Wahrnehmung: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | |Sinneskanäle | ||
+ | |Leibliches Gespür für [[Situation]]en | ||
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+ | * Rezeptives Erleben von Empfindungen, Nervenreizen (naturalisiert) | ||
+ | * Rezeptiver [[Naturalismus]], [[Physiologismus]] | ||
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+ | * Überwältigendes Erleben von Gefühlen als Atmosphären | ||
+ | * [[Neue Phänomenologie]] | ||
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+ | * [[Synthese]] von Empfindungen zu ganzheitlichen Wahrnehmungen, neuronalen Musterbildungen | ||
+ | * (Neuro-)[[Konstruktivismus]], konstruktiver [[Idealismus]] | ||
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+ | * Aktive Aufmerksamkeitsfokussierung, Aktive In-Stellungnahme | ||
+ | * Aktives Wahrnehmen | ||
+ | ** optisch-motorisch: Passanten beim Überqueren der Straße | ||
+ | ** taktil-motorisch: Tasteninstrument, Schreibmaschine | ||
+ | ** taktil-motorisch/vibratorisch: Autofahrer auf nassen Fahrbahn | ||
+ | * Mediale Phänomenologie | ||
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+ | !Medium | ||
+ | |Suche und Besuch als Metapher | ||
+ | |Resonanz, Sympathie als Metapher | ||
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+ | !Identität und Verschiedenheit | ||
+ | |mit Bestimmtheit als Einzelne | ||
+ | |ohne Bestimmtheit als Einzelne | ||
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+ | |als Zusehen, Beobachten | ||
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{{c|Wahrnehmen ist nicht ein Registrieren von Empfindungen, sondern ein Bemerken, was los ist.|S-WNP 334}} | {{c|Wahrnehmen ist nicht ein Registrieren von Empfindungen, sondern ein Bemerken, was los ist.|S-WNP 334}} | ||
+ | {{c|Alle Wahrnehmung ist Wahrnehmung von [[Situation]]en;...|S-JdN 42}} | ||
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+ | === Sympathetische Wahrnehmung === | ||
+ | {{c|Sie führten ihn "zu der Hypothese, dass die fünf Sinne des Menschen hemmende Faktoren sein könnten, die eine ursprüngliche Primär-Wahrnehmung überlagern, die möglicherweise der ganzen Natur gemeinsam ist."|S-B 81}} | ||
− | {{c| | + | {{c|William M. Bonduranz meinte dazu: "Seine Arbeit deutet darauf hin, dass es eine primär Form unmittelbarer Kommunikation zwischen allen lebenden Wesen geben könnte, die über die Naturgesetze, die wir bisher kennen, hinausgeht." Das könnte so etwas wie die [[Sympathie]] nach [[Plotin]] sein.|S-B 81}} |
== Wahrnehmungstypen == | == Wahrnehmungstypen == | ||
+ | {|class="wikitable" | ||
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+ | !Rezeptives Wahrnehmen | ||
+ | !"Aktives" Wahrnehmen | ||
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+ | !Aktiv-Passiv-Schema | ||
+ | |Passives empfängliches Wahrnehmen | ||
+ | |Aktives Wahrnehmen | ||
+ | * optisch-motorisch: Passanten beim Überqueren der Straße | ||
+ | * taktil-motorisch: Tasteninstrument, Schreibmaschine | ||
+ | * taktil-motorisch/vibratorisch: Autofahrer auf nassen Fahrbahn | ||
+ | Wegen aktivem Anteil: Nähe zum [[Konstruktivismus]] | ||
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+ | !Identität und Verschiedenheit | ||
+ | |mit Bestimmtheit als Einzelne | ||
+ | |ohne Bestimmtheit als Einzelne | ||
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=== Rezeptives Wahrnehmen === | === Rezeptives Wahrnehmen === | ||
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{{c|Die [[Wahrnehmung]] von Halbdingen ist [[Einleibung]].|S-H 100}} | {{c|Die [[Wahrnehmung]] von Halbdingen ist [[Einleibung]].|S-H 100}} | ||
− | Die Normalform der Wahrnehmung ist die antagonistische [[Einleibung]] mit primärem Eingespieltsein beider Seiten auf einander durch einen sie zusammenschließenden vitalen Antrieb .... | + | {{c|Die Normalform der Wahrnehmung ist die antagonistische [[Einleibung]] mit primärem Eingespieltsein beider Seiten auf einander durch einen sie zusammenschließenden vitalen Antrieb .... |S-WNP 390}} |
− | Wahrnehmen ist keine Bewegung vom physikalischen Raum in den Bewußtseinsraum, sondern eine Beziehung von [[Leib]] und Gegenstand in einer gemeinsamen Welt - eine Form von [[Kommunikation]]. | + | {{c|Wahrnehmen ist keine Bewegung vom physikalischen Raum in den Bewußtseinsraum, sondern eine Beziehung von [[Leib]] und Gegenstand in einer gemeinsamen Welt - eine Form von [[Kommunikation]].|F-LRP 95}} |
− | Phänomenologisch ist Wahrnehmung nicht Verarbeitung physischer Reize mit mysteriösem Umspringen von Gehirnprozessen in Seelenzustände, sondern leibliche Kommunikation über die [[Brückenqualitäten|Brücke]] der Bewegungssuggestionen und synästhetischen Charaktere. | + | {{c|Phänomenologisch ist Wahrnehmung nicht Verarbeitung physischer Reize mit mysteriösem Umspringen von Gehirnprozessen in Seelenzustände, sondern leibliche Kommunikation über die [[Brückenqualitäten|Brücke]] der Bewegungssuggestionen und synästhetischen Charaktere.|S-WNP 254}} |
− | == | + | {{c|Einleibendes Wahrnehmen als präreflexive [[Erfahrung]].|Vgl. BB-MPK 280}} |
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+ | === Naiver Realismus === | ||
+ | Eine vorgegebene Wirklichkeit. | ||
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+ | === Prozessualer Idealismus === | ||
+ | Viele geschaffene Wirklichkeiten. | ||
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+ | {{c|Verwechselt wird dabei das intentionale Objekt der Wahrnehmung – der gesehene Baum selbst – mit der Wahrnehmung als Bewusstseinsvorgang, das heißt mit meinem Sehen des Baumes, das ich mir als solches bewusst machen kann, sodass der Baum nun zum bloßen Inhalt meines Bewusstseins zu werden scheint|Fuchs, Thomas: Verteidigung des Menschen, S.150}} | ||
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+ | {{c|Aus dieser idealistischen Konzeption leiten sich bis in die Gegenwart alle internalistischen, repräsentationalistischen oder konstruktivistischen Wahrnehmungstheorien ab.|Fuchs, Thomas: Verteidigung des Menschen, S.150}} | ||
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+ | * [[Internalismus]] | ||
+ | * [[Repräsentationalismus]] | ||
+ | * [[Konstruktivismus]] | ||
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+ | === Lebensweltlicher Realismus: Wahrnehmung als Beziehungsqualität === | ||
+ | {{c|In der Kritik wurde gezeigt, dass Wahrnehmung nicht als interne Abbildung zu begreifen ist, sondern vielmehr als ''Beziehung eines verkörperten Subjektes zu seiner Umwelt''. Im Wahrnehmen sehen wir keine Bilder aus einer anderen Welt, sondern ''ko-existieren'' als Leib- und Sinneswesen mit den Dingen und Menschen in einem gemeinsamen Raum. Dem entspricht die Konzeption einer lebendigen, in den organischen Körper eingebetteten Subjektivität.|F-DG 47f}} | ||
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+ | {{c|Im Gegensatz zu solchen [[Idealismus|idealistischen]] Theorien stehen nun interaktive Konzeptionen der Wahrnehmung, wie sie bereits in den Funktions- bzw. [[Gestaltkreis]]theorien Jakob von Uexkülls und Viktor von Weizsäckers entwickelt wurden und heute in den Theorien der Verkörperung und des [[Enaktivismus]] wiederauftauchen.|Fuchs, Thomas. Verteidigung des Menschen, S.151}} | ||
+ | |||
+ | {{c|Darüber hinaus nehmen wir Gegenstände immer als Möglichkeiten des Ergreifens und Umgehens wahr, das heißt mit ihren »Aufforderungscharakteren« (Lewin 1969) oder »Affordanzen« (Gibson 1979).|Fuchs, Thomas: Verteidigung des Menschen, S.151-152}} | ||
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+ | * Siehe: [[Gestaltkreis]] als Funktionskreis von Wahrnehmen und Handeln | ||
== Wahrnehmung als Synthese oder Explikation == | == Wahrnehmung als Synthese oder Explikation == | ||
{{c|Die menschliche Intelligenzleistung an dem von der Wahrnehmung‚ gelieferten Stoff besteht nicht in [[Synthese]], sondern in [[Explikation]] von [[Situation]]en.|S-H 110}} | {{c|Die menschliche Intelligenzleistung an dem von der Wahrnehmung‚ gelieferten Stoff besteht nicht in [[Synthese]], sondern in [[Explikation]] von [[Situation]]en.|S-H 110}} | ||
− | * Wahrnehmung als [[Synthese]], [[Konstruktion]] von einzelnen Sinnesdaten | + | * Wahrnehmung als [[Synthese]], [[Konstruktion]] von einzelnen Sinnesdaten: [[Konstruktivismus]] |
