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+ | Die Erkenntnis, dass A nicht zu mir gehört, sondern woanders hin, erzeugt bei gesundem Selbstwillen eine Abwehrreaktion. Wenn A etwas ist, das ich bisher als einen Teil von mir identifiziert habe, aber jetzt als etwas fremdes erkenne, dann ist ein Ausstieg aus A bzw. eine Abwehreaktion gegen A möglich, auch wenn er bisher als eigener Selbstanteil angesehen wurde. | ||
+ | * Beispiel Homöopathie: A ist das hochpotenzierte homöopathische Arzneimittelbild, das dem eigenen Symptombild ziemlich ähnelt. Es darf eben nicht gleich sein, sonst findet die Erkenntnis nicht statt, dass es etwas Fremdes ist. Durch die Erkenntnis, dass die Symptomatik etwas Fremdes ist, das man bislang als etwas eigenes angesehen hat, wird es möglich die Symptomatik auch zu verlassen und sich auf das wirklich eigene zu konzentrieren. Es kommt die Hinbewegung zu den einen Selbstanteilen zustande. D.h. die Selbstheilungskräfte können aktiviert werden, wenn klar ist, was Selbst und was Fremd ist. Dazu hilft das homöopathische Arzneimittelbild, das die Symptomatik als etwas Fremdes entlarvt, das gar nicht zu einem gehört. | ||
+ | * Beispiel Aufstellung: A ist der andere Platz, an dem man bekannte Gefühle fühlt. Dieser Platz unterscheidet sich von dem eigenen Raum, sonst findet nicht die Erkenntnis statt, dass es eigentlich kein Selbstanteil ist. | ||
+ | Die Bereitschaft aus dem bekannten Platz auszusteigen, ist erst durch die Erkenntnis möglich, dass es nicht der eigene ist. Diese erfahrene Erkenntnis ist die Bedingung für den Ausstiegsprozess auf dem Weg zu den eigenen Kräften, sowohl in Homöopathie wie auch in Aufstellungsarbeit. | ||
+ | Das entspricht ungefähr dem Fall, dass es ein Fußballfeld gibt, auf dem zwei Mannschaften gegeneinander spielen. Beide Mannschaften haben die gleiche Trickotfarbe, man kann sie daher nicht wirklich unterscheiden. Wenn es zum Stillstand der Spieler kommt, d.h. keine Bewegung mehr geschieht, dann ist das Spiel langweilig und irgendwie tot. Wenn jetzt der Trainer von außen reinruft: "Eure Spielaufstellung entspricht gerade derjenigen von dem Spiel Brasilien gegen Paraguay vom 12.8.1978!" dann denken sich die Spieler: "Moment, das geht ja gar nicht. Wir sind doch eine ganz andere Mannschaft, und unser Spiel kann man doch gar nicht mit dem anderen Spiel vergleichen!" So bewegen sich die Spieler zunächst aus der gesunden Selbsterkenntnis heraus, das ihr eigenes Spiel doch etwas ganz unverkennlich eigenes haben muss, und keine Kopie sein darf. Diese Trotzreaktion entspricht der Aussage eines Sohnes zum Vater, der ihm einen guten Tipp gibt: "Schade Vati, aber auf die Idee bin ich auch schon gekommen, aber jetzt wo du mir das empfiehlst, kann ich es nicht mehr als meine eigene Sache umsetzen und muss mir etwas neues suchen." Der Drang zur Individualität, zur Selbstverwirklichung und der damit verbundenen Trotzreaktion gegen fremden Empfehlungen ermöglicht also einen heilenden Bewegungsprozess hin zu eigenen Inspirationen. Diese Bewegung ist der Lebensprozess, der sich der begreifenden Starrheit entzieht. |
Version vom 14. Oktober 2011, 06:26 Uhr
Übersicht
Unterabgrenzung | Gesunde Abgrenzung | Überabgrenzung | |
---|---|---|---|
Aggression | gegen sich selbst (körperlich, seelisch) | gegen andere (aus Schutz) | gegen andere (aus Machtstreben) |
Beziehung belastet durch | symbiotische Anpassung, verinnerlichtes Abgrenzungsverbot | keine Belastung | aggressive Grenzüberschreitung |
Nähe und Bindung | präpersonale Nähe und Bindung | personale Nähe und Bindung | keine Nähe und Bindung |
Autonomie | keine Autonomie, Symbiose | partnerschaftliche Autonomie | Pseudo-Autonomie, Einsamkeit |
Abgrenzungstypen
Unterabgrenzung
- Symbiose: ungesunde Überanpassung (auf Dauer)
- Identitätsverhältnis
- präpersonale Nähe und Bindung
- Grenzenlose Beziehung
Beziehungsmodus "Entweder-Oder"
Fehlende konstruktive Aggression
Trennung von Kopf und Körper
Gesuchter Ersatz für den fötalen Nicht-Unterschied
Gesunde Abgrenzung
- (partnerschaftliche) Autonomie, personale Freiheit, reale Freiheit
- personale Nähe und Bindung
Beziehungsmodus "Und"
Überabgrenzung
- Pseudo-Autonomie: ungesunde Überabgrenzung, absolute Freiheit = Einsamkeit, Autarkie
- keine Nähe und Bindung
Abwehrmechanismus der Projektion
Ungesunde Abgrenzung
Im symbiotischen Zustand ist die Abgrenzung häufig zu schwach, oder (seltener) zu stark:
- zu schwach: Verinnerlichtes Abgrenzungsverbot, Verlagerung der Aggression ins Destruktive gegen sich selbst (körperlich, seelisch)
- zu stark: Überabgrenzung
Zu schwache Abgrenzung: eingeschränkte Abgrenzungsfähigkeit
Wenn die Fähigkeit zur Abgrenzung eingeschränkt oder ganz verloren ist, dann sind die Betroffenen mit ihrer Aufmerksamkeit mehr beim Anderen als bei sich. Sie neigen zu folgenden drei Grundaspekten:
Drei Grundaspekte
- Überanpassung bis zur Verschmelzung
- Unterdrückung eigener Gefühle, Bedürfnisse, Gedanken bis zur Selbstentfremdung
- Aggressionsblockade: Blockade der eigenen gesunden Aggression, der Fähigkeit, sich abzugrenzen und zu schützen.
Diese drei Grund-Aspekte führen
- zur Abhängigkeit und Ohnmacht,
- zum Verlust der Autonomie (Selbst-Bestimmung).
Zwei sekundäre Aspekte
Zusätzlich zu den drei Grundaspekten der eingeschränkten Abgrenzungsfähigkeit kommen zwei sekundäre Aspekte hinzu, vielleicht um das zu kompensieren. Die Betroffenen neigen dazu,
- sich aus Kontakt zurück zu ziehen, ihr Mitgefühl zu unterdrücken, kalt und egoistisch zu werden: Überabgrenzung
- den anderen mit allen Mitteln zu manipulieren, um ihn abhängig zu machen und benutzen zu können: Macht, Gewalt, Zerstörung.
Diese Aspekte führen zur Entstehung des Symbiosekomplexes. (Vgl: Langlotz: Weiterbildungs-Manuskript)
Ontogenese
Abgrenzung des Kleinkindes
Abgrenzung als allgemeines Prinzip
Die Erkenntnis, dass A nicht zu mir gehört, sondern woanders hin, erzeugt bei gesundem Selbstwillen eine Abwehrreaktion. Wenn A etwas ist, das ich bisher als einen Teil von mir identifiziert habe, aber jetzt als etwas fremdes erkenne, dann ist ein Ausstieg aus A bzw. eine Abwehreaktion gegen A möglich, auch wenn er bisher als eigener Selbstanteil angesehen wurde.
- Beispiel Homöopathie: A ist das hochpotenzierte homöopathische Arzneimittelbild, das dem eigenen Symptombild ziemlich ähnelt. Es darf eben nicht gleich sein, sonst findet die Erkenntnis nicht statt, dass es etwas Fremdes ist. Durch die Erkenntnis, dass die Symptomatik etwas Fremdes ist, das man bislang als etwas eigenes angesehen hat, wird es möglich die Symptomatik auch zu verlassen und sich auf das wirklich eigene zu konzentrieren. Es kommt die Hinbewegung zu den einen Selbstanteilen zustande. D.h. die Selbstheilungskräfte können aktiviert werden, wenn klar ist, was Selbst und was Fremd ist. Dazu hilft das homöopathische Arzneimittelbild, das die Symptomatik als etwas Fremdes entlarvt, das gar nicht zu einem gehört.
- Beispiel Aufstellung: A ist der andere Platz, an dem man bekannte Gefühle fühlt. Dieser Platz unterscheidet sich von dem eigenen Raum, sonst findet nicht die Erkenntnis statt, dass es eigentlich kein Selbstanteil ist.
Die Bereitschaft aus dem bekannten Platz auszusteigen, ist erst durch die Erkenntnis möglich, dass es nicht der eigene ist. Diese erfahrene Erkenntnis ist die Bedingung für den Ausstiegsprozess auf dem Weg zu den eigenen Kräften, sowohl in Homöopathie wie auch in Aufstellungsarbeit. Das entspricht ungefähr dem Fall, dass es ein Fußballfeld gibt, auf dem zwei Mannschaften gegeneinander spielen. Beide Mannschaften haben die gleiche Trickotfarbe, man kann sie daher nicht wirklich unterscheiden. Wenn es zum Stillstand der Spieler kommt, d.h. keine Bewegung mehr geschieht, dann ist das Spiel langweilig und irgendwie tot. Wenn jetzt der Trainer von außen reinruft: "Eure Spielaufstellung entspricht gerade derjenigen von dem Spiel Brasilien gegen Paraguay vom 12.8.1978!" dann denken sich die Spieler: "Moment, das geht ja gar nicht. Wir sind doch eine ganz andere Mannschaft, und unser Spiel kann man doch gar nicht mit dem anderen Spiel vergleichen!" So bewegen sich die Spieler zunächst aus der gesunden Selbsterkenntnis heraus, das ihr eigenes Spiel doch etwas ganz unverkennlich eigenes haben muss, und keine Kopie sein darf. Diese Trotzreaktion entspricht der Aussage eines Sohnes zum Vater, der ihm einen guten Tipp gibt: "Schade Vati, aber auf die Idee bin ich auch schon gekommen, aber jetzt wo du mir das empfiehlst, kann ich es nicht mehr als meine eigene Sache umsetzen und muss mir etwas neues suchen." Der Drang zur Individualität, zur Selbstverwirklichung und der damit verbundenen Trotzreaktion gegen fremden Empfehlungen ermöglicht also einen heilenden Bewegungsprozess hin zu eigenen Inspirationen. Diese Bewegung ist der Lebensprozess, der sich der begreifenden Starrheit entzieht.