Entfremdung

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Typen der Entfremdung

Rezessive Entfremdung

Rezessive Entfremdung der Subjektivität

Bei rezessiver Entfremdung wird das Subjektive durch Ablösung vom Objektiven rein dargestellt, so daß für seine Wiederherstellung durch Veränderung der objektivierbaren Verhältnisse kein Angriffspunkt besteht.

die Einsicht, dass die Tatsachen der Art, dass es sich bei etwas um mich selber handelt, keine objektiven Tatsachen (d.h. solche, die jeder aussagen kann, sofern er genug weiß und gut genug sprechen kann) sind verbunden mit der Befangenheit in dem Glauben, dass alle Tatsachen objektiv sind. Daraus ergibt sich eine Entfremdung des Bewussthabers, der jeweils ich bin, von der Welt aller Tatsachen. (S-DWdeP2 827)

Transportative Entfremdung

Transportative Entfremdung der Subjektivität (Reluzenz)

Bei transportativer Entfremdung ist das Subjektive in Objektivität verstrickt oder verkehrt, so daß es lohnen kann, es durch Aneignung freizusetzen und zurückzuholen.

Die Entäußerung des Subjekts an Objektives, wovon Marx spricht.

Projektive Entfremdung

Von der resessiven Entfremdung der Subjektivität durch Auszug aus dem Milieu der objektiven Tatsachen habe ich die Entfremdung im Sinne von Marx, die gerade umgekehrt in Auslieferung des Subjektiven an objektive Mächte mit Bedürfnis und Chance der Wiederaneignung besteht, als die transportative unterschieden, doch möchte ich jetzt lieber von projektiver Entfremdung sprechen, sowohl, weil damit der Zusammenhang mit dem Projektionismus z.B. Nietzsches angedeutet wird, als auch weil die Antithese zu "rezessiv" besser markiert wird. Man kann also sagen, dass der junge Heidegger ab Sommer 1920 die rezessive Entfremdung der Subjektivität aus der Gegenbewegung gegen ihre projektive Entfremdung durch die faktische Lebenserfahrung gewinnt. (S-DWdeP 725)

Alternative Konzepte der Welterfahrung

  • Die „wahre Natur“ oder die Essenz (das Wesen) als Gegenbegriff - ist unhaltbar
  • Authentizität“ (Heidegger, Taylor…) als Übereinstimmung mit dem eigenen inneren Kern – ist unhaltbar, weil/falls es diesen „inneren Kern“ nicht gibt.
  • Autonomie“ (Jaeggi…) = Selbstbestimmung, Kontrolle über die Umstände – ist unhaltbar, weil sich ja auch Diktatoren „entfremdet“ fühlen können – Sklaven und Liebhaber dagegen „ganz bei sich selbst“
  • Leben gemäß den eigenen starken und schwachen Wertungen (Taylor) …
  • Übereinstimmung zwischen Habitus und Umwelt…(Bordieu)
  • Anerkennung (Honneth)…
  • Resonanz (Rosa)

Vgl: [Annette Schlemm: http://philosophenstuebchen.wordpress.com/2012/04/20/anerkennung-resonanz/]

Siehe: Schmitz, Hermann: Selbstdarstellung als Philosophie, Metamorphosen der entfremdeten Subjektivität. Bonn: Bouvier Verlag, 1995.

Gegenbegriff zu Entfremdung: Resonanz

Weder die Natur des Menschen noch Identität, Authentizität, Autonomie, Anerkennung, Sinn oder die Korrespondenz von Habitus und Feld sind geeignet oder ausreichend dafür, das ›Andere‹ der Entfremdung, ihren Gegenbegriff zu bestimmen. Fasst man Entfremdung dagegen als einen spezifischen Modus der (Welt-)Beziehung auf, so lässt sich dieser mit Rahel Jaeggi zunächst als Beziehung der Beziehungslosigkeit definieren. (HR-R P5216)