− | * Wahrnehmung als [[Explikation]] von [[Situation]]en | + | * Wahrnehmung als [[Explikation]] von [[Situation]]en: [[Explikationismus]] |
− | == Einheiten der Wahrnehmung == | + | == Situationen als Einheiten der Wahrnehmung == |
− | {{c|Die natürlichen Einheiten der Wahrnehmung sind nicht Sinnesdaten oder Dinge, sondern vielsagende [[Eindruck|Eindrücke]]. Wir stehen nicht so in der Welt, dass uns durch Sinnesdaten Empfindungen zukämen, die von einer bewussten oder unbewussten Intelligenz durch [[Synthese|synthetische]] Auffassungsleistungen verarbeitet werden müssten, sondern unser Wahrnehmen ist von vorn herein ein Bemerken, was los ist, d.h. von [[Situation]]en, das allerdings in die | + | {{c|Die natürlichen Einheiten der Wahrnehmung sind nicht Sinnesdaten oder Dinge, sondern vielsagende [[Eindruck|Eindrücke]]. Wir stehen nicht so in der Welt, dass uns durch Sinnesdaten Empfindungen zukämen, die von einer bewussten oder unbewussten Intelligenz durch [[Synthese|synthetische]] Auffassungsleistungen verarbeitet werden müssten, sondern unser Wahrnehmen ist von vorn herein ein Bemerken, was los ist, d.h. von [[Situation]]en, das allerdings in die Verschwommenheit des absolut [[chaotische Mannigfaltigkeit|chaotischen Mannigfaltigen]], in dem sich nichts mehr einzeln abhebt, absinken kann und beim Säugling wahrscheinlich daraus hervorgeht;|S-H 110}} |
== Spannbreite des Wahrnehmens == | == Spannbreite des Wahrnehmens == | ||
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* teils (im Fall der Atmosphären), weil es unmöglich ist, sie in umschriebenen Sendern solcher Signale unterzubringen.|S-III5 189}} | * teils (im Fall der Atmosphären), weil es unmöglich ist, sie in umschriebenen Sendern solcher Signale unterzubringen.|S-III5 189}} | ||
− | == Keine Trennung von | + | == Spielraum der Wahrnehmung == |
− | {{c|Gemäß der Lehre von der [[Intentionalität]] des [[Bewusstsein]]s gilt das Wahrnehmen als ein Akt, wodurch dieses das wahrgenommene Objekt erfasst: der Akt des Sehens z.B. das Farbige, der Akt des Hörens den Schall und das Schallende usw. Jeder solcher Akt soll von seinem Gegenstand verschieden sein. Diese Meinung tritt mit dem Anspruch auf, eine unwidersprechliche Tatsache festzustellen, und in der Tat: Die Annahme, dass bei jeder optischen Wahrnehmung ein Akt des Sehens und ein gesehenes Objekt zu unterscheiden seien, scheint auf den ersten Blick ganz trivial zu sein. In Wirklichkeit handelt es sich dennoch nicht um eine unschuldige Banalität. Bei schlichter, | + | {{c|Jede Wahrnehmung hat einen Spielraum nach den beiden Richtungen, |
+ | * entweder schlicht und naiv, [...], im Objekt aufzugehen oder | ||
+ | * durch Störungen und Komplikationen verschiedener Art zu einer Abstandnahme vom Objekt und Auseinandersetzung des Subjekts mit diesem zu führen.|S-Sub 41}} | ||
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+ | {{c|Jede Verlagerung der Wahrnehmung in dieser Skala ist in gesetzlicher Weise mit einer Verschiebung des leiblichen Befindens in der Skala von Engung nach Weitung verquickt. Dem Aufgehen der Wahrnehmung im Objekt entspricht leibliche Weitung.|S-Sub 41f}} | ||
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+ | [[Datei:Wahrnehmungspannbreite.jpeg]] | ||
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+ | == Keine Trennung von Wahrnehmungssubjekt und Wahrnehmungsobjekt == | ||
+ | {{c|Gemäß der Lehre von der [[Intentionalität]] des [[Bewusstsein]]s gilt das Wahrnehmen als ein Akt, wodurch dieses das wahrgenommene Objekt erfasst: der Akt des Sehens z.B. das Farbige, der Akt des Hörens den Schall und das Schallende usw. Jeder solcher Akt soll von seinem Gegenstand verschieden sein. Diese Meinung tritt mit dem Anspruch auf, eine unwidersprechliche Tatsache festzustellen, und in der Tat: Die Annahme, dass bei jeder optischen Wahrnehmung ein Akt des Sehens und ein gesehenes Objekt zu unterscheiden seien, scheint auf den ersten Blick ganz trivial zu sein. In Wirklichkeit handelt es sich dennoch nicht um eine unschuldige Banalität. Bei schlichter, ungestörter Wahrnehmung lässt sich nämlich durch bloßes Achten auf den unwidersprechlich sich zeigenden Tatbestand außer dem z.B. Gesehenen oder Gehörten keineswegs ein davon verschiedenes Sehen und Hören oder gar sehendes und hörendes Subjekt ausfindig machen, sondern dann tritt ein, was Hegel einmal so beschrieben hat:|S-Sub 7f}} | ||
{{c|Die Entgegensetzung des Anschauenden und Angeschauten, dass sie Subjekt und Objekt sind, fällt in der Anschauung selbst weg, ihre Verschiedenheit ist nur eine Möglichkeit der Trennung; ein Mensch, der ganz in der Anschauung der Sonne versunken wäre, wäre nur ein Gefühl des Lichts, ein Lichtgefühl als Wesen. Wer ganz in der Anschauung eines anderen lebt, wäre ganz dieser andere selbst, nur mit der Möglichkeit, ein anderer zu sein.|Hegel, Die theologischen Jugendschriften, Tübingen 1907, S. 316. Zit.n.: S-Sub 8}} | {{c|Die Entgegensetzung des Anschauenden und Angeschauten, dass sie Subjekt und Objekt sind, fällt in der Anschauung selbst weg, ihre Verschiedenheit ist nur eine Möglichkeit der Trennung; ein Mensch, der ganz in der Anschauung der Sonne versunken wäre, wäre nur ein Gefühl des Lichts, ein Lichtgefühl als Wesen. Wer ganz in der Anschauung eines anderen lebt, wäre ganz dieser andere selbst, nur mit der Möglichkeit, ein anderer zu sein.|Hegel, Die theologischen Jugendschriften, Tübingen 1907, S. 316. Zit.n.: S-Sub 8}} | ||
+ | === 1. Subjekt und Objekt in leiblicher Kommunikation === | ||
+ | Besser als Wahrnehmung unter der Trennung von Subjekt und Objekt zu beschreiben, hilft es, | ||
+ | * Wahrnehmung als ganzheitliches Geschehen (Gestaltkreis) in leiblicher Kommunikation zu verstehen. | ||
+ | * Wahrnehmung ist Gegenbenheit oder Sichpräsentieren von etwas in leiblicher Kommunikation | ||
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+ | {{c|Aus meinem Protest gegen die Vorstellung von Akten des Wahrnehmens ergibt sich bei mir eine Abneigung gegen die naheliegende Zumutung, in der Ausdrucksweise zwischen dem Wahrnehmen und dem Wahrgenommenen stets scharf zu scheiden. Genauigkeit in der Terminologie ist zwar eine wichtige Aufgabe, die ich – die Fallstricke der Begriffsverwirrung ebenso wie den halb unehrlichen "Zauber mit Worten" gründlichst scheuend – sehr ernst nehme, aber schwerer als die Aussicht auf Gewinn solcher Genauigkeit wiegt bei mir in diesem Fall die Sorge vor Verstrickung in die irreführende Suggestionskraft der Gegenüberstellung Aktiv und Passiv; sobald man sich fragt, was dem jeweils Wahrgenommenen auf der Subjektseite "entspricht", ist man schon auf dem Abweg der älteren phänomenologischen Schule, die uns lauter "Akte des Bewusstsein" mit reichem Zubehör beschreibt und dadurch den Zugang zu den Phänomenen der Wahrnehmung verstellt. Lieber spreche ich von der Wahrnehmung im Ganzen, in der Subjekt und Objekt durch leiblichen Kommunikation – eventuell sogar im chaotischen Verhältnis – mit einander verwoben sind, und meine damit das Wahrgenommene in der Weise, wie dieses in der Wahrnehmung sich gibt und das Subjekt so anspricht, dass auch dieses in leiblicher Kommunikation in die Wahrnehmung einbezogen ist, also einschließlich der Anteilnahme des Subjekts.|S-III5 26}} | ||
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+ | === 2. Subjekt und Objekt im chaotischen Verhältnis === | ||
+ | Manchmal stehen sogar | ||
+ | * Subjekt und Objekt der Wahrnehmung in einem chaotischem Verhältnis, | ||
+ | * so dass diese überhaupt nicht eindeutig unterschieden werden können, da sich überhaupt nicht einzeln sind. | ||
+ | |||
+ | {{c|Dabei handelt es sich, ohne dass der terminus erwähnt würde, um einen Spezialfall leiblicher Kommunikation, die sich bei schlichter Wahrnehmung mit chaotischem Verhältnis zwischen Subjekt und Objekt verbindet. Dieses chaotische Verhältnis dient mir dort als Hebel, um die phänomenologisch verkehrte, in Fiktion verstrickte Annahme einer obligaten Korrelation von Subjekt und Objekt der Wahrnehmung (z.B. in Gestalt einer regelmäßigen Entsprechung zwischen wahrnehmendem Akt und wahrgenommenem Gegenstand) aus den Angeln zu heben.|S-III5 72}} | ||
+ | |||
+ | === Aktiv-Passiv der Wahrnehmung nur sprachlich bedingt === | ||
Viele [[Sprache]]n neigen durch ihre [[Sprache#Aktiv, Passiv und Medium|Aktiv-Passiv-Struktur]] dazu, diese Trennung von Wahrnehmungsakt und Gegenstand zu betonen. Neben dem Aktiv und Passiv ist das [[Medium]] ein Form, die uns alternative Strukturen vorstellbar werden lässt. | Viele [[Sprache]]n neigen durch ihre [[Sprache#Aktiv, Passiv und Medium|Aktiv-Passiv-Struktur]] dazu, diese Trennung von Wahrnehmungsakt und Gegenstand zu betonen. Neben dem Aktiv und Passiv ist das [[Medium]] ein Form, die uns alternative Strukturen vorstellbar werden lässt. | ||
+ | |||
+ | == Wahrnehmung und leibliches Befinden == | ||
+ | {{c|Das leibliche Befinden ist im Allgemeinen keine Wahrnehmung in meinem Sinn, weil ihm der Charakter leiblicher Kommunikation fehlt; mit sich selbst kommuniziert man nicht, es sei denn im objektivierenden Wahrnehmen des eigenen Körpers durch Selbstsehen und -betasten. Daher werde ich im Folgenden das eigenleibliche Spüren nicht als eine Art von Wahrnehmen behandeln, wenn auch sein Anteil an diesem und seine Wichtigkeit für es oft genug hervorzuheben sind.|S-III5 37}} | ||
== Wahrnehmung als Wahrnehmung von Situationen == | == Wahrnehmung als Wahrnehmung von Situationen == | ||
− | Alle Wahrnehmung ist Wahrnehmung von [[Situation]]en; es führt in die Irre, sie als sinnliche Wahrnehmung zu bezeichnen, die sich hauptsächlich auf die von den Sinnesorganen vermittelten Qualitäten bezöge. Wahrnehmung ist in erster Linie Wahrnehmung was los ist an Sachverhalten, Programmen und Problemen, so schon beim Säugling als Wahrnehmen von [[Situation]]en mit Programmen der Anziehung und Abstoßung, mit Legierung von Sachverhalten und Programmen in Gestalt der Lust. Gründlich verkehrt ist die Unterstellung, dass solche [[Bedeutung]]en erst in einer Serie einzelner bloß sinnlicher [[Erfahrung]]en hinzugelernt würden; vielmehr gibt es einzelne Erfahrungen nur als Fälle von [[Bedeutung]]en. Jede sinnliche Erfahrung ist auch unsinnlich. ... Was dem Säugling fehlt, ist nicht das Baden in Bedeutungen, sondern die [[Explikation]] der für ihn noch absolut chaotisch-mannigfaltigen [[Bedeutsamkeit]] der erlebten [[Situation]]. Aber auch die feinste intellektuelle Explikation führt nicht über Situationen hinaus. ... | + | {{c|Alle Wahrnehmung ist Wahrnehmung von [[Situation]]en; es führt in die Irre, sie als sinnliche Wahrnehmung zu bezeichnen, die sich hauptsächlich auf die von den Sinnesorganen vermittelten Qualitäten bezöge. Wahrnehmung ist in erster Linie Wahrnehmung was los ist an Sachverhalten, Programmen und Problemen, so schon beim Säugling als Wahrnehmen von [[Situation]]en mit Programmen der Anziehung und Abstoßung, mit Legierung von Sachverhalten und Programmen in Gestalt der Lust. Gründlich verkehrt ist die Unterstellung, dass solche [[Bedeutung]]en erst in einer Serie einzelner bloß sinnlicher [[Erfahrung]]en hinzugelernt würden; vielmehr gibt es einzelne Erfahrungen nur als Fälle von [[Bedeutung]]en. Jede sinnliche Erfahrung ist auch unsinnlich. ... Was dem Säugling fehlt, ist nicht das Baden in Bedeutungen, sondern die [[Explikation]] der für ihn noch absolut chaotisch-mannigfaltigen [[Bedeutsamkeit]] der erlebten [[Situation]]. Aber auch die feinste intellektuelle Explikation führt nicht über Situationen hinaus. ...|S-JdN 42}} |
+ | |||
+ | == Schlichte Wahrnehmung == | ||
+ | {{c|Als schlichte Wahrnehmung habe ich eine solche bezeichnet, die ohne Distanzierung des Subjekts vom Objekt (etwa in Beobachterrolle) auskommt, also etwa einerseits die versunkene Wahrnehmung, wenn jemand z. B. in der gehörten Musik aufgeht, und andererseits die Wahrnehmung in akuter Lebensgefahr, z.B. im Straßenverkehr, wenn man unwillkürlich und instinktiv reagiert, um sich in Sicherheit zu bringen. Früher habe ich diese schlichte Wahrnehmung auf Verlust von Identität und Verschiedenheit im Verhältnis von Subjekt und Objekt, also auf chaotische Mannigfaltigkeit, zugeführt. Neuerdings habe ich diese Erklärung kritisiert und statt dessen ein unspaltbares [[Verhältnis]] angenommen.|S-Ausgrabungen 114f}} | ||
== Intuitive Wahrnehmung == | == Intuitive Wahrnehmung == | ||
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== [[Intersubjektivität]] der Wahrnehmung == | == [[Intersubjektivität]] der Wahrnehmung == | ||
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+ | === Intersubjektive Nachprüfbarkeit === | ||
+ | {{c|Streng intersubjektive Nachprüfbarkeit gibt es nämlich nur durch Zählen an festen Körpern im zentralen Gesichtsfeld.|S-NP 44}} | ||
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+ | * Intersubjektivität der Wahrnehmung durch [[Festkörperglaube]]. | ||
=== [[Objektivität]] der Wahrnehmung === | === [[Objektivität]] der Wahrnehmung === | ||
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Voraussetzung: Trennung von Zeichen und Bedeutung. | Voraussetzung: Trennung von Zeichen und Bedeutung. | ||
− | Kritik: Kritik an dem [[Repräsentation]]s-Paradigma, sowie dem [[Wahrheit#Isomorphiemodell|Isomorphiemodell der Wahrheit]] | + | Repräsentierende Wahrnehmung als einseitige [[Einleibung]] in Explikate. |
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+ | Kritik: | ||
+ | * Kritik an dem [[Repräsentation]]s-Paradigma, sowie dem [[Wahrheit#Isomorphiemodell|Isomorphiemodell der Wahrheit]] | ||
+ | * Kritik an einem repräsentationalistischen Wahrnehmungsbegriff: Nicht nur innere Repräsentationen sondern auch äußere Repräsentationen im Raum. | ||
=== Präsentische Wahrnehmung === | === Präsentische Wahrnehmung === | ||
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== Gnostische und pathische Wahrnehmung == | == Gnostische und pathische Wahrnehmung == | ||
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|Gnostische Wahrnehmung | |Gnostische Wahrnehmung | ||
|Pathische Wahrnehmung | |Pathische Wahrnehmung | ||
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Beispiel Natur: Naturdinge und -räume gleichen Saiten, die durch den Menschen in seiner Gestimmtheit erst zum Klingen gebracht werden. (F-LRP 239) | Beispiel Natur: Naturdinge und -räume gleichen Saiten, die durch den Menschen in seiner Gestimmtheit erst zum Klingen gebracht werden. (F-LRP 239) | ||
+ | |||
+ | == Wahrnehmung im Buddhismus == | ||
+ | {{c|Das Wort Wahrnehmung hat im Kontext der Lehre von den [[Fünf Skandhas]] eine spezifische Bedeutung, nämlich: etwas als etwas wahrnehmen. Es bedeutet, eine Empfindung im Rahmen eines Begriffs wahrzunehmen. Durch die Funktion der Wahrnehmung verwandelt sich eine sechsfache Empfindung (zum Beispiel rot, rund, knackig, süß, wächsern, essbar) in ein einheitliches Objekt (Apfel). | ||
+ | Sobald etwas mit einem Gefühlswert versehen ist, innerhalb einer bestimmten Kategorie wahrgenommen ist und einen Namen erhalten hat, tritt es in eine Matrix von Assoziationen, Emotionen und Gewohnheitsmustern ein, die die Lehre von den Fünf Skandhas als Impulse bezeichnet. Ich spreche selbst lieber von [[Konditionierung]]en.|CD-WnL 310-311}} |
Aktuelle Version vom 18. September 2023, 21:56 Uhr
Präpersonale und personale Wahrnehmung
(S-WiNP 392)
Präpersonale Wahrnehmung
- "Jede Wahrnehmung hat für ihn (M.-P.) präpersonale Horizonte" [S-WiNP 392]
- "Das geht zu weit, obwohl es ganz gewiß präpersonale Wahrnehmung gibt." [S-WINP 392]
Personale Wahrnehmung
...
Körper- und Leibwahrnehmung
Körperwahrnehmung | Leibeswahrnehmung | |
---|---|---|
Physiologische Sinnes-Wahrnehmung | Leibliche Primär-Wahrnehmung: Einleibung als Kommunikation | |
Registrieren von Empfindungen | Bemerken, was los ist | |
Notwendige Bedingung | Sinneskanäle | Leibliches Gespür für Situationen |
Passiv, Patheur |
|
|
Aktiv, Akteur |
|
|
Medium | Suche und Besuch als Metapher | Resonanz, Sympathie als Metapher |
Identität und Verschiedenheit | mit Bestimmtheit als Einzelne | ohne Bestimmtheit als Einzelne |
Sehen | als Zusehen, Beobachten | als Blick |
Sympathetische Wahrnehmung
Wahrnehmungstypen
Rezeptives Wahrnehmen | "Aktives" Wahrnehmen | |
---|---|---|
Aktiv-Passiv-Schema | Passives empfängliches Wahrnehmen | Aktives Wahrnehmen
Wegen aktivem Anteil: Nähe zum Konstruktivismus |
Identität und Verschiedenheit | mit Bestimmtheit als Einzelne | ohne Bestimmtheit als Einzelne |
Sehen | als Zusehen, Beobachten | als Blick |
Rezeptives Wahrnehmen
Klassische Wahrnehmung bei Kant.
Einleibendes Wahrnehmen: Wahrnehmung 3./0. Ordnung
Keine Beobachtung 1. oder 2. Ordnung, sondern Wahrnehmung 3. Ordnung:
- optisch-motorisches Wahrnehmen: Passenten überqueren eine Straße
- taktil-motorisch: Beherrschen eines musikalischen Instruments, oder einer Schreibmaschine
- taktil-vibratorisch: Autofahrer bei einem drohenden Unfall
Einleiben in Situationen.
Interpretation der Wahrnehmung
Leib als "Nullpunkt der Orientierung" (Husserl).
Siehe: Beobachtung
Naiver Realismus
Eine vorgegebene Wirklichkeit.
Prozessualer Idealismus
Viele geschaffene Wirklichkeiten.
Lebensweltlicher Realismus: Wahrnehmung als Beziehungsqualität
- Siehe: Gestaltkreis als Funktionskreis von Wahrnehmen und Handeln
Wahrnehmung als Synthese oder Explikation
- Wahrnehmung als Synthese, Konstruktion von einzelnen Sinnesdaten: Konstruktivismus
- Wahrnehmung als Explikation von Situationen: Explikationismus
Situationen als Einheiten der Wahrnehmung
Spannbreite des Wahrnehmens
Ein Gefühl braucht nicht ergreifend zu sein, um wahrgenommen zu werden. Es kann auch bloß wahrgenommen werden.
Bsp eines bloß wahrgenommenen Gefühls: Wie atmet rings Gefühl der Stille, Der Ordnung, der Zufriedenheit (Faust Vers 2691 f.)
Spannbreite:
- gegenständliche Atmosphäre
- ...
- von der Atmosphäre mit einer Spur affektiven Betroffenseins gestreift und angerührt.
- ...
- Atmosphäre als ergreifende Macht
(Vgl.: S-WNP 178)
Gegenstände der Wahrnehmung
Jeder normal wahrnehmungsfähige, vollsinnige Mensch nimmt
- Dunkelheit,
- Stille,
- leeren Raum, Zeit (in Schall und Bewegung)
- sowie Atmosphären von der Art des Klimas, der klimatisch-optischen Atmosphären (heiterer Morgen, friedlicher Abend, Gewitterstimmung) und der Gefühle,
- ganz besonders aber Sachverhalte und Situationen so gut wie
- Farben,
- Schälle, Flächen
- und Bewegungen wahr, oder schärfer und prompter noch;
- beim Blick aus dem Fenster an einem trüber Tags ehe wir oft deutlich, dass es regnet oder diesig ist, eher wir Farben, Formen und Bewegungen da draussen genau ins Auge fassen. (S-III5 189)
Alle genannten Gegenstandssorten außer Farben, Schällen, Flächen und Bewegungen passen nicht in die physiologistische Auffassung der Wahrnehmung,
- teils weil sie (wie Dunkelheit, Stille, leerer Raum, Zeit, Sachverhalte und Situationen) keinen physischen Signalen an die Sinnesorgane spezifisch zugeordnet werden können,
- teils (im Fall der Atmosphären), weil es unmöglich ist, sie in umschriebenen Sendern solcher Signale unterzubringen. (S-III5 189)
Spielraum der Wahrnehmung
Jede Wahrnehmung hat einen Spielraum nach den beiden Richtungen,
- entweder schlicht und naiv, [...], im Objekt aufzugehen oder
- durch Störungen und Komplikationen verschiedener Art zu einer Abstandnahme vom Objekt und Auseinandersetzung des Subjekts mit diesem zu führen. (S-Sub 41)
Keine Trennung von Wahrnehmungssubjekt und Wahrnehmungsobjekt
1. Subjekt und Objekt in leiblicher Kommunikation
Besser als Wahrnehmung unter der Trennung von Subjekt und Objekt zu beschreiben, hilft es,
- Wahrnehmung als ganzheitliches Geschehen (Gestaltkreis) in leiblicher Kommunikation zu verstehen.
- Wahrnehmung ist Gegenbenheit oder Sichpräsentieren von etwas in leiblicher Kommunikation
2. Subjekt und Objekt im chaotischen Verhältnis
Manchmal stehen sogar
- Subjekt und Objekt der Wahrnehmung in einem chaotischem Verhältnis,
- so dass diese überhaupt nicht eindeutig unterschieden werden können, da sich überhaupt nicht einzeln sind.
Aktiv-Passiv der Wahrnehmung nur sprachlich bedingt
Viele Sprachen neigen durch ihre Aktiv-Passiv-Struktur dazu, diese Trennung von Wahrnehmungsakt und Gegenstand zu betonen. Neben dem Aktiv und Passiv ist das Medium ein Form, die uns alternative Strukturen vorstellbar werden lässt.
Wahrnehmung und leibliches Befinden
Wahrnehmung als Wahrnehmung von Situationen
Schlichte Wahrnehmung
Intuitive Wahrnehmung
Klimatische Wahrnehmungsweise
Es ist so schwül, so dumpfig hie
Und ist doch eben so warm nicht drauß.
Es wird mir so, ich weiß nicht wie -
Ich wollt, die Mutter käm nach Haus.
Siehe: Klima
Intersubjektivität der Wahrnehmung
Intersubjektive Nachprüfbarkeit
- Intersubjektivität der Wahrnehmung durch Festkörperglaube.
Objektivität der Wahrnehmung
- individuelle Distanz (exzentrische Positionalität)
- implizite Intersubjektivität (implizite Teilnehmerperspektive)
Individuelle Distanz
Siehe: (Naiver) Realismus
Soziale Teilnehmerperspektive
Kultivierte Wahrnehmung
Siehe: Kulturelle Bedingungen der Explikation
Repräsentierende und präsentische Wahrnehmung
Repräsentierende Wahrnehmung
Repräsentierende Wahrnehmung ist die stellvertretende Wahrnehmung von etwas, z.B. als Stellvertreter in Aufstellungen.
Voraussetzung: Trennung von Zeichen und Bedeutung.
Repräsentierende Wahrnehmung als einseitige Einleibung in Explikate.
Kritik:
- Kritik an dem Repräsentations-Paradigma, sowie dem Isomorphiemodell der Wahrheit
- Kritik an einem repräsentationalistischen Wahrnehmungsbegriff: Nicht nur innere Repräsentationen sondern auch äußere Repräsentationen im Raum.
Präsentische Wahrnehmung
Wahrnehmung geschieht immer in leiblicher Präsenz als Gegenwartsmoment. Das wichtige ist gerade, in der Präsenz als Aufmerksamkeit zu bleiben, und fremde von eigenen Gefühlen zu unterscheiden.
Stellvertreterphänomen in Aufstellungen: Präsentische Wahrnehmung einer evokatorisch-projektiven Identifikation mit einem situativen Explikat, häufig einem Endpunkt eines gerichteten Gefühls.
Keine Repräsentation sondern ein Sich-Zeigen.
Zusammenhang von Wahrnehmung und eigenleiblichem Spüren
Phänomenologische und naturwissenschaftliche Wahrnehmung
Die Phänomenologie der Wahrnehmung steht in Konkurrenz mit anderen Disziplinen, die beanspruchen Experten für Wahrnehmungen zu sein: die Sinnesphysiologie, Neurophysiologie etc.
Gemessen an dem Erfolg der letzteren [der Sinnes- und Neurophysiologie] und insbesondere ihrer technischen und therapeutischen Anwendbarkeit scheint es nötig, das Unternehmen einer Phänomenologie der Wahrnehmung zu legitimieren und in ein Verhältnis zur Neurophysiologie zu setzen. (B-LaA 41)
Ebenso wie bei der Natur, besteht Auslegungskonkurrenz.
Gnostische und pathische Wahrnehmung
Gnostische Wahrnehmung | Pathische Wahrnehmung |
kognitives System | pathisches System |
Objektivität ensteht aus dem Zusammenspiel des affektiven und des kognitiven Systems, aus der Komplementarität des pathischen und des gnostischen Wahrnehmens. (F-LRP 244)
Gnostische Wahrnehmung
im kognitiv und rational strukturierten Raum dauerhafter Sachverhalte
Pathische Wahrnehmung
Resonanzphänomene im präsentisch geprägten Stimmungsraum.
Beispiel Natur: Naturdinge und -räume gleichen Saiten, die durch den Menschen in seiner Gestimmtheit erst zum Klingen gebracht werden. (F-LRP 239)
Wahrnehmung im Buddhismus
Das Wort Wahrnehmung hat im Kontext der Lehre von den Fünf Skandhas eine spezifische Bedeutung, nämlich: etwas als etwas wahrnehmen. Es bedeutet, eine Empfindung im Rahmen eines Begriffs wahrzunehmen. Durch die Funktion der Wahrnehmung verwandelt sich eine sechsfache Empfindung (zum Beispiel rot, rund, knackig, süß, wächsern, essbar) in ein einheitliches Objekt (Apfel).
Sobald etwas mit einem Gefühlswert versehen ist, innerhalb einer bestimmten Kategorie wahrgenommen ist und einen Namen erhalten hat, tritt es in eine Matrix von Assoziationen, Emotionen und Gewohnheitsmustern ein, die die Lehre von den Fünf Skandhas als Impulse bezeichnet. Ich spreche selbst lieber von Konditionierungen. (CD-WnL 310-311)