Zen: Unterschied zwischen den Versionen
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{{c|Ein philosophisches System, das auf der Kategorie der ''substantia'' ruht und in den Substanzen die grundlegendsten ontologischen Elemente sieht, tendiert beinahe unvermeidbar dazu, die Form des [[Essentialismus]] anzunehmen.|TI-PZB 28}} | {{c|Ein philosophisches System, das auf der Kategorie der ''substantia'' ruht und in den Substanzen die grundlegendsten ontologischen Elemente sieht, tendiert beinahe unvermeidbar dazu, die Form des [[Essentialismus]] anzunehmen.|TI-PZB 28}} | ||
− | {{c|Einer der wichtigsten philosophischen Grundsätze des Zen-Buddhismus behauptet nämlich, dass, wenn ein Ding - irgendein Ding - durch und durch und vollständig bis zu dem höchstmöglichen Ausmaß es selbst wird, es am Ende seine eigenen Grenzen durchbrechen und seine Bestimmung übersteigen wird.| | + | {{c|Einer der wichtigsten philosophischen Grundsätze des Zen-Buddhismus behauptet nämlich, dass, wenn ein Ding - irgendein Ding - durch und durch und vollständig bis zu dem höchstmöglichen Ausmaß es selbst wird, es am Ende seine eigenen Grenzen durchbrechen und seine Bestimmung übersteigen wird.|TI-PZB 32}} |
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{{c|Rein äußerlich gibt es hier also keinen Unterschied zwischen dem aristotelischen Logiksystem und der Zen-Logik. Aber schon auf dieser Anfangsstufe nimmt Zen einen anderen Standpunkt ein, der sich bedeutend von der aristotelischen Position unterscheidet. Denn in dem Satz der Identität (A ist A) erkennt Zen die Selbst-Gefälligkeit des normalen ''bon sens''. Für Zen ist die Formel "A ist A" nicht etwas die Beschreibung einer gut begründeten Beobachtung der Wirklichkeitsstruktur, sondern eine logische Darstellung der illusionsreichen Sicht der Wirklichkeit durch den Schleier der ''Mâyâ'', das natürliche Resultat der Tatsache, dass der Mensch alle Dinge der Welt mit der einengenden Belichtung des diskriminierenden Intellekts misst.|TI-PZB 32}} | {{c|Rein äußerlich gibt es hier also keinen Unterschied zwischen dem aristotelischen Logiksystem und der Zen-Logik. Aber schon auf dieser Anfangsstufe nimmt Zen einen anderen Standpunkt ein, der sich bedeutend von der aristotelischen Position unterscheidet. Denn in dem Satz der Identität (A ist A) erkennt Zen die Selbst-Gefälligkeit des normalen ''bon sens''. Für Zen ist die Formel "A ist A" nicht etwas die Beschreibung einer gut begründeten Beobachtung der Wirklichkeitsstruktur, sondern eine logische Darstellung der illusionsreichen Sicht der Wirklichkeit durch den Schleier der ''Mâyâ'', das natürliche Resultat der Tatsache, dass der Mensch alle Dinge der Welt mit der einengenden Belichtung des diskriminierenden Intellekts misst.|TI-PZB 32}} | ||
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+ | {{c|So ist die normale empirische Stellungnahme zur Welt nichts anderes - um scholastisch zu sprechen - als ein ausgesprochener "[[Essentialismus]]", indem als die grundlegendste und offensichtlichste Tatsache erkannt wird, dass ''A A'' ist wegen seiner A-heit, dass heisst seines "Wesens", A zu sein.|TI-PZB 20}} | ||
=== 2. Stufe: A ist nicht A === | === 2. Stufe: A ist nicht A === | ||
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{{c|Die Wirklichkeit im eigentlichen Sinne ist daher etwas, dass sowohl hinter dem Subjekt als auch hinter dem Objekt liegt und beide in deren besonderer Form auftauchen lässt, dies als Subjekt, jenes als Objekt.|TI-PZB 29}} | {{c|Die Wirklichkeit im eigentlichen Sinne ist daher etwas, dass sowohl hinter dem Subjekt als auch hinter dem Objekt liegt und beide in deren besonderer Form auftauchen lässt, dies als Subjekt, jenes als Objekt.|TI-PZB 29}} | ||
