Prozessontologie: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Die Wirklichkeit besteht aus einer Vielzahl von organismischen Prozesseinheiten mit graduell zunehmender Subjektivität. Damit sind ineins ein Pluralismus, ein Organizimus, ein Prozessdenken und ein Subjektdenken behauptet. Diese Prozesseinheiten sind eigenständige Wesen, die jedoch innerlich miteinander verbunden sind, durch interne Relationen, womit der Relationismus als weiterer Wesenszug hinzukommt. Als Prozesseinheiten sind sie selbstschöpferisch; Kreativität ist ein Grundzug der Wirklichkeit.|F-WCP 35}} | {{c|Die Wirklichkeit besteht aus einer Vielzahl von organismischen Prozesseinheiten mit graduell zunehmender Subjektivität. Damit sind ineins ein Pluralismus, ein Organizimus, ein Prozessdenken und ein Subjektdenken behauptet. Diese Prozesseinheiten sind eigenständige Wesen, die jedoch innerlich miteinander verbunden sind, durch interne Relationen, womit der Relationismus als weiterer Wesenszug hinzukommt. Als Prozesseinheiten sind sie selbstschöpferisch; Kreativität ist ein Grundzug der Wirklichkeit.|F-WCP 35}} | ||
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+ | {{c|Das - organismisch fundierte - Subjektdenken ist als kategorialer Gegenentwurf zur herkömmlichen Dingauffassung exemplarisch von Whitehead vordemonstriert worden (vgl. Fetz 1981, 52-96). ... Nimmt man die Subjekt-Objekt-Erfahrung ernst, dann stehen am systematischen Ausgangspunkt der Philosophie aber nicht mehr Aussagen vom Typ "Dieser Stein ist grau", sondern komplexe Aussagen wie "Ich nehme wahr, dass dieser Stein grau ist" (...). Damit tritt die ''[[Relation]]'' zwischen den Subjekt und dem - als real angesetzten - Referenzobjekt in den Vordergrund. Dem Substanz-Qualität-Schema kommt innerhalb dieses Relationsgefüges nur noch eine untergeordnete Bedeutung zu: Es steht für eine Abstraktion, nicht für die konkrete Wirklichkeit (...).|F-WCP 37}} | ||
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== Genetische Frage == | == Genetische Frage == |
Version vom 29. Oktober 2011, 22:00 Uhr
Wissenschaftsgeschichtliche Bezüge
- Physik:
- Entdeckung der elektromagnetischen Feldkräfte
- mechanistische Physik -> Relativitätstheorie (Einstein) und Quantenphysik: Raum als relationales vierdimensionales Feld: Raumzeit
- Biologie: Evolutionstheorie
Ereignis als Grundkategorie
Im Unterschied zur Dingphilosophie, die in einem dreigliedrigen Netzwerkmodell (Ding, Eigenschaft, Relation) mündet, geht die Prozessphilosophie nur noch von dem Ereignis als Grundkategorie aus. Hinzu kommt häufig auch die Vorstellung von der relationalen Verkettung und der Kategorisierung der Ereignissketten, so dass die Hauptkategorien einer Prozessontologie wie folgt sind:
- Ereignisse
- Relationen zwischen den Ereignissen
- Gattungen der Ereignisketten
(Vgl: S-WNP 199, S-NGdE 17-26)
Nur diskrete Ereignisse
Die Vorstellung, es gibt nur Ereignisse nennt man "aktualistische Ereignisontologie". Vertreter: Singer.
Siehe: Diskrete Ontologie
Ereignisse und Relationen
Ereignisse und Anschlussrelationen
Prozesstypen: Gattungen der Ereignisketten
Ontologie der Ereignisketten als Prozesstypen, z.B. physisch, psychisch, sozial.
Gestaltverlauf als Ereigniskette
Auch ein Gestaltverlauf kann als Ereigniskette im Sinne der Prozessontologie verstanden werden.
Einordnung des Strukturkerns
- Pluralismus statt Dualismus
- Genetischer Strukturalismus statt Substanzmetaphysik
- Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung
Subjektdenken
Strukturdenken
Prozessdenken
Genetische Frage
Die Prozessphilosophie lässt sich von der genetischen Frage inspirieren, also der Frage, in welchen Geschehnissreihen oder Ereignisketten etwas auftritt. Damit steht sie quer zur phänomenologischen Frage.
Ereignistypen
Von der Prozessphilosophie wird jedoch vernachlässigt, dass zusätzlich die Annahme von verschiedenen Ereignistypen erforderlich ist, und es damit leicht zu einem Schubladendendenken kommt. (Psychische, Physische, Sprachliche Ereignisse). Häufig gibt es nur ein Typus von Relation, der diese Ereignisse des gleichen Typs miteinander verbindet: der Anschluss.
Operative Systemtheorie
Luhmann als Vertreter operativer Systemmodelle lässt sich als Prozessdenker einstufen, da er ein Kettenmodell der Operationen verfolgt. Die Motivation, aus der heraus ein operatives, zeitgetriebenes Systemmodell verfolgt, ist verständlich: die Reduktion der Komplexität. Allerdings vergisst er, dass nicht nur die Zeit Komplexität reduziert sondern auch Situationen:
Typisch für die operative Systemtheorie sind Aussagen wie:
- Nur die Kommunikation kommuniziert. Der Mensch ist nur die Umwelt eines sozialen Systems.
Entsubjektivierung des Bewusstseins
Die Prozessontologie macht den Vorschlag eines entsubjektivierten Bewusstseins ohne Bewussthaben.
Affektives Betroffensein von Gefühlen ist ohne betroffenes Subjekt nicht vorstellbar.
Kontinuum zwischen Geist und Natur
Fühlen als Prozess
Gefühle werden ignoriert, Fühlen als Prozess behandelt.
Bewusstsein als Bewusstseinsstrom: Vom festen Körper zur Flüssigkeit
Vertreter
- Heraklit ("alles fliesst"-Heraklit)
- Avenarius
- Hume
- Fichte (Tathandlung, die sich selber tut)
- Whitehead
- Mach
- Einstein
- Luhmann
- Donald Davidson
- Rescher
Hume
William James
Fichte
Wo bleibe ich in einer solchen Welt neutraler Elemente? Diese Frage stellt als Philosoph Johann Gottlieb Fichte. Er gelangt damit dicht in die Nähe der Entdeckung der subjektiven Tatsachen, versäumt sie aber und mauert das Ich in eine Tathandlung ein, die nur sich selber tut. (S-KE 26)
Henri Bergson
Edmund Husserl
Lichtenberg
Whitehead
Siehe auch: Raumzeit als objektive Prozessgestalt
Über den prozessontologischen Strukturkern hinaus:
Ernst Mach
Martin Heidegger
Das Ereignis als Zwischen?
Wittgenstein
Im Sachverhalt hängen die Gegenstände in einander, wie Glieder in einer Kette. (T2.03)
Ernst Cassirer
Wie viele seiner zeitgenössischen philosophischen Kollegen auch konzeptualisiert Cassirer das Bewustseinsleben mit der Metapher des Stromes als abgesetzt gegen die atomistische, von stabilen elementaren Bewusstseinseinheiten ausgehende Assoziationspsychologie. Dies verbindet Cassirer mit Denkern wie William James, Henri Bergson, Edmund Husserl und dem jungen Martin Heidegger. (Heinz Paetzold: Ernst Cassirer - zur Einführung. S. 137)