Bewusstsein: Unterschied zwischen den Versionen
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==== Gewahrwerden, im Raum zu sein ==== | ==== Gewahrwerden, im Raum zu sein ==== | ||
{{c|So etwas geschieht besonders, wenn die Räumlichkeit des Raumes selbst ephemeren Charakter hat - so wie der surchsonnte Schatten in einer Allee -, gerade weil dieser Raum nicht gegenständlich ist: Man tritt hinein und bewegt sich darin, man spürt seine Anwesenheit wie in Trance. Wichtig scheint mir das Spiel zu sein: Die Räumlichkeit und die eigene Anwesenheit im Raum kommunizieren gewissermaßen miteinander.|GB-BF 157}} | {{c|So etwas geschieht besonders, wenn die Räumlichkeit des Raumes selbst ephemeren Charakter hat - so wie der surchsonnte Schatten in einer Allee -, gerade weil dieser Raum nicht gegenständlich ist: Man tritt hinein und bewegt sich darin, man spürt seine Anwesenheit wie in Trance. Wichtig scheint mir das Spiel zu sein: Die Räumlichkeit und die eigene Anwesenheit im Raum kommunizieren gewissermaßen miteinander.|GB-BF 157}} | ||
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+ | ==== Leib als Bewusstseinsform ==== | ||
+ | {{c|Schmitz ist, indem er die Befindlichkeit in seiner elementaren Form als leibliches Spüren aufweist, m.E. der Entdecker der Beziehung von Leib und Bewusstsein. Er selbst führt sie jedoch auf Vorläufer in der Romantik und über diese in die antike Tonuslehre zurück.|GB-BF 128f}} | ||
== Bewusst und Unbewusst == | == Bewusst und Unbewusst == | ||
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{{c|Der Sache nach führt die Deutung des Bewusstseins unter dem Gesichtspunkt der Intentionalität dazu, alle Bewusstseinsweisen nach dem Muster von Willensakten zu begreifen. Schon im Alltagsleben verwenden wir ja den Ausdruck "intendieren" etwa gleichsinnig mit "beabsichtigen", "wollen". In der Idee des intentionalen Bewusstseins sind zwei Komponenten enthalten, die sich in der Lebenserfahrung am ehesten bei Willenseinstellungen zusammenfinden. Zum intentionalen Akt gehört nämlich einerseits ein Subjekt, das ihn vollzieht, andererseits ein Objekt, auf das er hinzielt. So etwa verstehen wir unser eigenes Verhalten, wenn wir sagen: "Ich will das und das." |S-Sub 3}} | {{c|Der Sache nach führt die Deutung des Bewusstseins unter dem Gesichtspunkt der Intentionalität dazu, alle Bewusstseinsweisen nach dem Muster von Willensakten zu begreifen. Schon im Alltagsleben verwenden wir ja den Ausdruck "intendieren" etwa gleichsinnig mit "beabsichtigen", "wollen". In der Idee des intentionalen Bewusstseins sind zwei Komponenten enthalten, die sich in der Lebenserfahrung am ehesten bei Willenseinstellungen zusammenfinden. Zum intentionalen Akt gehört nämlich einerseits ein Subjekt, das ihn vollzieht, andererseits ein Objekt, auf das er hinzielt. So etwa verstehen wir unser eigenes Verhalten, wenn wir sagen: "Ich will das und das." |S-Sub 3}} | ||
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+ | == Bewusstsein im Buddhismus == | ||
+ | Das Bewusstsein wird als die Funktion verstanden, dieses von jenem zu unterscheiden. | ||
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+ | {{c|Das Bewusstsein kann alle Inhalte bearbeiten, die durch die ersten vier [[Aggregate]] hervorgebracht werden. Es kann sichtbar von unsichtbar unterscheiden, angenehm von unangenehm, Äpfel von Birnen, dieses von jenem Muster. Es bearbeitet auch die von ihm selbst generierten Inhalte, denn es denkt über Gedanken nach. Erst durch das Bewusstsein kann der Begriff eines Selbst auftauchen. Das Bewusstsein identifiziert sich mit bestimmten Inhalten als zu mir gehörig, während es andere als nicht zu mir gehörig kategorisiert. Wenn das Bewusstsein Inhalte bearbeitet – egal, ob sie als zu mir und nicht zu mir gehörig befunden werden – externalisiert es sie zunächst als etwas von sich selbst Verschiedenes. Es verdinglicht den Inhalt und stellt ihn sich als Gegenstand gegenüber. Dem »Begriffenen« (dem Objekt der Erfahrung) steht ein »Begreifer« gegenüber (ein Subjekt der Erfahrung). Die [[Subjekt-Objekt-Spaltung]], die aus dieser Objektivierung und Externalisierung resultiert, ist der Modus Operandi des Bewusstseins. | ||
