Einleibung: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | {{c|Das gewöhnliche Sehen ist schon Einleibung. Wenn sich eine wuchtige Masse - etwa ein Auto, ein Stein, eine schlagbereite Faust - drohend nähert, bringt man sich unter günstigen Umständen in Sicherheit, indem man geschickt zur Seite springt oder den Kopf wegdreht. Das gelingt nur, weil man im Sehen mehr wahrnimmt, als man sieht, nämlich auch den eigenen, mit dem eigenen Körper, den man dann gewöhnlich nicht sieht, lokal zusammengehörigen Leib.|S-DgL 86}} | ||
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+ | {{c|Wenn man dagegen die drohende Masse nicht sieht, sondern nur heranbrausen hört, ist man viel ratloser, obwohl auch das Hören Richtungen angibt, und kann sich nur ducken. Dafür hat das Hören andere Talente zur Einleibung, insbesondere die ausgezeichnete Fähigkeit zu massenhafter Verschmelzung von Leibern durch den Rhythmus und andere Bewegungssuggestionen des Schalls.|S-DgL 86}} | ||
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+ | === Taktile Einleibung === | ||
+ | {{c|Taktile Einleibung präsentiert das Urphänomen der Einleibung überhaupt im Ringkampf, wenn beide Leiber gegen einander schwellen und sich spannen, in rhythmischem Wechsel beide Tendenzen dem Partnerleib übertragend, wobei die Dominanzphasen von Spannung und Schwellung in jedem der beiden Leiber und in dem übergreifenden Leib abwechseln. Ein Ringkampf im Kleinen ist der Händedruck, die in Deutschland übliche Begrüßungsgeste, während die Umarmung dem Antagonismus von Engung und Weitung in taktiler Einleibung einen vielfältig variablen Gebärdesinn verleiht.|S-DgL 86}} | ||
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Einleibung besteht in der "beständigen, großenteils flüchtigen Bildung, Umbildung und Auflösung übergreifender [[Leib]]er oder Quasi-Leiber". (S-DgL 85) | Einleibung besteht in der "beständigen, großenteils flüchtigen Bildung, Umbildung und Auflösung übergreifender [[Leib]]er oder Quasi-Leiber". (S-DgL 85) |
Version vom 9. Mai 2011, 18:39 Uhr
Arten der Einleibung
Visuelle Einleibung
Akkustische Einleibung
Taktile Einleibung
Einleibung und Quasi-Leiber
Einleibung besteht in der "beständigen, großenteils flüchtigen Bildung, Umbildung und Auflösung übergreifender Leiber oder Quasi-Leiber". (S-DgL 85)
Einleibung als Vehikel der Sozialkontakte
Siehe: Leibliche Kommunikation
Typen der Einleibung
Einleibung kann wie folgt unterschieden werden:
- antagonistische Einleibung und solidarische Einleibung
- patente und latente Einleibung
Die Einleibung kann im Extremfall auch zur Ausleibung führen.
Antagonistische Einleibung
Die antagonistische Einleibung ist teils
- einseitig, wenn der dominante, bindende und fesselnde Engepol des gemeinsamen vitalen Antriebs immer auf einer Seite bleibt
- oder wechselseitig, mit kurzfristigem Wechsel der Dominanz wie beim Blickwechsel und im meist davon begleitetem Gespräch (S-KE 40)
Einseitige Einleibung
Einseitige Einleibung = stabil-antagonistische Einleibung.
Beispiele für eine Person-Person-Einleibung:
- Im Gespräch, wenn der Focus immer bei einer Person bleibt
- Bei der Hypnose, wo der Hypnotiseur den Engepol einnimmt, und der Hypnotisand den Weitepol. (auch mögliche Ausleibung)
Beispiele für eine Person-Ding-Einleibung:
- das Lesen eines Buches, z.B. eines fesselnden Kriminalromans
- beim Ausweichen eines heranfliegenden Steines
Wechselseitige Einleibung
In einem guten Gespräch wird der Enge-Pol hin- und hergereicht. Deshalb kann allein schon ein solches Gespräch, egal worüber, gut tun, wenn wir in einer depressiven Stimmung verfangen sind, d.h. die Schwingungsfähigkeit des vitalen Antriebs vorübergehend gelähmt ist. Durch das Hin- und Herschwingen in der gemeinsamen Situation des Gesprächs wird der Antrieb wieder angestoßen. Hingegen erleben wir die gemeinsame Situation mit einem Dauerredner als quälend, wenn dieser nicht fasziniert, sondern nur den Enge-Pol festhält, während sich in uns zunehmend Leere ausbreitet.
Solidarische Einleibung
In der solidarischen Einleibung verbindet ein gemeinsamer vitaler Antrieb mehrere Personen ohne dass einer sich dem anderen zuwendet. Es geht ohne Dominanz oder Unterwerfung unter den eingeleibten Partnern.
Beispiele:
- Rudermannschaften mit Ziel: das möglichst schnelle Rudern
- singende und musizierende Menschengruppen mit dem Ziel des gemeinsam gesungenen Liedes
- gemeinsame Konzentration auf ein Werk oder Thema
- bei stürmischem Mut und panischer Flucht einer Truppe, bei rhythmischem Rufen, Klatschen, Trommeln durch den Rhythmus als die Bewegungssuggestion, die einer Sukzession durch ihre Sukzessivität anhaftet, beim gemeinsamen Singen, Musizieren, Rudern oder Sägen, in Massenekstasen usw.
Latente Einleibung
Eine latente Einleibung liegt vor, wenn der Leib eines Individuums in einen übergreifenden vitalen Antrieb eingespannt ist, ohne dass sich dieses Engagement in teilheitlichen leiblichen Regungen auf einzelnen Leibesinseln niederschlägt.
Patente Einleibung
Eine patente Einleibung liegt vor, wenn der Leib eines Individuums in einen übergreifenden vitalen Antrieb eingespannt ist, und sich dieser auch in teilheitlichen leiblichen Regungen auf einzelnen Leibesinseln niederschlägt.
Kommunikation und Wahrnehmung als Einleibung
Während im naturwissenschaftlichen Weltbild unser Gehirn erst kompliziert zusammensetzen muss, was ihm von außen an Einzelreizen zugeführt wird, geschieht, phänomenologisch betrachtet, nicht nur Kommunikation, sondern auch Wahrnehmung vorrangig über Einleibung, da der Blick als leibliche Richtung, uns mit dem verbindet, was wir sehen.