Dingontologie: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Es handelt sich um die einfache Gegenüberstellung von Substanz und Akzidenz, Ding und Empfindung oder Sinnesqualität, Ding als Eins und Ding als Auch der vielen Eigenschaften (Hegel), materielles Objekt und Sinnesdatum (moderne Engländer). Wer die normale Wahrnehmung nicht bei Empfindungen oder "Sinnesqualitäten", bei Mach'schen Elementen und Locke'schen Modi, aufhalten will, muss sie gemäß dieser einfachen Alternative gleich zu Dingen wie Tischen, Stühlen, Pferden, Menschen gelangen und gerät dann in die ... erörterte Verlegenheit, über die als Sinnesdaten usw. deklarierten Farben, Geräusche, Drücke, Bewegungen hinaus das Eingentümliche des Dinges angeben zu sollen, das sich ihm in ein unauffindbares Gedankending ... aufzulösen droht. Eine feinere Phänomenologie dürfte einen Ausweg aus dieser Problematik finden, wenn sie zunächst jene gar zu einfache Alternative unterläuft und unter den Gegenständen der Wahrnehmung einen schon unter normalen Umständen weit verbreiteten Typus nachweist, der sich den Vorstellungs- und Denkschemata für Dinge so wenig fügt wie denen für Empfindungen, Sinnesdaten oder Akzidentien. Ich führe mangels eines treffenden Gattungsnamens ... für diesen Typus den etwas blassen Ausdruck "[[Halbding]]" ein, der wenigstens darauf hinweist, dass diese Halbdinge in noch zu präzisierendem Sinn zwischen Qualen und Dingen im Vollsinn in der Mitte stehen.|S-III 5 116f}} | {{c|Es handelt sich um die einfache Gegenüberstellung von Substanz und Akzidenz, Ding und Empfindung oder Sinnesqualität, Ding als Eins und Ding als Auch der vielen Eigenschaften (Hegel), materielles Objekt und Sinnesdatum (moderne Engländer). Wer die normale Wahrnehmung nicht bei Empfindungen oder "Sinnesqualitäten", bei Mach'schen Elementen und Locke'schen Modi, aufhalten will, muss sie gemäß dieser einfachen Alternative gleich zu Dingen wie Tischen, Stühlen, Pferden, Menschen gelangen und gerät dann in die ... erörterte Verlegenheit, über die als Sinnesdaten usw. deklarierten Farben, Geräusche, Drücke, Bewegungen hinaus das Eingentümliche des Dinges angeben zu sollen, das sich ihm in ein unauffindbares Gedankending ... aufzulösen droht. Eine feinere Phänomenologie dürfte einen Ausweg aus dieser Problematik finden, wenn sie zunächst jene gar zu einfache Alternative unterläuft und unter den Gegenständen der Wahrnehmung einen schon unter normalen Umständen weit verbreiteten Typus nachweist, der sich den Vorstellungs- und Denkschemata für Dinge so wenig fügt wie denen für Empfindungen, Sinnesdaten oder Akzidentien. Ich führe mangels eines treffenden Gattungsnamens ... für diesen Typus den etwas blassen Ausdruck "[[Halbding]]" ein, der wenigstens darauf hinweist, dass diese Halbdinge in noch zu präzisierendem Sinn zwischen Qualen und Dingen im Vollsinn in der Mitte stehen.|S-III 5 116f}} | ||
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+ | {{c|... am Festkörpermodell orientierten Ontologien ..., die im Gefolge der psychologistisch-reduktionistisch-introjektionistischen Vergegenständlichung entstanden sind und die Welt auf Substanzen und Akzidenzen der Ereignisse und Relationen zwischen ihnen verteilen.|S-BE 106}} | ||
Siehe: [[Prozessontologie]], [[Dreieck#Ding, Empfindung, Halbding|Ding, Empfindung, Halbding]] | Siehe: [[Prozessontologie]], [[Dreieck#Ding, Empfindung, Halbding|Ding, Empfindung, Halbding]] | ||
