Helmuth Plessner
Körper-Psyche-Leib
Ein Individuum, welches positional derart dreifach charakterisiert ist, heißt Person. (P-Stufen 293)
Siehe: Körper-Psyche-Leib
Raum und Ort
Aber erscheinungsmäßig unterscheiden sich die lebendigen von den unbelebten als raumbehauptende von den nur raumerfüllenden Körpern. Jedes raumerfüllende Gebilde ist an einer Stelle. Ein raumbehauptendes Gebilde dagegen ist dadurch, dass es über ihm hinaus (in ihm hinein) ist, zu der Stelle "seines" Seins in Beziehung. Es ist außer seiner Räumlichkeit in den Raum hinein oder raumhaft und hat insofern seinen natürlichen Ort. (P-Stufen 131f)
Es [das Lebewesen] füllt nicht nur eine Stelle im Raum aus, sondern es hat einen Ort, strenger gesagt: es behauptet von ihm [dem Feld seines Dasein] aus einen Ort, seinen "natürlichen Ort". (P-Stufen 131)
Positionalität
In seiner Lebendigkeit unterscheidet sich also der organische Körper vom anorganischen durch seinen positionalen Charakter oder seine Positionalität. Hierunter sei derjenige Grundzug seines Wesens verstanden, welcher einen Körper in seinem Sein zu einem gesetzten macht. (P-Stufen 129)
Eine positionale Mitte gibt es nur im Vollzug. (P-Stufen 290)
Mensch und Tier
Das Tier lebt aus seiner Mitte heraus, in seine Mitte hinein, aber es lebt nicht als Mitte. (P-Stufen 288)
Es [das Tier] bildet ein auf es selber rückbezügliches System, ein Sich, aber es erlebt nicht - sich. (P-Stufen 288)
Aber der Gesamtkörper [des Tieres] ist noch nicht vollkommen reflexiv geworden. (P-Stufen 288)
Der Mensch als das lebendige Ding, das in die Mitte seiner Existenz gestellt ist, weiß diese Mitte, erlebt sie und ist darum über sie hinaus. (P-Stufen 291)
Exzentrizität
Exzentrizität ist die für den Menschen charakteristische Form seiner frontalen Gestelltheit gegen das Umfeld. (P-Stufen 292)
Leib
Der Exzentrizität der Struktur des Lebewesens entspricht die Exzentrizität der Lage oder der unaufhebbare Doppelaspekt seiner Existenz als Körper und Leib, als Ding unter Dingen an beliebigen Stellen des Einen Raum-Zeitkontinuums und als um eine absolute Mitte konzentrisch geschlossenes System in einem Raum und einer Zeit von absoluten Richtungen. (P-Stufen 294)
Leib und Körper fallen, obwohl sie keine material von einander trennbaren Systeme ausmachen, sondern Ein und Dasselbe, nicht zusammen. Der Doppelaspekt ist radikal. (P-Stufen 294f)
Mitwelt
Mitwelt ist die vom Menschen als Sphäre anderer Menschen erfaßte Form der eigenen Position. (P-Stufen 302)
Die Mitwelt umgibt nicht die Person, wie es (wenn auch nicht im strengen Sinn, denn der eigene Leib gehört mit dazu) die Natur tut. Aber die Mitwelt erfüllt auch nicht die Person, wie es in einem ebenfalls inadäquaten Sinn von der Innenwelt gilt. Die Mitwelt trägt die Person, indem sie zugleich von ihr getragen und gebildet wird. (P-Stufen 303)
In der Mitwelt gibt es nur Einen Menschen, genauer ausgedrückt, die Mitwelt gibt es nur als Einen Menschen. Sie ist absolute Punktualität, in der alles, was Menschenantlitz trägt, ursprünglich verknüpft bleibt, wenn auch die vitale Basis in Einzelwesen auseinandertritt. (P-Stufen 304)
Würdigung
- Fraglich ist, ob Plessner das ganze Potential der Leibphilosophie schon erkannt hat, weil er die Person stets noch als Dreiklang Körper-Psyche-Leib verstanden haben will.
- Die Idee der Positionalität als Wesenskriterium für Lebewesen zu verwenden ist wichtig, damit klar wird, dass auch mit dem damit verwandten topischen Denken und der Hervorhebung des Ortes der Schwerpunkt auf Lebewesen gesetzt wird.
- Bei der Idee der exzentrischen Positionalität des Menschen ist unklar, wer sich hier wirklich ausdrückt: der Leib? Oder etwas hinter dem Leib? Oder die Person in dem Dreiklang?