Bewusstsein
Mannigfaltigkeit des Bewusstseins
Ich kann nicht glauben, dass den vielen bewussten Gegenständen mehr oder weniger so viele Inhalte des Bewusstseins mit demselben numerischen, aus lauter Einzelnem gebildeten Typ der Mannigfaltigkeit entsprechen und dieses Bewusstsein zu einer Innenwelt nach Art eines möblierten Hauses aufschwemmen. (S-BW 7)
Subjektivität des Bewusstseins
Richard Avenarius ist diesen Weg bis zum Ende der Subjektlosigkeit des Bewusstseins gegangen. (S-BW 11)
Avenarius gibt der Entsubjektivierung des Bewusstseins, dem der Bezug auf jemand, dem etwas bewusst ist, genommen ist, die erste durchdachte Form, steht damit aber in einem Strom, der von Hume bis zur Gegenwart reicht. (S-BW 13)
Siehe: Subjektivität
Typen des Bewusstseins
Präreflexives Bewusstsein
Reflexives Bewusstsein
Pathisches Bewusstsein
Es widerfährt mir etwas. Aufseiten des Seienden heißt das: Es tritt aus sich heraus. (GB-BF 109)
Gegenstandsbewusstsein
Siehe: Gegenstadnsbewusstsein
Alltagsbewusstsein
Für das alltägliche Bewusstsein bedeutet die Grundstruktur der Sorge, dass wir uns verlieren in unseren Sorgen, und das heißt in das, was wir vorhaben, befürchten, erwarten, dass wir, wie Heidegger sagt, uns immer vorweg sind. Und es bedeutet andererseits, dass wir uns ständig mit Nachsorge aufhalten, im Nachsinnen, was gewesen ist, indem wir Gedanken, Interpretationen und Rechtfertigungen nachschieben. Zwar sind wir, wie Heidegger feststellt, durchaus immer bei etwas, doch dieses Sein-bei ist zunächst und zumeist in der Weise der Verfallenheit, der Zerstreutheit, der Verlorenheit an das, was jeweils geschieht, oder das, was man jeweils tut. (GB-BF 148)
Geprägt durch:
- Vorsorge
- Nachsorge
- Da-Sein im Jetzt ist häufig Vorsorge im Sinne einer Produktion der Spur das Dagewesenseins
Gegenwartsbewusstsein
Bewusstsein der primitiven Gegenwart: Ich, Hier, Jetzt, Dieses, Dasein.
Präsenzbewusstsein
Aus dieser Bestimmung folgt, dass das Präsenzbewusstsein nicht die Erfahrung von Gegenwart im Sinne von Hermann Schmitz sein kann. Wenn er sie als die unentfaltete Einheit von Ich, Jetzt, Hier, Dieses, Dasein bestimmt, so könnte man ja auch glauben, dass Präsenzbewusstsein in Ortsbestimmung und Datierung bestehen könnte. ... Die Selbstgewissheit, die in der Gegenwartserfahrung, wie sie Schmitz bestimmt, gegeben ist, ist zwar zur Konstitution von Subjektivität und Selbstbewusstsein unerlässlich, doch ist sie vom Präsenzbewusstsein zu unterscheiden. (GB-BF 152)
Zwei Voraussetzungen:
- Sorglosigkeit
- Herauskommen aus der Zielorientierung
Sorglosigkeit
Nach den Abhaltungen, die ein Präsenzbewusstsein nicht aufkommen lassen, ist als erste Voraussetzung die Sorglosigkeit zu nennen. Natürlich kennt jeder Momente der Sorglosigkeit und wird in dem Aufatmen, das sich dann einstellen mag, auch sich öffnen für den Augenblick. Das Präsenzbewusstsein kann sich dann in einer grundlosen Heiterkeit einstellen. (GB-BF 152)
Keine Zielorientierung
Eine zweite Voraussetzung für Präsenzbewusstsein ist, dass man aus der Zielorientierung alltäglichen Bewusstsein herauskommt. Dafür sind seit je, auch von mir, absurde Übungen oder besser: Übungen mit dem Absurden empfohlen worden. ... Die Zielorientierung ist auch in der Meditation besonders lästig. (GB-BF 153)
Bewusst und Unbewusst
- Unbewusstes
- leibliche Regungen sind stets bewusst
Bewusstsein und Intentionalität
Zur Auffasung über die Intentionalität von Bewusstsein gibt es zwei verschiedene Auffassungen:
- Bewusstsein ist nicht notwendig intentional. (Hermann Schmitz)
- Bewusstsein ist stets intentional. (Husserl, Thomas Fuchs)
Bewusstsein ist nicht notwendig intentional
Bewusstsein darf nicht nur auf intentionales Bewusstsein eingeschränkt werden.
Bewusstsein ist stets intentional
Bewusstsein wird als Intentionalität und daher nach dem Muster von Willensakten gedacht.
"Bewußtsein" oder auch "Geist" (mind) sind intentionale und keine spatialen Begriffe -
- weder ist etwas im räumlichen Sinne "in" ihnen,
- noch sind sie umgekehrt "in" etwas anderem zu lokalisieren. (F-LRP 94)
Der Sache nach führt die Deutung des Bewusstseins unter dem Gesichtspunkt der Intentionalität dazu, alle Bewusstseinsweisen nach dem Muster von Willensakten zu begreifen. Schon im Alltagsleben verwenden wir ja den Ausdruck "intendieren" etwa gleichsinnig mit "beabsichtigen", "wollen". In der Idee des intentionalen Bewusstseins sind zwei Komponenten enthalten, die sich in der Lebenserfahrung am ehesten bei Willenseinstellungen zusammenfinden. Zum intentionalen Akt gehört nämlich einerseits ein Subjekt, das ihn vollzieht, andererseits ein Objekt, auf das er hinzielt. So etwa verstehen wir unser eigenes Verhalten, wenn wir sagen: "Ich will das und das." (S-Sub 3)