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{{c|Das Leitmodell der dominanten Richtung des europäischen Denkens seit Demokrit ist der feste Körper im zentralen Gesichtsfeld mit ablesbaren Merkmalen, aber degeneriert zu deren Gerüst oder Träger, woraus in der Ontologie das Schema von [[Substanz]] und [[Attribut|Akzidens]] (mit Nachrangigkeit der [[Relation]]en) wird. Dieses [[Festkörpermodell]] verengt nicht nur die Perspektive des Denkens mit der Folge großer Verrenkungen, sondern wird nicht einmal seinem Maßstab, dem festen Körper gerecht. Feste Körper sind Dinge.|S-DuG 222}} | {{c|Das Leitmodell der dominanten Richtung des europäischen Denkens seit Demokrit ist der feste Körper im zentralen Gesichtsfeld mit ablesbaren Merkmalen, aber degeneriert zu deren Gerüst oder Träger, woraus in der Ontologie das Schema von [[Substanz]] und [[Attribut|Akzidens]] (mit Nachrangigkeit der [[Relation]]en) wird. Dieses [[Festkörpermodell]] verengt nicht nur die Perspektive des Denkens mit der Folge großer Verrenkungen, sondern wird nicht einmal seinem Maßstab, dem festen Körper gerecht. Feste Körper sind Dinge.|S-DuG 222}} | ||
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+ | {{c|Diese Ontologie orientiert sich an einem Leitbild methodisch reduzierter und präzisierter Beobachtung durch Ablesen von Marken (z.B. Strichen) an festen Körpern im zentralen Gesichtsfeld; ein All von Flüssigkeiten oder Atmosphären (Klimata, Dünste) können sie nicht brauchen. ... Auch lässt sich das Primat der Substanzen nicht halten, sobald diese als Einzelwesen von irgend einer Art oder Beschaffenheit ("etwas Inneres" nach Kant) aufgefasst werden.|S-HL 357}} | ||
{{c|Die hierarchische Auszeichnung der Substanzfrage "Was ist etwas?" vor dem "Wie, wieviel, wie groß, wie klein ist etwas?" und vor der Frage nach den Beziehungen in denen etwas zu etwas anderem steht, bezeugt eine Privilegierung fester Körper und damit die Negation des Atmosphärischen, das eben nicht vom Charakter eines Dings und nicht von dinglicher Einzelheit ist. Aus diesem Primat der Substanz folgt unmittelbar der zweite wesentliche Aspekt der Kritik dominanter ontologischer Leitfäden: Es ist die Orientierung an festen Körpern, die Schmitz, wenig zögerlich, als eine "Herrschaft des Festkörpermodells" (S-DuG 36) ausweist. Das Leitbild des festen Körpers bewirkt wiederum die Betonung des Einzelnen, d.h. des einzelnen festen Körpers, der zählbar, einer Gattung zuzuordnen und als Träger von Eigenschaften zu identifizieren ist. Voraussetzung für die Zahlfähigkeit einzelner Dinge ist ihre Zugehörigkeit zu Gattungen und damit ihre Unterscheidung nach Identität und Verschiedenheit. Die identifizierende, gattungsmäßige Ordnung des Mannigfaltigen ist also Voraussetzung für Zählbarkeit und Zahlfähigkeit.|KA in AE-GfA 89f}} | {{c|Die hierarchische Auszeichnung der Substanzfrage "Was ist etwas?" vor dem "Wie, wieviel, wie groß, wie klein ist etwas?" und vor der Frage nach den Beziehungen in denen etwas zu etwas anderem steht, bezeugt eine Privilegierung fester Körper und damit die Negation des Atmosphärischen, das eben nicht vom Charakter eines Dings und nicht von dinglicher Einzelheit ist. Aus diesem Primat der Substanz folgt unmittelbar der zweite wesentliche Aspekt der Kritik dominanter ontologischer Leitfäden: Es ist