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+ | == Grenzbildung durch [[personale Emanzipation]] == | ||
+ | {{c|Durch [[personale Emanzipation]] bildet sich für die [[Person]] eine Sphäre des Eigenen im Gegensatz zum Fremden, das aus der [[Subjektivität]] für die Person durch Neutralisierung entlassen ist. Diese Sphäre des Eigenen, soweit sie im Wesentlichen aus Bedeutungen besteht, ist die ''[[persönliche Situation]]''.|S-F 112}} | ||
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+ | === Generelle und Persönliche Grenzen === | ||
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+ | ==== Generelle Grenzen ==== | ||
+ | {{c|Die generellen Grenzen sind diejenigen, die allgemein dort gelten, wo man sich gerade befindet: In dieser Gesellschaft, dieser Familie, dieser Schule, diesem Verein und so weiter verhält man sich so und so und nicht anders. Es sind die allgemein akzeptierten Normen der Kultur, der wir angehören oder in der wir gerade zu Gast sind. Über die generellen Grenzen, von denen wir meinen, dass sie auch innerhalb unserer eigenen vier Wände zu gelten haben, sollten wir nach Möglichkeit genau nachdenken, um zu sehen, ob wir bereit sind, sie zu unseren eigenen zu machen und für sie einzustehen.|Juul, Jesper. Grenzen, Nähe, Respekt: Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung (German Edition) (S.24). Rowohlt E-Book. Kindle-Version. }} | ||
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+ | ==== Persönliche Grenzen ==== | ||
+ | {{c|Das Wort persönlich beinhaltet, dass die Grenzen, von denen im Folgenden die Rede sein soll, individueller Art sind. Sie ergeben sich daraus, dass Eltern unterschiedliche Persönlichkeiten, verschiedene Temperamente, verschiedene Hintergründe, verschiedene Wertvorstellungen, wechselnde Stimmungen etc. haben.|Juul, Jesper. Grenzen, Nähe, Respekt: Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung (German Edition) (S.28). Rowohlt E-Book. Kindle-Version.}} | ||
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+ | {{c|Sie sind alle in einer persönlichen Sprache ausgedrückt: Ich will … Ich will nicht. Sie sagen: «Hier bin ich», «So bin ich», «Für diese Meinung stehe ich», sodass das Kind nicht zu zweifeln braucht, wo der Vater oder die Mutter gerade steht. Es besteht Kontakt. Die persönliche Sprache ist immer warm, einerlei, ob sie ja sagt oder nein.|Juul, Jesper. Grenzen, Nähe, Respekt: Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung (German Edition) (S.29). Rowohlt E-Book. Kindle-Version. }} | ||
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+ | {{c|Einige unserer persönlichen Grenzen können wir nicht erklären, nicht einmal uns selbst. Sie sind einfach da. Das macht es schwieriger für Kinder, sie zu verstehen, aber nicht, sie zu respektieren. Kinder respektieren die Grenzen der Eltern nicht, weil die Eltern sie begründen können, sondern weil sie die Person respektieren, die diese Grenzen hat. |Juul, Jesper. Grenzen, Nähe, Respekt: Auf dem Weg zur kompetenten Eltern-Kind-Beziehung (German Edition) (S.31). Rowohlt E-Book. Kindle-Version. }} | ||
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+ | === Leiblich-Personale Grenzen === | ||
+ | * Grenze der Persönlichkeit | ||
+ | ** Ich-Grenze (Nick Blaser) | ||
+ | * Grenze des Leibes | ||
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+ | === Körperliche Grenzen === | ||
+ | * Körper-Grenze | ||
+ | * Zellgrenze | ||
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+ | === Grenze der persönlichen Eigenwelt === | ||
+ | Siehe: [[Persönliche Eigenwelt]] | ||
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+ | === Ich-Grenze === | ||
+ | {{c|Zunächst ist die Unterscheidung von Ich und Nicht-Ich sicher einer der wichtigsten Vorgänge in unserem Seelenleben. Wie wir gesehen haben, versucht Freud diese Unterscheidungsprozesse zumindest in der ersten Lebensphase auf das Wirken des "Lustprinzips" zurückzuführen: Was gut für mich ist, gehört zu mir; was schlecht für mich ist, muss "draußen" bleiben oder hinausprojiziert werden. Melanie Klein betont die Abwehr der frühkindlichen Ängste: Was mich im eigenen Inneren bedroht, verlege ich in meiner Wahrnehmung als Bedrohung nach außen; was außen "gut" ist, hole ich zu meiner eigenen Beruhigung in mich herein.|TB-AOC 129}} | ||
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+ | Verletzung des "psychischen Immunsystems" als einen Verlust der Unterscheidungsfähigkeit von Eigenem und Fremden. (Vgl.: TB-AOC 139) | ||
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+ | === Grenze zwischen Innen- und Außenwelt === | ||
+ | {{c|Das [[Innenweltdogma]] konstruiert zwischen der Außenwelt und dem Erleben des Menschen eine Mauer oder Membran, die von außen durch afferente, innen empfangene Signale (auf dem Weg über Sinnesorgane) und von innen durch korrespondierende, meist erwidernde Efferenzen durchbrochen werden muss. Diese Mauer fällt in meiner Sicht; ...|S-H 153}} | ||
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+ | === Umfriedung für das Wohnen === | ||
+ | {{c|Zur Selbstbehauptung des Menschen gehört nicht nur die Auseinandersetzung mit der Natur und mit seinesgleichen, sondern auch die Leistung, sich mit Gefühlen zu arrangieren und im Konzert dieser abgründig ergreifenden Atmosphären so einzurichten, dass er ihnen nicht hilflos ausgeliefert ist. Von größter Bedeutung für diesen Erfolg ist die Fähigkeit, Grenzen im Raum zu ziehen und dadurch eine Umfriedung für das Wohnen zu schaffen.|S-H 139}} | ||
== Grenzfunktionen == | == Grenzfunktionen == | ||
{{c|Die Form als Manifestation der Grenze ist ein wesentlicher Index der [[Leben|Lebendigkeit]].|P-Stufen XXIII}} | {{c|Die Form als Manifestation der Grenze ist ein wesentlicher Index der [[Leben|Lebendigkeit]].|P-Stufen XXIII}} | ||
− | * Grenze ermöglicht die Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremden, Autonomie | + | * Grenze ermöglicht die Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremden, [[Autonomie]] |
* Grenze ermöglicht relative Vertrautheit im Inneren, z.B. durch die Umfriedung beim [[Wohnen]]. | * Grenze ermöglicht relative Vertrautheit im Inneren, z.B. durch die Umfriedung beim [[Wohnen]]. | ||
* Grenze trennt und kann damit erst beide Seiten verbinden: Kontakt | * Grenze trennt und kann damit erst beide Seiten verbinden: Kontakt | ||
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+ | === Grenze als Kontur des Lebendigen === | ||
+ | {{c|Ohne Kontur gäbe es keine Wirklichkeit; die Dinge würden sich im Nebel auflösen. Die Kontur gibt dem Geschehen Deutlichkeit und Biss, legt es aber nicht starr fest. Wenn es gelingt, den starren, körperlichen Panzer aufzuweichen, ohne ihn zu zerbröseln, so kann er sich in eine Leibkontur verwandeln. | ||
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+ | Eine Kontur wahrnehmen heißt vor allem: den Dingen eine [[Bedeutsamkeit]] geben. Bedeutsamkeit kann eine Erfahrung für uns nur dann erlangen, wenn wir sie von anderen Erfahrungen unterscheiden können. Eine Annäherung an das Lebendige gelingt, indem wir unterscheiden lernen, ohne das Lebendige zu zerlegen, zu analysieren oder auseinander zu trennen.|GE-WHe 262}} | ||
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+ | === Grenze als Charakter des Versammelns === | ||
+ | {{c|Was dergestalt zum Stand kommt, in sich ''ständig'' wird, schlägt sicht dabei von sich her frei in die Notwendigkeit seiner Grenze, ''peras''. Diese ist nichts, was zum Seienden erst von außen hinzukommt. Noch weniger ist sie ein Mangel im Sinne einer abträglichen Beschränkung. Der von der Grenze her sich bändigende Halt, das Sich-Haben, worin das Ständige sich hält, ist das Sein des Seienden, macht vielmehr erst das Seiende zu einem solchen im Unterschied zum Unseienden. Zum Stand kommen heißt darnach: sich Grenze erringen, er-grenzen. ... Das in seine Grenze, sie ergänzend, sich Stellende und so Stehende hat Gestalt, ''morphe''. Die griechisch verstandene Gestalt hat ihr Wesen aus dem aufgehenden Sich-in-die-Grenze-her-stellen.|Heidegger EM-46 in: EW-Entstellung, S. 76}} | ||
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+ | {{c|... die Grenze hat - nach dem alten griechischen Sinn - durchaus den Charakter des Versammelns, nicht des Abschneidens. Grenze ist jenes, von woher und worin etwas anfängt, aufgeht als das, was es ist ... Die Grenze wehrt nicht ab, sie hebt die Gestalt ans Licht des Anwesens heraus und trägt dieses.|Heidegger SG- 125: In EW-Enstellung, S. 77}} | ||
=== Diskontinuität ermöglicht [[Autonomie]], Freiheit === | === Diskontinuität ermöglicht [[Autonomie]], Freiheit === | ||
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Wir leben jedoch in einem postimmunologischen Zeitalter, in dem das Gleiche und nicht das Fremde herrscht, der [[Entgrenzung]]. | Wir leben jedoch in einem postimmunologischen Zeitalter, in dem das Gleiche und nicht das Fremde herrscht, der [[Entgrenzung]]. | ||
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+ | ==== Grenze als Terminus ==== | ||
+ | Terminus (lat. „Grenze“ und „Grenzstein“) ist in der römischen Mythologie der Gott der Grenzsteine. | ||
=== Kontakt ermöglicht Nähe, Bindung === | === Kontakt ermöglicht Nähe, Bindung === | ||
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Die Frage, wo es eine scharf umrissene und wo es eine unscharfe oder kaum erkennbare Grenze gibt, ist nicht einfach zu entscheiden. Siehe auch: [[Punkt]] | Die Frage, wo es eine scharf umrissene und wo es eine unscharfe oder kaum erkennbare Grenze gibt, ist nicht einfach zu entscheiden. Siehe auch: [[Punkt]] | ||
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! Scharfe Grenze | ! Scharfe Grenze | ||
! Unscharfe Grenze | ! Unscharfe Grenze | ||
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+ | * Körperlicher Raum | ||
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| Leiblicher Raum | | Leiblicher Raum | ||
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Eine scharfe Grenze ermöglicht es, von [[Innen-Außen|Innen und Außen]] zu unterscheiden. | Eine scharfe Grenze ermöglicht es, von [[Innen-Außen|Innen und Außen]] zu unterscheiden. | ||
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+ | Siehe: [[Objektivität]], Grenze in [[Aufstellung]]en ([[Selbstintegration#Grenze_legen|Grenzritual mit dem Schal oder Paravent]]) | ||
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{{c|Eine [[Innen-Außen|Innenwelt-Außenwelt]]-Unterscheidung, die ihre Grenze etwa an der Haut hätte, gibt es in ''leiblicher'' Hinsicht nicht.|MU-DLGG 188}} | {{c|Eine [[Innen-Außen|Innenwelt-Außenwelt]]-Unterscheidung, die ihre Grenze etwa an der Haut hätte, gibt es in ''leiblicher'' Hinsicht nicht.|MU-DLGG 188}} | ||
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+ | {{c|Ichikawa selbst thematisiert die "Ausbreitung des Leibes" (''mi no hirogari 身の広がり'') auf mehreren Seiten unter Maßgabe, dass der "als Subjekt lebendige Körper [...] auf keinen Fall in die Innenseite der Haut eingeschlossen" sei. ... Ichikawa konstatiert mit diesen Beispielen die Ausweitung des Leibes über die Grenzen des Körpers ohne nähere Diskussion. Eine solche findet sich jedoch bei Hiromatsu Wataru 廣松渉 (1933-1994), dessen Denken, wie Katsumori Makoto in seiner Monographie zur japanischen Gegenwartsphilosophie feststellt, "an Genauigkeit und Umfang des theoretischen Ausgriffs sowie in Bezug auf seinen hohen Grad an schöpferischer Originalität [...] eine beispiellose Errungenschaft in der akademischen und intellektuellen Welt Nachkriegsjapans war" und der somit zweifellos zu den wichtigsten japanischen Philosophen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört.|RS-MJP 322f}} | ||
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+ | {{c|..., dass man keine genaue Grenze zwischen Ich und Umwelt mehr ziehen kann, und der Protagonist beginnt, die Pansphäre zu spüren.|YH-EdK 94}} | ||
==== Unscharfe Grenze in der Symbiose ==== | ==== Unscharfe Grenze in der Symbiose ==== | ||
Siehe: [[Symbiose]], [[Beziehung#Grenzenlose Beziehung|Grenzenlose Beziehung]] | Siehe: [[Symbiose]], [[Beziehung#Grenzenlose Beziehung|Grenzenlose Beziehung]] | ||
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+ | == Grenzen setzen oder sich abgegrenzt fühlen == | ||
+ | {{c|Dieser Unterschied zwischen Grenzen setzen und sich abgegrenzt fühlen ist groß und bisher kaum verstanden worden.|Winterhoff, Michael. Tyrannen müssen nicht sein: Warum Erziehung allein nicht reicht - Auswege. (German Edition) (S.47). Gütersloher Verlagshaus. Kindle-Version.}} | ||
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+ | == Grenze und Trauma == | ||
+ | [[Datei:Traumagrenze.png]] | ||
+ | <br>Quelle: JP-IKVZ 58 | ||
== Grenzarten == | == Grenzarten == |
Aktuelle Version vom 5. Juni 2021, 09:29 Uhr
Siehe auch: Abgrenzung
Synonym: Kontaktlinie, Freundschaftslinie, Liebeslinie (Vgl.: WH-RL 118)
Skizze
Grenze als Thema der Wissenschaft
Grenzbildung durch personale Emanzipation
Typen der Grenzen
Generelle und Persönliche Grenzen
Generelle Grenzen
Persönliche Grenzen
Leiblich-Personale Grenzen
- Grenze der Persönlichkeit
- Ich-Grenze (Nick Blaser)
- Grenze des Leibes
Körperliche Grenzen
- Körper-Grenze
- Zellgrenze
Grenze der persönlichen Eigenwelt
Siehe: Persönliche Eigenwelt
Ich-Grenze
Verletzung des "psychischen Immunsystems" als einen Verlust der Unterscheidungsfähigkeit von Eigenem und Fremden. (Vgl.: TB-AOC 139)
Grenze zwischen Innen- und Außenwelt
Umfriedung für das Wohnen
Grenzfunktionen
- Grenze ermöglicht die Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremden, Autonomie
- Grenze ermöglicht relative Vertrautheit im Inneren, z.B. durch die Umfriedung beim Wohnen.
- Grenze trennt und kann damit erst beide Seiten verbinden: Kontakt
- Grenze ermöglicht Austausch: Transformation
Siehe: Abgrenzung, Entgrenzung, Topische Bipolarität
Grenze als Kontur des Lebendigen
Ohne Kontur gäbe es keine Wirklichkeit; die Dinge würden sich im Nebel auflösen. Die Kontur gibt dem Geschehen Deutlichkeit und Biss, legt es aber nicht starr fest. Wenn es gelingt, den starren, körperlichen Panzer aufzuweichen, ohne ihn zu zerbröseln, so kann er sich in eine Leibkontur verwandeln.
Eine Kontur wahrnehmen heißt vor allem: den Dingen eine Bedeutsamkeit geben. Bedeutsamkeit kann eine Erfahrung für uns nur dann erlangen, wenn wir sie von anderen Erfahrungen unterscheiden können. Eine Annäherung an das Lebendige gelingt, indem wir unterscheiden lernen, ohne das Lebendige zu zerlegen, zu analysieren oder auseinander zu trennen. (GE-WHe 262)Grenze als Charakter des Versammelns
Diskontinuität ermöglicht Autonomie, Freiheit
- Steigerung der Diskontinuität bei: Pflanze, Tier, Mensch
- Grenze ermöglicht lebensnotwendige Distanz.
Umfriedung ermöglicht Verfügbarkeit
Das Verfügen ist keine Selbstbemächtigung.
Grenze ermöglicht Immunreaktionen
Nur wenn es eine Zellgrenze gibt, und damit auch ein klares Außen, kann die Zelle auch auf eine äußere Bedrohung durch innere Mobilisierung reagieren.
Wir leben jedoch in einem postimmunologischen Zeitalter, in dem das Gleiche und nicht das Fremde herrscht, der Entgrenzung.
Grenze als Terminus
Terminus (lat. „Grenze“ und „Grenzstein“) ist in der römischen Mythologie der Gott der Grenzsteine.
Kontakt ermöglicht Nähe, Bindung
Steigerung? bei: Pflanze (Symbiose), Tier, Mensch
Semipermeabilität ermöglicht Austausch, Transformation
Siehe: Transformation
Scharfe oder unscharfe Grenze
Die Frage, wo es eine scharf umrissene und wo es eine unscharfe oder kaum erkennbare Grenze gibt, ist nicht einfach zu entscheiden. Siehe auch: Punkt
Scharfe Grenze | Unscharfe Grenze |
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Leiblicher Raum |
Scharfe Grenze
- im dimensionalen Raum: Körper
- im topischen Raum: Personaler Raum
Eine scharfe Grenze ermöglicht es, von Innen und Außen zu unterscheiden.
Flächige Grenzen
Siehe: Objektivität, Grenze in Aufstellungen (Grenzritual mit dem Schal oder Paravent)
Körpergrenze
Hier sind zwei Fälle möglich:
- Entweder bildet die Grenze nur das virtuelle Zwischen dem Körper und dem anstoßenden Medium. Dann kann die Konturierung noch so scharf sein, eine Grenze hat er nicht oder nur in dem äußerlichen Sinn, dass er da und dort aufhört und zu Ende ist.
- Oder aber, im anderen Falle, gehört die Grenze reell zum Körper, er ist gegen das angrenzende Medium und zu ihm abgesetzt, einerlei, wie scharf die Konturierung etwa durch Membranen oder andere Oberflächenbildungen gestaltet ist. Die Grenze ist nicht mehr ein virtuelles Zwischen, sondern eine den Bestand des Körpers gewährleistende Eigenschaft seiner selbst. (P-Stufen XX, 103f)
Grenze des personalen Raumes
Die Grenze wird in der systemischen Aufstellungsarbeit vorallem bei der systemischen Selbstintegration nach Ernst Robert Langlotz eingesetzt.
Unscharfe Grenze
Nicht überall hat die Grenze eine klare Trennschärfe. Manchmal sogar ist die Grenze nicht die primäre Erfahrung, wie z.B. im:
- Leibraum
Unscharfe Grenze im Leibraum
Ein absolutes "Drinnen" und "Draußen" besteht also für die Wahrnehmung gar nicht. Zu einem besonderen, zu einem Innenraum wird der Leib nur durch die "Meinhaftigkeit" aller leiblicher Regungen und Empfindungen; ihr Fehlen erst macht das Wahrgenommene ... zum Anderen oder Äußeren, insofern es eben nicht "meinhaft" ist. (F-LRP 95)
"Innen" und "Außen", "Mein" und "Nicht-Mein" sind also nicht absolut voneinander geschieden, sondern durch mannigfaltige Kontakte, Übergänge, Bewegungen miteinander verbunden. Würde Innen und Außen nicht ineinander übergehen, sondern einander unvermittelt gegenüberstehen, könnten wir zum Erleben eines Äußeren gar nicht gelangen. (F-LRP 95)
Der Leib ist nicht "im Raum", sondern er verräumlicht sich fortwährend und erzeugt selbst seinen Raum. (F-LRP 91)
Beispiel: Die diffuse Wärmeempfindung etwa in der Badewanne geht fließend von meinem Leib in das umgebende Wasser über, und ich vermag ihr nicht an meiner gesehenen Körperoberfläche Einhalt gebieten. Atme ich Luft ein oder trinke ich eine Flüssigkeit, so vermag ich ebensowenig zu sagen, bis wohin sich noch "draußen", und ab wann sie "in mir" ist. Gleiches gilt für die Eingliederung von Instrumenten oder Vehikeln in die Leiblichkeit. (F-LRP 95f)
Unscharfe Grenze in der Symbiose
Siehe: Symbiose, Grenzenlose Beziehung