Mythos

Aus TopoWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Es [das mythische Bewusstsein] hat den Gegenstand nur, insofern es von ihm überwältigt wird; es besitzt ihn nicht, in dem es ihn fortschreitend für sich aufbaut, sondern es wird schlechthin von ihm besessen. (C-PhdsF2, 88)

Mythischer Raum

Mittelstellung zwischen

  • dem sinnlichen Wahrnehmungsraum
  • und dem Raum der reinen Mathematik
Sinnlicher Wahrnehmungsraum Mythischer Raum Raum der reinen Mathematik
Homogenität anisotrop und inhomogen anisotrop und inhomogen Das Sein der Punkte geht in ihrem wechselseitigen Verhältnis auf (C-3, 98)
Stelle und Inhalt Unterscheidung von Stelle und Inhalt
Raumtyp Strukturraum Strukturraum Funktionsraum

Mythisches Denken

Topisches Denken bedient sich einerseits zwar des Repertoires des Mythos, es transzendiert ihn andererseits aber auch: Mythisches Denken besteht darauf, das hat Ernst Cassirer gezeigt, dass es Ordnung auch jenseits der diskursiven Logik gibt. Topisches Denken hat dieses Prinzip übernommen, zu einer techne transformiert und generalisiert. Insofern lässt sich behaupten, dass topisches Denken generalisiertes mythisches Denken ist. In diesem prägnanten Sinne ist japanische Philosophie "Philomythie", ordnungsschaffendes topisches Erzählen;... (PH-DPJ 33f)

Mythisches Raumdenken

... ist somit im mythischen Anschauungsraum jeder Ort und jede Richtung gleichsam mit einem besonderen Akzent versehen - und dieser geht überall auf den eigentlichen mythischen Grundakzent, auf die Scheidung des Profanen und des Heiligen zurück. (C-3 100)

[S]o kennt auch die mythische Weltansicht eine derartige Darstellung, eine "Abbildung" des an sich Unräumlichen am Raume. Jede qualitative Differenz besitzt hier gewissermaßen eine Seite, nach der sie zugleich als räumliche erscheint - wie jede räumliche Differenz immer auch qualitative Differenz ist und bleibt. (C-3 101)

[E]ine Übertragung wahrgenommener und gefühlter Qualitäten in räumliche Bilder und Anschauungen findet nun auch im mythischen Denken fort und fort statt. (C-3 101)

Wieder in anderer Form und in der feinsten und genauesten Durchbildung, tritt uns die Anschauung, dass alle qualitativen Differenzen und Gegensätze irgendwelche räumliche "Entsprechung" besitzen, im chinesischen Denken entgegen. (C-3 103)

Im Gegensatz zu diesem Funktionsraum der reinen Mathematik erweist sich der Raum des Mythos durchaus als Strukturraum. (C-3 104)

In beiden Fällen geht der Mythos von einer räumlich-physischen Entsprechung zwischen der Welt und dem Menschen aus, um sodann von dieser Entsprechung auf die Einheit des Ursprungs zu schließen. (C-3 107)

Das Fernste rückt mit dem Nächsten zusammen, sofern es sich in ihm irgendwie "abbilden" lässt. (C-3 108)

Für das mythische Denken besteht eben zwischen dem, was ein Ding "ist", und der Stelle, in der es sich befindet, niemals bloß ein "äußerliches" und zufälliges Verhältnis; sondern die Stelle ist selbst ein Teil seines Seins, durch die es mit ganz bestimmten inneren Bindungen behaftet erscheint. (C-3, 109)

Die beiden Grundzüge des mythischen Raumgefühls:

  • Qualifizierung und Partikularisierung, von der es ausgeht
  • Systematisierung, zu der es nichtsdestoweniger hinstrebt. (C-3, 109)