+ | Nur durch diese Trennung wird Reaktivität überhaupt erst möglich. möglich. Sich etwas zu widersetzen oder es begehrend zu ergreifen setzt voraus, dass wir es zunächst als etwas von uns Verschiedenes erfahren. Das Bewusstsein kann sich sogar von sich selbst abspalten. Es kann sich selbst als reines Denken und den Körper als »das Andere« begreifen – nur um ihn sich später wiederum als meinen Körper anzueignen. | ||
+ | In einem engeren Sinn ist das Bewusstsein – als eines der [[Fünf Aggregate]] – nichts weiter als die Funktion, Unterscheidungen zu treffen. In einem weiteren Sinn ist das Bewusstsein die akkumulierende Ansammlung der Fünf Aggregate. Das Bewusstsein ist nie reines Bewusstsein; es ist immer »aufgeladen« mit den Inhalten der anderen vier Aggregate. Aber ohne [[Unterscheidung]]en gäbe es für das Bewusstsein nichts, was es sich aneignen könnte. | ||
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+ | === Denk- und Aufmerksamkeitsbewusstsein === | ||
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+ | * benennen und bewerten von Empfindungen, Gedanken, Geschichten | ||
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+ | {{c|... das Denkbewusstsein unterstellt [[Ding]]lichkeit.|CD-WnL 323}} | ||
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+ | ==== Aufmerksamkeitsbewusstsein: Feld des Gewahrseins ==== | ||
+ | {{c|Wenn sich die Bewusstseinstätigkeit genügend beruhigt hat und entspannt genug ist, um mit dem Benennen aufzuhören, verlassen wir das Denkbewusstsein und treten ins Aufmerksamkeitsbewusstsein hinein. Und wenn wir dann den Bereich des Gefühls und der Form betreten, weitet sich das Aufmerksamkeitsbewusstsein und wird zu einem die gesamte Situation einbeziehenden atmosphärischen Spüren. Und darunter liegt das von scheinbar allen Inhalten befreite Feld des Gewahrseins – der Modus des Geistes, in dem nichts unterschieden und getrennt wird.|CD-WnL 318}} | ||
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+ | === Transformation des Bewusstseins === | ||
+ | {{c|Aus dieser Perspektive lässt sich jetzt die Vervollkommnung der Weisheit, zu der das [[Herz-Sutra]] anleitet, als eine Transformation des Bewusstseins verstehen: Bewusstsein löst sich erst in die allumfassende Weite von [[Gewahrsein]] auf und beginnt dann im Kontext von Gewahrsein anders zu funktionieren. Die [[Fünf Aggregate]] – befreit von der besitzergreifenden Kontrollwut eines scheinbar soliden Selbst – offenbaren fünf Weisheits-Qualitäten.|CD-WnL 318}} | ||
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+ | ==== Angemessene Antwort in Situationen finden ==== | ||
+ | {{c|Der diskursive Charakter des Bewusstseins verwandelt sich in angewandtes Denken. Statt in ausufernder diskursiver Gedankentätigkeit zu versinken, dient das Denken jetzt dazu, eine angemessene Antwort auf die gegenwärtige Situation zu finden.|CD-WnL 318}} |
Aktuelle Version vom 3. Juli 2022, 16:03 Uhr
Mannigfaltigkeit des Bewusstseins
Subjektivität des Bewusstseins
Siehe: Subjektivität
Typen des Bewusstseins
Präreflexives Bewusstsein
Reflexives Bewusstsein
Pathisches Bewusstsein
Gegenstandsbewusstsein
Siehe: Gegenstadnsbewusstsein
Alltagsbewusstsein
Geprägt durch:
- Vorsorge
- Nachsorge
- Da-Sein im Jetzt ist häufig Vorsorge im Sinne einer Produktion der Spur das Dagewesenseins
Gegenwartsbewusstsein
Bewusstsein der primitiven Gegenwart: Ich, Hier, Jetzt, Dieses, Dasein.
