Systemische Topologie: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Schon die archaischen Gesellschaften stellten mittels ihrer Rituale einen vom eigenen Ich entlasteten, 'entpersonalisierenden' Anschluss an die atmosphärisch vermittelte Ganzheit von Welt und Anderen zur Verfügung. Dabei wurde die personale Identität temporär dispensiert, während der Mensch nicht nur einfach in eine andere Rolle schlüpfte oder sich in diese 'hineinversetzte', sondern zu einem Anderen oder etwas anderem wurde, sich dazu 'verwandelte'. Dies geschah oft unter Zuhilfenahme symbolischer mnemotechnischer Markierungen wie z.B. der Masken. Durch das Ritual wird die 'Person' zur 'Maske', die sie trägt; ein Prozess der Identifikation und Verwandlung, der besondere Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet.|GR-IE_II2 650}} | {{c|Schon die archaischen Gesellschaften stellten mittels ihrer Rituale einen vom eigenen Ich entlasteten, 'entpersonalisierenden' Anschluss an die atmosphärisch vermittelte Ganzheit von Welt und Anderen zur Verfügung. Dabei wurde die personale Identität temporär dispensiert, während der Mensch nicht nur einfach in eine andere Rolle schlüpfte oder sich in diese 'hineinversetzte', sondern zu einem Anderen oder etwas anderem wurde, sich dazu 'verwandelte'. Dies geschah oft unter Zuhilfenahme symbolischer mnemotechnischer Markierungen wie z.B. der Masken. Durch das Ritual wird die 'Person' zur 'Maske', die sie trägt; ein Prozess der Identifikation und Verwandlung, der besondere Erfahrungsmöglichkeiten eröffnet.|GR-IE_II2 650}} | ||
− | ====== Systemische nicht absolute Stellvertretung ===== | + | ====== Systemische nicht absolute Stellvertretung ====== |
{{c|Stellvertretungen sind nicht "substantiell" das, was sie darstellen. Sie transportieren seelische Bilder und Beziehungen. Es "spricht" und "bewegt" sich sozusagen der Embryo in der Seele der Lebenden oder der seelischen Verbundenheit des Systems. Nicht Amerika selbst, wenn durch einen Stellvertreter aufgestellt, sondern eine Beziehung zu Amerika oder der Stellenwert von Amerika in der Seele einer Gruppe scheint in einem bestimmten Aspekt auf. Auch darin, dass fehlende Personen gefühlt werden können, wird klar, dass sich in den Stellvertretern vor allem Beziehungen, seelische Prozesse und Wirkungen von Ereignissen zeigen, nicht Personen oder Dinge "an sich".|JRS-DF 198}} | {{c|Stellvertretungen sind nicht "substantiell" das, was sie darstellen. Sie transportieren seelische Bilder und Beziehungen. Es "spricht" und "bewegt" sich sozusagen der Embryo in der Seele der Lebenden oder der seelischen Verbundenheit des Systems. Nicht Amerika selbst, wenn durch einen Stellvertreter aufgestellt, sondern eine Beziehung zu Amerika oder der Stellenwert von Amerika in der Seele einer Gruppe scheint in einem bestimmten Aspekt auf. Auch darin, dass fehlende Personen gefühlt werden können, wird klar, dass sich in den Stellvertretern vor allem Beziehungen, seelische Prozesse und Wirkungen von Ereignissen zeigen, nicht Personen oder Dinge "an sich".|JRS-DF 198}} | ||
Version vom 22. Februar 2015, 19:12 Uhr
- Verortung im Raum des Nicht-Wissens
- Entfaltung der Gegenwart durch Verortung
- Eine Phänomenologie der Verortung
Einführung
Die Idee, ein Buch über systemische Topologie zu schreiben, hat sich im Laufe der letzten 10 Jahre so ergeben und wohl eine vorläufige Zusammenfassung dessen, was mich seit meinem ersten Semester Philosophie beschäftigt. Der Topologie als Verknüpfung von Topos und Logos gebührt seit meinen philosophischen Studien in Japan von über 20 Jahren mein unentwegtes und mir selbst unerklärliches Interesse. Der Topos verstehe ich analog zu den japanischen Äquivalenten basho 場所 oder ba 場 als Synonym für alle raumbezogenen Begriffe wie Ort, Raum, Feld Atmosphäre oder Stimmung. Das systemische Denken hat mich sogar schon seit meinem ersten Philosophie-Semester bei Pater Lay magisch angezogen und seitdem nicht mehr losgelassen. So war für mich die Systemtheorie und das Denken in Beziehungen Grundlage meines philosophischen Forsches und den Reflexionen und Anwendungen in Therapie und Beratung. So lag der Gedanke nahe: eine systemische Topologie könnte beides vereinen. Das Sein ist kein isoliertes sich Befinden im Raum, sondern ein In-der-Welt-Sein das sich nicht im luftleeren Raum abspielt, sondern in einem phänomenalen erlebten Raum und seinen leiblich gespürten Orten.
Das Nachdenken über unsere orthafte Existenz hilft gerade sich gegen die Zumutungen eines "Blickes von Nirgendwo" zu wehren, und den Blick von dem eigenen Ort aus zu wagen.
Grundlagen der systemischen Topologie
Raum-Phänomenologie
- Heidegger, Dürckheim, Minkowski, Bollnow, Strauss
Neue Phänomenologie
Hermann Schmitz bestimmt in seiner Neuen Phänomenologie die Aufgabe der Philosophie wie folgt: "Philosophie ist das Sichbesinnen des Menschen auf sein Sichfinden in seiner Umgebung." In dieser Definition klingt an, dass der Ort des Sichfindenden eine wesentliche Rolle in der Neuen Phänomenologie spielt. So unterscheidet er den absoluten vom relativen Ort, und bestimmt den absoluten Ort wie folgt: "Der absolute Ort einer Person ist der je eigene Leib, der sich im affektiven Betroffensein zeigt." Davon zu unterscheiden ist der relative Ort als der mögliche oder faktische Ort eines Körpers im dimensionalen Raum. Durch diese Unterscheidung der beiden Ortstypen und die Entscheidung, dem Leib als absoluten Ort den Vorzug zu geben, legt Hermann Schmitz die Grundlage für eine philosophische Topologie, die sich nicht auf Orte im dimensionalen Raum beschränkt.
Über den absoluten Ort des je eigenen Leibes erschließt sich der Zugang zur Räumlichkeit der Gefühle, für die Hermann Schmitz entschieden eintritt. Diese Räumlichkeit ist wahrlich keine dimensionale aber eine erfahrbare Räumlichkeit von Enge, Weite und Richtung. Mit dieser grundlegenden Phänomenologie der Räumlichkeit möchte er die herkömmliche Vorstellung von Gefühlen als Introjekten ablösen. Gefühle lassen sich nicht auf interne Zustände des Körpers reduzieren, schon gar nicht auf neuronale Zustände, sondern Gefühle sind erlebte Raumqualitäten, die am eigenen Leib gefühlt werden. Hermann Schmitz löst die Introjektion der Gefühle, die sich in der westlichen Philosophie seit ca. 450 v.Chr. durch die westliche Philosophiegeschichte als Introjektionismus durchzieht, durch die Einsicht in deren Räumlichkeit ab.
Neben dem Begriff des Ortes und Raumes spielt ein weiterer Begriff eine entscheiden Rolle zu Fundierung der systemischen Topologie: die Situation bei Hermann Schmitz. Denn der Leib befindet sich stets in Situationen, die erst nachträglich expliziert und durch sprachliche Vereinzelung beschrieben werden können. Vorgängig ist das Erlebnis eines Sichfindens in einer Umgebung, die zugleich die unfreiwillige Hingebung an die Atmosphäre beeinhaltet. Umgebung ist daher nicht der Kontakt mit der Außenwelt, sondern die Stimmung, in die man leiblich-atmosphärisch gerät.
Szenische Philosophie
Für Wolfgang Hogrebe beginnt die Philosophie mit folgender Frage, die er zugleich topologisch beantwortet: "Wo sind wir nachgeburtlich zuerst? Die simple Antwort: im Leben vor Ort. Das erste sind für uns daher
- nicht - wie für Philosophen zumeist - handfeste Standarddinge des Alltags wie Tische und Stühle gemäß der Devise von W.V.O. Quine: "Alltägliche Dinge zuerst!",
- auch nicht Sinnesdaten wie bei Locke und Hume oder Elementarerlebnisse wie bei Carnap,
- aber auch nicht Prozesse wie bei Whitehead,
- auch nicht Systeme wie bei Niklas Luhmann,
- sondern schlichtweg Szenen, in denen wir uns vorfinden." (WH-RL 49f)
Japanische Philosophie
Die japanische Philosophie hat sich mit der Kyoto-Schule rund um Nishida auch wesentlich zu einer Philosophie des Ortes entwickelt. Nishidas Philosophie ist inspiriert von dem japanischen Zen-Buddhismus und versteht den Ort in seiner Reinheit als absoluten Nichts, in dem alle Dinge ihren Platz haben können. Im Gegensatz zur westlichen Philosophie, welche versucht, sich aus der Rolle des Subjektes mit den Dingen zu beschäftigen um anschließend davon zu abstrahieren (Subjektlogik), eröffnet Nishida eine erfrischend andere Perspektive, in dem er von einem Ort des absoluten Nichts ausgeht, in dem alle Dinge sich befinden ohne ihre Individualität und Konkretheit aufgeben zu müssen (Ortlogik). Nishidas Philosophie ist keine Substanzphilosophie in westlicher Tradition, die nach dem Wesen von Dingen fragt, sondern eine Philosophie des Ortes, die ihren Ortsbegriff letztlich im erfahrbaren absoluten Nichts gründet. In diesem letzten Ort des absoluten Nichts gibt es keine Gegenüberstellungen von Dingen oder Subjekt und Objekt sondern nur ein gemeinsames Darin-Sein dass zugleich jeden an seinem Ort belassen kann.
Mit dem Hinweis auf den Ortes des absoluten Nichts, in dem sich alle Dinge befinden ohne ihre ontologische Bestimmung zu verlieren, fundiert Nishida die philosophische Topologie von einer etwas anderen Seite als Schmitz, der sich auf den Leib als je eigenen Ort verlässt. Beide Ansätze passen nahtlos zusammen, wenn nicht den Fehler macht, den Leib mit dem Körper als abgeschlossenen Empfindungskasten zu verwechseln, sondern ihn als Resonanzboden für affektives Betroffensein zu verstehen, das jeder Subjekt-Objekt-Trennung vorgängig ist. Der Ort des absoluten Nichts und der leibliche Ort müssen sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern bedingen sich sogar, da ohne leiblichen Ort der Ort des absoluten Nichts nur ein Konzept und keine mögliche Erfahrung wäre.
Im Anschluss an Nishida gibt es etliche weitere Philosophen, die in der besonderen Betonung des Ortes oder Raumes zum Charakteristikum der japanischen Philosophie machen. Beispielhaft ist die Kritik von Watsuji, der an Heidegger kritisiert:
- dass Heidegger das In-der-Welt-Sein nur von der Zeitlichkeit her interpretiert aber nicht von der Räumlichkeit
- dass Heidegger das Dasein hauptsächlich von dem Einzelnen ausgehend bestimmt und die Eingebundenheit in Natur und Gesellschaft zu wenig berücksichtigt.
Beide Punkte können die Grundlage einer systemischen Topologie verstanden werden:
- das Sein ist ein In-der-Welt-Sein und wesentlich von dem Sein an und in Orten zu verstehen
- das Sein ist kein Sein des Einzelnen, sondern ein Sein in Eingebundenheit und Durchdringung von Natur, Kultur und Gesellschaft.
Systemtheorie
Mit Systemtheorie ist hier im folgenden nicht das soziologische Modell von Luhmann, sondern das systemische Denken gemeint, wie es im Rahmen des sytemischen Therapie- und Beratungsansätze entwickelt und praktiziert wird hat. Zentrale Komponente des sytemischen Denkens ist die Vorstellung, dass ein Phänomen nicht isoliert vom situativen oder sozialen Kontext betrachtet und therapiert werden kann, sondern stets die kontextuelle Eingebundenheit eine zentrale und auch stabilisierende Rolle für das leidvolle Phänomen spielt. Diese Form des systemischen Denkens hat sich gerade in Auseinandersetzung zu den individualistischen und pathologisiertenden Ansätzen in der Psychotherapie entwickelt, bei der es vorrangig um Krankheiten und Behandlungen von einzelnen Menschen geht. Grundlage des systemischen Denkens ist es, dass Phänomene nicht einfach als Attribute einer Sache verstanden werden, sondern als Ausdrucks eines Geschehens im Kontext. Somit wird auch für die Behandlung der Kontext eines Phänomens mindestens ebenso wichtig wie der Patient selbst, der im Extremfall nur noch als Opfer der Kontextbedingungen gesehen wird.
Der Umstand, dass die systemische Eingebundenheit eines Phänomens wesentlich wichtiger sein kann, als das Wesen oder Eigenschaften des Phänomens selbst, ist auch Grundbotschaft einer systemischen Topologie, für die der Ort eine Phänomens im systemischen Kontext wichtiger ist.
Psychologie: "Im Unbewussten herrscht das Prinzip der Zeitlosigkeit." (Sigmund Freud)
Schamanismus
Mit Schamanimus soll hier die spirituellen Praktiken der sibirischen, mongolischen und nordamerikanischen Nomadenstämme bezeichnet werden. Schamanismus wird dort weniger als religiöses Theorie- oder Glaubensystem gesehen, sondern eher als praktisch erlernbare Sprache oder Technik mit bestimmten Erfahrungen gemacht werden können.
Auch wenn es in der Philosophie ungewöhnlich ist, sich - bei aller Vagheit des Begriffes - auf Schamanismus zu beziehen, kenne ich keinen Grund, wieso eine phänomenologische Revision vor schamanischen Erfahrungen Halt machen sollte. Daher soll im folgenden, die Besonderheit schamanischen Erfahrungen erörtert werden, die für eine systemische Topologie grundlegend sein können.
Schamanische Erfahrungen sind vorallem dadurch gekennzeichnet, dass es leibliche Anwesenheiten ohne Körper geben kann. Diese hält auch Hermann Schmitz für möglich, wenn er schreibt: "Der menschliche Leib ist zwar an den menschlichen Körper gebunden, aber der Räumlichkeit und Dynamik so anders, dass es nicht unsinnig ist, sich vorzustellen, er könnte auch ausfahren, wie es z.B. die Schamanen und die Chinesen von ihren Seelen oder Teilseelen als missverstandenen Leibern glauben." (Schmitz in: Bernhard Langerock & Hermann Schmitz: Momentaufnahmen der Reflexion. S. 29)
Der besondere Grund, wieso Schamanismus für eine philosophische Topologie relevant sein kann, ist der Umstand, dass im Schamanismus die Erfahrung des Raumes und der Zeitlosigkeit eine besondere Rolle spielt. "Schamanische Heilung findet in einem zeitlosen Raum statt, in einer mystischen Zeit, in der alles, was jemals war oder sein wird, anwesend ist. Während eines schamanischen Rituals ist alles darauf ausgerichtet, die Teilnehmer von einem linearen Zeitempfinden zu lösen. ... Der Schamane richtet seine Aufmerksamkeit auf die Erfahrung des Raums, nicht der Zeit: die vier Himmelsrichtungen, der Himmel und die Oberwelt über uns, die Erde und die Unterwelt unter uns." (DvK-HKVA 29)
In der Zeitlosigkeit einer schamanischen Erfahrung werden leibliche Anwesenheiten ohne Körper gespürt. Diese Anwesenheiten kann sowohl die eigene als auch fremde Seelen sein. Ähnlich wie Nishidas Ort des absoluten Nichts, in dem alle Dinge mit ihrem je einen Sein enthalten sind, gibt es im Schamanismus einen Raum, in dem alle Seelen auf individuelle Weise aufgehoben sind. Schamanische Praktiken erlauben es an der Grenze zu diesem Raum Kontakt zu halten und Seelen einzuladen, sich leiblichen zu manifestieren. Gemäß der Zen-Weißheit: "Der Geist hat keinen Wohnort, aber er kann sich manifestieren."
