Geist

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Geist ist nicht bloß etwas Mentales oder Subjektives, sondern bezeichnet die Sinndimension des menschlichen Verstehens. Diese Dimension wird von den Geisteswissenschaften untersucht, und entgegen einer zu übereilten Verabschiedung des Geistes durch den postmodernen Konstruktivismus ist es wichtig, den Geist wieder zu rehabilitieren. (MG-WW 173)

Geist ist Sinn für den Sinn, Sinn der unentschieden und offen ist. ... Die Pointe der menschlichen, geistigen Freiheit liegt vielmehr darin, dass wir zu Fort- und zu Rückschritten fähig sind, dass die Selbstbestimmung unseres Wesens auch scheitern kann. (MG-WW 197)

Geist ist mehr als Nachdenken, worüber auch immer. Geist ist der Umstand, dass wir uns zu uns selbst als zu einem anderen verhalten, zu einer Person, die wir kennenlernen und manchmal verändern. Wir sind nicht nur Subjekte des Denkens, Nachdenker, sondern vor allem Personen; und Personen verhalten sich zu sich selbst. In diesem Selbstverhältnis sind wir bis zu einem gewissen Grade plastisch, weswegen die menschliche Existenz auch eine so wackelige Angelegenheit ist. (MG-WW 205)

Der Mensch leidet häufig an Unsicherheiten und Ängsten, ist aber genauso gut zur Selbstsicherheit oder Überheblichkeit imstande. Das menschliche psychische Spektrum ist deswegen auch sehr viel reicher als unsere Emotionen. Tiefe Unsicherheiten oder feste Zuversicht sind nicht einfach Emotionen wie Zorn oder Freude, sondern Ausdruck von Geist. Geist kann auch krank werden, es gibt geistige Krankheiten, die nicht einfach nur emotionale Störungen sind. Deshalb werden viele geistige Krankheiten auch dadurch behandelt, dass der Patient die Einstellung zu sich selbst überhaupt erst kennenlernt, unter der er unbewusst leidet, um in die Lage versetzt zu werden, ein neues Selbstverhältnis aufzubauen, das dann durchaus auch emotional befriedigend sein kann. (MG-WW 206)

Der Geist, so schreibt Kierkegaard, verhält sich zu uns selbst. ... Der Geist ist die Etablierung und Aufrechterhaltung eines Selbstverhältnisses. Dabei sind unsere Selbstverhältnisse immer auch Teil unserer Verhältnisse zu anderen. Die Öffnung auf andere ist deswegen möglich, weil wir uns selbst schon ein Fremdling sind. (MG-WW 206)

神: shén

Zu shén liegen mehrere etymologische Erklärungen vor. Alle verweisen auf die Grundbedeutung einer im Kosmos verstreuten Lebensenergie: shén ist Manifestation von 氣, in seiner feinsten Ausprägung. Vor diesem Hintergrund ist es nicht abwegig, die auf einem neolithischen Töpferwerkzeug eingeritzte Zeichnung wie folgt zu deuten. Hier kommt etwas vom Himmel herunter, tritt am Kopf in die Menschen ein! (GL-RB 46)

Lösen wir unser Wort "Geist" aus einem dualistischen Denkzusammenhang, um alle möglichen Bedeutungen, die es in verschiedenen Redewendungen auch bei uns haben kann, zusammenzufassen. Dann ist es gerechtfertigt, shên 神 mit "Geist" oder "Geisteskraft" zu übersetzen:

  • Lebensgeister, die nach einer langen Krankheit wiederkehren;
  • Persönlichkeit eines Menschen - frei nach Hamlet: "Oh, welch ein edler Geist ist hier zerstört!"
  • Geister im Sinne der Gespenster/Toten- und Ahnengeister, die Himmel- und Erdgeister
  • und nicht zuletzt shên für Götter analog dem Heiligen Geist. (GL-RB 47)

Roetz machte weiter darauf aufmerksam, dass der Begriff shen, den er etwas irreführend als "Geist" übersetzte, nicht als "Denkkapazität" missverstanden werden würfe, denn "der 'Geist'" sei hier "das Organ einer mystisch angehauchten Erkenntnis und der intuitiven Teilhabe am kosmischen Sein." (Roetz 1984, 276) Damit deutet dieser vermeintliche "Geist" auf eine Art noos-Vorstellung hin, was sich mit Thiel festigen lässt, der zu shen erläutert: "es ist ein Akt der Erkenntnis gemeint, der über rationalem Erkennen steht, dem der Geister verwandt ist" (Thiel 1970, 56). Aus diesen zwei Formen von Erkennen resultiert die fast heraklitisch anmutende gegenüberstellung von Wissen und Gelehrsamkeit im Zuhuangzi. Shen kann ferner göttliche Qualität besitzen und findet sich einerseits als auf den Menschen bezogen Leibschemata, andererseits als atmosphärisch-kosmische Kraft (...). (GR-AL 393)

Subjektiver, objektiver, absoluter Geist

subjektiver Geist objektiver Geist absoluter Geist
  • "Philosophy of Mind"
  • Hegel
  • Cassierer: Philosophie der symbolischen Formen
  • Habermas: Theorie kommunikativen Handelns
  • Wolfgang Cramer

Geist als mind

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Geist als spirit

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