Selbst

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Ich und Selbst

Jede Person hat ein Selbst in Unterscheidung vom Ich.

Ich Selbst
Aktueller Focus, der Entscheidungen trifft Ist die Anbindung an das Ganze, Kraftquelle. Zentrale unbewußte seelische Instanz.

Siegfried Essen hat die Unterscheidung zwischen Ich und Selbst in Systemaufstellungen erstmals eingeführt. [Siegfried Essen, Transpersonale Psychologie und Psychotherapie 1/2004 (S. 66-77) „Den Platz im Ganzen finden. Spiritualität in der Aufstellungsarbeit"]

Wenn Ich und Selbst sich in Resonanz befinden, dann entsteht in uns ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit, Frieden und Glück. ... Deshalb ist so wichtig, auf die Ebenbürtigkeit von Ich und Selbst zu achten. (SE-SaL 50)

So dienen unsere Gefühle als "Leitsystem" (Hicks 2008, S. 59) der bewussten Ausrichtung auf das Selbst. (SE-SaL 50)

Siehe: Ich und Selbst

Reflexives, Vorreflexives und transzendentales Selbst

Das vorreflexive Selbst ist außersozial im Sinne von "subsozial", das transzendentale Selbst im Sinne von "suprasozial". Aus dem vorreflexiven Selbst stammen jene ganz persönlichen Erinnerungen, Impulse und Intuitionen unserer privaten Welt, die in Konflikt mit den Ansprüchen der bestehenden Gesellschaft geraten und insofern dagegen opponieren können; aus dieser Perspektive wird die Gesellschaft als "unterhalb des Sozialen" kritisiert: im Namen einer individuell-partikularen, gewissermaßen idiosynkratischen Unzufriedenheit und vor dem Bild einer besseren Alternative (G.H. Meads Begriff des "I" im Unterschied zum "Me" enthält noch einen schwachen Abglanz dieser Idee.) Das transzendentale Selbst hingegen steht "über dem Sozialen", sofern es sich vermeintlich außerhalb der Ansprüche einer jeweils bestehenden Gesellschaft stellt; aus seiner Perspektive wird die reale gesellschaftliche Ordnung nicht imNamen des Individuellen oder Partikularen, sondern im Namen des Allgemeinen oder Universalen kritisiert: weil sie transzendentalen Vernunftansprüchen nicht gerecht wird. (Joel Whitebook in: AT-DvS 345)

Einen empirischen Beleg für die Existenz eines vorreflexiven Selbst liefert zunächst ein schlichter entwicklungspychologische Befund: Die "repräsentationale Intelligenz" (Emde, 1983, S. 166), d.h. das Vermögen des Kindes, sich selbst erst in visueller, dann in sprachlicher Hinsicht als Objekt eigener Reflexion zu begreifen, entwickelt sich erst zwischem dem 15. und dem 24. Lebensmonat - aus Sicht der Entwicklungspsychologie ein relativ später Zeitpunkt, bis zu dem sich in der Herausbildung eines vorreflexiven Selbst bereits einiges getan hat. Statt aber das Selbst als eine hierarchisch aufgebaute Struktur zu begreifen, bei der die reflexive Ebene nur als Letzte oben aufsitzt, sehen die Philosophen der Intersubjektivität, weil sie nicht gewohnt sind, in entwicklungspsychologischen Kategorien zu denken, das Selbst nur als fertiges Produkt. Habermas (1987), Davidson (1982) und Marcia Cavell (1993) - die Wittgensteins (sprachphilosophischen) Ansatz grundsätzlich miteinander teilen [...] - neigen dazu, die Ebene der Reflexivität als einzige von Belang zu sehen, und tun deshalb das vorreflexive Selbst als belanglos ab. (Joel Whitebook in: AT-DvS 345)

Siehe: Vorreflexives Selbst als Selbstgewahrsein

Affektives und kognitives Selbst

  • Affektives Selbst: das Selbst vor jeder Identifizierung (einstelliges Selbst)
  • Kognitives Selbst: das sich identifizierende Selbst (zweistelliges Selbst)

