Subjektive Tatsache: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 12. August 2012, 10:39 Uhr
Eine subjektive Tatsache kann höchstens einer, nämlich der Betroffene, aussagen. Im Unterschied zur neutralen Tatsache, die jeder aussagen kann, sofern er genug weiß und gut genug sprechen kann.
Subjektive Tatsachen als eigene Tatsächlichkeit
Subjektive Tatsachen sind:
- keine Perspektive
- keine Gegenbenheitsweise
- sondern haben eine eigene Art der Tatsächlichkeit neben der objektiven.
Beispiele
- "Ich liebe dich."
- "Ich habe gesündigt."
- "Hilfe, ich ertrinke."
Folgende Beispiele sollen verdeutlichen, was passieren würde, wenn es keine subjektiven Tatsachen geben würde, sondern nur neutrale Tatsachen ausgesagt werden (bei einer Person namens "Peter Schulze"):
Liebeserklärung
- "Peter Schulze liebt dich, überflüssig hinzuzufügen, dass ich er bin."
- Das angesprochene Mädchen ist verstimmt; es möchte sagen und sagt vielleicht: "Das ist doch gar nicht überflüssig, gerade darauf kommt es mir an."
Beichte
- Sünder: "Peter Schulze hat gesündigt."
- Beichtvater: "Sprich: Ich habe gesündigt"
- Sünder: "Das ist doch ganz überflüssig."
- Beichtvater verweigert die Absolution.
Hilfeschrei aus dem Wasser
- "Hilfe, Peter Schulze ertrinkt, überflüssig hinzuzufügen, dass ich es bin."
Das ist kein echter Hilferuf; der hilfsbereite Mitmensch, der auf den Ruf "Hilfe, ich ertrinke" sofort reagiert hätte, wird ersteinmal neugierig nachsehen, was eigentlich los ist. (S-KE 33)
Folgen
Die Entdeckung der subjektiven Tatsachen hat im Negativen wie im Positiven wichtige Folgen: (Vgl: S-WNP 16)
Negative Folgen
- Der Psychologismus der dominanten europäischen Intellektualkultur kommt an sein Ende.
- Die ... ironistische Verfehlung des abendländischen Geistes kann durch Aufdeckung eines Irrtums an ihre Wurzel behoben werden. (S-WNP 16)
Positive Folgen
- Das Problem der Freiheit im Sinne einer notwendigen und zureichenden Bedingung sittlicher Verantwortung wird endlich lösbar.
- Die Dauer der Person, die als sie selbst, nicht nur mit zeitlichem Teil von sich, in den sukzessiven Phasen ihres Lebens mit verschiedener Gestaltung gegenwärtig ist, kann als für sie subjektive Tatsache verstanden und gerechtfertig werden. (Vgl: S-WNP 17)
Subjektive als topische Tatsache
Es bietet sich aus verschiedenen Gründen an subjektive Tatsachen als topische Tatsachen neu auszulegen.
Verwechslungen
Nicht notwendig privat
Ursprünge
- Fichte
- Kierkegaards Subjektivität
- Heideggers Jemeinigkeit
Fichte
An allen objektiven Tatsachen, die sich registrieren lassen, findet Fichte hiernach kein Kennzeichen dafür, dass der Vorrat an Vorkommendem, der den Namen "Johann Gottlieb Fichte" trägt und gerade schreibt, er selber ist. Eigentlich hat er damit die subjektive Tatsachen entdeckt, aber das merkt er nicht, weil er mit allen Menschen bis zu ihm und mit fast allen Menschen bis heute alle Tatsachen und sonstigen Sachverhalte selbstverständlich für objektiv hält. (S-WNP 377)
Wittgenstein
Übertriebenes Privatsprachen-Argument.