die Orientierung an festen Körpern, die Schmitz, wenig zögerlich, als eine "Herrschaft des Festkörpermodells" (S-DuG 36) ausweist. Das Leitbild des festen Körpers bewirkt wiederum die Betonung des Einzelnen, d.h. des einzelnen festen Körpers, der zählbar, einer Gattung zuzuordnen und als Träger von Eigenschaften zu identifizieren ist. Voraussetzung für die Zahlfähigkeit einzelner Dinge ist ihre Zugehörigkeit zu Gattungen und damit ihre Unterscheidung nach Identität und Verschiedenheit. Die identifizierende, gattungsmäßige Ordnung des Mannigfaltigen ist also Voraussetzung für Zählbarkeit und Zahlfähigkeit.|KA in AE-GfA 89f}} | ||
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{{c|Das klassische Paradigma impliziert eine 'Dingontologie', die die Umwelt des kognitiven Systems als eine kontingente Ansammlung von Gegenständen auffaßt. Die in der Welt vorfindlichen Gegenstände werden dabei als prinzipiell isolierbare, beobachterunabhängige und kontextinvariante Einheiten betrachtet. Es wird angenommen, dass Wahrnehmung sich primär auf solche invarianten Objekte richtet, und der Wahrnehmungsprozess wird weitgehend auf Objekterkennung und Objektrepräsentation reduziert. Damit erliegt dieses Paradigma - mit den Worten Merleau-Pontys - dem 'Vorurteil einer fertigen Welt', von der angenommen wird, dass sie an sich eindeutig gegliedert ist. Da die Welt prädefinierte Strukturen aufweist, haben visuelle Szenen vorgegebene Grenzen oder 'Sollbruchstellen', und es gibt somit nur ''eine'' korrekte Art, sie zu segmentieren (das heißt perzeptiv in kohärente Teilbereiche zu untergliedern). Das Auffinden der 'richtigen' Lösung des Segmentierungsproblems und die 'richtige' Rekonstruktion von Objekteingenschaften werden daher in diesem Paradigma zum Kriterium für erfolgreiche Kognition.|Janich MPK 176f}} | {{c|Das klassische Paradigma impliziert eine 'Dingontologie', die die Umwelt des kognitiven Systems als eine kontingente Ansammlung von Gegenständen auffaßt. Die in der Welt vorfindlichen Gegenstände werden dabei als prinzipiell isolierbare, beobachterunabhängige und kontextinvariante Einheiten betrachtet. Es wird angenommen, dass Wahrnehmung sich primär auf solche invarianten Objekte richtet, und der Wahrnehmungsprozess wird weitgehend auf Objekterkennung und Objektrepräsentation reduziert. Damit erliegt dieses Paradigma - mit den Worten Merleau-Pontys - dem 'Vorurteil einer fertigen Welt', von der angenommen wird, dass sie an sich eindeutig gegliedert ist. Da die Welt prädefinierte Strukturen aufweist, haben visuelle Szenen vorgegebene Grenzen oder 'Sollbruchstellen', und es gibt somit nur ''eine'' korrekte Art, sie zu segmentieren (das heißt perzeptiv in kohärente Teilbereiche zu untergliedern). Das Auffinden der 'richtigen' Lösung des Segmentierungsproblems und die 'richtige' Rekonstruktion von Objekteingenschaften werden daher in diesem Paradigma zum Kriterium für erfolgreiche Kognition.|Janich MPK 176f}} | ||
− | == | + | {{c|Hier herrscht vielmehr seit den antiken Atomisten (Leukipp, Demokrit) das ontologische Modell des festen Körpers, übrigens auch für transzendente Wesenheiten (Verflechtung platonischer Ideen) und für Seelenzustände (Assoziationspsychologie, Gehirnmythologie). Diese Ontologie orientiert sich an dem Leitbild methodisch reduzierter und präzisierter Beobachtung durch Ablesen von Marken (z.B. Strichen) an festen Körpern im zentralen Gesichtsfeld; ein All von Flüssigkeiten oder Atmosphären (Klimata, Dünste) könnte sie nicht brauchen.|S-HL 366f}} |
− | Mögliche These: Der | + | |
+ | == Festkörperglaube == | ||
+ | Mögliche These: Der Festkörperglaube war wichtig für die Entdeckung und Besorgung von (fester) Nahrung (nicht nur in der Steinzeit). | ||
{{c|Es geht mir darum, etwas beizutragen, die übermächtigen Erbstücke der Substanz- und Einzelding-Metaphysik, die in den Köpfen der Menschen immer noch festsitzen, aufzulösen, Vorstellungen, die seit 2500 Jahren die Europäer mit einer grammatischen Luftspiegelung über den sogenannten harten Kern des Wirklichen blenden. Das Substanzdenken hat uns seit kaum vordenklichen Zeiten dazu verführt, das Wesentliche von Welt und Leben in dem und nur in dem zu suchen, was man dinglich anfassen kann, was stofflich und formal Bestand hat, was in den Objekten, die uns begegnen, als deren Essenz sich immerfort bewährt. Folglich begreifen wir in der Regel das Wesenhafte unter einer '''dingontologischen Auffassung'''. Die Substanz ist das, was die Welt im Innersten zusammenhält, und nur solche Dinge und Regelmäßigkeiten, die das Prädikat substantiell tragen, gelten nach allgemeinem Dafürhalten der Rede wert. In der Ordnung der Dinge und in der Ordnung der Worte herrscht dieselbe Voreingenommenheit für das Solide, Handgreifliche, Substantielle, Grundlegende in Verbindung mit dem Glauben, dass Einzeldinge, individuelle körperliche Objekte und Personen das Rückgrat des Wirklichen bilden. So gesehen ist unsere Kultur ihrer philosophischen Grammatik nach immer noch, wie in den Tagen des Aristoteles, ganz substantialistisch und individualistisch engagiert - daran hat die jüngere Wende zu einem funktionalistischen und kybernetischen Denkstil viel weniger geändert, als gelegentlich behauptet wird. Im Alltag sind wir nach wie vor Hardcore-Metaphysiker - der Festkörperglauben, das ''hardware''-Credo und der metaphysische Individualismus sitzen bei uns tiefer als alle neu hinzugelernten Reden über die Immaterialien, die Medien und die auftauchende Halbwelt zwischen Geist und Silikon, die sich [[Information]] nennt.|SL-B 487, aus: H-PS 188f}} | {{c|Es geht mir darum, etwas beizutragen, die übermächtigen Erbstücke der Substanz- und Einzelding-Metaphysik, die in den Köpfen der Menschen immer noch festsitzen, aufzulösen, Vorstellungen, die seit 2500 Jahren die Europäer mit einer grammatischen Luftspiegelung über den sogenannten harten Kern des Wirklichen blenden. Das Substanzdenken hat uns seit kaum vordenklichen Zeiten dazu verführt, das Wesentliche von Welt und Leben in dem und nur in dem zu suchen, was man dinglich anfassen kann, was stofflich und formal Bestand hat, was in den Objekten, die uns begegnen, als deren Essenz sich immerfort bewährt. Folglich begreifen wir in der Regel das Wesenhafte unter einer '''dingontologischen Auffassung'''. Die Substanz ist das, was die Welt im Innersten zusammenhält, und nur solche Dinge und Regelmäßigkeiten, die das Prädikat substantiell tragen, gelten nach allgemeinem Dafürhalten der Rede wert. In der Ordnung der Dinge und in der Ordnung der Worte herrscht dieselbe Voreingenommenheit für das Solide, Handgreifliche, Substantielle, Grundlegende in Verbindung mit dem Glauben, dass Einzeldinge, individuelle körperliche Objekte und Personen das Rückgrat