekts als Basis aller reflexiven Selbsterkenntnis ausgehen. "Vertrautheit" enthält ein affektives Moment, was allerdings von Henrich und Frank nicht eigens thematisiert wird.) (F-DG 54)

Dieses elementare Selbstgewahrsein begründet die Existenz von subjektiven oder Erlebnistatsachen - etwa die Tatsache, dass ich Schmerzen empfinde, Hunger spüre, froh oder traurig bin. (F-DG 54)

Nach dem Selbstbewusstsein ohne Selbstzuschreibung braucht man nicht lange zu suchen; es liegt in jedem affektiven Betroffensein, gleich ob dieses nur in leiblichen Regungen (Schmerz, Angst, Hunger, Durst, Müdigkeit, Frische, Erleichterung usw.) oder auch im (gleichfalls leiblich spürbaren) Ergriffensein durch Gefühle besteht. Schmerzen, Trauer, Freude usw. muss man nie wie eine Fundsache auflesen, um sich nach dem Besitzer, dem sie zugeschrieben werden können, umzusehen; sowie ich einen Schmerz spüre, merke ich auch schon, dass ich leide. Mindestens gleich ursprünglich mit dem Schmerz, eher noch ursprünglicher und näherliegend, ist mir dies präsent. (S-HuH 23)

Das Sichbewussthaben geht nicht nur ohne Identität von Subjekt und Objekt, sondern kommt sogar ohne zutreffende Identifizierung seiner selbst mit etwas (oder umgekehrt) aus. (Vgl. S-BW 38f)

Siehe: