Schmerz

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Der Schmerz stellt und fesselt den Gepeinigten radikaler als die Angst. Das liegt an seiner komplizierten Zerissenheit als Kampf an zwei Fronten, die sich ausdrückt im Gegensatz der

  • teils weitenden (Schrei, Stöhnen, Aufbäumen)
  • teils engenden (Zusammenballen der Fäuste, Zusammenbeißen der Zähne) Schmerzgesten.

Der Gepeinigte will

  • einerseits expansiv dem Schmerz entkommen
  • und wehrt sich andererseits durch Engung gegen die Expansivität des Schmerzes selbst, der drückt und drängt.

Er ist sozusagen nach zwei Seiten vom Schmerz eingesperrt und dadurch zur Auseinandersetzung gezwungen. Der innerleibliche Dialog von Engung und Weitung beginnt sich im Schmerz also zur Kommunikation unter Partnern zu spreizen. (S-KE 38)

Geburt des Subjektes aus dem Schmerz. (B-Ethik 142)

Der Schmerz ist ein Halbding. (S-H 100)

Subjekt und Schmerz bilden ein ganzheitliches verschmelzendes Erleben vorgängiger Identifikation. Und dieses Erleben besitzt einen so zwingenden Wirklichkeitsgehalt, dass dieser sich kaum durch Argumente oder Hinweis auf die physiologische Unerkennbarkeit des Schmerzes 'aufweichen' lässt. Denn der Mensch spürt sich und den Schmerz zunächst als wirklich und Wirklichkeit, und es gibt kaum einen überzeugenderen Beweis oder 'Indikator' für Wirklichkeit als einen starken Schmerz. Der Schmerz ist im subjektiven Spüren wirklich, besagt, dass Subjekt und Schmerz gegenseitig identifiziert sind. Ich bin im Schmerz mit diesem identifiziert, und er hat mich gleichsam als sein Objekt der Identifikation infiziert. Und selbst wenn die Maschine sagt, dass keiner da ist: Ich bin mein Schmerz, wenn er oder es mich schmerzt. Und das liegt daran, dass ich ein Leib-Subjekt bin. (GS-LuS 62)