Präsenz

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Solange wir mit dem Wort "Dinge" das meinen, was die cartesianische Tradition "res extensae" nennt, leben wir immer auch in einer räumlichen Beziehung zu den Dingen und sind uns dieser Beziehung bewusst. Dinge können uns "präsent" oder "absent" sein, und wenn sie "präsent" sind, dann sind sie unseren Körpern entweder näher oder ferner. Wenn wir Dinge, im ursprünglichen Sinne des lateinischen "prä-esse", "präsent" nennen, dann sagen wir damit, dass sie "vor" uns und somit greifbar sind. (HUG-UbG 21)

Eine Präsenzkultur bezieht dagegen sowohl die geistige als auch die körperliche Existenz in ihre menschliche Selbstreferenz mit ein (...). Aus dieser erster Unterscheidung folgt, zweitens, dass sich der Mensch in einer Präsenzkultur als Teil der Objektwelt betrachtet und nicht ontologisch von dieser getrennt (dies ist möglicherweise der Standpunkt, den Heidegger mit dem "In-der-Welt-sein" als einen der Schlüsselbegriffe in Sein und Zeit wiedergewinnen wollte). ... Ein solcher Drang nach Veränderung und Umgestaltung fehlt in Präsenzkulturen, in denen die Menschen ihr Verhalten in das einschreiben wollen, was sie als Strukturen und Regeln einer gegebenen Kosmologie ansehen (als "Ritual" bezeichnen wir solche Versuche, dem kosmologischen Rahmen zu entsprechen). (HUG-DbG 22f)

Präsenz als räumliches Phänomen

Das Wort "Präsenz" bezieht sich nicht (jedenfalls nicht hauptsächlich) auf ein zeitliches, sondern auf ein räumliches Verhältnis zur Welt und zu deren Gegenständen. Was "präsent" ist, soll für Menschenhände greifbar sein, was dann wiederum impliziert, dass es unmittelbar auf menschliche Körper einwirken kann. ... Dementsprechend verweist der Ausdruck "Produktion von Präsenz" auf alle möglichen Ereignisse und Prozesse, bei denen die Wirkung "präsenter" Gegenstände auf menschliche Körper ausgelöst oder intensiviert wird. (HUG-DdH 10f)

Präsenzkultur versus Sinnkultur

Sinnkultur Präsenzkultur
vorherrschender Gegenstand menschlichen Selbstbezugs Geist, (Bewusstsein, res cogitans) Leib (als Körper)
Verhältnis des Menschen zur Welt exzentrisch (Welt besteht nur aus materiellen Gegenständen), Subjektivität, Subjekt nicht-exzentrisch, sondern In-Der-Welt-Sein durch Körper als integraler Teil des Daseins, (Welt besteht aus Dingen mit inhärentem Sinn)
legitimes Wissen Wissen ist von Subjekt in einem Akt der Weltinterpretation produziert, konstruiert durch "Selbstentbehrung der Welt" offenbartes Wissen (idealtypisch), Antrieb geht nie vom Subjekt aus

[Vgl: HGU-DdH 100ff]