Ontologische Paradigmen
Um den Weg zu einer systemischen Topologie zu bahnen, möchte ich vier verschiedene Denktypen als idealtypische Paradigmen vorstellen:
- das monadische Paradigma
- das relationale Pradigma
- das operative Paradigma
- das topische Paradigma
Diese Klassifizierung hat einzig den heuristischen Zweck, die Unterschiede zwischen idealtypischen Positionen so hervorzuheben, dass das Besondere an dem topischen Paradigma deutlich wird, welches die Grundlagen der systemischen Topologie bildet.
Monadisches Paradigma | Relationales Paradigma | Operatives Paradigma | Topisches Paradigma | |
---|---|---|---|---|
Relation | Abwertung der Relation | Aufwertung der Relation | Relation als Verkettung von Ereignissen | Relation als Verortung |
objektive Tatsachen | objektive Tatsachen der messbaren Dinge | objektive Tatsachen von Abhängigkeiten | objektive Tatsachen von messbaren Ereignissen | KEINE objektiven Tatsachen |
subjektive Tatsachen | subjektive Begegnungen mit Festkörpern | subjektive Beziehungen zwischen Ich und Du | subjektive Erfahrung von Ereignissen | subjektive Erfahrung von leiblicher Präsenz |
Siehe: Übersicht der vier Paradigmen
Monadisches Paradigma
Das monadische Paradigma besagt, dass die Welt aus Konstellationen von Dingen sowie deren Eigenschaften und Relationen besteht. Es basiert auf dem dreigliedrigen Schema, das Aristoteles im 14. Buch der Metaphysik[1] als dreistufige Substanzontologie beschreibt und die ontologischen Abstufungen von Ding (Substanz), Eigenschaft (Akzidenz) und Relation voraussetzt wenn sie behauptet: Die Welt besteht aus Dingen mit inneren Eigenschaften und äußeren (sekundären) Relationen.
Diese triadische Dingontologie soll hier als monadisches Paradigma bezeichnet werden, damit deutlich hervorgehoben wird, dass Relationen die dritte und unwichtigste Bestimmung in diesem Modell sind und sich daher die Vorstellung von abgeschlossenen Monaden nahelegt, die Leibniz auch so expliziert hat.
Das monadische Paradigma zieht sich von Demokrit über Platon und Aristoteles als dominantes ontologische Paradigma durch die gesamte Philosophiegeschichte mit so prominenten Vertretern wie Leibniz, Locke, Kant und Husserl[2].
Das monadische Paradigma beinhaltet die singularistische Annahme, dass alles Existene einzeln ist und die elementare Einheit der Prototyp des Seienden ist. Diese Form des Singularismus wird besonders prominent vertreten von Thomas von Aquin über Wilhelm von Ockham bis zu Immanuel Kant.
Duales Verhältnis
Relationales Paradigma
Das relationale Paradigma versucht die Relation im Gegensatz zum monadischen Paradigma gerade aufzuwerten und als zentrales Element einer relationalen Ontologie zu installieren. Nicht Dinge und Eigenschaften sind die primären Einheiten einer Ontologie sondern die Relationen, aus denen sich Dinge und deren Eigenschaften erst ergeben.
Das relationale Denken ist in der westlichen Philosophiegeschichte bis in die Moderne nur sehr schwach und vereinzelt ausgeprägt. Ältere Quellen finden sich vorallem in der östlichen Philosophie, wie z.B. im Buddhismus, der auf den Begriff des "pratītya-samutpāda" (jap.: engi/ 縁起) aufgebaut ist, das heißt auf der Idee, dass alles entsteht und als das existiert, was es ist, dank der unendlichen Anzahl von Beziehungen, die es mit anderem verbindet.[3] Dieses Denken der grundlegenden Verbundenheit findet sich auch in der modernen japanischen Philosophie bei Nishida Kitaros These der „reinen Erfahrung, in der Subjekt und Objekt noch nicht voneinander geschieden sind“.
Erst seit Beginn des 20 Jahrhunderts und mit den Erfolgen der Naturwissenschaft ist das relationale Paradigma auch in der westlichen Philosophie stärker vertreten. So wird z.B. der Strukturenrealismus mit seiner Vorstellung, dass sich die Wirklichkeit nicht aus einzelnen Dingen, sondern vorallem oder sogar ausschließlich aus Relationen zusammensetzt, in der modernen Physik als vielversprechendste Ontologie gehandelt.[4]
Auch in der dialogischen Philosophie von Martin Buber wird die Beziehung zur grundlegenden Kategorie der Wirklichkeit noch vor einem vorgängigen Ich oder Du. Konsequenterweise spricht er von einem "Apriori der Beziehung"[5].
Operatives Paradigma
Das operative Paradigma ist ein Denken in vereinzelten Operationen, die sich im Zeitverlauf ereignen wie Kettenglieder aneinander anschließen. Indem es die neue Kategorie der Operation (bzw. des Ereignisses) einführt, die es in der typischen triadischen Dingontologie gar nicht gibt, versucht sie einen deutlichen Gegenentwurf zu allen bisherigen Modellen der klassischen Ontologien einzuführen. Das operative Paradigma ist auch bekannt als Prozess- oder Ereignisontologie.
In der westlichen Philosophiegeschichte zeigt sich das operative Paradigma zuerst promiment bei Hume, der nicht mehr von Dingen und Eigenschaften ausgeht, sondern primär von vereinzelten Ereignissen ausgeht: "Alle Ereignisse erscheinen durchaus unzusammenhängend und vereinzelt."[6]
War das monadische Paradigma noch vom Modell des Festkörpers geprägt, so orientiert sich das operative Paradigma am Modell einer strömenden Flüssigkeit. Keine feststehende Dingen sondern nur flüchtige Ereignisse sind das zentrale Bild eines operativen Paradigmas.
Moderne Anzeichen einer Ereignisontologie finden sich insbesondere bei Wittgenstein, der die Welt bestimmt als die "Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge".[7] Analog dazu versteht auch die moderne Physik die Welt als Gesamtheit der Ereignisse und sieht insbesondere in der Quantenphysik von der Existenz von Dingen oder ihren Relationen überhaupt ab.
- Beziehung als soziales Ereignis: Sozialapriorismus
- Prozessontologie: Empiriokritizismus
Topisches Paradigma
Im topischen Paradigma ist der Ausgangspunkt der leiblich gespürte und gestimmte Zugang zur Welt, der nicht hintergehbar ist, solange wir in der Welt sind. Das topische Paradigma basiert auf der Unmittelbarkeit des subjektiv-leiblichen Erlebens im Unterschied zu den technisch vermittelten objektiv-messbaren Ereignissen oder Dingen.
Das topische Denken geht davon aus, dass es noch ursprünglichere und erlebnisreichere Zustände gibt, als Messdaten oder darauf basierter Theorien, selbst wenn sie sich in der Praxis prognostisch bewähren. Diese ursprünglichere Zustände sind Situationen und leibliche gespürte Gefühle als Atmosphären, in denen sich Lebewesen immer schon gestimmt befinden und durch die sie in der Welt sind. Topisches Denken schließt damit an die Neue Phänomenologie von Hermann Schmitz an, der kein idealistisches Gegenmodell zum naturalistischen Denken etablieren will, sondern gerade ein drittes alternative Modell entwirft, was diese Spaltung aufheben und die in unserem westlichen Denken dominante psychologistisch-reduktionistisch-introjektionistischen Verfehlungen überwinden soll: "Die psychologistisch-reduktionistisch-introjektionistische Verfehlung des abendländischen Geistes zersetzt die den Menschen gemeinsamen Situationen in Konstellationen privater Innenwelten, verleugnet die räumliche Ergossenheit leiblich ergreifender Gefühle und verkennt mit dem Leib auch die leibliche Kommunikation."[8]
Integrative Kraft
Wenn das topische Denken den Anspruch hat, grundlegender als die anderen Modell zu sein, dann muss es diese anderen Paradigmen auch integrieren können, was im folgenden zu zeigen ist:
Das topische Denken fundiert das relationale Denken, da nicht Relationen oder Relata als primäre Einheiten gedacht werden, sondern diese wiederum als Endprodukte einer Aufspaltung von situativen Verhältnissen gedacht werden, die noch ohne Einzelheit oder Identität sind. Ich kann von einer Beziehung sinnvollerweise nur dann sprechen, wenn es etwas Vereinzeltes gibt, was bezogen ist. Ohne vereinzelte Relata kann es keine Relationen geben, auch keine gedachten.[9] Vereinzelung ist ein Vorgang, der aus Situationen schöpft, in denen es noch keine Einzelheit gibt. Diese Situationen, in denen wir uns leiblich befinden, noch ohne uns als Körper zu objektivieren, sind Ausgangspunkt des topischen Denkens.
