Abstraktion

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Von daher lässt sich Abstraktion - im Sinne eines Konzentrationsprozesses - als das Wegsehen oder Absehen von Subjektivität verstehen, das durch Ab-Sicht geschieht. Dabei hat das Ab-Sehen eine Doppelbedeutung man sieht davon ab, Subjektivität zu berücksichtigen und hat es auf Objektivität abgesehen. In diesem Sinn ist die Objektivität das Konzentrat der Subjektivität; aber 'alchemistisch' betrachtet eine gefährliche Droge, führt sich doch dazu, die Welt so zu sehen, als ob die Subjektivität nur Akzidenz (also etwas Angehängtes, Nebensächliches, Zweitrangiges) wäre. (GR-LS 344)

Die Abstraktionen, die wir als gültigen Rahmen unserer Existenz akzeptieren, steigern unsere innere Malaise, unseren inneren Drang zur Gewalttätigkeit, denn sie schneiden uns von den Gefühlen ab, die durch Hilflosigkeit erzeugt werden. (AG-VaS 64)

Wir haben Angst vor einer Schwäche, die nur durch Abstraktion existiert. (AG-VaS 65)

Abstraktion zwingt einen, Rache an Opfern auszuüben, die in letzter Konsequenz die eigene Unterdrückung, den eigenen Selbsthass hervorrufen. (AG-VaS 67)

Die Abstraktionen, die auf einer reduzierten Menschlichkeit aufbauen, versperren unsere Sicht. Wir verzeihen eher das Böse, das sich rings um uns türmt, aber nicht die Rebellion, mit der wir das wahre Böse identifizieren. (AG-VaS 68)

Durch die Abstraktion aber kann Verstümmelung auch auf anderem Wege als durch körperliche Gewalt erfolgen. Gewalttätigkeit wird nur durch die direkte Unterdrückung der autonomen Entwicklung freigesetzt, sondern ebenso durch das Fördern von Werten und Lebensorientierungen, die Autonomie negieren. (AG-VaS 70)

Indem uns die Abstraktion von unseren Gefühlen trennen kann, macht sie die Menschheit menschlich zu Krüppeln. (AG-VaS 70)

Es ist schon ein Paradox, dass abstrakte Begriffe spontane Lebensäußerungen reduzieren. Aber es stellt sich die Frage, inwieweit unsere wissenschaftliche Fachwelt, der ganze Wissenschaftsbetrieb, vielleicht unfreiwillig solche Reduktion des Lebens betreibt und dafür Zustimmung verlangt. (AG-VaS 62f)

Es ist sicher kein Zufall, dass junge, überintellektuelle Patienten in der Psychotherapie ihre eigenen Befindlichkeiten oft nicht verbalisieren können. Ihre Talente wurden nämlich ausschließlich auf ein einziges Ziel hin gefördert: Für den Wettbewerb auf der "kognitiven Kampfbahn" möglichst gut gerüstet zu sein. Inzwischen ist es ihnen unmöglich geworden, einen Dialog mit sich selber zu führen. (AG-VaS 73)

Er lachte schallend über die Absurdität einer Erziehung, die Menschen vom Leben abtrennt, indem sie ausschließlich Abstraktion und "Kompliziertheit" belohnt. Diese jungen Leute wurden geschult, nicht mit Gefühl auf Erleben zu reagieren, sondern indem sie sich distanzieren. Abstraktion vermittelt das. Ihr Leben wurde durch die Fähigkeit, abstrakte Formeln virtuos zu manipulieren zu können, bestimmt. Diese Fähigkeit zur Abstraktion bestimmt dann den Erfolg. Und indem Erfolgreichsein zum Vorwand für Rücksichtslosigkeit wird, üben sie gesellschaftlich akzeptierte Aggression aus. (AG-VaS 76)

Der Druck der Abstraktionen, die uns prägen, ist gegen die Authentizität gerichtet. Abstraktionen als Umwelt, die unsere Vision trübt, und als Prozess, der die emotionelle Verantwortung dem Leben gegenüber beiseite schiebt, werden zum Feind des Lebens selbst. Unsere Intelligenz wird dann zu einer Kraft, welche die Realität in ein gefährliches, selbst-zerstörerisches Spiel umwandelt. Diejenigen, welche aus diesem Gefüge auszubrechen versuchen - indem sie sich nicht ergeben -, werden als unangepasste und Versagen eingeordnet. (AG-VaS 76f)

Siehe: Analytische Intelligenz