Explikationismus

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Der erkenntnistheoretische Explikationismus geht davon aus, dass Erkenntnis die Explikation von Tatsachen aus Situationen sind.

Erkenntnis als ... Explikation von Tatsachen aus Situationen (S-DuG 213)

Unentbehrlich für Erkenntnis ist ein Subjekt, unentbehrlich auch ein Sachverhalt, der eine Tatsache ist, ein Objekt aber nur in dem strikt formalen Sinn, des Bewusstgehabten, nicht im Sinne eines Objekts, "über" das etwas erkannt wird; ein solches Objekt kann in vollwertiger Erkenntnis fehlen, ... (S-DuG 212)

Die These, dass Tatsachen, die aus einer Situation (oder allenfalls einem chaotisch-mannigfaltigen Haufen, dem zur Situation die Ganzheit fehlt, ...) hervortreten, den Gegenstand der Erkenntnis bilden, will ich mit etwas gewagter Neubildung als erkenntnistheoretischer Explikationismus bezeichnen, bloß um den beiden von mir abgelehnten Auffassungen (erkenntnistheoretischer Realismus bzw. Holismus) eine bessere mit einem entsprechenden Schlagwort gegenüberstellen zu können. Die Sorge, wie das Subjekt zum Objekt kommen oder gar noch aus dem Gefängnis einer bloß privaten Innenwelt ausbrechen kann, stellt sich in dieser Perspektive als ganz und gar abwegiges Bedenken dar und wird ersetzt durch Ernstnehmen der Aufgabe, Situationen Tatsachen abzugewinnen. (S-DuG 214)

Ernte statt Reise

Die Explikation von Sachverhalten, die Tatsachen sind, aus Situationen ist eher, als einer Reise, einer Ernte vergleichbar, wofür die Situationen den Acker bilden. Das Erkenntnisbemühen hat es, um im Bilde zu bleiben, einerseits mit dem Acker, andererseits mit der Frucht zu tun; es muss sich den ganzheitlichen Situationen, aber auch den Explikaten und ihrem Verhältnis unter einander zuwenden. (S-DuG 214)

Explikationismus und Konstruktivismus

Gemeinsamkeiten

Explikationismus Konstruktivismus
Achtung der Meinung des anderen Wegen des affektiven Betroffensein des Anderen. Kritisch gegenüber der Verabsolutierung von Theorien, sondern Respekt vor der Qualität der subjektiven Tatsache, vor der Autonomie der Erfahrung Wegen der operationalen Geschlossenheit des kognitiven Systems. Bedeutung ist stets eine innere Konstruktion, da Sinne keine Bedeutungen transportieren (Physiologismus)
Die eigene Welt ist nicht alles
  • Es gibt in der Welt unzählig viele Bedeutungen und Sachen, die wenigstens für eine Person nicht deren persönlicher Welt gehören. (Vgl: S-SdG 123)
  • Unterscheidung zwischen persönlicher Welt und Welt.
  • Jeder konstruiert sich sein Bild von der Welt
  • Unterscheidung zwischen Konstruktion und Welt
Erkenntnis als Spiegel oder Tätigkeit Erkenntnis von Einzelheit durch Explikation (Explikationismus) Erkenntnis als Konstruktion (Konstruktivismus)
Fremde Psyche ist unerreichbar In eine fremde Psyche kann man nicht hinein, weil es sie gar nicht gibt sondern einen Introjektion ist. In eine fremde Psyche kann man nicht hinein, weil sie operational geschlossen ist.

Dem sozialen Konstruktivismus entspricht in meiner Terminologie der erkenntnistheoretische Explikationismus (Hermann Schmitz: Replik Phänomenolgie als Anwalt der unwillkürlichen Lebenserfahrung)

Quelle: http://wadoku.de/wiki/pages/viewpage.action?pageId=14548996

  • Achtung vor der Meinung des Anderen:
  • Vorsicht bezüglich schneller Interpretation, Theorien nicht verabsolutieren zu wollen, sondern immer dem konkreten Erfahrungsbereich des Alltags verbunden zu bleiben, sowie die Autonomie der Erfahrung des anderen zu achten.

Unterschiede

Explikationismus Konstruktivismus
Verstehen möglich als Einfühlung in eine Situation unmöglich, da jedes psychische System operational abgeschlossen ist.
  • Konstruktivistische Wahrnehmung ist stets physiologisch (Physiologismus)


Siehe: Realismus, Konstruktivismus