Im eigenen Erlebnisraum sind vereinzelte Wesen wie Personen oder Tiere immer schon gegeben, so dass der Eindruck entstehen kann, dass die Beziehung zu vereinzelten Wesen die erste mögliche Stellungnahme ist. Doch trägt das nicht der Erfahrung Rechnung, dass man sich auch in Gefühlen befinden kann, die nicht als Ausdruck einer Beziehung erlebt werden. Die systemische Therapie hat hier zwar viele Verdienste erlangt durch ihre Haltung, dass Gefühle auch als Loyalitätsleistung gewürdigt werden können, doch ist diese Sicht eine nachträglich explizierte, die dem unmittelbaren Erleben vieler Klienten nicht unbedingt gerecht wird, und als axiomatischer Ausgangspunkt für eine sinnvoll und kooperative erlebte Therapie auch nicht hilfreich ist. So sind andere Therapieverfahren wie z.B. die Hypnotherapie auch sehr erfolgreich, ohne dass ein Gefühle notwendig systemisch als Ausdruck einer Loyalitätsleistung behandelt werden müssen.
Das topische Denken fundiert das operative und monadische Denken, da nicht Ereignisse oder Dinge als primäre Einheiten gedacht werden, sondern leiblich spürbare Situationen, aus denen heraus einzelne Ereignisse oder Dinge durch Vereinzelung und Kategorisierung erst herausgehoben werden. Ereignisse oder Dinge sind nicht primäre Einheiten sondern stets das Resultat eines Objektivierungsverfahrens, das sich der vereinzelnden Explikation bedient.
Damit stellt sich das topische Denken vor das monadische, relationale und operative Denken und fundiert es zugleich. Ein häufiges Missverständnis entsteht jedoch häufig dadurch, dass mit dem Focus auf dem In-der-Welt-Sein zugleich die Welt als räumlicher Behälter gedacht wird und die topische Qualität gerade in der Räumlichkeit des Behälters gesehen wird. Diese containerhafte Räumlichkeit wird häufig noch dadurch unterstützt, dass die moderne Physik die Zeit quasi als vierte Raumdimension integriert und auch von zeitlosen Blockuniversen spricht. Doch diese Art von Örtlich- und Räumlichkeit basiert schon auf der Vorstellung eines übergeordneten ruhenden Koordinatensystems, in dem sich Orte über GPS bestimmen lassen. Diese Art von Koordinatensystem ist jedoch dimensional und unterscheidet sich fundamental von der prädimensionalen Räumlichkeit des topischen Denkens. Der Raum ist im topischen Paradigma gerade nicht ab-messabar (di-mensere), und hat nicht nur einen Ruhepol sondern jedes leibliche In-der-Welt-Sein hat seinen eigenen Ruhepol.
Die "Örtlichkeit der Naturwissenschaften" ist daher eine andere als die "Örtlichkeit des Leibes", jene ist global berechenbar, diese ist lokal erfahrbar. Die Herausforderung im topischen Paradigma ist es daher auch in dem was wir erleben, tatsächlich anwesend zu sein.
Primäres topisches Verhältnis: In-Sein
- Noch vor der Beziehung zwischen Einzelnen (dualem Verhältnis) ist das In-Sein (topisches Verhältnis)
- Primärer Ort, sekundärer Raum und Zeit
- Heidegger: SZ §22-24
- Die Griechen kennen keinen Raum, nur den Ort?
Zwei In-Sein-Metaphern:
- Raum als Container: Nicht wir sind der Container, wo etwas darin ist.
- Raum als Feld: Wir sind ursprünglich im Feld.
Emobdiement und Emplacement
- Interdiszplinäre Anthropologie S. 207
- Embodiement & Emplacement: A place where a thing is located; the act of placing something somewhere. (Wiktionary)
In-Situationen-Sein
- Die Situation als chaotische Mannigfaltigkeit
Topisches Verhältnis: In-Etwas und Etwas-in-mir
Die starke Trennung von In-Etwas-Sein und Etwas-in-mir ist nur im deutschen scheinbar so klar. Im Japanischen gibt es das Zeichen: 憑 was zugleich bedeutet:
- (von Dämonen) besessen
- beruhen auf, sich verlassen auf (insb. in: 憑拠: das worauf man fußt)
Beides ist Enthusiasmus:
- Besessenheit durch Gott, aus: enthousiasmós:
- in Gott sein: aus ἐν, en, „in“ und θεός, theós, „Gott“), als Vergottung?
In-Sein: Besetzung
Menschen leben in Metaphern
Etwas-in-mir: Besessenheit
Subjektiv- und objektiv-örtlich
Um eindeutig festzulegen, welche Örtlichkeit gemeint ist, unterscheide ich zwischen einer subjektiven und objektiven Örtlichkeit.[10] Die Örtlichkeit ist objektiv, wenn sie sich auf eine dimensionalen Raum mit einem objektiven Ruhepol bezieht. Die Örtlichkeit ist subjektiv, wenn der Ort des eigenen Leibes gemeint ist, der selbst spürbares Zentrum von Ruhe oder Unruhe sein kann.
Der Prozess, in dem die subjektive sich zur objektiven Örtlichkeit entwickeln kann ist die Entfaltung der Gegenwart:
Die Entfaltung der Gegenwart ist also der Prozess, in dem sich eine subjektive Örtlichkeit in ein System relativer dimensionaler Orte entfaltet. Diese Entfaltung wird später als Phänomen der Verortung genauer phänomenologisch beschrieben und zu untersuchen sein.
Zeitlosigkeit
- Zeitlosigkeit als Verräumlichung der Zeit in der Physik
- Es geht nicht darum die Zeit zu verräumlichen, wie es der Physik mit der vierdimensionalen Raumzeit gelingt, sondern sie als Ergebnis einer Richtung zu verstehen, die aus topischen Verhältnissen entsteht.
- Zeitlosigkeit als erfahrbare von überzeitlichen Anwesenheiten
Topologische Phänomenologie
- Was ist ein Phänomen?
- Inhalt eines Phänomens
- Beziehung zum Phänomen
- Aktive Verortung des Phänomens
- Phänomen der repräsentierenden Wahrnehmung
Phänomenologischer Zugang
Was ist ein Phänomen?
Eine Phänomenologie, wie sie hier vertreten wird, übernimmt den Sachverhaltsbegriff des Phänomens aus der Neuen Phänomenologie:
Ein Phänomen ist für jemand zu einer Zeit ein Sachverhalt, dem der Betroffene dann den Glauben, dass es sich um eine Tatsache handelt, nicht im Ernst verweigern kann. Ein Phänomen ist also doppelt relativ,
- auf einen Menschen
- und für eine Frist.
Ein Phänomen ist also eine subjektive Erfahrung, die so sehr am eigenen Leib erfahren wird, dass man sie als subjektive Tatsache nicht ernsthaft leugnen kann. Eine subjektive Tatsache muss nicht mit den intersubjektiven oder vermeintlich objektiven Tatsachen übereinstimmen und kann sogar dazu im scheinbaren Widerspruch befinden. Die Qualität, eine subjektive Tatsache zu sein, büßt sie dadurch keineswegs ein.
Damit rückt eine hier verstandene Phänomenologie näher an das unmittelbar erlebte Phänomen und distanziert sich bewusst von dem Transzendentalismus Husserls.
- Aufhebung der klassische Unterscheidung zwischen intra- und extra-dermale Phänomenen
Der reduktionistische Ansatz: Das Phänomen auf einen Begriff bringen
Wir sind darin geschult darin, Phänomene 'unter' (oder 'auf') einen Begriff zu bringen, mit dem wir denken, es begreifen zu können. Der Begriff wird zum instrumentellen Hilfsmittel, um das Phänomen aus einem leiblichen Erfahrungsraum zu in einem Denkraum zu übertragen und dort auf den Punkt zu bringen und zu klassifizieren. Wir erlauben uns häufig nur, Phänomene durch Begriffe zu begreifen, aber nicht durch andere Arten des Zugangs.
