Rede
Horizontale und vertikale Leistung der Rede
Horizontal: Kommunikative Funktion
Ausdrucksfunktion der Rede
Vertikal: Explikative Funktion
Abhebung (Explikation) von Sachverhalten aus Situationen
Rede und Sprache
Rede und Satzausspruch
In der Rede kommen keine Sätze vor, sondern die davon total verschiedenen Satzaussprüche. (Vgl: S-NGdE 241)
Siehe: Satzausspruch, Satzförmige Rede, Satz
Menschliche und tierische Rede
tierische Rede | menschliche Rede | |
---|---|---|
kommunikative Rede | Mitteilungen | Mitteilungen |
sozial integrierende Rede als Einstimmung in Situationen | Singen, Rufen | Singen, Rufen |
explikative Rede | Satzförmige Rede |
Die menschliche Rede hat der tierischen die explikative Funktion voraus, Situationen durch Abruf einzelner Sachverhalte, Programme oder Probleme aus ihrem Hof der Bedeutsamkeit explizieren zu können. (S-WNP 370)
Dass sie leiblich ist, haben menschliche und tierische Rede gemein, aber
- die tierische läuft in Rufen (ganzheitlichem Ansprechen von Situationen, z.B. Warn-Lockrufe) ab,
- die menschliche dagegen, außer in Rufen, hauptsächlich in Sätzen, die aus der binnendiffusen Bedeutsamkeit von Situationen einzelne Bedeutungen (Sachverhalte, Programme, Probleme) explizieren. (S-WNP 388f)
Siehe: Satzförmige Rede, Satz
Ruf
Der Ruf ist ein Ansprechen von Situationen, die dadurch geweckt, modifiziert oder quittiert werden, z.B. als Interjektion, Lock- oder Warnruf. (S-WNP 264)
Typen explikativer Rede
Die explikative menschliche Rede hat zwei Formen, als prosaische und als poetische Explikation:
Prosaische Explikation
Die prosaische Explikation tut ihr Werk ohne Schonung der Ganzheit der zu explizierenden Situation. Prototyp ist die Problemlösung. Ein theoretisches Problem ("Wie verhält es sich?") oder ein praktisches ("Was soll ich tun?") ist, mindestens wenn die Lösung Schwierigkeit macht, eine Situation, nämlich eine zunächst undurchsichtige binnendiffuse Fülle von Bedeutungen, ganzheitlich zusammengehalten durch den Problemdruck zur Lösung hin, die durch tastende Explikationsversuche vorbereitet wird und darin besteht, dass am Ende ein Sachverhalt als Tatsache bzw. (bei praktischen Problemen) ein Programm als geltendes ausgezeichnet, der ganze Rest an Bedeutsamkeit des Problems aber diskreditiert und weggeworfen wird. (S-WNP 264)
Poetische Explikation
Im Gegensatz zur Problemlösung schont die poetische Explikation die zu explizierende Situation durch geschickte Sparsamkeit der Rede, die hinter einem dünnen, aber passend und treffend gewebten Schleier beredeter Sachverhalte, Programme und Probleme die ungebrochene Ganzheit der Situation mit der binnendiffusen Fülle ihrer Bedeutsamkeit durchscheinen lässt. (S-WNP 264)
Poesie macht durch poetische Explikation von Situationen den Mutterboden sichtbar, dem das prosaische Explizieren und Kombinieren bloß das Netz von Konstellationen überwirft, das dazu bestimmt ist, die Situationen zersetzend zu beherrschen. (Vgl: S-WNP 265)
Therapeutische Rede als Explikation
- Als Externalisierung des Problems kann Person und Problem (Fühlen und Gefühl) voneinander getrennt werden.
- Als narrativer Ansatz in der systemischen Therapie: siehe: White/Epston: "Die Zähmung der Monster" 1990 (vgl: SE-SaL 47)