Kultur

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Jeder Kultur hat ihre eigene Abstraktionsbasis.

Hochkulturen

Hochkulturen bedürfen einer spezifisch gesteigerten Disziplin der sie tragenden Eliten für Gestaltung und Stabilisierung ihres Niveaus. (S-H 23)

Vorderasiatische Hochkulturen der Ägypter, Babylonier, Perser

  • Disziplin wird durch die auf Götter gestützte traditionelle Autorität der Fürsten und Priester garantiert.
  • altorientaltische Autoritätsform, der Priester- und Despotenkultur
  • Druck einer Autorität von der Spitze her

Fernöstliche Hochkulturen Chinas und Japans

  • Disziplin wird durch die Macht der Konventionen garantiert, der Einbindung der Menschen in Regeln und Riten des Anstandes und Schicklichkeit.
  • Druck der Konventionen von der Seite her

So kann die Neue Phänomenologie auf bedeutende Ausformungen der japanischen Kultur als ihre naturgemäße Ergänzung hinweisen. (S-H 46)

Europäische Hochkultur als Intellektualkultur

  • Intellektualkultur als Disziplin, seine Meinung zu begründen und der Kritik anderer auszusetzen.
  • Druck zum kritischen Selbstdenken bis hin zur Fanatismus einseitiger Selbstbemächtigung und Weltbemächtigung

Weder zu einer Priesterkultur der Mythen noch zu einer Respektskultur der Konventionen ist ein Ausweg offen. (S-H 32)

Statt das rechte Maß der zur europäischen Intellektualkultur gehörigen Selbstbemächtigung des Menschen an seiner Offenheit und Abhängigkeit von ergreifenden Mächten abzumessen, haben die Philosophen einseitig nur auf Selbstbemächtigung und dann auf Weltbemächtigung gesetzt. (S-H 32)

Die verblüffende Oberflächlichkeit, mit der in der europäischen Intellektualkultur unter Führung der Philosophen bisher die Gegenwart bedacht worden ist, wurzelt sicherlich in der überwertigen Tendenz dieser Kultur zur Projektionen in die Zukunft, wodurch das schöne, bei Salamis siegreich gegen die Autoritätskulturen des Orients durchgesetzte Postulat des kritischen Selbstdenkens zum Fanatismus einseitiger Selbst- und Weltbemächtigung verzerrt wurde. (S-H 45)

Die demokritisch-platonische Revolution der Denkungsart hat der europäischen Intellektuakultur große Vorteile gebracht. Die Umdeutung der persönlichen Situation in die Seele nach Art eines Hauses mit Stockwerken ermöglichte es, die Vernunft im Oberstockwerk mit der Kontrolle und Beherrschung der unwillkürlichen Regungen im Unterstockwerk oder (nach Platon) den beiden Unterstockwerken zu beauftragen und dadurch das menschlich Selbstverständnis in den Dienst der Selbstbemächtigung, der Erziehung zur Verläßlichkeit und zur wählerischen Verfügung über die eigenen Bedürfnisse, zu stellen. (S-H 28)

Seelschlacht bei Salamis

Die europäische Hochkultur war im Begriff, von der altorientalistischen Autoritätsform, der Priester- und Despotenkultur, aufgesogen zu werden, als Xerxes sich bei seinem Feldzug gegen die Griechen mit ihrem höchsten priesterlichen Heiligtum, dem Orakel von Delphi, verbündete. Der entscheidenste Augenblick der bisherigen Weltgeschichte, die Seelschlacht bei Salamis 480 v.Chr., wendete diese Aussicht ab und brach die Bahn für die europäische Intellektualkultur, den spezifisch europäischen Stil der zur Hochkultur gehörigen Disziplin. (S-H 23)