Szene

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Szenisches Primärverständnis

Szenen sind das Primäre für unsere Weltwahrnehmung nicht die Objekte der Welt oder ihr Mobiliar, wie immer impressionistisch, prozessual oder systemtheoretisch aufgelöst. In der zeitgenössischen Entwicklungspsychologie hat man eben deshalb Szenen gemeinsamer Aufmerksamkeit an den Beginn des Spracherwerbs gestellt, allerdings ohne über das Szenische hier experimentell oder auch nur analytisch Rechenschaft zu geben. Andere Entwicklungspsychologen sprechen her sehr plastisch, aber letztlich auch wieder metaphorisch, vom 'Selbst als Ort'. (WH-RL 50f)

Wir existieren geradezu szenisch als Gefangene einer variationsfähigen, aber unvermeidlichen Partizipation, für die uns kein Stellvertreter zur Verfügung steht. (WH-RL 56)

Unser vortheoretisches Bewußtsein ist daher von diesen Formen unseres szenischen Existierens geradezu imprägniert. Wir erinnern uns an ähnliche Augenblicke, an Szenen, wie es damals war, und erwarten von ersehnten Szenen, dass andere uns entgegenkommen, wie auch wir anderen entgegenkommen sollten, unvermeidlich beglückend, gleichgültig oder verletzend. (WH-RL 56)

Extensionales und intensionales Bedeutungsverstehens reichen häufig nicht, wir brauchen auch ein szenisches Bedeutungsverstehen. (WH-RL 57)

Nur der Rückgang auf unser szenisches Existieren erklärt, wieso uns überhaupt Klänge und Bilder zugänglich sind, denn diese sind ja selber szenisch sedimentierte Bedeutungen. (WH-RL 57)

Siehe: Topisches Verhältnis

Geschichte

Otto Ludwig

Was Otto Ludwig seinerzeit als erster gesehen hatte, dass es nämlich Mitteilungsformen gibt, für die die physische Präsenz so wesentlich ist wie in einem Spiel, das hat Alfred Lorenzer für die Charakterisierung des Arzt-Patienten-Gesprächs wiederentdeckt. (WH-RL 55)

Wilhelm Dilthey

Der Rückgang auf szenisches Existieren, das man der Sache, nicht dem Wort nach sicherlich bei Heidegger dingfest machen kann, geht letztlich auf Wilhelm Dilthey zurück. Über dessen Schüler Georg Misch und wiederum dessen Schüler Josef König hat sich die Idee dieser elementaren Basis unserer Weltanschauung schon in seiner Göttinger Zeit auch Paul Lorenzen vermittelt. (WH-RL 59)

Martin Heidegger

Siehe: Heidegger

Alfred Lorenzer

Dem objektivierenden Gestus rational rekonstruktiven Verstehens und Erkennens hatte im vorigen Jahrhundert der Psychoanalytiker Alfred Lorenzer (1922-2002) die für die analytische Praxis relevante Verstehensart entgegengesetzt, die er unter dem Titel szenisches Verstehen 1970 einführte. Seine Grundeinsicht war, dass im analytischen Gespräch zwischen Arzt und Patient das wechselseitige Verstehen von der situativen Einbettung, die durch die Äußerungen des Patienten bereitgestellt wird, nicht abgetrennt werden kann. (WH-RL 53)

Paul Lorenzen

Aber gerade diese 'Unhintergehbarkeit' des szenischen Charakters bezeugt zugleich das in der Tat denkwürdige "Faktum", "dass wir", so Lorenzen hier begründungslos, "unser eigenes In-der-Welt-Sein nur auf genau eine Weise auffassen und verstehen können". (WH-RL 60)

Szenische Begriffe

  • szenische Aufhellung (scenic ascent)
  • partizipative szenische Einbettung, aus der wir nicht herauskönnen (WH-RL 56)
  • szenisches Verstehen
  • szenisches Existieren