Subjektivität

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Subjektivität liegt nicht in der radikalen Singularität der Erfahrung des Einzelmenschen, sondern vielmehr in dessen Involviertheit in Tatsachen, also seiner Betroffenheit durch sie. Damit hat man nicht mehr nötig, im Sinne des "individuum est ineffabile" das Subjekt zum schlechthin Unsagbaren zu deklarieren, weil man sich nämlich intersubjektiv über den Sachgehalt der jeweils subjektiven Erfahrungen sehr wohl verständigen kann. Diese Form der Intersubjektivität gründet also nicht in einem wie auch immer vom Subjekt unabhängig gedachten Objekt, sondern hat seine Basis in der sprachlich vermittelten Verständigung zwischen Subjekten. Diese Sichtweise wird getragen vom Konzept der "subjektiven Tatsachen", das heißt der Anerkennung von Sachverhalten, deren Erfahrung an die Betroffenheit einer Person durch sie gebunden ist, deren Sachverhalt aber gleichwohl - die entsprechende Artikulationsfähigkeit vorausgesetzt - kommunizierbar ist. (B-Fest80 30f)

Unterscheidung zwischen Selbstbewusstsein oder Sichbewussthaben:

Ziel: Neubestimmtung der Subjektivität, diese verstanden als das Der-sein-der-er-ist für einen jeden Bewussthaber (Bewussthaber = Subjekt). (S-WNP 15)

Subjektivität als Basis der Objektivität

Objektivität ist ohne Subjektivität nicht möglich, da alles Wahrnehmen leiblich ist, und nur nachträglich verobjektiviert werden kann.

Subjektivität der Gefühle

Fuchs zu Schmitz: Die Subjektivität liegt nur im Spüren als solchem, nicht im Gespürten. (Fuchs in S-WNP 181)

Im Sinne von Schmitz: Vielleicht ist es völlig ausreichend, den Vollzug den Spürens als subjektiv zu empfinden, und sollten uns der Zuschreibung auf das Gespürte enthalten.

Subjektivität der Tatsachen

Neben neutralen Tatsachen gibt es auch subjektive Tatsachen.

Unterscheidung

Positionale Subjektivität

Subjektivität ist in gewissem Sinn ein zentrales Thema wichtiger Philosophen schon vor Fichte, etwa bei Descartes, Leibniz und Kant. Dabei handel es sich aber um bloß positionale Subjektivität, die die in irgend einer Weise ausgezeichnete Position einer Sache in einer - eventuell die ganze Welt umfassenden - Konstellation betrifft, nicht die eigene Art dieser Sache, die bei Kant ganz unbestimmt bleibt, bei Descartes aber das gewöhnliche Maß irgend welcher endlichen Substanzen nicht übersteigt. (S-WNP 376)

Strikte Subjektivität

Fichte ist der Erste, dem das Rätsel der strikten die Eigenart des Gemeinten betreffenden Subjektivität aufgeht, die z.B. durch den Gebrauch des Wortes "ich" einer damit benannten Sache zugeschrieben wird. (S-WNP 376)

Philosophiegeschichte

Vertreter: Kierkegaard, Heidegger, Schmitz

Philosophen der genannten Tradtionslinie haben ... versucht, der Subjektivität ihr eigenes Recht zu geben und sie aus der erkenntnistheoretischen Konkurrenz mit der Objektivität zu befreien.

  • Den Anfang macht Soren Kierkegaard mit der Einführung der Existenzbegriffe. Sein Prototyp dafür ist der Begriff des Ernstes. Er verwendet in diesem Zusammenhang den Ausdruck Ernst nicht als Eigenschaft, wie etwas in dem Satz Herr X ist ein ernster Mann, sondern adverbial wie in dem Satz Mir ist es ernst mit der Philosophie. Ernst als Existenzbegriff ist also kein Prädikat, sondern bezeichnet eine Seinsweise, und zwar im Denken oder Handeln, insofern der Denkende und Handelnde sich in seinem Denken oder Handeln engagiert, das heißt, darin selbst mit auf dem Spiel steht. (B-LaA 45)