Rede: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Vertikal: Explikative Funktion ===
 
=== Vertikal: Explikative Funktion ===
Abhebung ([[Explikation]]) von [[Sachverhalt]]en aus [[Situation]]en
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Abhebung ([[Explikation]]) von [[Sachverhalt]]en aus [[Situation]]en durch [[Satzausspruch|Satzaussprüche]] in der [[satzförmige Rede|satzförmigen Rede]] in einer [[Sprache]].
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== Rede und [[Sprache]] ==
 
== Rede und [[Sprache]] ==

Version vom 1. Juli 2012, 19:14 Uhr

Horizontale und vertikale Leistung der Rede

Horizontal: Kommunikative Funktion

Ausdrucksfunktion der Rede

Vertikal: Explikative Funktion

Abhebung (Explikation) von Sachverhalten aus Situationen durch Satzaussprüche in der satzförmigen Rede in einer Sprache.

Situation Sachverhalte.png

Rede und Sprache

Von der Rede (parole) ist scharf die Sprache (langue) zu unterscheiden, ... (S-NGdE 239)

Die Überlegenheit dieser scharfen Sonderung von Rede einerseits, Sprache andererseits ... (S-NGdE 241)

Rede und Satzausspruch

In der Rede kommen keine Sätze vor, sondern die davon total verschiedenen Satzaussprüche. (Vgl: S-NGdE 241)

Sätze sind Bestandteil einer Sprache, nämlich Regeln, denen durch Aussprüche, die dank spielerischer Identifizierung mit Sacherhalten, Programmen und Problemen sinnvoll sind, gehorcht werden kann. Solche Regeln können zweckmäßig, weise, verführerisch sein, aber sie können nicht selbst in jener semantisch primären Weise sinnvoll, d.h. verständliche Rede sein. (S-NGdE 241f)

Siehe: Satzausspruch, Satzförmige Rede, Satz

Menschliche und tierische Rede

tierische Rede menschliche Rede
kommunikative Rede Mitteilungen Mitteilungen
sozial integrierende Rede als Einstimmung in Situationen Singen, Rufen Singen, Rufen
explikative Rede Satzförmige Rede

Die menschliche Rede hat der tierischen die explikative Funktion voraus, Situationen durch Abruf einzelner Sachverhalte, Programme oder Probleme aus ihrem Hof der Bedeutsamkeit explizieren zu können. (S-WNP 370)

Dass sie leiblich ist, haben menschliche und tierische Rede gemein, aber

Das spezifisch Menschliche an der Rede ist nur ihre explikative Funktion, die sich aus der Beantwortung ganzheitlicher, unexplizierter Situationen in tierischer Rede durch Zonen des Übergangs abhebt, da es auch beim Menschen Redeweisen gibt, die nichts explizieren. (S-NGdE 237)

Das Spezifische der menschlichen Rede ist ihre explikative Funktion, mit Hilfe von Sätzen, die einer Sprache entnommen werden, aus Situationen einzelne Sachverhalte, einzelne Programme, einzelne Probleme herauszuholen. Erst durch solche Vereinzelung von Bedeutungen gibt es einzelne Sachen; die Ganzheit von Situationen ist als solche nicht schon Einzelheit. (S-WNP 264)

Siehe: Satzförmige Rede, Satz

Ruf

Der Ruf ist ein Ansprechen von Situationen, die dadurch geweckt, modifiziert oder quittiert werden, z.B. als Interjektion, Lock- oder Warnruf. (S-WNP 264)

Typen explikativer Rede

Die explikative menschliche Rede hat zwei Formen, als prosaische und als poetische Explikation:

Prosaische Explikation

Die prosaische Explikation tut ihr Werk ohne Schonung der Ganzheit der zu explizierenden Situation. Prototyp ist die Problemlösung. Ein theoretisches Problem ("Wie verhält es sich?") oder ein praktisches ("Was soll ich tun?") ist, mindestens wenn die Lösung Schwierigkeit macht, eine Situation, nämlich eine zunächst undurchsichtige binnendiffuse Fülle von Bedeutungen, ganzheitlich zusammengehalten durch den Problemdruck zur Lösung hin, die durch tastende Explikationsversuche vorbereitet wird und darin besteht, dass am Ende ein Sachverhalt als Tatsache bzw. (bei praktischen Problemen) ein Programm als geltendes ausgezeichnet, der ganze Rest an Bedeutsamkeit des Problems aber diskreditiert und weggeworfen wird. (S-WNP 264)

Poetische Explikation

Im Gegensatz zur Problemlösung schont die poetische Explikation die zu explizierende Situation durch geschickte Sparsamkeit der Rede, die hinter einem dünnen, aber passend und treffend gewebten Schleier beredeter Sachverhalte, Programme und Probleme die ungebrochene Ganzheit der Situation mit der binnendiffusen Fülle ihrer Bedeutsamkeit durchscheinen lässt. (S-WNP 264)

Poesie macht durch poetische Explikation von Situationen den Mutterboden sichtbar, dem das prosaische Explizieren und Kombinieren bloß das Netz von Konstellationen überwirft, das dazu bestimmt ist, die Situationen zersetzend zu beherrschen. (Vgl: S-WNP 265)

Therapeutische Rede als Explikation

  • Als Externalisierung des Problems kann Person und Problem (Fühlen und Gefühl) voneinander getrennt werden.
  • Als narrativer Ansatz in der systemischen Therapie: siehe: White/Epston: "Die Zähmung der Monster" 1990 (vgl: SE-SaL 47)

Rede als Abbildung oder Antwort

Aristoteles überwindet mit der Satztheorie in De interpretatione sowie mit seiner Kategorienlehre (...) dieses altertümliche Sprachverständnis Platons von der Rede als gliedernder Aufzählung des Was (12.2). Er versteht die Aussage nicht mehr wie Platon, als Abbildung, sondern als Antwort auf eine Frage. (S-DWdeP2 580)