Autonomie

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Wer um seine Autonomie kämpft, ist noch nicht erwachsen und noch kein Individuum, sondern wehrt sich nur gegen die (vermeintliche) Vereinnahmung durch andere. Erwachsen bin ich erst, wenn ich erkenne, dass es niemanden mehr gibt, der mit sagen kann, wie ich zu leben habe, und zugleich anerkenne, dass ich dies in meiner Kindheit sehr wohl gebraucht habe. Alles, was war, hat meinem Leben und meinem Dasein hier und jetzt gedient. Mit dieser Erkenntnis endet mein Kampf. (Wielfried Nelles, in PdS 2/2013, S. 12)

Autonomie ist derjenige Zustand der Integration, in dem ein Mensch in voller Übereinstimmung mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen ist. Im allgemeinen verstehen wir unter Autonomie etwas anderes, nämlich etwas, was mit der Behauptung der eigenen Wichtigkeit und Unabhängigkeit zu tun hat. Das gilt insbesondere für ein Selbst, das, bewusst oder unbewusst, der Ideologie des Herrschens entspricht. Deswegen dient das, was wir meistens als autonom beschreiben, einer auf Abstraktionen aufgebauten Idee des Selbst. Trotz der Rebellion, die von einem solchen Selbst ausgehen kann, reflektiert dieses nur die eingeschränkten, entstellenden, selbstsüchtigen Kategorien von Eigenschaften, in welche Eltern, Schule und Gesellschaft uns gepresst haben. Was dann mit Autonomie bezeichnet wird, ist die Freiheit, sich und anderen ständig Beweise der Stärke und Überlegenheit liefern zu müssen. Ob es ein Beweisen für oder gegen die bestehenden Normen ist, macht keinen Unterschied. Das Wichtige ist das ständige Beweisen-Müssen; es ist ein kriegerischer Zustand, weit entfernt von der Fähigkeit, das Leben zu bejahen. Demgegenüber ist es der Zugang zum Lebensbejahenden, zu den Gefühlen der Freude, des Leids, des Schmerzes, kurz des Lebendigseins, aus dem die Autonomie, die ich meine, sich entwickelt. (AG-VaS 17)

Autonomie beinhaltet die Fähigkeit, ein Selbst zu haben, das auf dem Zugang zu eigenen Gefühlen und Bedürfnissen gründet. Da bei einer Fehlentwicklung der Autonomie Gefühle und Bedürfnisse Ausdruck der Ideologie des Herrschens und nicht einer inneren Integration sein können, müssen wir erkennen, dass die Bedürfnisse und Gefühle selbst nicht mit Autonomie gleichzusetzen sind. (AG-VaS 18)

Personale Autonomie, aber transpersonale Heteronomie!

  1. Präpersonale symbiotische Heteronomie
  2. Personale Autonomie
  3. Transpersonale Heteronomie
Präpersonal symbiotische Heteronomie
Personal personale Autonomie
Transpersonal transpersonale Heteronomie

Siehe: Abgrenzung

Autonomie durch Krankheit

Das Schmerzgeschehen bewirkt eine neue Form von Autonomie für den Patienten. Auf indirekte Art können so selbst aggressive Impulse dem Partner gegenüber kanalisiert werden, wenn dieser in all seinen Hilfsbemühungen enttäuscht wird. Andererseits löst diese Frustration beim Partner oft vermehrt Fürsorgeaktivität aus, die ja auch wieder eine unterschwellig-aggressive Komponente haben kann. So ergibt sich ein Hin- und Herpendeln zwischen Nähewünschen und Racheimpulsen. Man könnte auf dieser Ebene auch von einem sado-masochistischen Zirkel sprechen. (GS-KiK 207)