Person: Unterschied zwischen den Versionen

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{{c|Im 2. Lebensjahr wird nun der unmittelbar gelebte mehr und mehr zum sozial gespiegelten, bewerteten und sanktionierten Leib. Indem es sich aus der Perspektive der Anderen sehen lernt, entdeckt das Kind seinen eigenen Körper.|F-LRP 294}}
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{{c|Immer mehr ist das Kind in der Lage ''Rollenerwartungen'' nachzukommen, indem es die Reaktionen der Anderen antizipiert. Es vermag Vorbilder nachzuahmen, indem es seinen Leib instrumentalisiert. An die Stelle der unwillkürlichen leiblichen Mimesis tritt die unbewusste Imitation oder Identifikation: Das Kind übernimmt die ihm von den Anderen vermittelten Bilder und Rollenzuschreibungen und integriert sie in das eigene Selbst.|F-LRP 295}}
 
{{c|Immer mehr ist das Kind in der Lage ''Rollenerwartungen'' nachzukommen, indem es die Reaktionen der Anderen antizipiert. Es vermag Vorbilder nachzuahmen, indem es seinen Leib instrumentalisiert. An die Stelle der unwillkürlichen leiblichen Mimesis tritt die unbewusste Imitation oder Identifikation: Das Kind übernimmt die ihm von den Anderen vermittelten Bilder und Rollenzuschreibungen und integriert sie in das eigene Selbst.|F-LRP 295}}
  

Version vom 27. März 2011, 03:51 Uhr

Person als Bewussthaber

Eine Person ist ein Bewussthaber mit Fähigkeit zur Selbstzuschreibung. Selbstzuschreibung besteht darin, etwas für sich (oder sich für etwas) zu halten. Alle spezifisch personalen Leistungen ergeben sich aus dieser Fähigkeit:

  • Verantwortung zu übernehmen
  • Rechenschaft von sich zu geben
  • sich einen Platz im Umfeld der Mensch, Dinge, Umstände anzuweisen.

(S-KE 29)

Die Person als Bewussthaber mit Fähigkeit zur Selbstzuschreibung ist nur durch primitive Gegenwart möglich.

Mit dem Überschreiten der Schwelle zum Personsein bildet sich eine Späre des Eigenen im Gegensatz zum Fremden, in Gestalt von persönlichen Situationen und persönlicher Eigenwelt.

Lebende Person

Die Lebensäußerungen einer Person sind also innerlich und äußerlich zugleich; sie umfassen Erleben und Verhalten. (F-DG 108)

Physikalisierung der Person

Die faktorenanalytische Persönlichkeitstheorie vollendet in unseren Tagen die Physikalisierung der Person zum Eigenschaftsbündel. (S-NP: 31)

Identität von Person

Werden Personen nicht vielmehr durch ihre Selbstreferentialität und ihre Unvertretbarkeit individuiert? (Schärt in AdL 71)

Identifikationen

Im 2. Lebensjahr wird nun der unmittelbar gelebte mehr und mehr zum sozial gespiegelten, bewerteten und sanktionierten Leib. Indem es sich aus der Perspektive der Anderen sehen lernt, entdeckt das Kind seinen eigenen Körper. (F-LRP 294)

Immer mehr ist das Kind in der Lage Rollenerwartungen nachzukommen, indem es die Reaktionen der Anderen antizipiert. Es vermag Vorbilder nachzuahmen, indem es seinen Leib instrumentalisiert. An die Stelle der unwillkürlichen leiblichen Mimesis tritt die unbewusste Imitation oder Identifikation: Das Kind übernimmt die ihm von den Anderen vermittelten Bilder und Rollenzuschreibungen und integriert sie in das eigene Selbst. (F-LRP 295)

Identifikationen sind unerlässlich für die Ausbildung der Identität. Die Abtrennung von der Unmittelbarkeit des Selbsterlebens birgt aber auch die Gefahr der Fixierung auf ein Selbst-Ideal. An die Stelle dessen was ich mit Anderen zusammen erlebe, tritt das, was Andere von mir sehen oder sehen sollen. Ihre Erwartungen werden zum Leitbild, das meine leibliche Selbstwahrnehmung überlagert und prägt. (F-LRP 295)

Einheits- und Dualismuserfahrung der Person

Einheitserfahrung der Person

Denn als Personen erfahren wir uns selbst nie rein als Seelen oder rein als Körper. Wenn wir an irgendeinem Punkt einer Differenzierung von Seele und Körper das Wort reden, dann sind wir schon dabei, den Produkten begrifflicher Abstraktion nachzugehen und nachzugeben. (Schärtl in AdL 76)

Siehe: Graduelles Verhältnis

Dualismuserfahrung der Person

Andererseits - und hierin findet der Dualismus einen bleibenden Verankerungspunkt - setzt die differenzierte Betrachtungsweise notwendigerweise bei der Feststellung ein, dass Personen nicht mit ihren Körpern (nota bene: Körpern) identisch sind. (Schärtl in AdL 76)

Siehe: Körper und Leib

Körper wirkt auf Psyche

  • Alkohol trinken vernebelt die Sinne.
  • Drogen erzeugt Entgrenzungserfahrungen.

Psyche wirkt auf Körper

  • Ärger erzeugt psychosomatische Krankheiten.

Person, Leib, Körper

Das philosophische Konzept der verleiblichten Person, deren leiblich-lebendige Kontinuität im Tod nicht abreißt, sondern verwandelt wird, zwingt uns drei Ebenen ontologisch voneinander zu unterscheiden:

  1. eine Ebene, auf der wir von "Personen" sprechen,
  2. eine andere Ebene, auf der wir von Dingen sprechen (und in diesem Kontext auch von Körpern) sprechen,
  3. eine Vermittlungsebene, die mit dem Begriff "Leib" angezeigt ist.
Personen sind dinghaft realisiert, daran besteht kein Zweifel. Aber die Dimension, die durch diese Realisierung erschlossen ist, ist keine andere als die der Leiblichkeit. Der Leib schafft sozusagen jenes Dazwischen, das Ernest Lowe gesucht hatte, wenn er von wechselseitige (wenn auch teilweise eingeschränkter) Eigenschaftsvererbung zwischen Personen und ihren Körpern zu sprechen versuchte. Leib ist ein mehrfacher, ontologisch sozusagen mehrdimensionaler Relationsbegriff. Ein Aspekt davon ist sicher die Beziehung der Realisation, die zwischen einer Person und einem Körper besteht. Personen werden durch ihre biologischen, physiologisch beschreibbaren Körper realisiert. Aber Personen sind nicht mit diesen Körpern identisch. Personen sind notwendigerweise verleiblicht, weil Passiblität, Alterität und Exteriorität, symbolische Expression essentiell zum Personsein, d.h. in diesem Fall zur Gestalt endlichen Geistes gehören. Aber es besteht keine logische und begriffliche Notwendigkeit, die besagt, dass diese Realisation nicht auch anders erfolgen könnte. (Schärtl in AdL 71f)

Person und Leib

Der Leib ist die Ausdrucksgestalt der Person, ihr Zugehen auf die Welt, der Ort ihrer Konkretion, ihrer Kommunikation. Der Leib ist individuell und sozial zugleich: Er öffnet den Blick auf den Anderen, markiert die Begrenzung des Eigenen, begründet Leidenschaft im mehrfachen Sinn des Wortes. (Schärtl in AdL 70)

Der Leib färbt die Person ein, ihr Zugehen auf die Welt. Der Leib ist immer der Leib einer Person. Und eine menschliche Person ist ohne einen Leib nicht denkbar. (Schärtl in AdL 70)

Personen müssen verleiblicht sein, sie müssen realisiert sein. Aber sie müssen nicht notwendigerweise biologisch (d.h. in den naturgesetzlichen Kontexten, die wir kennen und die wir aus unserer Möglichkeitsperspektive heraus für bestimmt und unabdingbar erachten) realisiert sein. (Schärtl in AdL 72)

Person und Körper

Was sich festhalten lässt, ist die ontologische Tatsache, dass Personen nicht mit ihren Körpern identisch sind, weil hier nicht die Identitätsrelation, sondern die Realisationsrelation zu greifen hat. (Schärtl in AdL 72)

Als Phasensortal gehört er [der Körper] in die komplexe Realisationsweise von Personen. (Schärtl in AdL 73)

Leib und Körper

Siehe auch: Leib, Körper.

Körper Leib
Außenräume und Vorhandensein Innenräume und Perspektiven
bietet sich der äußeren Anschauung dar entzieht sich der äußeren Anschauung
sichtbar spürbar

Aber der Leib ist nicht Körper. Die Identitätsbedingungen von Leib und Körper sind unterschiedlich. Während der Leib Innenräume und Perspektiven markiert, besteht der Körper nur aus Schichten von Außenräumen und Vorhandensein. Der Körper bietet sich der äußeren Anschauung dar, der Leib entzieht sich zu einem gewissen Grad - er öffnet einen Innenraum von Anschauung. Der Körper ist sichtbar, der Leib ist spürbar. Ja, und es ist präzise der Leib, der jenes psycho-physische Kontinuum stiftet, in dem wir uns permanent wie von selbst bewegen: Psychisches ist mit Physischem verknüpft, von ihm durchdrungen und vice versa. Aber bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass diese Art von Durchdringung, Verknüpfung und Wechselverweisung eine eigene ontologische Dignität hat, die man - in solider phänomenologischer Tradition - Leiblichkeit nennen kann. (Schärtl in AdL 70)

Leib ist nicht Körper. Denn Körper sind physische Gebilde, die nur Außenrelation haben und keine eigentliche Innenwelt besitzen. (Schärtl in AdL 71)