Siehe: Selbstbewusstsein

Affektives Selbst als einstelliges Selbst

Dieses einstellige Selbst aber, und das ist das Entscheidende am Ganzen, dieses von Fichte und seinen Nachfolgern großgeschriebene Ich, ist kein Subjekt mehr im Sinne eines Seienden der herkömmlichen Ontologie. Mit anderen Worten: es ist keine "Ich-Sache" mehr, kein res cogitans, in die man Eigenschaften projizieren kann, keine Psyche, die in einem Körper eingeschlossen ist und sich nach Erlösung sehnt, oder, wie Ryle es treffend auf die Sprache unserer Zeit bringt, kein Gespenst in einer Maschine, sondern, dieses einstellige Selbst stellt eben genau und nichts anderes dar als einen Kosmos subjektiver Tatsachen, kreiert aus einem Gemöge leiblicher Dispositionen in Verbindung mit einem Gesinnungsmoment, das bei Schmitz die Rolle der Freiheit vertritt - und das in einem Drama, das nicht enden kann anders als mit einem jüngsten Tag. (Matthias Hartmann: Leib und Gefühl. In: MG-LuG 219)

Kognitives Selbst als zweistelliges Selbst

Siehe: Selbstzuschreibung

Transpersonaler Selbstanteil

Das Selbst als Verbundenheit in Unterscheidung zum Ich als Getrenntheit. Siehe: Ich und Selbst von Siegfried Essen.

Explizierbare Selbstanteile

Das Selbst ist wesentliches Element der menschlichen Person, dazu gehören:

  • Focus (Ich)
  • Erwachsenes Selbst
  • Kindliches Selbst
  • Körper
  • Grenze des eigenen personalen Raumes

Diese Elemente lassen sich in Aufstellungen, insbesondere der systemischen Selbstintegration (nach Langlotz) entsprechend mit Stellvertretern aufstellen.

Erwachsenes Selbst

eine eigene Wahrnehmung, Impulse von Neugier, Aggression, Kreativität, Lebendigkeit

Das "Selbst" kann den Prozess der Abgrenzung wie ein Katalysator beschleunigen. Meist ist das „Selbst“ dem Klienten in einer bedingungslosen Liebe zugewandt, dadurch öffnet sich – ohne Absicht – eine spirituelle Dimension. (Langlotz 2008 [1])

"das ist der Teil von mir, der nicht brav, sondern wild, aggressiv, lebendig, kreativ und unbequem ist!" (Langlotz 2008 [2])

Der fehlende Kontakt zum eigenen Selbst ist häufiges Muster der Symbiose.

Kindliches Selbst

Körperliche Leib als Selbstanteil

Siehe: Leib

Grenze des eigenen Raumes

Die Grenze muss verteidigt werden: Grenzritual

Ersatzselbst

Wenn es keinen Kontakt mit den eigenen Selbstanteilen gibt, dann kann die Ursache der Einschluss eines Selbstersatzes sein.

Als therapeutische Intervention bei symbiotischem Einschluss eines Ersatzselbstes bietet sich die Aufstellung, insbesondere die sogenannte Selbstintegration an.

Zum Beispiel werden Ihnen mit der Zeit durch das Üben Ihre typischen und bisher unbewussten inneren Verschleierungen und anderen Abwehrmechanismen bewusst werden, sodass Sie mir der Technik der Externalisierung und Personalisierung aus ihrem Inneren lösen können. Geben Sie ihnen den angemessenen Platz in der Vergangenheit und bei den Personen und Personengruppen, von denen Sie sie übernommen haben, außerhalb Ihrer Identität, dort wo sie hingehören. (SE-SaL 50f)

Sich selbst spüren

In der heutigen Zeit können wir uns aufgrund zahlreicher Aufmerksamkeitsfallen oder Virtualisierungen der Erfahrungen immer weniger selbst spüren.

Leiblich/Körperlich

Die Dominanz der Bilderwelt lässt uns unseren eigenen Körper und Leib gar nicht mehr spüren. Ursachen für die Dominanz der Bilderwelt:

  • Massenmedien + Werbung
  • Digitalisierung der Erlebnisse (Computerspiele, Internet)

Hilfen, um den eigenen Körper und Leib besser spüren zu lernen:

Personales Selbst

Aufgrund von Verlust- oder Gewalterfahrungen oder Überforderungen entstehen viele unerkannte und unbewusste Symbiosen.

Mögliche Hilfen:

Vertikale Information

Sich selbst zu spüren, ist ein Spürbewusstsein des eigenen Leibes, und damit eine vertikale oder topische Information.

