Idealismus: Unterschied zwischen den Versionen
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* oder eines Bewussthabens, das in gewissem Sinn übermenschlich ist, zu dem sich der Mensch aber erheben kann, wenn er sich darauf besinnt, was er eigentlich ist.|S-GedW 11}} | * oder eines Bewussthabens, das in gewissem Sinn übermenschlich ist, zu dem sich der Mensch aber erheben kann, wenn er sich darauf besinnt, was er eigentlich ist.|S-GedW 11}} | ||
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+ | {{c|Ich wende mich damit gegen den naiven Idealismus auch großer Philosophen, die die Rolle des menschlichen Geistes bei der Entstehung der Welt zu der des Weltbaumeisters übertrieben haben. Allerdings hat der Mensch wenigstens einen Teil dieses Titels verdient, weil er das Angebot, das ihm die Entfaltung der Gegenwart macht, durch eigene Zusätze vervollständigt, um sich in der Welt besser zurechtzufinden.|S-WMW 108}} | ||
== Geschichte des Idealismus == | == Geschichte des Idealismus == | ||
− | {{c|Der ''Idealismus'' ist die Philosophie, die sich in der Nachfolge Descartes' besonders aus der Bild-Theorie der Wahrnehmung entwickelt. Leibniz vergleicht den Verstand mit einem Zimmer, durch dessen Fenster die Bilder der Außenwelt hereinfallen. Auch für Locke, Hume und Kant sind unsere Wahrnehmungen "''impressions''", "''ideas''" oder "Vorstellungen", aus denen wir nur problematische Schlüsse auf die Wirklichkeit ziehen können, in der wir zu leben glauben. Der Idealist sitzt im Gehäuse seines | + | {{c|Der ''Idealismus'' ist die Philosophie, die sich in der Nachfolge [[Descartes]]' besonders aus der [[Bild]]-Theorie der Wahrnehmung entwickelt. Leibniz vergleicht den Verstand mit einem Zimmer, durch dessen Fenster die Bilder der Außenwelt hereinfallen. Auch für [[Locke]], [[Hume]] und [[Kant]] sind unsere Wahrnehmungen "''impressions''", "''ideas''" oder "Vorstellungen", aus denen wir nur problematische Schlüsse auf die Wirklichkeit ziehen können, in der wir zu leben glauben. Der Idealist sitzt im Gehäuse seines [[Bewusstsein]]s und empfängt die "''ideae'' als Abgesandte und [[Repräsentation|Repräsentanten]] der [[Ding]]e, die er selbst niemals zu sehen bekommt.|F-DG 27f}} |
{{c|Mit Recht betont Fichte, dass Berkeleys System kein individualistisches ist, trotz "esse est percipi", weil Gott in diesem System die Welt ersetzt. Auch Leibniz war kein Idealist. Der subjektive Idealismus kommt erst nach ihm zur Sprache, indem Kant lehrt: ...|S-GedW 15}} | {{c|Mit Recht betont Fichte, dass Berkeleys System kein individualistisches ist, trotz "esse est percipi", weil Gott in diesem System die Welt ersetzt. Auch Leibniz war kein Idealist. Der subjektive Idealismus kommt erst nach ihm zur Sprache, indem Kant lehrt: ...|S-GedW 15}} | ||
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=== Kant === | === Kant === | ||
{{c|Wir haben in der transzendentalen Ästhetik hinreichend bewiesen: dass alles, was im Raume oder in der Zeit angeschauet wird, mithin alle Gegenstände einer uns möglichen Erfahrung, nicht als Erscheinungen, d.i. bloße Vorstellungen sind, die, so wie sie vorgestellt werden, als ausgedehnte Wesen, oder Reihen von Veränderungen, außer unseren Gedanken keine an sich gegründete Existenz haben. Diesen Lehrbegriff nenne ich den transzendentalen Idealismus.|S-GedW 15f}} | {{c|Wir haben in der transzendentalen Ästhetik hinreichend bewiesen: dass alles, was im Raume oder in der Zeit angeschauet wird, mithin alle Gegenstände einer uns möglichen Erfahrung, nicht als Erscheinungen, d.i. bloße Vorstellungen sind, die, so wie sie vorgestellt werden, als ausgedehnte Wesen, oder Reihen von Veränderungen, außer unseren Gedanken keine an sich gegründete Existenz haben. Diesen Lehrbegriff nenne ich den transzendentalen Idealismus.|S-GedW 15f}} | ||
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+ | {{c|In der Kantischen Erkenntnistheorie wird die Welt konsequent in den Innenraum hineingenommen: Raum und Zeit sind Formen der Anschauung und daher ''im'' Gemüt. '''Die Welt ist erkennbar, aber nur weil wir nicht in ihr, sondern ''sie in uns ist'''''. "Allein Erscheinungen sind nur Vorstellungen von den Dingen, die, nach dem, was sie an sich sein mögen, unerkannt da sind. Als bloße Vorstellungen aber stehen sie unter gar keinem Gesetze der Verknüpfung, als demjenigen, welches das verknüpfende Vermögen vorschreibt." Der Verstand erhält zwar alle Vollmacht, die Welt zu strukturieren, aber nur innerhalb seines abgeschlossenen Hoheitsbereichs. Dagegen hat schon Goethe mit dem untrüglichen Blick des anschauenden Naturforschers eingewandt, die idealistische Philosophie gelange niemals zum Objekt.|F-DG 28}} | ||
=== Schopenhauer === | === Schopenhauer === | ||
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{{c|Der steile Anspruch des [[Radikaler Konstruktivismus|radikalen Konstruktivismus]] wirkt halsbrecherisch und ist wegen mannigfaltiger Widersprüche und Fehleinschätzungen so nicht haltbar, schon deshalb nicht, weil die Berufung auf Physik, Chemie und Biologie nicht mehr taugt, wenn man die Wirklichkeit nicht erkennen kann (und die Erkenntnis keinen Gegenstand hat), aber als philosophische Extremposition gleichwohl der Beachtung und Diskussion wert.|S-GedW 18f}} | {{c|Der steile Anspruch des [[Radikaler Konstruktivismus|radikalen Konstruktivismus]] wirkt halsbrecherisch und ist wegen mannigfaltiger Widersprüche und Fehleinschätzungen so nicht haltbar, schon deshalb nicht, weil die Berufung auf Physik, Chemie und Biologie nicht mehr taugt, wenn man die Wirklichkeit nicht erkennen kann (und die Erkenntnis keinen Gegenstand hat), aber als philosophische Extremposition gleichwohl der Beachtung und Diskussion wert.|S-GedW 18f}} | ||
− | * [[Konstruktivismus]] | + | * [[Konstruktivismus#Radikaler Konstruktivismus|Radikaler Konstruktivismus]] |
=== Subjektiver Idealismus === | === Subjektiver Idealismus === | ||
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=== Medialer Idealismus === | === Medialer Idealismus === | ||
Der subjektive Idealismus wird zum medialen Idealismus, wenn die Welt nur noch [[Medium|medial]] z.B. vorallem durch [[Bild#Medialer Idealismus|Bilder]] vermittelt ist. Die Welt verschwindet daher hinter ihren Abbildungen, wird "virtuell". | Der subjektive Idealismus wird zum medialen Idealismus, wenn die Welt nur noch [[Medium|medial]] z.B. vorallem durch [[Bild#Medialer Idealismus|Bilder]] vermittelt ist. Die Welt verschwindet daher hinter ihren Abbildungen, wird "virtuell". | ||
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+ | {{c|Die Welt ist nun meine geworden, meine Vorstellung, ja sie hat sich, wenn man das Wort »Vorstellung« einmal im Doppelsinne: nicht nur im Schopenhauerschen, sondern im Theatersinne, zu verstehen bereit ist, in eine »Vorstellung für mich« verwandelt. In diesem für mich besteht nun das idealistische Element.|Anders 1956/1994: 112, aus Fuchs, Thomas. Verteidigung des Menschen:, S. 134}} | ||
=== Idealismus der Information === | === Idealismus der Information === |
Aktuelle Version vom 10. Oktober 2020, 16:25 Uhr
Der Idealismus ist eine Spielart der Dingontologie. Man versucht sich die Welt als dinghafte Idee einzuverleiben (Die-Welt-im-Ich), anstatt sich mit dem ursprünglicheren leiblichen In-der-Welt-Sein (In-Sein) abzufinden.
Der Idealismus kann zugleich eine Spielart der Prozessontologie sein, da versucht wird die klassische Subjekt-Objekt-Spaltung durch einen idealistische Bewusstseinsstrom zu überwinden. Die Leiblichkeit des In-der-Welt-Seins geht damit aber leicht verloren.
Der Idealismus ist mit seinem Counterpart des Materialismus eine ontologische Verstärkung des anthropologischen Dualismus, im Falle des Idealismus des hypostasierten Denkens in Ordnungen.
Der Idealismus ist daher auch keine Alternative zum Dualismus, da nur spekulativ. Die Alternative wäre das topische In-Sein als Feldontologie.
Für den Idealisten ist die Welt ein Beiwerk (Epiphänomen)
- menschlichen Vorstellens (Bewussthabens)
- oder einer analog dazu im Menschen unbewusst wirkenden Gestaltungskraft
- oder eines Bewussthabens, das in gewissem Sinn übermenschlich ist, zu dem sich der Mensch aber erheben kann, wenn er sich darauf besinnt, was er eigentlich ist. (S-GedW 11)
Geschichte des Idealismus
Kant
Schopenhauer
Fichte
Ausprägungen des Idealismus
Perzeptionsidealismus
Vertreter: Berkeley
Konstruktiver Idealismus
Subjektiver Idealismus
Die Wendung, dass das Bewusstsein die Welt mit ihren realen Inhalten in seinen Erfahrungen "setze", klingt zwar nach einer perzeptiven und konstruktiven Abhängigkeit wie bei Kant und Fichte, aber das zweite Zitat weist eher auf eine Art magischer Bindung dem Sinn nach hin, als ob die Welt nur durch Sinnzusammenhänge bestehen könne, die sich nach Sinnzusammenhängen des Bewusstseins richten. Warum das so sein soll, bleibt zwar dunkel, aber ein erweiterter Sinn von Idealismus zeichnet sich ab,
- der nicht wie bei Kant und Schopenhauer eine Abhängigkeit der Welt vom bloßen Vorstellen
- oder wie bei Kant und Fichte vom Konstruieren des Subjektes meint,
- sondern eine Beteiligung anderer Art,womit der Bewussthaber und sein Bewussthaben einen unerlässlichen Beitrag dazu leisten, dass es die Welt gibt. In diesem ganz weiten Sinne, der aber nur mit umständlichen Vorbereitungen in phänomenologisch geprüfter und haltbarer Form herausgearbeitet und gegen Missverständnisse geschützt werden kann, könnte ich mich selbst dem Idealismus anschließen. (S-GedW 20)
Physikalischer Idealismus
Siehe: Naturalismus, Physikalismus
Es existieren nur noch messbare Einzelereignisse.
Subjektiver Idealismus
Siehe:
Medialer Idealismus
Der subjektive Idealismus wird zum medialen Idealismus, wenn die Welt nur noch medial z.B. vorallem durch Bilder vermittelt ist. Die Welt verschwindet daher hinter ihren Abbildungen, wird "virtuell".
Idealismus der Information
Topischer Idealismus
Es gibt keinen topischen Idealismus, da das Feld nicht spekulativ ist, sondern immer leiblich erfahrbar.