Repräsentation

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Der Begriff der Repräsentation, der inneren Bilder, ist aus der visuellen Sphäre abgeleitet, die am meisten von allen Sinnesmodalitäten ein statisches Gegenüber von Wahrnehmendem und Wahrgenommenen herstellt. Er beruht auf einer Wahrnehmungstheorie, die uns nicht mit der Welt in Verbindung bringt, sondern nur mit aus Sinnesdaten gewonnenen Konstrukten. Angewandt auf neuronale Prozesse werden "Repräsentate" zu vermeintlich diskreten, lokalisierbaren und damit verdinglichten Gebilden. (F-DG 176)

In einer Welt ohne subjektives Erleben gibt es Zeichen ebensowenig wie Symbole oder Information, Repräsentationen oder Metarepräsentationen, Bedeutung oder Sinn. Repräsentationen in einen rein objektiven Kausalzusammenhang von Naturprozessen 'hineinzusehen', ist insofern eine begrifflich nicht gedeckte, uneigentliche Redeweise, die den neuronalen Prozessen einen Anschein von Intentionalität verleihen soll. (F-DG 61)

Keine Repräsentationen im Gehirn

Weder im semantischen noch im ikonischen Sinn "gibt es" im Gehirn Repräsentationen der äußeren Welt. Den Sachverhalt, dass der 1. Weltkrieg 1914 begonnen hat, kann nur eine Person wissen, denken und aussagen - in ihrem Gehirn ist er nirgends zu finden. (F-DG 63)

Das Gedicht ist aber nicht als "Repräsentant" im Gehirn "gespeichert", ebensowenig wie meine Erinnerung an das Datum des 1. Weltkriegs oder an den Montblanc, denn das Gehirn enthält weder Sätze noch Bilder. Sätze in Büchern repräsentieren für uns Sachverhalte; Bilder in Fotoalben repräsentieren für uns Erinnerungen. Doch im Gehirn gibt es keinen Homunculus, der in der Lage wäre, neuronale Aktivitätsmuster als Repräsentationen aufzufassen, als Abbilder zu sehen oder als Erinnerungsspuren zu lesen. (F-DG 63)

Solange der Begriff der Repräsentation also im Sinn funktioneller Zuordnung gebraucht wird, ist gegen entsprechende Forschungen nichts einzuwenden. Dient er aber der Elimination des subjektiven Erlebens oder der Identifikation von subjektiven mit neurophysiologischen Zuständen, so vergisst der Neurowissenschaftler die Voraussetzung seines Forschens: seine eigene Subjektivität. (F-DG 64f)

Siehe: Perspektive, Repräsentierende Wahrnehmung, Resonanz, Leibliche Resonanz, Repräsentation als duales Verhältnis, Symbol, Spielerische Identifizierung