Idealismus: Unterschied zwischen den Versionen

Aus TopoWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Zeile 1: Zeile 1:
{{c|Daß für uns als Radio- und Fernseh-Konsumenten die Welt nicht mehr als Außenwelt auftritt, ''[[In-Sein|in]]'' der wir sind, sondern als ''unsere'', war schon in Punkt 1 formuliert worden. Tatsächlich ist die Welt ja auf eigentümliche Weise ''umgesiedelt'': zwar befindet sie sich nicht, wie es in der Vulgärformeln des Idealismus heisst, "in unserem Bewusstsein" oder gar "in unserem Gehirn"; aber da sie doch ''von außen nach innen verlegt'' ist, da sie, statt draußen stattzufinden, nun in meinem Zimmer ihre Stätte gefunden hat, und zwar als zu konsumierendes Bild, als bloßes eidos, ähnelt die Verlegung der klassisch-idealistischen doch aufs frappanteste. Die Welt ist nun ''meine'' geworden, meine Vorstellung, ja sie hat sich, wenn man das Wort "Vorstellung" einmal im Doppelsinne, nicht nur im Schopenhauerschen, sondern im Theatersinne, zu verstehen bereit ist, in eine "Vorstellung für mich" verwandelt. In diesem "''für mich'" besteht nun das idealistische Element. Denn "''idealistisch''" im breitesten Sinn ''ist jede Attitüde, die die Welt in Meines'', in Unseres, in etwas Verfügbares, kurz ''in ein Possessivum verwandelt: eben in meine "Vorstellung" oder in meine (Fichtesches) "Produkt des Setzen".|GA-DAdM 112}}
+
{{c|Daß für uns als Radio- und Fernseh-Konsumenten die Welt nicht mehr als Außenwelt auftritt, ''[[In-Sein|in]]'' der wir sind, sondern als ''unsere'', war schon in Punkt 1 formuliert worden. Tatsächlich ist die Welt ja auf eigentümliche Weise ''umgesiedelt'': zwar befindet sie sich nicht, wie es in der Vulgärformeln des Idealismus heisst, "in unserem Bewusstsein" oder gar "in unserem Gehirn"; aber da sie doch ''von außen nach innen verlegt'' ist, da sie, statt draußen stattzufinden, nun in meinem Zimmer ihre Stätte gefunden hat, und zwar als zu konsumierendes Bild, als bloßes eidos, ähnelt die Verlegung der klassisch-idealistischen doch aufs frappanteste. Die Welt ist nun ''meine'' geworden, meine Vorstellung, ja sie hat sich, wenn man das Wort "Vorstellung" einmal im Doppelsinne, nicht nur im Schopenhauerschen, sondern im Theatersinne, zu verstehen bereit ist, in eine "Vorstellung für mich" verwandelt. In diesem "''für mich'" besteht nun das idealistische Element. Denn "''idealistisch''" im breitesten Sinn ''ist jede Attitüde, die die Welt in Meines'', in Unseres, in etwas Verfügbares, kurz ''in ein [[Possessivum]] verwandelt: eben in meine "Vorstellung" oder in meine (Fichtesches) "Produkt des Setzen".|GA-DAdM 112}}
 +
 
 +
{{c|Wenn es von allen Spielarten des Idealismus gilt, dass sie dei Welt in ein [[Possessivum]] ummünzen: in einen Herrschaftsbereich (Genesis); in ein Wahrnehmungsbild (Sensualismus); in ein Konsumgut (Hegels Tier); in ein Produkt des Setzens oder der Herstellung (Fichte); in Eigentum (Stirner) - so darf in unserem Fall der Ausdruck tatsächlich mit bestem Gewissen verwandt werden, da alle nur möglichen Nuancen des Possessivs hier vereinigt sind.|GA-DAdM 113}}
 +
 
 +
{{c|Wie weit also die Geräte des Rundfunks und des Fernsehens die Fenster zur Welt auch aufreißen mögen, zugleich machen sie den Weltkonsumenten zum "Idealisten".|GA-DAdM 113}}
  
 
Siehe:  
 
Siehe:  
 
* [[Gefühle#Possessorisches Missverständnis|Possesorisches Missverständis des Gefühls]]
 
* [[Gefühle#Possessorisches Missverständnis|Possesorisches Missverständis des Gefühls]]
 
* [[Haben]]
 
* [[Haben]]

Version vom 19. Oktober 2011, 11:04 Uhr

Daß für uns als Radio- und Fernseh-Konsumenten die Welt nicht mehr als Außenwelt auftritt, in der wir sind, sondern als unsere, war schon in Punkt 1 formuliert worden. Tatsächlich ist die Welt ja auf eigentümliche Weise umgesiedelt: zwar befindet sie sich nicht, wie es in der Vulgärformeln des Idealismus heisst, "in unserem Bewusstsein" oder gar "in unserem Gehirn"; aber da sie doch von außen nach innen verlegt ist, da sie, statt draußen stattzufinden, nun in meinem Zimmer ihre Stätte gefunden hat, und zwar als zu konsumierendes Bild, als bloßes eidos, ähnelt die Verlegung der klassisch-idealistischen doch aufs frappanteste. Die Welt ist nun meine geworden, meine Vorstellung, ja sie hat sich, wenn man das Wort "Vorstellung" einmal im Doppelsinne, nicht nur im Schopenhauerschen, sondern im Theatersinne, zu verstehen bereit ist, in eine "Vorstellung für mich" verwandelt. In diesem "für mich'" besteht nun das idealistische Element. Denn "idealistisch" im breitesten Sinn ist jede Attitüde, die die Welt in Meines, in Unseres, in etwas Verfügbares, kurz in ein Possessivum verwandelt: eben in meine "Vorstellung" oder in meine (Fichtesches) "Produkt des Setzen". (GA-DAdM 112)

Wenn es von allen Spielarten des Idealismus gilt, dass sie dei Welt in ein Possessivum ummünzen: in einen Herrschaftsbereich (Genesis); in ein Wahrnehmungsbild (Sensualismus); in ein Konsumgut (Hegels Tier); in ein Produkt des Setzens oder der Herstellung (Fichte); in Eigentum (Stirner) - so darf in unserem Fall der Ausdruck tatsächlich mit bestem Gewissen verwandt werden, da alle nur möglichen Nuancen des Possessivs hier vereinigt sind. (GA-DAdM 113)

Wie weit also die Geräte des Rundfunks und des Fernsehens die Fenster zur Welt auch aufreißen mögen, zugleich machen sie den Weltkonsumenten zum "Idealisten". (GA-DAdM 113)

Siehe: