Prozessontologie: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Den Gipfel auf der Subjektseite erreicht Wilhelms Fanatismus der Absolutsetzung im Gedanken der Überflüssigkeit des Subjekts, der zur These völliger Subjektlosigkeit (mit der Folge von Objektlosigkeit) erst im Empiriokritizismus des späten 19. Jahrhunderts systematisch ausgearbeitet worden ist.|S-DWdeG 153}} | {{c|Den Gipfel auf der Subjektseite erreicht Wilhelms Fanatismus der Absolutsetzung im Gedanken der Überflüssigkeit des Subjekts, der zur These völliger Subjektlosigkeit (mit der Folge von Objektlosigkeit) erst im Empiriokritizismus des späten 19. Jahrhunderts systematisch ausgearbeitet worden ist.|S-DWdeG 153}} | ||
− | {{c|Die Empiriokritizisten Avenarius und Mach haben daraus ein philosophisches System gemacht. Mit den Worten Machs: "Das Ich ist unrettbar." "Die Elemente ''bilden'' das Ich. ''Ich'' empfinde Grün, will sagen, dass das Element Grün in einem gewissen Komplex von anderen Elementen (Empfindungen, Erinnerungen) vorkommt. Wenn ich aufhöre zu empfinden, wenn ''ich'' sterbe, so kommen die Elemente nicht mehr in der gewohnten geläufigen Gesellschaft vor. Damit ist alles gesagt." Die Radikalität seines Singularismus und Konstellationismus führt Wilhelm in die Nähe eines Physikalismus, der die Subjektivität ebenso wie die Dinge auslöscht und nur noch Verbände von | + | {{c|Die Empiriokritizisten Avenarius und Mach haben daraus ein philosophisches System gemacht. Mit den Worten Machs: "Das Ich ist unrettbar." "Die Elemente ''bilden'' das Ich. ''Ich'' empfinde Grün, will sagen, dass das Element Grün in einem gewissen Komplex von anderen Elementen (Empfindungen, Erinnerungen) vorkommt. Wenn ich aufhöre zu empfinden, wenn ''ich'' sterbe, so kommen die Elemente nicht mehr in der gewohnten geläufigen Gesellschaft vor. Damit ist alles gesagt." Die Radikalität seines [[Singularismus]] und [[Konstellationismus]] führt Wilhelm in die Nähe eines [[Physikalismus]], der die [[Subjektivität]] ebenso wie die Dinge auslöscht und nur noch Verbände von [[Ereignis]]sen - scholastisch gesprochen: absoluten Akzidentien - übrig lässt, für die es keinen Unterschied mehr macht, ob sie physisch oder psychisch sind.|S-DWdeG 154}} |
== Einordnung des Strukturkerns == | == Einordnung des Strukturkerns == |
Version vom 29. November 2011, 10:24 Uhr
Wissenschaftsgeschichtliche Bezüge
- Physik:
- Entdeckung der elektromagnetischen Feldkräfte
- mechanistische Physik -> Relativitätstheorie (Einstein) und Quantenphysik: Raum als relationales vierdimensionales Feld: Raumzeit
- Biologie: Evolutionstheorie
Ereignis als Grundkategorie
Im Unterschied zur Dingphilosophie, die in einem dreigliedrigen Netzwerkmodell (Ding, Eigenschaft, Relation) mündet, geht die Prozessphilosophie nur noch von dem Ereignis als Grundkategorie aus. Hinzu kommt häufig auch die Vorstellung von der relationalen Verkettung und der Kategorisierung der Ereignissketten, so dass die Hauptkategorien einer Prozessontologie wie folgt sind:
- Ereignisse
- Relationen zwischen den Ereignissen
- Gattungen der Ereignisketten
(Vgl: S-WNP 199, S-NGdE 17-26)
Nur diskrete Ereignisse
Die Vorstellung, es gibt nur Ereignisse nennt man "aktualistische Ereignisontologie". Vertreter: Singer.
Siehe: Diskrete Ontologie
Ereignisse und Relationen
Ereignisse und Anschlussrelationen
Prozesstypen: Gattungen der Ereignisketten
Ontologie der Ereignisketten als Prozesstypen, z.B. physisch, psychisch, sozial.
Gestaltverlauf als Ereigniskette
Auch ein Gestaltverlauf kann als Ereigniskette im Sinne der Prozessontologie verstanden werden.
Ereignis jenseits von Subjekt und Objekt
Ereignis ohne Subjekt: Operation ohne Oparateur
Im Bezug zu Wilhelm von Ockam:
Einordnung des Strukturkerns
- Pluralismus statt Dualismus
- Genetischer Strukturalismus statt Substanzmetaphysik: strukturale statt kausale, genetische Analyse
- Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung
Subjektdenken
Siehe: Idealismus, insbesondere Subjektiver Idealismus
Prozessdenken
Die Prozessphilosophie lässt sich von der genetischen Frage inspirieren, also der Frage, in welchen Geschehnissreihen oder Ereignisketten etwas auftritt. Damit steht sie quer zur phänomenologischen Frage.
Kritik am statischen Dingkonzept, das durch Newtons Grundbegriff der trägen Massen seine wissenschaftliche Verfestigung erfahren hat.
Etwas besitzt sein Sein nur durch sein Wirken.
Bewusstseinsstrom: Vom festen Körper zur Flüssigkeit
Strukturdenken
Ereignistypen
Von der Prozessphilosophie wird jedoch vernachlässigt, dass zusätzlich die Annahme von verschiedenen Ereignistypen erforderlich ist, und es damit leicht zu einem Schubladendendenken kommt. (Psychische, Physische, Sprachliche Ereignisse). Häufig gibt es nur ein Typus von Relation, der diese Ereignisse des gleichen Typs miteinander verbindet: der Anschluss.
Psychisch
Physisch
Sozial
Operative Systemtheorie
Luhmann als Vertreter operativer Systemmodelle lässt sich als Prozessdenker einstufen, da er ein Kettenmodell der Operationen verfolgt. Die Motivation, aus der heraus ein operatives, zeitgetriebenes Systemmodell verfolgt, ist verständlich: die Reduktion der Komplexität. Allerdings vergisst er, dass nicht nur die Zeit Komplexität reduziert sondern auch Situationen:
Typisch für die operative Systemtheorie sind Aussagen wie:
- Nur die Kommunikation kommuniziert. Der Mensch ist nur die Umwelt eines sozialen Systems.
Entsubjektivierung des Bewusstseins
Die Prozessontologie macht den Vorschlag eines entsubjektivierten Bewusstseins ohne Bewussthaben.
Affektives Betroffensein von Gefühlen ist ohne betroffenes Subjekt nicht vorstellbar.
Siehe: Ereignis jenseits von Subjekt und Objekt
Kontinuum zwischen Geist und Natur
Fühlen als Prozess
Gefühle werden ignoriert, Fühlen als Prozess behandelt.
Vertreter
- Heraklit ("alles fliesst"-Heraklit)
- Avenarius
- Hume
- Fichte (Tathandlung, die sich selber tut)
- Whitehead
- Mach
- Einstein
- Luhmann
- Donald Davidson
- Rescher
Hume
William James
Fichte
Wo bleibe ich in einer solchen Welt neutraler Elemente? Diese Frage stellt als Philosoph Johann Gottlieb Fichte. Er gelangt damit dicht in die Nähe der Entdeckung der subjektiven Tatsachen, versäumt sie aber und mauert das Ich in eine Tathandlung ein, die nur sich selber tut. (S-KE 26)
Henri Bergson
Edmund Husserl
Lichtenberg
Whitehead
Siehe auch: Raumzeit als objektive Prozessgestalt
Über den prozessontologischen Strukturkern hinaus:
Ernst Mach
Martin Heidegger
Insbesondere der "junge" Martin Heidegger.
Das Ereignis als Zwischen?
Wittgenstein
Im Sachverhalt hängen die Gegenstände in einander, wie Glieder in einer Kette. (T2.03)
Ernst Cassirer
Wie viele seiner zeitgenössischen philosophischen Kollegen auch konzeptualisiert Cassirer das Bewustseinsleben mit der Metapher des Stromes als abgesetzt gegen die atomistische, von stabilen elementaren Bewusstseinseinheiten ausgehende Assoziationspsychologie. Dies verbindet Cassirer mit Denkern wie William James, Henri Bergson, Edmund Husserl und dem jungen Martin Heidegger. (Heinz Paetzold: Ernst Cassirer - zur Einführung. S. 137)