Präsenzbewusstsein
Zwei Voraussetzungen:
- Sorglosigkeit
- Herauskommen aus der Zielorientierung
Sorglosigkeit
Keine Zielorientierung
Wach-werden zum Da-Sein
Gewahrwerden, im Raum zu sein
Leib als Bewusstseinsform
Bewusst und Unbewusst
- Unbewusstes
- leibliche Regungen sind stets bewusst
Bewusstsein und Intentionalität
Zur Auffasung über die Intentionalität von Bewusstsein gibt es zwei verschiedene Auffassungen:
- Bewusstsein ist nicht notwendig intentional. (Hermann Schmitz)
- Bewusstsein ist stets intentional. (Husserl, Thomas Fuchs)
Bewusstsein ist nicht notwendig intentional
Bewusstsein darf nicht nur auf intentionales Bewusstsein eingeschränkt werden.
Bewusstsein ist stets intentional
Bewusstsein wird als Intentionalität und daher nach dem Muster von Willensakten gedacht.
"Bewußtsein" oder auch "Geist" (mind) sind intentionale und keine spatialen Begriffe -
- weder ist etwas im räumlichen Sinne "in" ihnen,
- noch sind sie umgekehrt "in" etwas anderem zu lokalisieren. (F-LRP 94)
Bewusstsein im Buddhismus
Das Bewusstsein wird als die Funktion verstanden, dieses von jenem zu unterscheiden.
Das Bewusstsein kann alle Inhalte bearbeiten, die durch die ersten vier Aggregate hervorgebracht werden. Es kann sichtbar von unsichtbar unterscheiden, angenehm von unangenehm, Äpfel von Birnen, dieses von jenem Muster. Es bearbeitet auch die von ihm selbst generierten Inhalte, denn es denkt über Gedanken nach. Erst durch das Bewusstsein kann der Begriff eines Selbst auftauchen. Das Bewusstsein identifiziert sich mit bestimmten Inhalten als zu mir gehörig, während es andere als nicht zu mir gehörig kategorisiert. Wenn das Bewusstsein Inhalte bearbeitet – egal, ob sie als zu mir und nicht zu mir gehörig befunden werden – externalisiert es sie zunächst als etwas von sich selbst Verschiedenes. Es verdinglicht den Inhalt und stellt ihn sich als Gegenstand gegenüber. Dem »Begriffenen« (dem Objekt der Erfahrung) steht ein »Begreifer« gegenüber (ein Subjekt der Erfahrung). Die Subjekt-Objekt-Spaltung, die aus dieser Objektivierung und Externalisierung resultiert, ist der Modus Operandi des Bewusstseins. Nur durch diese Trennung wird Reaktivität überhaupt erst möglich. möglich. Sich etwas zu widersetzen oder es begehrend zu ergreifen setzt voraus, dass wir es zunächst als etwas von uns Verschiedenes erfahren. Das Bewusstsein kann sich sogar von sich selbst abspalten. Es kann sich selbst als reines Denken und den Körper als »das Andere« begreifen – nur um ihn sich später wiederum als meinen Körper anzueignen. In einem engeren Sinn ist das Bewusstsein – als eines der Fünf Aggregate – nichts weiter als die Funktion, Unterscheidungen zu treffen. In einem weiteren Sinn ist das Bewusstsein die akkumulierende Ansammlung der Fünf Aggregate. Das Bewusstsein ist nie reines Bewusstsein; es ist immer »aufgeladen« mit den Inhalten der anderen vier Aggregate. Aber ohne Unterscheidungen gäbe es für das Bewusstsein nichts, was es sich aneignen könnte.
(CD-WnL 312-313)Denk- und Aufmerksamkeitsbewusstsein
Denkbewusstsein: Bewusstsein der Dinge
- benennen und bewerten von Empfindungen, Gedanken, Geschichten