Aufstellungstheorie: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Gefühl als Zustand und Phänomen ===
 
=== Gefühl als Zustand und Phänomen ===

Version vom 28. März 2011, 18:24 Uhr

Möglichkeit der Aufstellung

Fragen:

Nach den üblichen Vorstellungen, wie der Informationsaustausch zwischen Menschen stattfindet, dürfte es das Aufstellungsphänomen eigentlich nicht geben. Bis heute gibt es keine Theorie, die auch nur ansatzweise erklären könnte, wie es funktioniert, dass völlig fremde Menschen plötzlich Zugang zu den intimsten seelischen Regungen eines anderen Menschen haben und sich die Vergangenheit eines Familiensystems in den Reaktionen der Stellvertreter mit erstaunlich hoher Klarheit zeigt. (FR in PdS 2/2006, S. 64)

Aufstellung und Spiegelneuronen

Spiegelneuronen sollen erklären, wieso man Gefühle von jemand unbekanntes fühlen kann.

Das Phänomen der Spiegelung und die zitierten Erkenntnisse über die Funktion und Arbeitsweise der Spiegelneuronen liefern meines Erachtens gute Möglichkeiten zu verstehen, warum die Stellvertreter in Aufstellungen in der Lage sind, insbesondere die Gefühlszustände der Klienten zuverlässig zu erfassen, gleichzeitig das eigene Ich dabei nicht zu verlieren, zwischen den übernommenen Gefühlen und den eigenen unterscheiden zu können und schließlich auch wieder in der Lage zu sein, die Stellvertreterrolle abzustreifen. (FR in PdS 2/2006, 67)

Aus neurobiologischer Sicht besteht aller Grund zu den Annahme, dass kein Apparat und keine biochemische methode den emotionalen Zustand eines anderen menschen jemals so erfassen und beeinflussen kann wie es durch den Menschen selbst möglich ist. (Bauer 2005, 51, zit.n: FR PdS 2006/2, 67)

Spiegelneurone können zwar nicht alles erklären, was erfahrene Aufstellungsleiter und Stellvertreter über die Jahre hinweg an rätselhaften und faszinierenden Beobachtungen machen, wenn sie mit Aufstellungen arbeiten. Die Entdeckung der Spiegelneurone stellt meines Erachtens aber einen wesentlichen Grundpfeiler zum wissenschaftlichen Verständnis des Aufstellungsphänomens dar. (FR in PdS 2/2006, 68)

Kritik: Nur motorisch-zielorientierte Spiegelung

Das Spiegelsystem erklärt die Spiegelung von motorisch-zielorientierten Handlungen, nicht aber das Fühlen von Gefühlen von nicht anwesenden Personen.

Neuronen spiegeln nichts. Auf physikalischer oder physiologischer Ebene ist die Relation von Urbild und Spiegelbild als solche gar nicht vorzufinden. Auch ein Spiegel wirft nur Lichtstrahlen zurück, die auf ihn treffen - dieses Licht als Abbild zu sehen vermag ein bewusstes Wesen. Ebenso kann die Ähnlichkeitsrelation zwischen eigenen und fremden Bewegungen nur von einem verkörperten Subjekt hergestellt werden, nicht von einem neuronalen System, erst recht nicht von einzelnen "Spiegelneuronen". (F-DG 201)

Aufstellung und morphisches Feld

Ein morphischen Feld ist für die Phänomene in Aufstellungen verantwortlich.

Literatur:

  • Adrián Villasenor Galarza: Die Hypothese der morphischen Resonanz als wissenschaftliche Basis der Familienaufstellung. In: PdS 2/2006, S. 69-71.

Aufstellung und leibliche Resonanz

  • Es kann alles aufgestellt werden, was eine Bedeutung für den Klienten hat. Alles was aufgestellt wird, ist ein Gefühl (hat eine Gefühlskomponente).
  • Stellvertreter können mit ihrem Leib als Resonanzkörper fremde Gefühle fühlen.
  • Es reicht das ernsthafte Anliegen und die (auch stille) Auswahl der Stellvertreter aus.
    • Das Aussprechen der Rolle ist nicht zwingend nötig.
    • Das Aufstellen im Raum ist nicht zwingend nötig.

Aufgestellten Dynamiken

  • Integration + Abweisung
  • Soziale Bipolarität

Aufgestellten Elemente

  • Ich - Selbst
  • Selbstanteile
    • Erwachsenes Selbst
    • Kindliches Selbst

Thesen

Naturwissenschaft Sozial-Phänomenologie Aufstellungstheorie
Unterscheidung von
Gefühl und Fühlen
Unterscheidung zwischen Resonanzkörper und Schwingung wird stark kritisiert, da einleuchtende Beispiele fehlen. Kritik orientiert sich aber häufig an sichtbaren Dingen: Gesten, Mimik, etc. einleuchtend, da Stellvertreter fremde Gefühle fühlen können
Unterscheidung von
eigenem und fremden Gefühl
Eigenschwingung und Fremschwingung wird nicht gemacht wird deutlich gemacht: übernommene Gefühle
Alles lässt sich als Gefühl ausdrücken: Pantopismus Alles hat eine Schwingungskomponente Ja, es beginnt stets bei subjektiven Tatsachen, die leiblich sind Ja, es lässt sich alles aufstellen
Jeder kann jedes (auch fremde) Gefühl fühlen: Resonanz mit fremden Gefühlen Ja, jeder hat einen Leib Ja, jeder ist als Stellvertreter geeignet
Räumliche Veränderungen in der Aufstellung verändern auch das Gefühl der Stellvertreter ... Ja
Lösungsbild verändern auch das Gefühl in der wirklichen Situation instantan Fremdwirkung, Telepathie? Ja


Sozialtheorie:

  1. Unterscheidung vom Fühlen und Gefühl: -> Schmitz
  2. Unterscheidung von eigenem und fremden Gefühl: -> Fremes Gefühl

Aufstellungstheorie:

  1. Alles lässt sich als Gefühl ausdrücken: -> Jede Komponenten des Anliegens hat eine Gefühlskomponente
  2. Bei entsprechendem Setting kann jeder jedes aufgestellte Gefühl fühlen: -> Jeder ist zu leiblicher Resonanz fähig
  3. Veränderungen in der Aufstellung verändern auch das Gefühl: -> Arbeit mit den Stellvertretern verändert die Gefühle
  4. Veränderungen des Gefühls wirken sich auch bei der aufgestellten Entität (Person, Ding) direkt aus: -> Gefühle sind sofort im Original wirksam

Siehe auch: Mein Gefühl

Thesenpapier

Gefühl als Zustand und Phänomen

Genetische und Phänomenologische Frage.

Ins Gefühl eintreten

In Aufstellungen macht ein Stellvertreter die Erfahrung, dass er in eine Rolle eintritt und Gefühle sowie leibliche Regungen spürt. Solange er in dieser Rolle bleibt, bleiben diese Gefühle, die sich auch je nach Aufstellungsprozess ändern können. Sobald er die Rolle wieder verlässt und sich entrollt, fühlt er auch die Gefühle nicht mehr. D.h. das Stellvertreterphänomen bei Aufstellungen wäre ein gutes Beispiel dafür, dass man sich in Gefühle eintreten kann, wie es Hermann Schmitz formuliert: ...

Eine Aufstellung ist nicht mit einem Theaterstück zu vergleichen, wo der Schauspieler ein Rolle nach einem festgelegten Drehbuch spielt. Als Schauspieler hat man zwar etliche Freiheitsgrade, diese Rolle auszugestalten, aber die gespielten Gefühle sind ganz anders als in Aufstellungen vorgegeben.

Gefühl und Fühlen

Wenn man akzeptiert, dass man in ein Gefühl eintreten kann, dann macht es Sinn das Gefühl vom Fühlen zu unterscheiden, denn das Gefühl ist dann so etwas wie eine Pfütze, in die ich hineintreten kann und nasse Füße bekommt. Sobald ich den Fuß aus der Pfütze nehme, tropft das Wasser ab und mit ein bisschen Nachhelfen wie dem Abtrocknen (analog Entrollungsritualen) bekomme ich den Fuß wieder ganz trocken. Die Vorstellung, dass an einem Ort eine Pfütze ist, und an einem anderen nicht, bestärkt den Sinn, Gefühl als Pfütze und das Fühlen des nassen Fußes voneinander zu trennen. Die Vorstellung, dass die Pfütze trotzdem da bleibt, auch wenn ich sie nicht fühle, ist einfach zweckgemäß. Gefühle haben dann etwas dinghaftes, sind aber berechtigt nicht als dinghafter Festkörper zu verstehen. Hermann Schmitz spricht daher von Gefühlen als Halbdingen, und unterscheidet davon das Fühlen dieses Halbdinges. Dass es sich dabei nicht um eine Subjekt-Objekt bzw. neutraler Beobachter-Ding Perspektive geht, ist klar geworden, es geht nur um die Unterscheidung zwischen Leib und leiblich spürbarem Halbding. Gerade weil Gefühle als Rolle etwas dinghaftes haben, macht es Sinn, das Fühlen des Gefühls als "Spielen der Rolle" davon zu unterscheiden. Auch bei Schauspielern macht diese Unterscheidung Sinn, sie können eine Rolle gut oder weniger gut spielen, d.h. die Trennung zwischen Schauspieler und Rolle ist stets zu machen.

