Abstraktion

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Die Abstraktionen, die wir als gültigen Rahmen unserer Existenz akzeptieren, steigern unsere innere Malaise, unseren inneren Drang zur Gewalttätigkeit, denn sie schneiden uns von den Gefühlen ab, die durch Hilflosigkeit erzeugt werden. (AG-VaS 64)

Wir haben Angst vor einer Schwäche, die nur durch Abstraktion existiert. (AG-VaS 65)

Abstraktion zwingt einen, Rache an Opfern auszuüben, die in letzter Konsequenz die eigene Unterdrückung, den eigenen Selbsthass hervorrufen. (AG-VaS 67)

Die Abstraktionen, die auf einer reduzierten Menschlichkeit aufbauen, versperren unsere Sicht. Wir verzeihen eher das Böse, das sich rings um uns türmt, aber nicht die Rebellion, mit der wir das wahre Böse identifizieren. (AG-VaS 68)

Durch die Abstraktion aber kann Verstümmelung auch auf anderem Wege als durch körperliche Gewalt erfolgen. Gewalttätigkeit wird nur durch die direkte Unterdrückung der autonomen Entwicklung freigesetzt, sondern ebenso durch das Fördern von Werten und Lebensorientierungen, die Autonomie negieren. (AG-VaS 70)

Indem uns die Abstraktion von unseren Gefühlen trennen kann, macht sie die Menschheit menschlich zu Krüppeln. (AG-VaS 70)

Es ist schon ein Paradox, dass abstrakte Begriffe spontane Lebensäußerungen reduzieren. Aber es stellt sich die Frage, inwieweit unsere wissenschaftliche Fachwelt, der ganze Wissenschaftsbetrieb, vielleicht unfreiwillig solche Reduktion des Lebens betreibt und dafür Zustimmung verlangt. (AG-VaS 62f)

Es ist sicher kein Zufall, dass junge, überintellektuelle Patienten in der Psychotherapie ihre eigenen Befindlichkeiten oft nicht verbalisieren können. Ihre Talente wurden nämlich ausschließlich auf ein einziges Ziel hin gefördert: Für den Wettbewerb auf der "kognitiven Kampfbahn" möglichst gut gerüstet zu sein. Inzwischen ist es ihnen unmöglich geworden, einen Dialog mit sich selber zu führen. (AG-VaS 73)