des Wirklichen bilden. So gesehen ist unsere Kultur ihrer philosophischen Grammatik nach immer noch, wie in den Tagen des Aristoteles, ganz substantialistisch und individualistisch engagiert - daran hat die jüngere Wende zu einem funktionalistischen und kybernetischen Denkstil viel weniger geändert, als gelegentlich behauptet wird. Im Alltag sind wir nach wie vor Hardcore-Metaphysiker - der Festkörperglauben, das ''hardware''-Credo und der metaphysische Individualismus sitzen bei uns tiefer als alle neu hinzugelernten Reden über die Immaterialien, die Medien und die auftauchende Halbwelt zwischen Geist und Silikon, die sich [[Information]] nennt.|SL-B 487, aus: H-PS 188f}} | ||
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+ | {{c|Die Auszeichnung der festen Körper führte nämlich zur Entdeckung des vielleicht einzigen Weges, den die Menschen haben, um [[Intersubjektivität|intersubbjektive]] Übereinstimmung bei empirischen Fragen zu erzwingen: des Zählens fester Körper im zentralen Gesichtsfeld. Das [[Sehen]] gibt uns die einzigartige Chance, Begegnendes in deutlichem Abstand von uns als Wahrnehmenden mit beharrlicher Gliederung und scharfen Grenzen neben einander aufgereiht zu finden.|S-NP 11}} | ||
{{c|''Ich bin fest davon überzeugt, dass die Substanz heute ihre Rolle in der Physik ausgespielt hat.'' ... Die Physik muss sich ebenso der ''ausgedehnten Substanz'' entledigen, wie die Psychologie schon längst hat, die Gegebenheiten des Bewusstseins als 'Modifikationen' aufzufassen, die einer einheitlichen Seelensubstanz inhärieren."|Hermann Weyl: Was ist Materie? (1924), 240. Zit.n.: F-WCP 287}} | {{c|''Ich bin fest davon überzeugt, dass die Substanz heute ihre Rolle in der Physik ausgespielt hat.'' ... Die Physik muss sich ebenso der ''ausgedehnten Substanz'' entledigen, wie die Psychologie schon längst hat, die Gegebenheiten des Bewusstseins als 'Modifikationen' aufzufassen, die einer einheitlichen Seelensubstanz inhärieren."|Hermann Weyl: Was ist Materie? (1924), 240. Zit.n.: F-WCP 287}} | ||
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Siehe: [[Ding#Ding als Festkörper|Ding als Festkörper]], [[Demokrit]] | Siehe: [[Ding#Ding als Festkörper|Ding als Festkörper]], [[Demokrit]] | ||
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=== Aristoteles === | === Aristoteles === | ||
{{c|Dieses dreigliedrige Schema, zuerst bei Aristoteles ''Metaphysik'' 1089 b 23 f. ...|S-WNP 199}} | {{c|Dieses dreigliedrige Schema, zuerst bei Aristoteles ''Metaphysik'' 1089 b 23 f. ...|S-WNP 199}} | ||
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+ | {{c|Locke hat dieses neue Kategorienschema mit den Titeln "Substanz, Modus, Relation" kanonisiert und dafür die Zustimmung von Leibniz gefunden.|S NGE, 19f}} | ||
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+ | === [[Kant]] === | ||
+ | {{c|In diesem Sinn bringt Kant die Leibniz-Locke'sche Ontologie auf drei Gegenstandstypen, indem er sich selbst zu ihr bekennt, auf die kürzeste Formel: "Die Substanzen überhaupt müssen etwas Inneres haben, was also von allen äußeren Verhältnissen, folglich auch der Zusammensetzung, frei ist. Das Einfach ist also die Grundlage des Inneren der Dinge an sich selbst." (KdrV A 274, B330)|S NGE, 21f}} | ||
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Version vom 8. März 2019, 03:12 Uhr
Synonyme: Substanzontologie.