Eigenes und Fremdes Gefühl

Da die Unterscheidung zwischen Schauspieler und Rolle möglich ist, macht es auch Sinn zu unterscheiden, ob ein Schauspieler überhaupt spielt, oder nicht. Wenn er nicht spielt, dann zeigt er eigene Gefühle, wenn er spielt, dann zeigt er fremde Gefühle. Auch als Stellvertreter kann man die Erfahrung machen, dass die viele Gefühle, die man in der Rolle fühlt, einem persönlich fremd sind, oder zumindest nicht den eigenen Gefühlen entsprechen, die man noch vor der Stellvertreterrolle hatte. Auch sind die Gefühle nicht eindeutig von der Rolle oder der Stellung im Raum abhängig. Wenn einmal der Sohn mit dem Rücken zum Vater steht, und in der einen Aufstellung unter Tränen zusammenbricht, und in einer anderen sich ganz ruhig von dem Vater entfernt, dann können räumliche Position der Stellvertreter alleine deren Gefühle und leiblichen Regungen nicht determinieren. Andere Erklärungen sind nötig, wieso es zu je ganz unterschiedlichen Gefühlen und Regungen kommt.

Fremdes Gefühl als übernommenes Gefühl

Wenn die am eigenen Leibe gefühlte Gefühle nicht stets die eigenen sein müssen, wem gehören sie dann? Gefühle können auch unbewusst übernommen werden, z.B. kann die Tochter für den Vater das Gefühl eines Partners übernehmen, wenn der Vater für die Tochter anders nicht da sein kann.

Alles ist ein Gefühl

In Aufstellungen macht man die Erfahrung, dass man alles aufstellen kann und immer etwas herauskommt. Die Frage ist, ob es hilft. Es bedarf daher eines gezielten Vorgehens, um zu erkennen welche Elemente aufgestellt werden sollen, um einem Klient bei einem Anliegen zu helfen. Hier gibt es natürlich verschiedene Schule und Praktiker, aber bisher gibt es nichts, was noch nicht aufgestellt wurde: Tiere, Möbel, Bohrinseln, abstrakte Themen und Begriffe etc. Wenn das aufgestellte Element für das Anliegen nicht relevant ist, dann zeigt sich das sehr schnell in den Aufstellungen. Aber jedes Element lässt sich leiblich ausdrücken und das veranlasst zur Aussagen, das alles als leiblich spürbares Gefühl erfahrbar ist, was im Lebensraum des Klienten oder in der Arbeitsweise des Therapeuten relevant ist. Alles Relevante lässt sich scheinbar als Gefühl ausdrücken.

Jeder kann jedes Gefühl fühlen

In Aufstellungen zeigt sich, dass jeder - eine gesunde Körperwahrnehmung vorausgesetzt - als Stellvertreter in Aufstellungen geeignet ist. Damit kann auch prinzipiell jeder jedes aufgestellte Gefühl fühlen.

Veränderung in Aufstellungen verändern Gefühle

In Abhängigkeit von den einzelnen Aufstellungsschritten ereignen sich immer wieder Veränderungen bei den Stellvertretern und ihren Gefühlen. Das geschieht zum Beispiel durch räumliche Umstellung wie auch durch Sätze und Rituale die durchgeführt werden.

Aufstellung wirkt auch jenseits der Aufstellung

Das bislang merkwürdigste Phänomen an Aufstellungen ist es, dass sie sich direkt auch auf die aufgestellten Elemente außerhalb der Aufstellung auswirken, so als wären sie dabei und wüssten von den Lösungsschritten. Dieses Phänomen ist nur erklärbar, wenn man annimmt, dass der Stellvertreter nicht nur das Gefühl passiv repräsentiert hat, sondern auch aktiv geprägt hat, häufig natürlich in Richtung einer in der Aufstellung anvisierten Lösung.