Innenwelthypothese

Aus TopoWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mit Innenwelthypothese bezeichnet Schmitz die raumgreifende Folge des platonisch-cartesischen Dualismus und die Wirkung, dass dem Menschen "die Welt in einer Außenwelt und eine Innenwelt" zerfällt. Diese Aufspaltung hat Folgen für das Fühlen der Gefühle und für die Leiblichkeit des Menschen. Das Gefühl wird aus Sicht der Anhänger der Innenwelthypothese als Projektion verstanden, wobei demnach das Gefühl primär subjektgebunden ist und vom Subjekt auf die es umgebende Welt übertragen - projiziert - wird. (AB-BuB 140)

Innenweltdogma und Immanenzdogma

Innenweltdogma

Das Innenweltdogma, dem von Demokrit bis (ausschließlich) zur Richard Avenarius alle Philosophen und seit diesem fast alle Philosophen anhängen, wurde ... folgendermaßen gefasst:

Für jeden Bewussthaber zerfällt die Welt in seine Innenwelt und seine Außenwelt mit der Maßgabe, dass ihm ein Gegenstand seiner Außenwelt höchstens dann zu Bewusstsein kommt, wenn dieser Gegenstand in der Innenwelt des Betreffenden mindestens einen Vertreter hat. (S-HuH 90)

Kritik

Neben der oben angeführten Position Nietzsches waren es vor allem die Empiriokritizisten Avenarius und Mach, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts – allerdings ohne Aufarbeitung der historischen Entwicklung – die Innen-Außen-Unterscheidung angriffen. Avenarius widmete dem Problem der Introjektion und deren Aufhebung sein Buch Der menschliche Weltbegriff. Für ihn (...) befand sich das Ich "inmitten einer Umgebung" vor, die "aus mannigfaltigen Bestandteilen zusammengesetzt" war, und um einen hinsichtlich der Abgrenzung in Außen- und Innenwelt neutralen Terminus zu gebrauchen, sprach er (...) bei Charakterisierung dieses Mannigfaltigen von "Vorfindungen." (GR-IE_II2 152)

Mach (...) sprach in diesem Zusammenhang antstatt von Vorfindungen von "Elementen" oder "Empfindungen", die sowohl die Welt als auch das Ich bildeten, so dass ihm "die Welt samt meinem Ich als eine zusammenhängend" erschien. Diese Erfahrung Machs (und vielleicht auch der Ansatz von Avenarius) verweist allerdings auf eine chaotische Ununterscheidbarkeit der Dinge, wie sie sich präsentiert, wenn die weltbildkonstituierenden, abgrenzenden Funktionen des Verstandes zum Erliegen kommen. Sie ähnelt die jenen mystischen Erfahrungen, die Schopenhauer für seine an indischer Mystik gewonnene Aufhebung des Willens in Anspruch nahm. (GR-IE_II2 152f)

Immanenzdogma

Dieses Innenweltdogma wird von einer einflussreichen, Philosophenschulen übergreifenden abgeschlossenen Innenwelt mit den Vertretern von Gegenständen seiner Außenwelt allein gelassen und der Verlegenheit ausgesetzt, wie er von den Vertetern zu den vertretenen Gegenständen, die er als Bewussthaber dann nicht besuchen kann, eine Brücke schlagen soll. (S-HuH 90)

Seit Descartes steigt das Dogma bei den Philosophen raktenhaft im Ansehen, so bei Locke, Hume und Leibniz, später bei Kant und in krasser Zuspitzung bei Fichte. (S-HuH 91)

Siehe: Introjektionismus, Projektionismus, Psychologismus, Dualismus, Weltspaltung