Konstruktivismus
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Konstruktivistischer Idealismus
Der Konstruktivismus ist ein Ableger des abendländischen Visualprimats. Er baut seine Erkenntnistheorie und Wissenssoziologie auf das Auge. Die These, die Welt sei Vorstellung und wir konstruieren die Wirklichkeit, ist dem Idealismus des Sehens geschuldet. Einher geht damit das intellektuelle Vorurteil des Theorieprimats (inneres Auge). Ausschließlich von "Bildern" handelt sein Denken; nur das, was bildhaft ist, ist ihm wirklich. (MU-DLGG 90)
So gesehen ist der Konstruktivismus nichts anderes als die Fortführung des Kantschen Projekts des transzendentalen Idealismus - und scheitert mit ihm. (...) Es ist interessant, dass in der archaischen Welt der Weise oft blind ist, z.B. Teiresias (...), oder auch einäugig, wie z.B. der germanische Gott Odin. Hier scheint eher die Vorstellung leitend, dass dass Sehen mit den Augen der Weisheit abträglich ist. (MU-DLGG 90)
Vico-Prinzip
Nicht was die Welt sei, sondern wie sie als gemacht gedacht werden kann, um sie innerhalb dieser obersten Gesetze als praktisch veränderlich überhaupt zu denken, interessiert [den positiven Forscher, M.U.]. (Scheler, zit. n. MU-DLGG 91)
Spannungsfeld zwischen Selbstwiderlegung und Solopsismus
Wie gesehen führt die theorieimmanente Notwendigkeit zur Behauptung der strukturdeterminierten Kognition die konstruktivistische Wahrnehmungsauffassung stets in das Spannungsfeld zwischen
- argumentativer Selbstwiderlegung
- und der Bedeutungslosigkeit eines solipsistischen Standpunktes.
(Konstruktivistische Pädagogik – eine viable Konstruktion? Von Reinhard Keßler, S. 126)