Selbstliebe

Was ist Selbstliebe? Es ist eine bestimmte Art und Weise, wie ich mich auf mich beziehe. Man könnte sagen, es ist eine liebevolle Art der Selbst-Bezüglichkeit, eine freie und positive Art, sich selbst zu sehen, zu fühlen, zu beschreiben und über sich selbst zu denken. Dazu gehört nicht nur

  • das Gefühl von Liebe, sondern auch
  • ein positives Selbstbewusstsein, d.h. von sich selbst begeistert sein,
  • Selbstachtung, d.h. Selbstwahrnehmung ohne Scham und Schuld
  • unbedingtes Selbstvertrauen
  • Selbstmächtigkeit als ein gekonnter Umgang mit sich selbst und
  • Selbstverwirklichung als (Lebens-)Kunst. (SE-SaL 33f, siehe auch: Wilhelm Schmid: "Mit sich selbst befreundet sein")

Durch Explikation von innerer, verschmischter, dunkler und angstbesetzter Inhalte öffnen wir unser persönliche Wirklichkeit, bringen sie ans Licht. So kann Vertrautheit entstehen. "Ein erster Schritt in Richtung Selbstannahme und Selbstliebe ist getan." (SE-SaL 47)

Selbstbewusstsein

Wie aber ist Selbstbewußtseyn möglich? Dadurch daß ich mich mir selbst entgegensetze, mich von mir selbst trennen, aber ungeachtet dieser Trennung mich im entgegengesetzten als dasselbe erkenne. (Friedrich Hölderlin: Urteil und Seyn (1794/95). Sämtliche Werke, Bd. IV (1961), 216f. Kohlhammer Stuttgart. Zit.n.: F-LRP 296)

Selbsterkenntnis

Gnothi seauton (griechisch Γνῶθι σεαυτόν Gnōthi seautón, auch Γνῶθι σαυτόν Gnōthi sautón, „Erkenne dich selbst!“)

Am Tempel das Apollon in Delphi standen die beiden berühmten Inschriften: "Erkenne dich selbst! Sei besonnen!" Die zweite erläuterte die erste: Der Gott fordert die Menschen auf, sich nicht zu überheben, sondern das richtige Maß für die Selbstschätzung zu finden in Anbetracht alles dessen, was um sie ist. (S-WNP 260f)

  • Japanische Entsprechung zu "Erkenne dich selbst": koji-kyûmei: "investigation of self": Siehe Buddhismus

Ignoranz des Selbst

Lange haben wir jene "Psychologien ohne Seele", in denen Kategorien wie "Ich" oder "Selbst" als lächerliche metaphysische Rudimente verhöhnt wurden, unsererseits als Verfälschungen des Menschen verhöhnt. Aber hatten wir damit Recht? War unser Hohn nicht reine Sentimentalität? Waren es denn diese Psychologen, die den Menschen verfälscht hatten? (GA-DAdM 128)

Diverses

Selbstsein ist zuerst Von-selbst-Sein. (F-LuL 289)

Andere Selbstmodelle

Hinduismus

  • dem Atman (das Selbst, die ewige, unzerstörbare, innere Gestalt jedes Wesens)

Buddhismus

Ziel der buddhistischen Praxis ist auf dieser Grundlage die „Selbst-Wesens-Schau“ (Kenshō, jap. 見性; Erschauen des eigenen Wesens, Natur erkennen). Die Selbst-Wesens-Schau ist eine geistige Erfahrung in der buddhistischen Tradition des Zen. Der Begriff bezeichnet ein initiales Erweckungserlebnis, bei dem der Erweckte seine eigene wahre oder Buddhanatur erkennt, die es ihm ermöglicht, fortan im täglichen Leben am Verständnis dieser Erkenntnis zu arbeiten. (Wikipedia)

己事究明 (こじきゅうめい) koji-kyûmei: "inquiry into the self", "investigation of self", "The investigation and clarification of the self."

... it can be traced back to the traditional concept of Zen Buddhism as koji-kyûmei, "investigation of self". (SO-TSS 453)

Siehe: Nishida

Ego-State-Theorien

Zu dem Verhältnis von Selbst und Ego-State-Theorie:

C.G. Jung

C. G. Jung verstand das SELBST als einen göttlichen, als einen transzendentalen Aspekt.

Externe Links

http://de.wikipedia.org/wiki/Selbst

Siehe: