Selbst: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Der italienische Psychiater Roberto Assagioli (1973, 1965/1975) wird von manchen als der erste westliche Denker angesehen, der die Multiplizität der Psyche entdeckte. Als ursprünglicher Verfechter der Psychoanalyse Freuds begann er zu Anfang unseres Jahrhunderts damit, über Teilpersönlichkeiten zu schreiben, und seine Ideen entwickelten sich zu einer weit verbreiteten Richtung der Psychotherapie (obwohl sie nie Teil des Mainstream wurde) namens Psychosynthese.|RS-STiF 17}} | {{c|Der italienische Psychiater Roberto Assagioli (1973, 1965/1975) wird von manchen als der erste westliche Denker angesehen, der die Multiplizität der Psyche entdeckte. Als ursprünglicher Verfechter der Psychoanalyse Freuds begann er zu Anfang unseres Jahrhunderts damit, über Teilpersönlichkeiten zu schreiben, und seine Ideen entwickelten sich zu einer weit verbreiteten Richtung der Psychotherapie (obwohl sie nie Teil des Mainstream wurde) namens Psychosynthese.|RS-STiF 17}} | ||
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=== Dimension 1: Oberfläche - Tiefe === | === Dimension 1: Oberfläche - Tiefe === |
Version vom 30. März 2013, 14:58 Uhr
Selbst als Explikat der persönlichen Situation
Das "Selbst" ist ein ressourcenreiches Explikat der persönlichen Situationen.
Ich und Selbst
Jede Person hat verschiedene Persönlichkeitsanteile. Das Selbst wird vom Ich häufig unterschieden.
Ich | Selbst |
---|---|
Aktueller Focus, der Entscheidungen trifft | Ist die Anbindung an das Ganze, Kraftquelle. Zentrale unbewußte seelische Instanz. |
Siegfried Essen hat die Unterscheidung zwischen Ich und Selbst in Systemaufstellungen erstmals eingeführt. [Siegfried Essen, Transpersonale Psychologie und Psychotherapie 1/2004 (S. 66-77) „Den Platz im Ganzen finden. Spiritualität in der Aufstellungsarbeit"]
Siehe: Ich und Selbst
Reflexives und präreflexives Selbstwissen
Wie aber lässt sich ein Bewusstsein seiner Selbst konkret denken? Folgende beide Weisen lassen sich unterscheiden:
- Zum einen diejenige, die auf dem Wege der Selbstreflexion zu einem Begriff seiner selbst gelangt ("reflexives Selbstwissen"), die dann dem tradierten Begriff von Selbstbewusstsein entspricht,
- und zum anderen ein präreflexives Wissen seiner Selbst.
Siehe: Leib als Hinwendung zu sich: Selbstwahrnehmung
Reflexives, Vorreflexives und transzendentales Selbst
Siehe: Vorreflexives Selbst als Selbstgewahrsein
Affektives und kognitives Selbst
- Affektives Selbst: das Selbst vor jeder Identifizierung (einstelliges Selbst)
- Kognitives Selbst: das sich identifizierende Selbst (zweistelliges Selbst)
Siehe: Selbstbewusstsein
Affektives Selbst als einstelliges Selbst
Kognitives Selbst als zweistelliges Selbst
Siehe: Selbstzuschreibung
Multiplizität des Selbst
Dimension 1: Oberfläche - Tiefe
Oberflächen-States:
- Die Funktionsträger der täglichen Lebensbewältigung
- Sind uns zumeist bewusst
- Gute Kommunikation zwischen ihnen, d.h. große Ko-Bewusstheit
- Relativ konfliktfrei
- Kognitive Teile und emotionale Teile bilden eine Wahrnehmungseinheit
Tiefen-States:
- Mehr oder weniger weit von der Bewusstseinsoberfläche entfernt, d.h. unterschiedlich leicht zu aktivieren
- Sind unbewusst
- Tragen wichtige Kindheitserinnerungen
- Lassen sich meist durch Hypnose an die Oberfläche bringen
- Ungelöste Traumaerfahrungen werden in der Regel hier abgelegt. (JP-HAT 106)
Dimension 2: Biographisch - Funktional
Transpersonaler Selbstanteil
Das Selbst als Verbundenheit in Unterscheidung zum Ich als Getrenntheit. Siehe: Ich und Selbst von Siegfried Essen.
Explizierbare Selbstanteile
Das Selbst ist wesentliches Element der menschlichen Person, dazu gehören:
- Focus (Ich)
- Erwachsenes Selbst
- Kindliches Selbst
- Körper
- Grenze des eigenen personalen Raumes
Diese Elemente lassen sich in Aufstellungen, insbesondere der systemischen Selbstintegration (nach Langlotz) entsprechend mit Stellvertretern aufstellen.
Erwachsenes Selbst
eine eigene Wahrnehmung, Impulse von Neugier, Aggression, Kreativität, Lebendigkeit
Das "Selbst" kann den Prozess der Abgrenzung wie ein Katalysator beschleunigen. Meist ist das „Selbst“ dem Klienten in einer bedingungslosen Liebe zugewandt, dadurch öffnet sich – ohne Absicht – eine spirituelle Dimension. (Langlotz 2008 [1])
"das ist der Teil von mir, der nicht brav, sondern wild, aggressiv, lebendig, kreativ und unbequem ist!" (Langlotz 2008 [2])
Der fehlende Kontakt zum eigenen Selbst ist häufiges Muster der Symbiose.
Jugendliches Selbst
Kindliches Selbst
Der sich unterwerfende Teil
Je schwerer die Traumatisierung, umso ausgeprägter findet man einen reaktiven Teil, der aus dem Reaktionssystem "Unterwerfung" (submit) hervorgegangen ist. Dieser Teil stimmt dem Dementor völlig zu und sagt über sich:
- "Ja, ich bin schlecht und verdiene Strafe"
- oder: "Es ist alles meine Schuld - ich habe es so gewollt."
Der wütende Teil
Dieser Teil rebelliert offen oder versteckt gegen die Forderungen des Inneren Kritikers oder Verfolgers.
- "Nein, das werde ich nie tun ... du kannst mich nicht zwingen"
Der flüchtende Teil
Innere Protektoren
Der Innerer Fürsprecher
Das ist ein Teil, der gegen den Inneren Kritiker versucht, Gegenargumente zu finden
- "So schlimm ist es doch auch nicht ..."
- "jeder braucht eine Chance ..."
- "es wird schon klappen" usw.
Der Innere Rebell
Wenn der Dementor zu stark und zu ausdauernd drängt, kann das Ganze plötzlich in Trotz und Verweigerung umschlagen, auch wenn das manchmal selbstdestruktive Züge annimmt.
- "Jetzt habe ich überhaupt keine Lust mehr ..."
- "die können mich alle mal!"
Der Stolz
Der Ankläger
Er ist in seinen Dingen rigoros und extrapunitiv: Nicht ich bin schuld, sondern immer die anderen; dass die Forderungen des Introjekts nicht erfüllt werden, liegt nicht an dem Inhalt der Forderung und auch nicht an der Person an sich, sondern am Umfeld, der Welt als solcher und dem Wetter im Besonderen.
- "Dass ich die Arbeit nicht perfekt abliefern konnte, hat nicht an mir gelegen, sondern an dem Professor, der eine so schlechte Vorlesung machte - weil er nie Zeit hat und ständig in der Weltgeschichte herumfahren muss ..." (JP-IKVZ 76)
Körperliche Leib als Selbstanteil
Siehe: Leib
Grenze des eigenen Raumes
Die Grenze muss verteidigt werden: Grenzritual
Ersatzselbst
Wenn es keinen Kontakt mit den eigenen Selbstanteilen gibt, dann kann die Ursache der Einschluss eines Selbstersatzes sein.
Als therapeutische Intervention bei symbiotischem Einschluss eines Ersatzselbstes bietet sich die Aufstellung, insbesondere die sogenannte Selbstintegration an.
Umgang mit Stimmen des Selbst
- Methoden der Umfokussierungen hin zu Ressourcen
- Methoden, die in dem Kritiker, Verfolger, Täterintrojekt die originale Stimme und Beurteilung des Täters sehen - ich nenne das im weiteren den Objektanteil der Introjektbildung
- Methoden, die in dem Kritiker, Verfolger, Täterintrojekt die Stimme und Beurteilung eines Selbst-Anteils des Opfers sehen - das heißt im weiteren der Selbst-Anteil der Introjektbildung - die Frage nach der guten Absicht
- Die therapeutische Arbeit mit dem Adressaten der Botschaft
- Kontrollierte Externalisierung
- Die radikale Akzeptanz nach dem Modell von Ann Weiser Cornell und Marsha Linehan (JP-IKVZ 140f)
Sich selbst spüren
In der heutigen Zeit können wir uns aufgrund zahlreicher Aufmerksamkeitsfallen oder Virtualisierungen der Erfahrungen immer weniger selbst spüren.
