Topologie: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Die Triologie ''Sphären'' ist vor allem eine Philosophie des Ortes. Sie geht von der Primordialität des ''Topos'' des Menschen aus, statt von dessen Wesen, Substanz oder Identität.|Kate in VDU 120}} | {{c|Die Triologie ''Sphären'' ist vor allem eine Philosophie des Ortes. Sie geht von der Primordialität des ''Topos'' des Menschen aus, statt von dessen Wesen, Substanz oder Identität.|Kate in VDU 120}} | ||
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+ | {{c|Zweifelsohne ist diese, von Sloterdijk vorgeschlagene topologische Wende in der Mensch- und Seinsfrage - in der Anthropologie wie in der Ontologie - eine kritische Antwort auf den Universalismus, der die Nachkriegszeit mit Erfolg dominiert hat: den Universalismus in der angelsächsischen Ethik (zum Beispiel bei Rawls) oder in der späteren Kritischen Theorie (zum Beispiel bei Habermas). Die Ambitionen dieser Strömungen war es, nach der Katastrophe, die der Nationalsozialismus gebracht hatte, den Menschen als rationales und moralisches Subjekt unabhängig von seinen örtlichen Beschränkungen zu definieren, wobei eben nur universelle, extra-sphärische Werte, hervorgebracht von genauso universellen Rechtfertigungs- oder Kommunikationstheorien, das weltliche Zusammenleben strukturieren sollten. Wie problematisch diese Ambition ist, zeigt heutzutage die multikulturelle und multireligiöse Realität, die Europa in Verlegenheit bringt. Die sphärologische Kritik der Ortsvergessenheit soll uns also zurückführen zu dem Topos, wo die Menschen leben, ob sie wollen oder nicht; oder besser: zu dem Topos, der die Menschen ''sind''.|Kate in VDU 120f}} | ||
== Ontogenetischer Primat der Topologie == | == Ontogenetischer Primat der Topologie == |
Version vom 19. März 2011, 00:47 Uhr
Topologie ist die Lehre von topischen Räumen, und ihrem Verhältnis zu dimensionalen Räumen.
Die philosophische Topologie bezieht wesentliche Impulse und Begriffe aus der Neuen Phänomenologie von Hermann Schmitz und versucht die ontologischen Grundlagen in Richtung einer Feldphilosophie weiter zu entwickeln.
Philosophische Topologie
Im Unterscheid zur mathematische Topologie beschäftigt sich die philosophisch-phänomenologische Topologie im hier gemeinten Sinne nicht mit dimensionalen Räumen sondern mit topischen Räumen.
- Abgrenzung zur mathematischen Topologie: [1]
Topisches Denken
Schwerpunkte des topischen Denkens sind:
- Korrektur der Dingphilosophie und dem daraus entstandenen Konstellationismus mit Vergessen von Situationen vor lauter Netzwerken.
- Ergänzung und Wendung der Prozessphilosophie zur einer prozessualen Topologie: Nicht nur Vollzug, sondern Vollzug eines Wesens.
- Hervorhebung des absoluten Ortes des Leibes im Gegensatz zu relativen Orten des dimensionalen Raumes
Grundlagen und Quellen
Die philosophischen Grundlagen der Topologie speisen sich vorallen aus folgenden Richtungen:
- Die Neue Phänomenologie (von Hermann Schmitz) und deren Weiterentwicklungen in den verschiedenen Disziplinen (u.a. der Medizin durch Thomas Fuchs)
- Die japanische Philosophie des Ortes (basho, 場所) von Kitarô Nishida und deren Weiterentwicklungen in der Kyoto-Schule sowie in verschiedenen Disziplinen.
- Die Sphärologie Peter Sloterdijks und deren Überwindung des Symbiose-Paradigmas.
Topologie als Philosophie des Ortes
Topologie im engeren Sinne ist eine Philosophie des Ortes.
Nishida Kitarô
Peter Sloterdijk
Topologische Wende
Ontogenetischer Primat der Topologie
Die Topologie ist bezogen auf den Leib als Nullpunkt der Orientierung und auf die Zugänglichkeit der Dinge. Der ursprüngliche Raum ist der topologische Raum, der durch den Spielraum des Greifens bestimmt ist, und in dem sich die Objekte im Verhältnis zum eigenen Leib in der Tiefe anordnen. (Vgl. F-LRP 258)
Vor jeder projektiven und sogar euklidischen Organisation des Raumes konstruiert und benutzt das Kind zuerst gewisse elementare Beziehungen - wie "benachbart und getrennt", "Reihenfolge", "Umgebung", "Kontinuum" - alles Begriffe, die denen entsprechen, die die Geometer als "topologisch" nennen (Piaget & Inhelder 1971, 19)
Bis zum 4. Lebensjahr sind die Kinder nur in der Lage, topologische Raumbeziehungen richtig anzugeben. Erst im Alter vom 7 Jahren werden diese allmählich in ein System symmetrischer und umkehrbarer Beziehungen transformiert, die die "Invarianz der Entfernung" sichern, so dass sich der euklidische, homogene und isotrope Raumbegriff herausbildet. (F-LRP 158f)
Auch unter genetischem Aspekt bestätigt sich somit, dass das Erlebnis des Raumes auf der Entfaltung der Leiblichkeit basiert. Vor aller abstrahierenden Beschäftigung mit dem Raum erfahren wir ihn zuerst in der Dynamik innerleiblicher Regungen, dann in der Begegnung mit dem äußeren Widerstand, als Spielraum für unsere Bewegungen, und schließlich als ein Ensemble von Gegenden, Richtungen und Wegen, die nach Nähe und Ferne, nach Erreichbarkeit und Zugänglichkeit für unseren Leib qualifiziert sind. (F-LRP 159)
Zweistufige topologische Erkenntnis
1. Topisches Verhältnis
Die Erkenntnis, dass wir immer schon in topischen Entitäten leben, wie z.B. in Räumen, Felder, Orten, Atmosphären. (In-Sein, Topisches Verhältnis)
- Ontogenetische Reihenfolge der sozialen Sphären:
- ggfs. mit eigenem Zwilling im Mutterleib (auch abgestorbene),
- Mutter - Kind
- Die Grenzen unserer Sprache
- Natur als erstes In-Sein
2. Biophile topische Verhältnisse
Die Erkenntnis, welche topischen Entitäten heilsam und lebensfördernd (biophil) sind, und wie darauf z.B. durch Formgebung und Abgrenzung praktisch hingewirkt werden kann. (Topische Praxis)
- Praktische Handlungsfolgen z.B. bei Symbiosegefahr zur Herstellung der Selbstintegration:
- Abgrenzung zu fremden nicht-biophilen Sphären (z.B. Zwilling, Mutter etc.)
- Finden des eigenen Ortes (Topische Praxis) durch Anbindung an die Selbstanteile.
Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen
Sphärologie
Siehe: Sphärologie
Klimatologie
- "Onto-Klimatologie" (Peter Sloterdijk)
- Klimatologie (Tetsuro Watsuji)
Horizologie
http://www.horizology.com/start_de.php
Raumphilosophie
- Oswald Spengler: Unterscheidung der Kulturtypen nach ihren Raumkonzepten (arabische Kultur = Höhle, faustisch-westliche Kultur = unendlicher Raum)
- Martin Heidegger: Menschen als raumteilenden, koexistierendes Wesen
- Hermann Schmitz: Neue Phänomenologie