Topologie: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 13. Mai 2011, 22:16 Uhr
Topologie ist die Lehre von topischen Räumen, und ihrem Verhältnis zu dimensionalen Räumen.
Die philosophische Topologie bezieht wesentliche Impulse und Begriffe aus der Neuen Phänomenologie von Hermann Schmitz und versucht die ontologischen Grundlagen in Richtung einer Feldphilosophie weiter zu entwickeln.
Philosophische Topologie
Im Unterscheid zur mathematische Topologie beschäftigt sich die philosophisch-phänomenologische Topologie im hier gemeinten Sinne nicht mit dimensionalen Räumen sondern mit topischen Räumen.
- Abgrenzung zur mathematischen Topologie: [1]
Topos
Topisches Denken
Schwerpunkte des topischen Denkens sind:
- Korrektur der Dingphilosophie und dem daraus entstandenen Konstellationismus mit Vergessen von Situationen vor lauter Netzwerken.
- Ergänzung und Wendung der Prozessphilosophie zur einer prozessualen Topologie: Nicht nur Vollzug, sondern Vollzug in einem leiblichen Ort.
- Hervorhebung des absoluten Ortes des Leibes im Gegensatz zu relativen Orten des dimensionalen Raumes
- topische Tatsachen als Grundlage für objektive Tatsachen.
Grundlagen und Quellen
Die philosophischen Grundlagen der Topologie speisen sich vorallen aus folgenden Richtungen:
- Die Neue Phänomenologie (von Hermann Schmitz) und deren Weiterentwicklungen in den verschiedenen Disziplinen (u.a. der Medizin durch Thomas Fuchs)
- Die japanische Philosophie des Ortes (basho, 場所) von Kitarô Nishida und deren Weiterentwicklungen in der Kyoto-Schule sowie in verschiedenen Disziplinen.
- Die Sphärologie Peter Sloterdijks und deren Überwindung des Symbiose-Paradigmas.
Topologie als Philosophie des Ortes
Topologie im engeren Sinne ist eine Philosophie des Ortes.
Nishida Kitarô
Peter Sloterdijk
Topologische Wende
Ontogenetischer Primat der Topologie
Die Topologie ist bezogen auf den Leib als Nullpunkt der Orientierung und auf die Zugänglichkeit der Dinge. Der ursprüngliche Raum ist der topologische Raum, der durch den Spielraum des Greifens bestimmt ist, und in dem sich die Objekte im Verhältnis zum eigenen Leib in der Tiefe anordnen. (Vgl. F-LRP 258)
Vor jeder projektiven und sogar euklidischen Organisation des Raumes konstruiert und benutzt das Kind zuerst gewisse elementare Beziehungen - wie "benachbart und getrennt", "Reihenfolge", "Umgebung", "Kontinuum" - alles Begriffe, die denen entsprechen, die die Geometer als "topologisch" nennen (Piaget & Inhelder 1971, 19)
Bis zum 4. Lebensjahr sind die Kinder nur in der Lage, topologische Raumbeziehungen richtig anzugeben. Erst im Alter vom 7 Jahren werden diese allmählich in ein System symmetrischer und umkehrbarer Beziehungen transformiert, die die "Invarianz der Entfernung" sichern, so dass sich der euklidische, homogene und isotrope Raumbegriff herausbildet. (F-LRP 158f)
Auch unter genetischem Aspekt bestätigt sich somit, dass das Erlebnis des Raumes auf der Entfaltung der Leiblichkeit basiert. Vor aller abstrahierenden Beschäftigung mit dem Raum erfahren wir ihn zuerst in der Dynamik innerleiblicher Regungen, dann in der Begegnung mit dem äußeren Widerstand, als Spielraum für unsere Bewegungen, und schließlich als ein Ensemble von Gegenden, Richtungen und Wegen, die nach Nähe und Ferne, nach Erreichbarkeit und Zugänglichkeit für unseren Leib qualifiziert sind. (F-LRP 159)
- Siehe: Jean Piaget
Topologische Grundannahmen
Das grundlegende Verhältnis ist das topische Verhältnis des In-Seins, aus dem sich erst das duale Verhältnis des An-Seins durch Abschleifung entwickeln kann. Das topische Verhältnis des In-Seins gilt es nach biophilen Beziehungsaspekten zu unterscheiden.
1. Topisches Verhältnis
Die Erkenntnis, dass wir immer schon in topischen Entitäten leben, wie z.B. in Räumen, Felder, Orten, Atmosphären. (In-Sein, Topisches Verhältnis)
- Ontogenetische Reihenfolge der sozialen Sphären:
- ggfs. mit eigenem Zwilling im Mutterleib (auch abgestorbene),
- Mutter - Kind
- Die Grenzen unserer Sprache
- Natur als erstes In-Sein
Topisches und Duales Verhältnis
Topisches Verhältnis | Duales Verhältnis | |
---|---|---|
Sein | In-Sein (Durchdringungs-Metapher) | An-Sein, Innen-Außen (Trennungs-Metapher) |
Metapher | Durchdringung | Trennung |
Vertikale Verbundenheit | Horizontale Getrenntheit | |
Modell | Feld-Modell | Ding-Modell |
Raum | Durchdringung von Kraft im leiblichen Raum | Flächige Trennung im objektiven Raum |
Elemente | Ton und Korpus (Kraft und Raum) | Ding und Ding (Körper und Körper) |
Zeitigkeit | Schwingung und Korpus gleichzeitig an dergleichen Stelle (Gleichzeitigkeit) | Stoß und Zug von zwei Körpern. Ein Körper an dergleichen Stelle nur in Nachzeitigkeit. |
Gradueller Übergang: Vom topischen zum dualen Verhältnis
Es gibt eine Skala vom In-Sein zum An-Sein. Durch Abschleifung der subjektiven Tatsachen gelangt man vom In-Sein zum An-Sein. Vom An-Sein kommt man aber durch Zunahme des In-Seins nicht zurück! Das topische Verhältnis als In-Sein bleibt der Ausgangspunkt.
2. Biophile topische Verhältnisse
Die Erkenntnis, welche topischen Entitäten heilsam und lebensfördernd (biophil) sind, und wie darauf z.B. durch Formgebung und Abgrenzung praktisch hingewirkt werden kann. (Topische Praxis).
Herstellung einer dialektischen Aufhebung der topischen Bipolarität zwischen Nähe und Autonomie.
Praktische Handlungsanleitungen z.B. bei Symbiosegefahr zur Herstellung der Selbstintegration:
- Abgrenzung zu fremden nicht-biophilen Sphären (z.B. Zwilling, Mutter etc.)
- Unterscheidung zwischen eigenen und fremden Gefühlen. Mein Gefühl!
- Finden des eigenen Ortes (Topische Praxis) durch Anbindung an die Selbstanteile.
Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen
Sphärologie
Siehe: Sphärologie
Klimatologie
- "Onto-Klimatologie" (Peter Sloterdijk)
- Klimatologie (Tetsuro Watsuji)
Horizologie
http://www.horizology.com/start_de.php
Raumphilosophie
- Oswald Spengler: Unterscheidung der Kulturtypen nach ihren Raumkonzepten (arabische Kultur = Höhle, faustisch-westliche Kultur = unendlicher Raum)
- Martin Heidegger: Menschen als raumteilenden, koexistierendes Wesen
- Hermann Schmitz: Neue Phänomenologie