Siehe: Selbstwahrnehmung
Leiblich/Körperlich
Die Dominanz der Bilderwelt lässt uns unseren eigenen Körper und Leib gar nicht mehr spüren. Ursachen für die Dominanz der Bilderwelt:
- Massenmedien + Werbung
- Digitalisierung der Erlebnisse (Computerspiele, Internet)
Hilfen, um den eigenen Körper und Leib besser spüren zu lernen:
- Focusing: Achtsamkeit für den Leib.
- Systemische Naturtherapie: Achtsamkeit für den Leib in der Natur.
Siehe: Leib als Hinwendung zu sich: Selbstwahrnehmung
Personales Selbst
Aufgrund von Verlust- oder Gewalterfahrungen oder Überforderungen entstehen viele unerkannte und unbewusste Symbiosen.
Mögliche Hilfen:
Vertikale Information
Sich selbst zu spüren, ist ein Spürbewusstsein des eigenen Leibes, und damit eine vertikale oder topische Information.
Selbstliebe
Was ist Selbstliebe? Es ist eine bestimmte Art und Weise, wie ich mich auf mich beziehe. Man könnte sagen, es ist eine liebevolle Art der Selbst-Bezüglichkeit, eine freie und positive Art, sich selbst zu sehen, zu fühlen, zu beschreiben und über sich selbst zu denken. Dazu gehört nicht nur
- das Gefühl von Liebe, sondern auch
- ein positives Selbstbewusstsein, d.h. von sich selbst begeistert sein,
- Selbstachtung, d.h. Selbstwahrnehmung ohne Scham und Schuld
- unbedingtes Selbstvertrauen
- Selbstmächtigkeit als ein gekonnter Umgang mit sich selbst und
- Selbstverwirklichung als (Lebens-)Kunst. (SE-SaL 33f, siehe auch: Wilhelm Schmid: "Mit sich selbst befreundet sein")
Durch Explikation von innerer, verschmischter, dunkler und angstbesetzter Inhalte öffnen wir unser persönliche Wirklichkeit, bringen sie ans Licht. So kann Vertrautheit entstehen. "Ein erster Schritt in Richtung Selbstannahme und Selbstliebe ist getan." (SE-SaL 47)
Selbstbewusstsein
Selbsterkenntnis
Gnothi seauton (griechisch Γνῶθι σεαυτόν Gnōthi seautón, auch Γνῶθι σαυτόν Gnōthi sautón, „Erkenne dich selbst!“)
- Japanische Entsprechung zu "Erkenne dich selbst": koji-kyûmei: "investigation of self": Siehe Buddhismus
Ignoranz des Selbst
Diverses
Selbstsein ist zuerst Von-selbst-Sein. (F-LuL 289)
Andere Selbstmodelle
Hinduismus
- dem Atman (das Selbst, die ewige, unzerstörbare, innere Gestalt jedes Wesens)
Buddhismus
Ziel der buddhistischen Praxis ist auf dieser Grundlage die „Selbst-Wesens-Schau“ (Kenshō, jap. 見性; Erschauen des eigenen Wesens, Natur erkennen). Die Selbst-Wesens-Schau ist eine geistige Erfahrung in der buddhistischen Tradition des Zen. Der Begriff bezeichnet ein initiales Erweckungserlebnis, bei dem der Erweckte seine eigene wahre oder Buddhanatur erkennt, die es ihm ermöglicht, fortan im täglichen Leben am Verständnis dieser Erkenntnis zu arbeiten. (Wikipedia)
己事究明 (こじきゅうめい) koji-kyûmei: "inquiry into the self", "investigation of self", "The investigation and clarification of the self."
Siehe: Nishida
Ego-State-Theorien
Zu dem Verhältnis von Selbst und Ego-State-Theorie:
C.G. Jung
C. G. Jung verstand das SELBST als einen göttlichen, als einen transzendentalen Aspekt.
Externe Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Selbst
Siehe: