Rudolf Steiner
Dualismus
Gerade in der Dualität zwischen Körper und Seele, Lust und Geist, Gut und Böse wird das katholische Substrat seiner Lehre deutlich. Aufgabe des Menschen ist, schrieb Steiner, den eigenen Körper zu "vergeistigen" und "geistig zu durchdringen". (Philipp Blom: Der Christus des kleines Mannes. Waldorfschule: Steiner goss seinen Kindheitsglauben in Gefäße, die der Zeitgeist formte. In: SZ: 26./27.2.2011, Seite 15)
Architektur
Andererseits war Steiner, anders als dies die Anthroposophische Gesellschaft sehen wollte (und will), keineswegs der Erfinder des organischen Bauens, in dem die klassische-hierarchische Differenz von Stütze und Balken, vom Tragen und Lasten zugunsten einer ganzheitlichen Raumvorstellung aufgelöst wird. Auch Steiner war beeinflusst: von Antoni Gaudi und dem katalanischen Modernismen vor allem, aber auch von den deutschen Expressionisten oder vom tschechischem Kubismus. (Gerhard Matzig: in "Wie man Türen öffnet: Steiner und die organische Architektur", SZ Nr. 47, 26/27.2011 S. 15)
Farbenlehre
Vom Wiener Literaturprofessor Karl Julius Schröer an Goethes Denkweise herangeführt, durch eigene optische Experimente bestärkt, fand er in der Farbenlehre des Geheimrats seine Vermutung bestätigt, dass es für das Wesen des Lichts und der Farben noch ein anderes Erklärungsmodell geben musste als die Theorie Newtons. Und dass die beiden Modelle einander nicht ausschließen, sondern ergänzen, wenn man verschiedene Perspektiven und Methoden der Wahrnehmung konzediert. (Kristina Maidt-Zinke: Ideen sehen. Geister-Stadt Weimar: Rudolf Steiner als Goethe-Forscher. In: SZ 26./27.2.2011, Seite 15)