Leibliche Externalisierung

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Leibliche Externalisierung

Die räumlichen Vorstellungen von Links und Rechts, Oben und Unten etc. sind alle relativ zur einer bestimmten Position, also ohne eine bestimmte Position nicht sinnvoll vorstellbar. Bei Externalisierungen, welche mit diesen räumlichen Vorstellungen arbeiten, ist diese Position immer die des Klienten, von ihm aus soll das Problem externalisiert werden. Externalisierungen arbeiten also nur, wenn der Klient aus seiner Perspektive diese Externalisierungen vornimmt. Wie kann aber jemand von sich aus, diese räumlichen Vorstellungen nutzen? Links, Recht, Oben und Unten brauchen also immer einen absoluten Ort, von dem sie aus, und auf dem sie bezogen sind. Welcher Ort muss dieser Ort sein? Diese Ort kann der naturwissenschaftliche Körper nicht sein, alle Orte des naturwissenschaftlichen Raummodells sind relativ zu einem absoluten Bezugssystem, das technisch gegeben und nicht das eines Menschen ist. Es gibt nur relative Orte in der Raumzeit. Die Naturwissenschaft versucht auf diese Weise Subjektivität durch Objektivität zu ersetzen, und nur objektive Tatsachen gelten zu lassen. Und ich kann nicht von einer objektiven Tatsache (z.B. dass Thomas Latka an einem mit GPS-Koordinaten bestimmbaren Ort ist) auf eine subjektive Tatsache schließen (dass ich hier bin). Objektive Tatsachen sind von subjektiven zu unterscheiden und gehen nie ineinander auf. Es macht ein Unterschied, ob "Ich liebe dich" sage und meine, oder "Thomas Latka liebt dich, überflüssig hinzufügen, dass ich es bin". Die persönliche Perspektive und Betoffenheit ist gerade _nicht_ überflüssig, und es gilt gerade sie _nicht_ als Unreinheit abzusondern um möglichst objektive Tatsachen aussagen zu können. Die persönliche Perspektive ist das wesentliche Charakteristikum der subjektiven Tatsachen, an die keine noch so präzise objektive Tatsachen rankommen kann. Den nicht Präzision sondern Perspektive wäre dafür nötig. Die subjektive Tatsache setzt also stets voraus, dass es einen Protagonisten gibt, den der ausgesagt Sachverhalt betrifft und nicht nur auf den er raumzeitlich bezogen ist. Da diese Betroffenheit nicht im naturwissenschaftliceh objektivierbaren Körper stattfinden kann, braucht es dafür einen eigenen absoluten Ort. Diese Ort ist absolut in dem Sinne, dass es keinen Sinn macht, ihn mit GPS-Geräten zu bestimmen, da das GPS-Gerät sich immer nur relative Koordinaten melden. Dieser absolute nicht relativ bestimmbare Ort, aus dem heraus Wahrgenommen wird, wird in der philosophischen Phänomenologie vom Körper unterschieden und als Leib bezeichnet. Der Leib ist damit ewtas, mit dem der Körper die Lokalität teilt, aber nur nicht genau. Denn leiblich spürbar sind auch Dinge auch über meinen Körper hinaus, z.B. als Blinder mit dem Blindenstock. Der Leib ist auf verschiedene Weisen spürbar erweiterbar und gerade im Rhythmus des Ein- und Ausatmens lässt sich das praktisch leiblich spüren. Beim leiblich gefühlten Schreck, verharrt man sekundenlang im eingeatmeten Zustand, bei Erleiterung atmet man tief aus. Im Normalfall pendelt der Leib als absoluten Ort zwischen diesen Polen der Engung und Weitung, und bezieht aus diesem Wechsel seine Ruhe. Leiblich sein, heisst daher aus eigener Perspektive Richtungen und Räume zu bilden. Auf diese leibliche Perspektive bleiben räumliche Externalisierungen daher stets angeweisen. Die Person ist daher mehr als eine Kombination von wie auch immer gearteten Personen (psychisch, physisch, sprachlich), sondern die Person hat zunächst seinen stets eigenen absoluten Ort im je eigenen Leib. Systemische Therapie die mit Externalisierungen arbeitet sollte daher diese leibliche Perspektive nicht vergessen, denn nur auf leiblicher Grundlage können systemische Modelle und Methoden erfolgreich sein.

Externalisierungen setzen Ichs voraus, das etwas in eine bestimmte Richtung exteranlisieren kann. Dieses Ich kann aber weder die Psyche sein (denn ist nicht räumlich und kennt keine Richtung) und auch nicht der sicht- und tastbar Körper (denn der ist zwar räumlich, aber nur relativ zu anderen Positionen in der Raumzeit). Da weder Körper noch Psyche dieser absolute Ort von räumliche Exteranlisierungen sein können, bedarf es eines anderen Modells von Person, in dem ein absoluter Ort vorkommen. Das ist der Leib, der sich vom Körper dadurch unterscheidet, dass er eben nicht nur durch relative Lageverhältnisse bestimmt werden kann (z.B. der GPS-Koordinaten) sondern auch als absoluter Ort. Nur mit dem Leib als absoluten Ort sind Externalisierungen möglich.