Die Vorstellung, dass die Welt aus Konstellationen von Dingen mit Eigenschaften besteht.
Die Dingontologie bildet neben der Prozess- und Feldontologie den dritten Pol im ontologischen Dreieck.
Der Begriff "Dingontologie" ist ein Ausdruck von Heideggers Sein und Zeit (S. 100), den er im Zusammenhang mit der Kritik des Descartesschen Weltbegriffs gebraucht. (Vgl.: MPK-177)
Triadische Dingontologie
Die europäische Denkweise im Alltagsleben, in der Wissenschaft und der Philosophie stützt sich gewöhnlich auf das zuerst bei Aristoteles nachweisbare Schema einer triadischen Dingtontologie;
- die Welt besteht demnach aus Dingen,
- die erstens die Eigenschaften haben
- und zweitens (sekundär) durch Relationen verknüpft sind. (S-WieP 19)
Siehe: Prozessontologie, Ding, Empfindung, Halbding
Ausgangspunkt: Einzelheit
Bedingung der Möglichkeit eines einzelnen Dinges ist die Einzelheit.
Siehe: Bedingung der Möglichkeit von Dingen
Ontologisches Leitbild: Festkörper
Die Dingontologie geht aus von der "Herrschaft des Festkörpermodells" (S-DuG 36).
Siehe: Visualprimat
Festkörperglaube
Mögliche These: Der Festkörperglaube war wichtig für die Entdeckung und Besorgung von (fester) Nahrung (nicht nur in der Steinzeit).
Siehe: Ding als Festkörper, Demokrit
Erkenntnistheoretische Konsequenz
Vertreter
- Demokrit
- Platon
- Aristoteles
- Leibniz
- Locke
- Kant
- Husserl
Aristoteles
Locke
Leibniz
Kant
Husserl
Kritik an Husserl von Heidegger: Wir sprechen von einem Vorrang der Präsenz der Verweisungsganzheit und der Verweisungen vor den in der Verweisung selbst sich zeigenden Dingen. (Heidegger, Gesamtausgabe Band 20, 254; aus: S-WNP 372)
Gegenstandsbewusstsein
- Das Ding muss gegenüber seiner Situation isoliert werden und
- das Subjekt muss sich vom Ding distanzieren, und zwar so weit, dass seine Anwesenheit beim Ding keine Rolle mehr spielt. (GB-BF 111)
Zwei Konstitutiva der Formation eines Gegenstandes:
- Isolation des Dinges gegenüber der Situation
- Distanz, in die sich das Subjekt gegenüber dem Ding bringt. Siehe: Duales Verhältnis
Ding und Person
Die Dingontologie beschreitet den Unterschied zwischen Ding und Person (bzw. auch Leib). Siehe Spaemann: Personen - Etwas und Jemand.
Volldinge und Halbdinge
Die Dingphilosophie bestreitet die Existenz der Halbdinge oder versucht - dort wo deren Effekte nicht mehr geleugnet werden können - diese in die Welt der Dinge einzubinden und geeignete Dinge notfalls zu erfinden, die die Luft, den elektrischen Strom, das Schwerefeld. (Vgl: S-WNP 105)
Populärwissenschaft
Kritik
Focus auf Sehen und Tasten
Siehe: Visualprimat
Situativ eingebettete Dingwahrnehmung
Messwerttaugliche Dingrudimente
Nähe zur Umwelt gestört
Der Selbstbezug der Systemtheorie
Dialogphilosophie
Die Dingphilosophie mündet schnell in eine Dialogphilosophie, wenn das Zwischen der Menschen thematisiert werden soll. Häufig wird die Relation zwischen zwei Dingen selbst wieder verdinglicht. (Vgl. den Vorwurf von Peter Sloterdijk in: SH-DSudT 139)
Vertreter: Martin Buber, Franz Rosenzweig
Sonstiges
Siehe:
- Prozessphilosophie
- Feldphilosophie als philosophische Topologie
- Dreieck