Einleibung: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Die Grenze zwischen dem gespürten eigenen Leib und den Neubildungen durch leibliche Kommunikation ist übrigens nicht scharf. Einleibung ist nichts Nachträgliches, sondern wahrscheinlich schon zwischen der werdenden Mutter und dem Embryo wirksam und nach der Geburt dem Neugeborenen verfügbar, wofür dessen wunderbare Leistungen in mimischer Nachahmung Zeugnis geben.|S-H 100}} | {{c|Die Grenze zwischen dem gespürten eigenen Leib und den Neubildungen durch leibliche Kommunikation ist übrigens nicht scharf. Einleibung ist nichts Nachträgliches, sondern wahrscheinlich schon zwischen der werdenden Mutter und dem Embryo wirksam und nach der Geburt dem Neugeborenen verfügbar, wofür dessen wunderbare Leistungen in mimischer Nachahmung Zeugnis geben.|S-H 100}} | ||
− | + | {{c|Die chinesische Redewendung ''shè-shên chû-dì'' 設身處地 ermutigt zur Einleibung in diesem Sinne. Wörtlich bedeutet sie "sich im Leib [des anderen] einrichten, seinen Platz einnehmen" und entspricht unserem Ausdruck "sich in jemandes Lage versetzen".|GL-RB 71}} | |
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{{c|Ich meine damit einheitliche Gebilde mit der beschriebenen Struktur leiblicher Dynamik, die einen Leib der beschriebenen Art mit anderen solchen Leibern oder mit Objekten, die nicht von sich aus leiblich sind, ad hoc zusammenschließen.|S-DgL 85}} | {{c|Ich meine damit einheitliche Gebilde mit der beschriebenen Struktur leiblicher Dynamik, die einen Leib der beschriebenen Art mit anderen solchen Leibern oder mit Objekten, die nicht von sich aus leiblich sind, ad hoc zusammenschließen.|S-DgL 85}} | ||
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+ | {{c|Der in Einsamkeit und Gemeinsamkeit invariante dialogisch-kommunikative Charakter der leiblichen Befindens, den ich unter 4.2.1 ausgewiesen habe, legt die spontane Bildung und Erhaltung übergreifender quasi-leiblicher Einheiten nahe, die die Struktur des Leibes gemäß dem [[Alphabet der Leiblichkeit]] besitzen, aber über den einzelnen eigenen Leib, den unmittelbaren Gegenstand des eigenleiblichen Spüren, hinausgehen. So etwas bezeichne ich als Einleibung (..).|S-LuG 55}} | ||
Siehe: [MU-DLGG Kap. IV/4] | Siehe: [MU-DLGG Kap. IV/4] |
Aktuelle Version vom 2. Februar 2018, 01:26 Uhr
Einleibung liegt bei allen sozialen Kontakten zwischen Menschen vor sowie beim Kontakt von Mensch und Tier.
Übersicht
Einleibung als primärer Zustand des In-der-Welt-Seins
Siehe: Stellvertretung
Arten der Einleibung
Visuelle Einleibung
Akkustische Einleibung
Taktile Einleibung
Einleibung und Quasi-Leiber
Einleibung besteht in der "beständigen, großenteils flüchtigen Bildung, Umbildung und Auflösung übergreifender Leiber oder Quasi-Leiber". (S-DgL 85)
Siehe: [MU-DLGG Kap. IV/4]
Einleibung als Vehikel der Sozialkontakte
Siehe: Leibliche Kommunikation
Mittels leibnaher Brückenqualitäten
Typen der Einleibung
Einleibung kann wie folgt unterschieden werden:
- antagonistische Einleibung und solidarische Einleibung
- patente und latente Einleibung
Die Einleibung kann im Extremfall auch zur Ausleibung führen.
Antagonistische Einleibung
Die antagonistische Einleibung ist teils
- einseitig, wenn der dominante, bindende und fesselnde Engepol des gemeinsamen vitalen Antriebs immer auf einer Seite bleibt
- oder wechselseitig, mit kurzfristigem Wechsel der Dominanz wie beim Blickwechsel und im meist davon begleitetem Gespräch (S-KE 40)
Einseitige Einleibung
Einseitige Einleibung = stabil-antagonistische Einleibung.
Beispiele für eine Person-Person-Einleibung:
- Im Gespräch, wenn der Focus immer bei einer Person bleibt
- Bei der Hypnose, wo der Hypnotiseur den Engepol einnimmt, und der Hypnotisand den Weitepol. (auch mögliche Ausleibung)
Beispiele für eine Person-Ding-Einleibung:
- das Lesen eines Buches, z.B. eines fesselnden Kriminalromans
- beim Ausweichen eines heranfliegenden Steines
Trance
- Einseitige Einleibung als Trance
- Ausleibung
Wechselseitige Einleibung
In einem guten Gespräch wird der Enge-Pol hin- und hergereicht. Deshalb kann allein schon ein solches Gespräch, egal worüber, gut tun, wenn wir in einer depressiven Stimmung verfangen sind, d.h. die Schwingungsfähigkeit des vitalen Antriebs vorübergehend gelähmt ist. Durch das Hin- und Herschwingen in der gemeinsamen Situation des Gesprächs wird der Antrieb wieder angestoßen. Hingegen erleben wir die gemeinsame Situation mit einem Dauerredner als quälend, wenn dieser nicht fasziniert, sondern nur den Enge-Pol festhält, während sich in uns zunehmend Leere ausbreitet.
Solidarische Einleibung
In der solidarischen Einleibung verbindet ein gemeinsamer vitaler Antrieb mehrere Personen ohne dass einer sich dem anderen zuwendet. Es geht ohne Dominanz oder Unterwerfung unter den eingeleibten Partnern.
Beispiele:
- Rudermannschaften mit Ziel: das möglichst schnelle Rudern
- singende und musizierende Menschengruppen mit dem Ziel des gemeinsam gesungenen Liedes
- gemeinsame Konzentration auf ein Werk oder Thema
- bei stürmischem Mut und panischer Flucht einer Truppe, bei rhythmischem Rufen, Klatschen, Trommeln durch den Rhythmus als die Bewegungssuggestion, die einer Sukzession durch ihre Sukzessivität anhaftet, beim gemeinsamen Singen, Musizieren, Rudern oder Sägen, in Massenekstasen usw.
Latente Einleibung
Eine latente Einleibung liegt vor, wenn der Leib eines Individuums in einen übergreifenden vitalen Antrieb eingespannt ist, ohne dass sich dieses Engagement in teilheitlichen leiblichen Regungen auf einzelnen Leibesinseln niederschlägt.
Patente Einleibung
Eine patente Einleibung liegt vor, wenn der Leib eines Individuums in einen übergreifenden vitalen Antrieb eingespannt ist, und sich dieser auch in teilheitlichen leiblichen Regungen auf einzelnen Leibesinseln niederschlägt.
Kommunikation und Wahrnehmung als Einleibung
Während im naturwissenschaftlichen Weltbild unser Gehirn erst kompliziert zusammensetzen muss, was ihm von außen an Einzelreizen zugeführt wird, geschieht, phänomenologisch betrachtet, nicht nur Kommunikation, sondern auch Wahrnehmung vorrangig über Einleibung, da der Blick als leibliche Richtung, uns mit dem verbindet, was wir sehen.
Synchronizität ist die Parallelität der in Einleibung geschehenden gleichzeitigen Ereignisse.
Siehe auch: Leibliche Kommunikation