Multiplizität der Räume: Stellung zur Naturwissenschaft
Der Konstruktivismus versucht die Multiplizität der Räume durch die Singularität des naturwissenschaftlichen Raumes zu beweisen. Ein typischer Kategorienfehler.
Siehe: #Parallelräume
Primäre Seinsgewissheit subjektiver Tatsachen
Unterscheidung in Innen- und Außenwelt
Räumliche Lokalisierung der Gefühle
- Wo sind die Gefühle ?
- Drinnen: lokalisiert in der Innenwelt: Innenwelt-Dogma
- Draußen: lokalisiert in der Körperwelt: Physiologismus
- Weder-Noch: Trennung zwischen Innen- und Außenwelt wird in Frage gestellt.
Wir sind gewohnt zu denken, dass die primäre Unterscheidung zwischen einer je subjektiv erlebten Innenwelt und der objektiv messbaren Außenwelt vollzieht. Die Annahme, dass es einen "Innenwelt" gibt, die einer "Außenwelt" gegenübersteht, wird als Innenweltdogma bezeichnet und von Schmitz wie folgt gefasst:
Das Innenweltdogma, dem von Demokrit bis (ausschließlich) zur Richard Avenarius alle Philosophen und seit diesem fast alle Philosophen anhängen, wurde ... folgendermaßen gefasst:
Topisches Denken versucht dieses Innenweltdogma zu überwinden, durch den Aufweis, dass wir uns schon immer in Situation im draußen befinden, und es also einen Zustand gibt, der quer zu dieser Unterscheidung zwischen Innen und Außen liegt. Topisches Denken ist daher nicht konstruktivistisch in dem Sinne, dass wir alles was wir erleben nur im Inneren konstruieren. Das Erlebte ist zugleich die Stimmung in der wir uns prädimensional befinden. Zur Beschreibung einer prädimensionalen Räumlichkeit ist der Unterschied zwischen einer Innenwelt und einer Außenwelt wenig hilfreich.
Topisches Denken heißt daher auch nicht, dass Gedanken und Gefühle sich in einem Container befinden, sondern wir befinden uns primär als leibliche Wesen in einer Situation und sind ihr in vielen Fällen einfach ausgesetzt.
Der Sonderweg der europäischen Gefühlsauffassung wird von zwei unterschiedlichen Strategien bestimmt, die Gefühle zu konzeptualisieren:
- Zum einen von dem metaphysischen Weltbild, in dem die Seele eine Art Behälter der Gefühle ist,
- zum anderen von physiologischen Erfassungsversuchen.
Körperraum und ortslose Seele
Selbsterzeugte Systemgrenzen: Autopoiese
Unterscheidung zwischen Internalisierung und Introjektion
Damit zeichnet sich ein wesentlicher Unterschied ab:
- Einmal die – auch interkulturell relevante – auf leibliche Regungen beruhende und an leiblichen Zentren als ihren Verdichtungsbereichen sich orientierenden Internalisierung der Gefühle;
- zum anderen die kulturspezifische Introjektion der Gefühle, also ihre Hereinnahme in eine hierarchische Innenwelt, in der sie von der 'ideal' verstandenen Vernunft besser kontrolliert werden konnten.
- Internalisierung (Externalisierung)
- Introjektionismus / Projektionismus
Ontologisierung der Gefühle als Atmosphären
- Schmitz: Gefühle sind so präsent wie Landstraßen.
- Kritik von Fuchs
- Erläuterung von Rappe (S. 53ff)
Historische Alternativen zum Innenweltdogma
Siehe: Zutt: Ergriffenheit und Bessenheit
Kritik am Innenweltdogma
Siehe: Innenweltdogma
Unterschied zwischen Körper und Leib
- Unterscheidung zwischen objektiv notwendiger Bedingung und subjektivem spürbarem Befinden, das intersubjektiv kommunizier- und behandelbar ist
Leibliches Spüren als absoluter Ort der Subjektivität
- Die Erweiterung des Sinnlichen durch die Leiblichkeit (Hasse 105)
- Leib als mein Ort des In-der-Welt-Seins
Damit ist man auf das Subjekt als leibliches Welt-Zentrum und den Leib als zentraler Ort der Wahrnehmung verwiesen, also dort, wo man ist, wenn man sich etwa angerufen fühlt. Kant empfahl weiter, sich an die "gemeine Erfahrung" zu halten und vorläufig zu sagen:
Wo ich empfinde, da bin ich.
Doch erst die Phänomenologie erarbeitet sie so, dass sie breitere wissenschaftstheoretische Relevanz gewann.
- So sprach um den von Kant im obigen Zitat angesprochenen Aspekt der leiblichen Lokalisierung des Menschen – 'meinen Ort' – in seiner Umgebung, also im leiblichen Raum zu betonen,
- dann Husserl vom "Nullpunkt" der Orientierung und
- Plessner (...) vom "absoluten Ort" und dem "Hierpunkt", von dem aus die Umgebung strukturiert werde.
- Schon Bergson (...) hatte im Körper das "Zentrum von Handlungen" und "von Aktivität" gesehen, wobei er (...) bemerkte, dass dieses "sich von allen anderen dadurch abhebt, dass ich es hier nicht nur von außen durch Wahrnehmung, sondern auch von innen durch Affektionen kenne", nämlich als: "meinen Leib."
Diese Ansätze, die subjektive Dimension des Leib-Erlebens immer klarer in den terminologischen Griff zu bekommen, dienten dann dazu, den Begriff Körper vom Begriff Leib klarer zu unterscheiden. (GR-LuS 84)
In China:
Mittlere Position: Zwischen Ontologisierung und Introjektion der Gefühle
Siehe auch: #Gefühlskultivierung zwischen aktiver und passiver Haltung
- Die Annahme von Schmitz, dass bestimmte Gefühle gleichsam ontologische Ding-Dignität im leiblichen Raum besitzen
- und das Bemühen der 'psychologischen' Tradition, sie in einen irgendwie gearteten 'seelischen' Innenraum zu sperren,
Gegen die Ontologisierung der Gefühle
Leibliche Filterung von Phänomenen
- die erkenntnistheoretisch eher 'naive' Phänomenologie von Schmitz
{c|Der Erwerb von Dispositionen ... findet durch 'einschleifen' und 'einwachsen' statt.|GR-LuS 215}}
- dispositionaler Schienungen und Filtern
- leiblich verwachsene Dispositionsgeflechte
- konstitutive und erworbene Dispositionen
Hier begegnen sich Konstruktivismus und Phänomenologie: egal ob die Filterung konstruktivistisch oder phänomenologisch begründet wird, es gibt keinen reinen Zugang zur Wirklichkeit.
Person als Kraftfeld
Durchlässige Grenzen
Deskriptive Phänomenologie: Inhaltliche Beschreibung der Phänomene
Schmitz legt in der Neuen Phänomenologie viel Wert darauf, sich als Anwalt der unwillkürlichen Lebenserfahrung zu verstehen. Wichtiger, als sich mit den Ergebnissen des willentlichen Zurechtlegens zu beschäftigen, ist für ihn der Umgang mit den Unwillkürlichen, d.h. dem nicht willentlich beeinflussbaren Erfahrungen.
Gerade indem sich Schmitz vornehmlich auf die unwillkürlichen leiblichen Regungen achtet, möchte er ein Gegenkonzept zur Seele aufbauen, die als Haus oder Hausherr verstanden wird, der von einer zentralen Beobachterinstanz die eigenen unwillkürlichen Regungen fest im Griff hat.
Unwillkürliche Regungen werden als Hauptgegenstand der Phänomenologie verstanden, von dem man sich affektiv betroffen fühlt. Diese Betroffenheit wird zumeist passiv gedacht und mündet häufig in eine passive und meist beklagende Opferhaltung, sofern es sich um leidvoll erlebte Phänomene handelt.
Man kann Phänomene danach unterscheiden, ob sie als Einwirkung von außen oder als eigenleibliche Regung erlebt werden:
- Einwirkung von außen: Phänomene, die den äußeren unwillkürlichen Prozessen d.h. einem äußeren Umstand zugeschrieben werden, wie z.B. einem plötzlichen Wetterumsturz, werden als bedrängend erlebt.
- Eigenleibliche Regung: Phänomene, die den eigenen unwillkürlichen Prozessen zugeschrieben werden, können beliebige leichte oder auch schwere Symptome sein, leidvoll erlebt werden.
Wenn davon ausgegangen wird, dass beide Arten der Phänomene unwillkürlich sind und nicht direkt willentlich beeinflusst werden können, dann stellt sich die Frage, welche Beiträge die Phänomenologie bietet, damit in zieldienlicher Weise umzugehen.
In der Phänomenologie wurde bisher immer Wert darauf gelegt, alle Phänomene zu klassifizieren und in ein Ordnungssytem zu bringen. Schmitz nennt sein Alphabet der Leiblichkeit oder seine multifaktorielle Klassifkation der Gefühle. Eine hier verstandene Phänomenologie möchte sich damit nicht begnügen, da sie folgende Schwachstellen erkennt:
- Alle Klassifikationen sind abhängig von der Sprache, in der sie geschehen, und können in anderen Sprache wieder anders sein. Daher spielt die Sprache bei der Klassifizierung eine besondere Rolle und muss selbst wieder phänomenologisch eingeholt werden.[11]Der Anspruch, eine sprachunabhängige Phänomenologie betreiben zu können, lässt sich dann aber nur schwer aufrechterhalten.
- Der alleinig pathische Zugang zu den Phänomenen vernachlässigt die Chance, sich zu den Phänomenen aktiv in Beziehung zu setzen und die Wirkung dieser Beziehungsgestaltung wiederum phänomenologisch zu untersuchen. Da Philosophen selbst wenig Erfahrung bei der phänomenalen Veränderung von Symptomen haben, muss man sich hier Schützenhilfe bei Erfahrungsberichten aus der therapeutischen Praxis holen und diese in die Phänomenologie einfließen lassen. Wenn das gelingt kann man zurecht von einer genetischen[12] oder postklassischen[13] Phänomenologie sprechen.
Phänomenologische Dreistadienmethode
- Deskriptives Stadium: Ein Gegenstandsbereich wird durch möglichst genaue Umschreibung mit den Mitteln der üblichen Sprache aus der im angegebenen Sinn relativ trivialen Lebenserfahrung herausgehoben.
- Analytisches Stadium: Wiederkehrende und sich verschlingende Grundzüge des Bereichs werden herausgeschält und terminologisch fixiert.
- Kombinatorisches Stadium: Durch geeignete Kombination der Grundzüge in der festgelegten Terminologie werden komplexe Bestandteile des Bereichs rekonstruiert, auch als Probe auf die Zulänglichkeit der Analyse.
Nach diesem Muster habe ich
- das leibliche Befinden (...),
- die Gefühle
- und die Räumlichkeit phänomenologisch durchforscht. (S-DuG 33)
Deskriptives Stadium
Analytisches Stadium
Kombinatorisches Stadium
Unwillkürliches leibliches Befinden
Besonderheit unwillkürlichen Verhaltens
Räumliche Klassifikation leiblichen Befindens
- Enge und Weite
Räumlichkeit der Gefühle
- Ganzheitlichkeit der Gefühle
- Räumlichkeit der Gefühle: Das wesentlich Anliegen von Schmitz ist es, die Räumlichkeit der Gefühle zu beschreiben.
Hineingerissen-werden wie in einen fremden Raum
Das Hineingerissen-werden in einen fremden Raum hat auch Konsequenzen für die personale Topologie, d.h. lässt auch die unwillkürliche Anwesenheit in fremden Räumen leichter erklären. Dazu mehr bei dem Phänomen des eigenen Raumes.
Räumlichkeit: Subjektives Fühlen und quasi-objektive (topjektive) Gefühle
Durch die erlebte Räumlichkeit der Gefühle werden Gefühle auch eher als objektive Gegebenheiten erlebt, auch wenn sie subjektiv empfunden werden. Das legt die Unterscheidung zwischen dem quasi-objektive Gefühlen und dem subjektiven Fühlen nahe, die Schmitz nahelegt.
Mit der Räumlichkeit der Gefühle tritt wieder ihre 'Objektivität' hervor; zumindest im Fall des Betroffen-Seins als subjektive Tatsache.
In diesem Sinne ist das 'Drohende' eines Gewitters 'objektiv', wird aber subjektiv 'empfunden'. (GR-LuS 298)Räumlichkeit lediglich als Enge und Weite sowie Richtung
- Klassifizierung der Gefühle nach ihrer Räumlichkeit
Bei Schmitz wird der Gefühlsraum ausschließlich als Weite- und Richtungsraum verstanden. Darüberhinaus versucht er sich in einer Klassifikation der Gefühle, bei der auch nicht-räumliche Qualitäten wie Ruhe/Unruhe etc. eine rolle spielen.
Systemische Phänomenologie: Beziehung zum Phänomen bestimmt Wirkung
Die Phänomenologie wird systemisch wenn die Beziehungen zwischen Personen und Phänomen eine bedeutende Rolle spielen. Ein derartige systemische Phänomenologie legt Wert auf die Freiheit, sich für eine bestimmte Haltung oder Gesinnung zum Phänomen zu entscheiden.
Klienten suchen einen Psychotherapeut häufig deshalb auf, da sie unter unwillkürlichen Phänomenen wie z.B. einem Tinnitus leiden. Auch wenn Klienten häufig mit dem verständlichen Auftrag kommen, dass dieses leidvoll erlebte Phänomen "weg gemacht" werden soll, sind ähnliche Lösungsversuche, die dieses Phänomen beseitigen wollten, häufig bereits fehlgeschlagen. Sofern der Klient sich darauf einlässt, von dieser Art von "Killeraufträgen" abzusehen, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder erfolglos bleiben würden, schlägt der Therapeut vor, das unwillkürliche Phänomen zumindest für den Rahmen der Therapiesitzung als unveränderliche Restriktion zu definieren, und macht das Angebot, eine weniger leidvoll erlebte Beziehung zu dem Phänomen zu entwickeln. Alle Interventionen des Therapeuten zielen darauf ab, mit der Beziehungsänderung zum Phänomen die Wirkung des Phänomens aktiv zu ändern.
In vielen Fällen ist dieser Schritt, eine andere Beziehung zum Phänomen einzunehmen, der entscheidende Schritt für weniger subjektiv erlebtes Leid. Diese Änderung der Beziehungsgestaltung kann z. B. durch eine andere Bewertung, Benennung oder Erklärung des Phänomens erfolgen. Gerade wenn es gelingt, jedes Phänomen als Kompetenz für berechtige Bedürfnisse zu bewerten, dann können daraus viele Chancen für eine dauerhafte Veränderung der Wirkung des Phänomens erzielt werden.
Wenn eine philosophische Phänomenologie diesem Umstand des therapeutischen Umgangs mit leidvoll erlebten Phänomenen Rechnung tragen möchte, dann kann sie nicht bei einer beschreibenden Phänomenologie stehen bleiben, sondern muss sich zu einer relationalen Phänomenologie weiterentwickeln, in der die Beziehung zum Phänomen im Mittelpunkt der Betrachtung steht.
Dies ist in Ansätzen schon erfolgt, was man folgenden Stellen entnehmen kann:
Siehe: Systemische Phänomenologie
Freilich kann eine aktive Beziehungsgestaltung nur für jemanden möglich sein, der gerade nicht von einem Phänomen völlig überrascht oder leidvoll betroffen wurde. Erst im Zustand der personalen Entfaltung ist eine aktive Beziehungsgestaltung möglich, es sei denn sie ist zuvor unwillkürlich trainiert.
Gefühlskultivierung zwischen aktiver und passiver Haltung
- Beobachter
- Patheur
Wissen und Weisheit im Umgang mit Gefühlen
- Philosophie als Lebenskunst
Umgang mit unwillkürlichen Phänomenen
Zieldienliche Bedeutungsgebung
im therapeutischen Kontext: Wofür als Sinnrahmen des Gesprächs
Aufgabe: Einen Kontext zu malen, in dem die Antwort des Klienten als Kompetenz erscheint.
Umgang mit Phänomenen als Geistern im System
Über eine intellektuelle und technische Entfaltung hinaus
Topologische Phänomenologie: Beziehung als Verortung des Phänomens
Geht man wie in der Topologie davon aus, dass jede Art der Beziehung eine Verortung ist, dann lässt sich die Beziehungsgestaltung zum Phänomen wesentlich durch Verortung gestalten. Hintergrund der Annahme ist: Eine andere Verortung des Phänomens im eigenen Erlebnisraum verändert die Wirkung des Phänomens.
Dieser Ansatz speist sich aus den praktischen Erfahrungen mit systemischer Aufstellungsarbeit und dem sozialen Panorama. In beiden Methoden wird der Klient eingeladen, seine leidvolle Phänomene wie z.B. Symptome im eigenen Erlebnisraum zu verorten. Dieser Verortung kann entweder im imaginierten Raum stattfinden oder auch im realen Raum mithilfe von Symbolen oder auch menschlichen Stellvertretern. Die Orte der Symptome können verändert werden so dass der Klient die unterschiedliche Wirkung des Phänomens am eigenen Leibe spüren kann.
Die Verortung von Phänomene ist analog der Inkarnation, bei der eine Atmosphäre in einer Person und als diese Gestalt annimmt, egal ob diese Person wirklich oder fiktiv ist.[14]
Gerade die Verortung einer diffusen leidvollen Stimmung, in der man steckt, erlaubt den dissoziierten und damit hilfreichen Umgang damit.
Alles nur Metaphern? lakoff + johnson
Verortung des Phänomens
Sind es nur Phänomene die verortet werden, oder jede Form von Einzelheiten aus dem eigenen Erlebnisraum?
- Soziales Panorama
- Aufstellungsarbeit
- Topologie des Unbewussten
- mental space: von gilles fouconnier
- "In unserem Unbewussten ist alles räumlich repräsentiert."
- "Alle Phänomene sind in einer Art als Begegnungspartner repräsentiert."
- Wo sind denn die?
- Von woher kommt die Richtung?
- Je differenzierter, desto besser.
topologische Aspekte unserer Explikate
- Drinnen / Draußen
- Intensität und Abwesenheit
- Entfernung: nah - fern
- Vorne / Hinten
- Horizontal: rechts - links
- Vertikal: oben - unten
- Richtung
- Wahrnehmungsposition wechseln
- z.B. innerer Antreiber, von hinten oben (rein ins Genick)
Präpersonale Besessenheit
Räumliche Entfaltung der Gegenwart
Spielerische Identifikation und rezeptive Wahrnehmung: Stellvertreter können für beliebige Explikate der persönlichen Eigenwelt des Klienten stehen. Sind die Stellvertreter leiblich präsent, dann kann in Form einer partizipierenden Wahrnehmung eine Einleibung in die persönliche Eigenwelt des Klienten stattfinden, aus der heraus expliziert wurde. Diese partizipierende Wahrnehmung erlaubt eine rezeptive repräsentierende Wahrnehmung inklusiver bestimmter Bewegungsimpulse.
Siehe: Explikationstypen
Zwischen Richtungs- und Ortsraum: Phänomen des stimmigen Ortes
- Erweiterung zu Schmitz: auch Phänomenologie relativer Orte, an der Grenze zwischen Richtungs- und Ortsraum
- Phänomenologischer und dimensionaler Ortsraum
- Dynamische Verortung als Bewegung
Induzierte Besessenheit: Inkorporation und Fremdverortung
Fremde Anwesenheiten als:
- Inkorporation: Man ruft etwas herbei
- Fremdverortung: Man begibt sich dort hin
Schritte:
- Intutition
- Invokation
- Anwesenheiten ohne Körper: Geister und Seelen
- Einleibung: Inkorporation, Inkarnation
- Ausleibung: Exkorporation, Exkarnation
- Fremde Anwesenheiten
- Braucht die Seele einen Körper?
Phänomen der repräsentierenden Wahrnehmung
Werden interne wie äußere Phänomene über menschliche Stellvertreter symbolisiert, dann tritt häufig das Phänomen der repräsentierenden Wahrnehmung auf. D.h. die Stellvertreter können sich in das Phänomen so gut einfühlen, dass sie über zahlreiche und genaue Wahrnehmungen verfügen, die für den Klienten mit seinem Anliegen sehr hilfreich sein können.
Stellvertreter repräsentieren beliebige Sachverhalte, die für die Beziehungsgestaltung zum Phänomen eine Rolle spielen können. Welche Stellvertreter welche Sachverhalte repräsentiert, kann jederzeit geändert werden so dass die Abhängigkeit von bestimmten Stellvertretern nicht besonders hoch ist.
Das Phänomen der repräsentierenden Wahrnehmung kann im Rahmen einer systemischen Topologie hier wie folgt verstanden werden:
Aufstellung als Ritual, Tanz: Siehe: (GR-IE_II2 655f)
Systemische nicht absolute Stellvertretung
Ort des absoluten Nichts
Gehen wir davon aus, dass alle Seienden den Ort des absoluten Nichts gemeinsam haben, dann sind sie darüber mit allen anderen Seienden gewissermaßen "topische verbunden". Diese Verbindung ermöglicht es, dass ein Stellvertreter mit seinem Leib sich zu jedem anderen Einzelnen verbinden kann, egal ob es ihn real oder nur fiktiv gibt.
Bewegungnen aus dem Nichts
Zeitloser Raum im Schamanismus
Im Schamanimus wird mit den Kräften im zeitlosen Raum gearbeitet. Durch die Zeitlosigkeit werden alle einzelnen Geister sichtbar, die zu dem Ritual eingeladen werden. Sie können sich in menschliche Leiber inkarnieren, so dass sie einem Körper haben, mit dem sie sich ausdrücken können.
Der transpersonale Raum
- Seelenraum im Schamanismus
- Hexe als ein vermutlich ein auf Hecken oder Grenzen befindlicher Geist.
- Zen-Buddhismus: Feldstruktur der Zen-Erfahrung
...
Leibliche Selbst-Verortung: Phänomen des eigenen Raumes
- systemische Selbst-Integration
- erstmal eine schützende Individuation herstellen bevor man in achtungsvolle Interaktion treten kann
- Person-Sein als Verortung
- von dort heraus Empathie für die leidende Seite
Das Phänomen des eigenen Raumes
Der eigene Identitätspunkt
Nick Blaser: Aufmerksamkeitspunkt
Multiplizität der Selbst-Verortung
- Kampf- und Freundschaftskontext
Im eigenen Erleben gibt es häufig widerstrebende Kräfte und Anteile, die als Ambi- oder besser Multivalenzen wahrgenommen werden. Diese Multivalenzen sind Ausdruck einer noch nicht fix explizierten Situation und lässt noch Spielraum für stimmige Vereinzelungen.
Schutzraum und Steuerposition durch Umfriedung
- Aufbau eines sicheren Ortes
- Palm-Paradigm: Handflächen nach Außen
- "alles was da drängt, nach außen verlegen, so als ob sie in einem geschützten sicheren Raum sich. Wie würde ihre Atmung dabei werden, der Stand auf dem Boden, und wie fühlt sich der Rücken und der Atem, sowie Ihr Blick an? Wie ist ihr Stimmigkeitserleben?"
- Entfaltungsraum
- Nicht-Einmischen (Schricker)
- Steuerung, Schutz, Überblick und Sicherheit
- Schützende Hülle mit Kontaktfunktion, es kommt nur rein, was gut für sie ist.
- "Grenzen anerkennen ist die Grundlage von Kompetenz von Kraft und von Steuerungsfähigkeit. In der Endlichkeit kriegt man seine Kraft. Ohne Grenze diffundiert die Kraft ins Welt, dann gibts einen bald nicht mehr."
- "Ich würde ja gerne mehr machen, ich könnte sogar, aber mein Organismus sagt: ich will nicht mehr."
- Grenze als Schutz vor Ergriffenheit in fremde Räume und Übergriffigkeit aus fremden Räumen
Ausbildung eines umfriedeten Raumes
Berechtigtes Bedürfnis nach gesunder Abgrenzung
Das berechtige Bedürfnis nach Abgrenzung des Erlebens gegen Überflutung durch einbrechende Reize und Impulse mündet in einem phänomenologischen Arbeiten mit Grenzen als Umfriedungen. Diese Grenzen sollen nicht dazu führen, dass eine seelische Innenwelt von einer körperlichen Außenwelt unterschieden wird, vielmehr ist sowohl der umfriedete Bereich als auch der äußere Bereich Teil des leiblich gespürten Erlebnisraumes, noch vor jeder Trennung in Körper und Seele.
Das berechtige Bedürfnis nach Abgrenzung des Erlebens gegen Überflutungen darf aber nicht zu einem philosophischen Introjektionismus führen, in dem angenommen wird, dass alles Erleben sich ausschließlich in der abgeschlossenen Innenwelt abspielt, aus der man nicht ausbrechen kann.
Geschützte Anteilnahme für die leidende Seite
...
Kraft und Würde aus der Endlichkeit
GS: Kraft und Würde kommt aus der Endlichkeit, aus der Anerkennung der eigenen Grenzen
Herleitung der Schutzraummetapher
- Physiologistisch: Schon Einzeller haben einen eigenen Raum und Zellmembran, damit deren Lebendigkeit nicht in den Weltall difffundiert sondern erhalten bleiben kann.
- Konstruktivistisch: "Draussen gibt es nur Schallwellen, mein Gehirn gibt denen erst die Bedeutung."
- Phänomenologisches Kontra: "Wir hören nicht, wie Schallwellen auf das Trommelfell treffen, sondern hören ganzheitliche 'Hör-Eindrücke'." (GR-LuS 294)
Leibliche Haltung der Abgrenzung
- Konsequenzen der Körperhaltung
- Handflächenexperiment
Berechtigtes Bedürfnis nach Kontakt
Kompetenzentfaltung
- Ressourcenlokalisierung
- Verbindung mit den Kompetenzen (für die man sich entscheidet)
Muster der Verortung
- transgenerational
- Musterverschiebung etc.
Praxis der Verortung
- Aufstellungen
- Aufstellungen: Verortung und repräsentierende Wahrnehmung
- Selbstintegration: eigener Raum, Grenze, Selbst
- Soziales Panorama
- Szenisches Externalisieren
- Dissoziation durch Verortung
- Davis-Orientierung:
- Davis-Therapie: Orientierungspunkt im Raum, Selbst-Modellierung
- Legasthenie, Dyskalkulie
- Autismus
- Phänomenologie des Ortsraumes
- Hypnotherapie: imaginiertes Sichbefinden in Räumen
- Imagination des sichereren Ortes
- Schamanische Rituale: Verortung von Seelen und Geistern
In Sprache
...
In der hypnosystemischen Therapie
Bild ist ein darin sein.
Im sozialen Panorama
In Systemaufstellungen
- Entfaltung der Gegenwart, in hauptsächlich zwei von fünf Seiten:
- absoluter Ort zu relativen Orten
- der Subjektivität nach durch personale Emanzipation.
In der Naturtherapie
Im Schamanismus
Topologische Phänomenologie: Beziehung als Haltung zum Phänomen
Die Beziehung zum Phänomen wird nicht nur durch die Verortung im eigenen Erlebnisraum gestaltet, sondern auch wesentlich durch die Haltung. Die Haltung der Neugierde, Demut etc.
Übertragung neuer Ressourcen im sozialen Panorama
Siehe: Haltung
Zutt: innere Haltung
Schmitz: Haltung als Gesinnung
Rappe: Haltung als leibliches Dispositionsgeflecht
- Haltungsmuster
Erickson: Utilisierung als Haltung
- Haltung und Beziehung als entscheidende Wirkfaktoren
- Utilisation, Kompetenzorientierung, Allparteilichkeit, Neugier etc.
Ausdruck von Bedürfnissen
- World of WIBBs: Wertvolle Information berechtigter Bedürfnisse
Richtung des Wofür
Transpersonale Aspekte systemischer Topologie
Magische Wirkung einseitiger Veränderung
LD-DSsB 134
Transgenerationale Muster der Verortungen
Parallelräume
Geistige Weltenachse
Glossar
Ein-Stellung
Haltung
- Haltung und Beziehung als entscheidende Wirkfaktoren
- Utilisation, Kompetenzorientierung, Allparteilichkeit, Neugier etc.
Stand-Punkt
Verortung
Diverses
Exkurs: Duales und topisches Verhältnis
Duales Verhältnis | Topisches Verhältnis | |
---|---|---|
Stellung | Vorstellung | Einstellung |
Begrenzung | Durchdringung |
Fußnoten
- ↑ 1089 b 23f.
- ↑ Selbst Husserl bekennt sich in hohem Alter noch zur triadischen Dingontologie. Vgl.: S-WieP 19
- ↑ Vgl.: Toshihiko Izutsu: Philosophie des Zen-Buddhismus. S. 28
- ↑ "Der Strukturenrealismus kann weiterhin als die vielversprechendste Ontologie der modernen Physik angesehen werden." (Lyre in E-PdP 389)
- ↑ Martin Buber (1954): Die Schriften über das dialogische Prinzip. Heidelberg. S. 31. Zit. n.: MB-IuD 137
- ↑ Hume, Enquiring Concerning Human Understanding. 2. Teil des 7. Abschnitts: "All events seem entirely loose and separate." Deutsche Übersetzung von R. Richter, Nachdruck Hamburg 1973, S. 90
- ↑ Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge. (T1.1)
- ↑ S-AHG 37
- ↑ Damit verneine ich auch die Möglichkeit eines ontischen eleminativen Strukturenrealismus, der davon ausgeht es nur Relationen ohne Relata gibt.
- ↑ Hier schließe ich mich der Begriffsverwendung von Rappe an, der sie der Unterscheidung von "absolut" oder "relativ" von Schmitz vorzieht: "Ähnlich sollte wegen 'konnotativer Unwägbarkeiten' dem Begriffspaar "absolut" und "relativ" ausgewichen und stattdessen von 'subjektiv' und 'objektiv' gesprochen werden. Dann ergibt sich daraus, dass der "reine Leib" subjektiv-örtlich im Sinne einer subjektiven Tatsache, aber nicht objektiv-örtlich, also keine objektive Tatsache ist." (GR-LuS 92)
- ↑ Vgl.: Transformative Phänomenologie von Rolf Elberfeld: "Eine zentrale kulturelle Prägung der phänomenologischen Übung besteht in der Sprache, in der sie vollzogen wird. Aus diesem Grund spielen die Sprache und die Sprachen als Vollzugsmedien transformativer Phänomenologie eine entscheidende Rolle, so dass die Phänomenologie insgesamt vor allem im Anschluss an Wilhelm von Humboldt und Paul Valéry sprachphänomenologisch gewendet wird." http://www.information-philosophie.de/?a=1&t=4427&n=2&y=1&c=76
- ↑ Böhme, Gernot (2003): Leibsein als Aufgabe. Zug/Schweiz. [GB-LaA]: "Es kann der Phänomenologie des Leibes eigentlich nicht darum gehen, leibliche Phänomene lediglich zu beschreiben - und vielleicht noch in eine systematische Ordnung zu bringen -, vielmehr muss es ihr darum gehen, den Zusammenhang von Leibpraxis und Erfahrungsweisen darzulegen. Sie muss also genetische Phänomenologie sein." (GB-LaA 50)
- ↑ Irrgang, Bernhard (2009): Der Leib des Menschen. Grundriss einer phänomenologischen-hermeneutischen Anthropologie. Stuttgart. [BI-LM]: "Der Unterschied zwischen der klassischen und der postklassischen Phänomenologie besteht darin, dass insbesondere die postphänomenologische Perspektive den Handlungsraum und das Umgehen Können betont, während in der klassischen Phänomenologie die Intuition im Zentrum des Interesses gestanden hat. Die räumliche Orientierung ist das Resultat eines Spieles verschiedener phänomenologischer Vektoren, die die Sinneswahrnehmung gemäß ihren eigenen Gesetzen und der Intentionen im Rahmen von Handlungen formuliert, welche ihren Ursprung im menschlichen Leib haben. Insofern ist das Leibschema auch ein Zentrum der leiblichen Orientierung." (BI-LM 340f)
- ↑ Vgl.: S-DuG 446