+ | {{c|Im Zen spricht man oft vom Nicht-Getrenntsein von Subjekt und Objekt oder vom übersteigen der Subjekt-Objekt-Unterscheidung, aber das meint nicht, von Subjekt (Erkenntnissubjekt, "Ich") und Objekt (''Ding'' als vom Bewusstsein intendiertes Objekt, dingliche Welt) entrückt, in einen weit entfernten, jenseitigen Horizont, eine Welt, deren Grenzen im Endlosen verschwimmen, sich zu begeben. Es bedeutet die Realisierung eines eigentümlichen "[[Feld]]es", das die Möglichkeit für das Entstehen von Subjekt und Objekt als solche enthält und in dem es selbst dabei weder Subjekt noch Objekt gibt. Ein Ort der zwischen Subjekt und Objekt als der Möglichkeit nach äußersten Grenze von Ich und ''Ding'' ausgespannten geistigen Energie. An diesem Ort selbst gibt es, wie eben gesagt, weder Subjekt noch Objekt. Kein ''Ding'' und auch nicht das dieses sehende Ich. Dort gibt es also nichts. Dieser Ort ist absolute Nicht-Artikulierung und absolute Bedeutungsleere.|TI-BuW 314}} | ||
== Feldstruktur der Zen-Erfahrung == | == Feldstruktur der Zen-Erfahrung == | ||
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=== Subjektive Sphäre des Feldes === | === Subjektive Sphäre des Feldes === | ||
{{c|Manchmal taucht aus der Stille plötzlich ein glänzendes Subjekt-Bewusstsein auf. Die Energie, die das gesamt Feld gleichmäßig erfüllt, wird nun aus dem Zustand der Stille erweckt, sprudelt zu der "subjektiven" Sphäre des Feldes hin und wird endlich als Subjekt kristallisiert. Dann wird das gesamte Feld in dem leuchtenden Pünktchen des ICHS aktualisiert. Nichts anderes ist sichtbar. Die ganze Welt ist nur ICH. ... Das "Ich" ist eine subjektive Kristallisation des gesamten Feldes.|TI-PZB 50f}} | {{c|Manchmal taucht aus der Stille plötzlich ein glänzendes Subjekt-Bewusstsein auf. Die Energie, die das gesamt Feld gleichmäßig erfüllt, wird nun aus dem Zustand der Stille erweckt, sprudelt zu der "subjektiven" Sphäre des Feldes hin und wird endlich als Subjekt kristallisiert. Dann wird das gesamte Feld in dem leuchtenden Pünktchen des ICHS aktualisiert. Nichts anderes ist sichtbar. Die ganze Welt ist nur ICH. ... Das "Ich" ist eine subjektive Kristallisation des gesamten Feldes.|TI-PZB 50f}} | ||
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+ | {{c|Dieses Feld kann aber immer und überall, auf der Stelle, eine Tendenz auf den Pol des "Subjekts" annehmen. Dann neigt sich das Feld der absoluten Unartikuliertheit so wie es ist, als Ganzes und mit all seiner Energie, dem "Subjekt" zu und kristallisiert sich zu der Form des "Subjekts". Baizhang Huaihai sprach: "Ich sitze einfach nur allein auf einem gewaltigen Gipfel." Dies meint Linjis "Wegnehmen der Dinge, Nichtwegnehmen des Menschen."|TI-BuW 314f}} | ||
=== Objektive Sphäre des Feldes === | === Objektive Sphäre des Feldes === | ||
{{c|Manchmal fließt die aus der Beständigkeit aufgeweckte Energie in die Richtung der "objektiven" Sphäre des Feldes. Dann ist es das Objekt, das allein sichtbar ist - die stattliche Zypresse, die inmitten der grenzenlosen Leere alles überragt -, obwohl die gleiche Energiemenge, die zu jeder Zeit als Subjekt kristallisiert werden könnte, auch für das Erscheinen des Objekts notwendig ist.|TI-PZB 51}} | {{c|Manchmal fließt die aus der Beständigkeit aufgeweckte Energie in die Richtung der "objektiven" Sphäre des Feldes. Dann ist es das Objekt, das allein sichtbar ist - die stattliche Zypresse, die inmitten der grenzenlosen Leere alles überragt -, obwohl die gleiche Energiemenge, die zu jeder Zeit als Subjekt kristallisiert werden könnte, auch für das Erscheinen des Objekts notwendig ist.|TI-PZB 51}} | ||
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+ | {{c|Das Feld der absoluten Nicht-Artikulierung ist aber grenzenlos dynamisch und flexibel, und sein Wirken ist frei und ohne Hindernis. Kaum dass es sich in diesem Augenblick als Subjektivität des menschen (''nin'') kristallisiert, hat es im nächsten Augenblick schon den Schwerpunkt seines Wirkens auf den Pol des "Objekts" verlagert und sich als ''Ding'' kristallisiert. "Eiche im Garten." "Drei Pfund Flachs."|TI-BuW 315}} | ||
=== Frische Sphäre des Feldes === | === Frische Sphäre des Feldes === | ||
{{c|Endlich ist das Feld wieder in seinen ursprünglichen Zustand der Stille zurückkehren, wobei zugleich dem Subjekt und dem Objekt der richtige Platz im Feld zugewiesen wird. Rein oberflächlich sind wir nun wieder in unserer vertrauten Welt der empirischen Erfahrung, wo die "Blume, natürlich rot und die Weide, natürlich grün, sind". In Anbetracht der inneren Struktur ist jedoch diese unsere alte, vertraute Welt unendlich verschieden von derselben Welt, durch die Augen des rein empirischen Ichs gesehen. Denn unsere alte, vertraute Welt offenbart sich diesmal in ihrer unverdorbenen Reinheit und Unbeflecktheit. Die empirische Welt, die sich einmal in den Abgründen des Nichts verloren hat, kommt zurück ins Leben mit einer ungewöhnlichen Frische.|TI-PZB 50}} | {{c|Endlich ist das Feld wieder in seinen ursprünglichen Zustand der Stille zurückkehren, wobei zugleich dem Subjekt und dem Objekt der richtige Platz im Feld zugewiesen wird. Rein oberflächlich sind wir nun wieder in unserer vertrauten Welt der empirischen Erfahrung, wo die "Blume, natürlich rot und die Weide, natürlich grün, sind". In Anbetracht der inneren Struktur ist jedoch diese unsere alte, vertraute Welt unendlich verschieden von derselben Welt, durch die Augen des rein empirischen Ichs gesehen. Denn unsere alte, vertraute Welt offenbart sich diesmal in ihrer unverdorbenen Reinheit und Unbeflecktheit. Die empirische Welt, die sich einmal in den Abgründen des Nichts verloren hat, kommt zurück ins Leben mit einer ungewöhnlichen Frische.|TI-PZB 50}} | ||
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+ | {{c|Manchmal aber lässt das freie und ungehinderte Feld Subjekt oder Objekt zusammen entstehen, ohne das eine oder andere von ihnen wegzunehmen. Es ist dies Linjis "Weder Mensch noch Ding wegnehmen". ... | ||
+ | Die leibliche Wahrnehmung des Feldes der absoluten Nicht-Artikulierung in seiner ganz besonderen Gestalt des "Weder Mensch noch Ding wegnehmens" hat in China und Japan eine höchst eigentümliche Naturanschauung hervorgebracht. Viele Dichter und Maler haben die Natur von einem solchen Blickpunkt aus dargestellt.|TI-BuW 316}} | ||
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+ | == Dynamische Struktur der Zen-Erfahrung == | ||
+ | {|class="wikitable" | ||
+ | !1. Stadium | ||
+ | !2. Stadium | ||
+ | !3. Stadium | ||
+ | |- | ||
+ | |Artikulation | ||
+ | |Nicht-Artikulation | ||
+ | |Artikulation | ||
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+ | |Differenzierung | ||
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+ | |Einheit | ||
+ | |Vielheit | ||
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+ | |das Phänomen | ||
+ | |das Noumenon | ||
+ | |das Phänomen | ||
+ | |} | ||
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+ | === Übergang von 1 zu 2 === | ||
+ | {{c|Als kognitiver Prozess stellt die erste Hälfte des Diagramms (1)-(2) den subjektiven Prozess dar, in dem der Geist in immer tieferer Meditation langsam das Bewusstsein des Unterschiedes zwischen den Dingen in der Welt verliert (die völlige Auslöschung des Ich-Bewusstseins mit einbeschlossen), bis er endlich den Zustand des "reinen Bewusstseins" erreicht in Gegenüberstellung zu dem "Wissen um", dem normalen Zustand des Geistes auf dem Stadium der anfänglichen Artikulation. Es bleibt keine Spur des Ichs als Subjekt der Erkenntnis über, nur Bewusstheit - reine Bewusstheit, die sich selbst erleuchtet, ohne dass es ein Subjekt oder Objekt in der geistigen Seinsdimension jenseits von Raum und Zeit gäbe.|TI-PZB 88}} | ||
+ | |||
+ | === Übergang von 2 zu 3 === | ||
+ | {{c|Der Übergang von Stadium (2) zu Stadium (3) - die eigentliche persönliche Verwirklichung, die das konstituiert, was als ''satori'' bekannt ist - ist der Prozess, durch den der Geist das Stadium des reinen Bewusstseins hinter sich lässt, um wieder zu dem Stadium des "Wissens um" zurückzukehren. Die Subjekt-Objekt-Einteilung der Wirklichkeit, die im Stadium (2) völlig ausgelöscht war, wird wieder eingeführt, und das Erkenntnissubjekt nimmt erneut Formen und Farben wahr. Das Subjekt, das einmal durch das Stadium der absoluten Nicht-Artikulation (2) hindurchgegangen ist, muss ein innerliches verwandeltes Bewusstsein sein.|TI-PZB 88}} | ||
== Erkenntnistheorie des Zen == | == Erkenntnistheorie des Zen == | ||
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== Alltags- und Über-Bewusstsein == | == Alltags- und Über-Bewusstsein == | ||
{{c|Der Zen-Buddhist interessiert sich nicht für die verschiebbaren Gesichtspunkte, von denen aus ein Gegenstand betrachtet werden kann, während das "Subjekt" sich immer auf derselben Ebene der alltäglichen Erfahrung befindet. Er denkt eher an zwei völlig verschiedene Bewusstseinsdimensionen, das heißt, er interessiert sich vielmehr für einen plötzlichen, abrupten Sprung des wahrnehmenden Subjekts von der Dimension des Alltagsbewusstseins zu der des Über-Bewusstseins.|TI-PZB 19}} | {{c|Der Zen-Buddhist interessiert sich nicht für die verschiebbaren Gesichtspunkte, von denen aus ein Gegenstand betrachtet werden kann, während das "Subjekt" sich immer auf derselben Ebene der alltäglichen Erfahrung befindet. Er denkt eher an zwei völlig verschiedene Bewusstseinsdimensionen, das heißt, er interessiert sich vielmehr für einen plötzlichen, abrupten Sprung des wahrnehmenden Subjekts von der Dimension des Alltagsbewusstseins zu der des Über-Bewusstseins.|TI-PZB 19}} | ||
+ | |||
+ | {|class="wikitable" | ||
+ | !Alltagsbewusstsein | ||
+ | !Über-Bewusstsein | ||
+ | |- | ||
+ | |''vikalpa'', diskriminierende Erkenntnis | ||
+ | |''prajnâ'', transzendentale oder nichtdiskriminierende Erkenntnis | ||
+ | |- | ||
+ | |Identifikation, Differenzierung, Kombination | ||
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+ | |- | ||
+ | |personale, therapeutische Ebene | ||
+ | |transpersonale, spirituelle Ebene | ||
+ | |} | ||
== Kultivierung des Unwillkürlichen == | == Kultivierung des Unwillkürlichen == | ||
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== Phänomenologie des Zen == | == Phänomenologie des Zen == | ||
Siehe: [[Phänomenologie#Phänomenologie des Zen|Phänomenologie des Zen]] | Siehe: [[Phänomenologie#Phänomenologie des Zen|Phänomenologie des Zen]] | ||
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+ | == Philosophie des Zen == | ||
+ | Quelle: Byung-Chul Han: Philosophie des Zen-Buddhismus | ||
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+ | === Nirgends Wohnen === | ||
+ | {|class="wikitable" | ||
+ | ! | ||
+ | !Westlich | ||
+ | !Zen | ||
+ | |- | ||
+ | |In-der-Welt-Sein | ||
+ | |Bei-sich-zu-Hause-sein | ||
+ | |In-Sein, Im-Wandern-Sein | ||
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+ | |Mein Leib und meine Seele. | ||
+ | |Weder der Leib noch der Geist sind mein. | ||
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+ | |Leib und Seele sind voll Appetit und begehren | ||
+ | |Leib und Seele werden entleert | ||
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+ | |bei sich zu Hause sein | ||
+ | |Das nirgends wohnende Herz | ||
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+ | |ökonomische Existenz | ||
+ | |wandernde Existenz | ||
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+ | |Umzug, Übersiedlung, Versetzung | ||
+ | |Nirgends wohnen als Wandern ohne Ziel, sterbliches Wohnen | ||
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+ | |ein Wohnen bei sich zu Hause, bei seinem Besitz | ||
+ | |ein Wohnen, im offenen Gasthaus ohne das festabgeriegelte Ich | ||
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+ | |Innerlichkeit und Äußerlichkeit | ||
+ | |Ohne Gegensatz zwischen Innerlichkeit noch Äußerlichkeit | ||
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+ | |"Der Mensch der nirgends wohnt, ist nicht bei ''sich'' zu Hause." | ||
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+ | == Dialoge des Zen == | ||
+ | {{c|Die Natur des Zen-Dialogs eröffnet auf außerordentliche Weise, oder, wie wir sagen würden, vielleicht auf schockierende Weise, die typische chinesische Denkart, die darin besteht, auf der Stelle die ewige Wahrheit in einer konkreten [[Situation]], die niemals wiederholt werden kann, zu erfassen. ... Es ist eine Denkart, die grundverschieden ist von den Denkformen, die in der abstrakten und theoretischen Schicht des Intellekts oder der Vernunft begründet sind. Im Gegensatz dazu ist es eine eigenartige Weise des Denkens, die sich inmitten des konkreten Lebens entwickelt und durch ein konkretes Geschehnis oder konkretes Ding hervorgerufen wird.|TI-PZB 66}} | ||
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+ | == Unterschied zwischen Sôtô und Rinzai Zen == | ||
+ | {|class="wikitable" | ||
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+ | !Sôtô | ||
+ | !Rinzai | ||
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+ | !Begründer | ||
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+ | |Lin Chi I | ||
+ | |- | ||
+ | !Erleuchtung | ||
+ | |stufenweise Erleuchtung | ||
+ | |plötzliche Erleuchtung | ||
+ | |- | ||
+ | !Meditation | ||
+ | |statisch, schweigende Meditation. unbeweglich wie ein Felsen. | ||
+ | |dynamisch, Koan-lösende Meditation | ||
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+ | !Praxis | ||
+ | |zasen | ||
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+ | |- | ||
+ | !Konzentration | ||
+ | |keine Konzetration | ||
+ | |Konzentration auf ein Koan | ||
+ | |- | ||
+ | |} | ||
+ | |||
+ | == Glossar der Zen-Begriffe == | ||
+ | {|class="wikitable" | ||
+ | !Japanisch | ||
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+ | !Romaji | ||
+ | !Bedeutung | ||
+ | |- | ||
+ | !断捨離 | ||
+ | |だんしゃり | ||
+ | |danshari | ||
+ | |Ablehnung, Wegwerfen und Loslassen unnützer Dinge (als Form der Lebenskunst; 2009 von Yamashita Hideko geprägter Begriff). | ||
+ | |- | ||
+ | !己事究明 | ||
+ | |こじ・きゅうめい | ||
+ | |koji·kyūmei | ||
+ | |Ergründung des Selbst; Erforschung des eigenen Wesens. | ||
+ | |- | ||
+ | !見性成仏 | ||
+ | |けんしょう・じょうぶつ | ||
+ | |kenshō·jōbutsu | ||
+ | |Erleuchtung durch das Erkennen des eigenen Ichs. | ||
+ | |- | ||
+ | ! | ||
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Aktuelle Version vom 4. Mai 2022, 23:35 Uhr
Substanz und Relation
Siehe auch: Ontologische Aufwertung der Relation im Zen-Buddhismus
Logik
Die 3 logischen Stufen:
1. Stufe: A ist A (Der Satz der Identität)
Die Ebene der empirischen Erfahrung.
Aristotelische Logik | Zen Logik | |
---|---|---|
Identisch |
Im dem Fall der traditionellen aristotelischen Logik wird der Ausgangspunkt durch den Satz der Identität geliefert, "A ist A", der, wie wir oben sahen, die logische Grundlage der metaphysischen Wesensphilosophie konstituiert. (TI-PZB 32)
|
Der Satz der Identität bedeutet auch im Zen-Buddhismus, dass ein Ding, was immer es auch sei, mit sich selbst identisch ist. Um diese empirische Wahrheit auszudrücken, sagt Zen: "Berg ist Berg." (TI-PZB 32)
|
Unterschiede | Essentialismus |
Rein äußerlich gibt es hier also keinen Unterschied zwischen dem aristotelischen Logiksystem und der Zen-Logik. Aber schon auf dieser Anfangsstufe nimmt Zen einen anderen Standpunkt ein, der sich bedeutend von der aristotelischen Position unterscheidet. Denn in dem Satz der Identität (A ist A) erkennt Zen die Selbst-Gefälligkeit des normalen bon sens. Für Zen ist die Formel "A ist A" nicht etwas die Beschreibung einer gut begründeten Beobachtung der Wirklichkeitsstruktur, sondern eine logische Darstellung der illusionsreichen Sicht der Wirklichkeit durch den Schleier der Mâyâ, das natürliche Resultat der Tatsache, dass der Mensch alle Dinge der Welt mit der einengenden Belichtung des diskriminierenden Intellekts misst. (TI-PZB 32)
|
2. Stufe: A ist nicht A
Der grundlegende Unterschied zwischen der gewöhnlichen Logik und der Zen-Logik tritt mit unbestreitbarer Klarheit bei der nächsten Stufe hervor.
- Denn erstere entwickelt natürlich den Satz der Identität in den Satz vom Widerspruch (A ist nicht nicht-A) weiter,
- während letztere ihn in einen offenkundigen Widerspruch entwickelt, der behauptet: "A ist nicht-A." Zen bezieht sich auf diese widerspruchsvolle Stufe mit dem Spruch: "Der Berg ist nicht-Berg." Es muss jedoch immer bedacht werden, dass, wenn Zen so etwas behauptet, es dies nicht in der gleichen epistemischen Dimension des "A ist A" tut. Solange man auf der Stufe des "A ist A", der Eben der empirischen Erfahrung, bleibt, ist man unfähig, gleichzeitig zu sagen, "A ist nicht-A", es sei denn, man sei verrückt. (TI-PZB 32f)
Die Tatsache, dass eine solche Aussage gemacht werden kann, setzt bei dem aussagenden Menschen eine völlige Bewußtseinsveränderung voraus, dergestalt, dass er fähig ist wahrzunehmen, wenn A in einem solchen Ausmaß A "wird", dass es durch seine eigene A-heit bricht und ihm den formlosen wesenlosen und "aspekt"-losen Aspekt langsam enthüllt.
So verstanden muss die Formel "A ist nicht-A" analytisch folgendermaßen paraphrasiert werden: "A ist so durch und durch A, dass es nicht mehr A ist." Metaphysisch ist dies die Stufe des chên k'ung (jap.: shin kû), des "wirklichen Nichts". A ist hier nicht-A im positiven Sinne, indem es so absolut jenseits der Bestimmung und Begrenzung der A-heit ist, dass es viel mehr ist als nur A allein. (TI-PZB 33)3. Stufe: A ist (wieder) A
- "transzendentale" Erkenntnis, nicht-diskriminierende Erkenntnis, höchstes Wissen.
Siehe: [TI-PZB 32f]
Jenseits von Subjekt und Objekt
Feldstruktur der Zen-Erfahrung
So soll das Feld nicht mit dem rein "objektiven" Aspekt der Welt des Seins verwechselt werden, das heißt, die Natur soll nicht als außerhalb des "Geistes" begriffen werden. Es soll auch nicht mit dem rein "subjektiven" Bewusstsein des Menschen verwechselt werden. Das, was das "Subjekt" als "Subjekt" (oder Bewusstsein als Bewusstsein) oder das "Objekt" als "Objekt" (oder Natur als Natur) setzt, ist etwas, das in einem gewissen Sinne diese Unterscheidung zwischen "Subjekt" und "Objekt" transzendiert und sich selbst durch Selbstbestimmung einmal als "Subjekt" und ein anderes Mal als "Objekt" offenbart.
Auf einem solchen Verständnis des Wirklichkeitsfeldes gründet Lin Chi das Bild des Menschen. Für ihn ist der Mensch das Feld. Und es gibt tatsächlich keine andere Art und Weise der Aktualisierung für das Feld. Die Dynamik des Wirklichkeitsfeldes - wie wir sie analysiert haben - kann nur durch den individuellen Menschen aktualisiert werden, noch genauer: durch die innere Wandlung seines Bewusstseins. Der Mensch ist in diesem Sinne der locus der Aktualisierung des ganzen Universums. Und wenn die Aktualisierung an diesem locus wirklich stattfindet, dann wir der "Mensch" in das verwandelt, was Lin Chi den "Wahren Menschen ohne jeden Rang" nennt. Als Aktualisierung des Feldes verkörpert der Wahre Mensch die Dynamik des Feldes. ... Lin Chi bezog sich auf diese Art der Freiheit, die den Menschen als direkte Aktualisierung des Feldes charakterisiert, als er sagte, "der Mensch" werde "der absolute Meister des Ortes", an welchem Ort er auch immer sei. (TI-PZB 53)Siehe: Feldstruktur der Zen-Erfahrung
Beständiges Feld ohne Punkte
Subjektive Sphäre des Feldes
Objektive Sphäre des Feldes
Frische Sphäre des Feldes
Manchmal aber lässt das freie und ungehinderte Feld Subjekt oder Objekt zusammen entstehen, ohne das eine oder andere von ihnen wegzunehmen. Es ist dies Linjis "Weder Mensch noch Ding wegnehmen". ...
Die leibliche Wahrnehmung des Feldes der absoluten Nicht-Artikulierung in seiner ganz besonderen Gestalt des "Weder Mensch noch Ding wegnehmens" hat in China und Japan eine höchst eigentümliche Naturanschauung hervorgebracht. Viele Dichter und Maler haben die Natur von einem solchen Blickpunkt aus dargestellt. (TI-BuW 316)Dynamische Struktur der Zen-Erfahrung
1. Stadium | 2. Stadium | 3. Stadium |
---|---|---|
Artikulation | Nicht-Artikulation | Artikulation |
Differenzierung | Nicht-Differenzierung | Differenzierung |
Vielheit | Einheit | Vielheit |
das Phänomen | das Noumenon | das Phänomen |
Übergang von 1 zu 2
Übergang von 2 zu 3
Erkenntnistheorie des Zen
Dualismus
Sein-in-der-Welt
Keine Unterscheidung zwischen Ich und dem Anderen
Alltags- und Über-Bewusstsein
Alltagsbewusstsein | Über-Bewusstsein |
---|---|
vikalpa, diskriminierende Erkenntnis | prajnâ, transzendentale oder nichtdiskriminierende Erkenntnis |
Identifikation, Differenzierung, Kombination | |
personale, therapeutische Ebene | transpersonale, spirituelle Ebene |
Kultivierung des Unwillkürlichen
Siehe: Unwillkürlich
Phänomenologie des Zen
Siehe: Phänomenologie des Zen
Philosophie des Zen
Quelle: Byung-Chul Han: Philosophie des Zen-Buddhismus
Nirgends Wohnen
Westlich | Zen | |
---|---|---|
In-der-Welt-Sein | Bei-sich-zu-Hause-sein | In-Sein, Im-Wandern-Sein |
Mein Leib und meine Seele. | Weder der Leib noch der Geist sind mein. | |
Leib und Seele sind voll Appetit und begehren | Leib und Seele werden entleert | |
bei sich zu Hause sein | Das nirgends wohnende Herz | |
ökonomische Existenz | wandernde Existenz | |
Umzug, Übersiedlung, Versetzung | Nirgends wohnen als Wandern ohne Ziel, sterbliches Wohnen | |
ein Wohnen bei sich zu Hause, bei seinem Besitz | ein Wohnen, im offenen Gasthaus ohne das festabgeriegelte Ich | |
Innerlichkeit und Äußerlichkeit | Ohne Gegensatz zwischen Innerlichkeit noch Äußerlichkeit | |
"Der Mensch der nirgends wohnt, ist nicht bei sich zu Hause." |
Dialoge des Zen
Unterschied zwischen Sôtô und Rinzai Zen
Sôtô | Rinzai | |
---|---|---|
Begründer | Dôgen | Lin Chi I |
Erleuchtung | stufenweise Erleuchtung | plötzliche Erleuchtung |
Meditation | statisch, schweigende Meditation. unbeweglich wie ein Felsen. | dynamisch, Koan-lösende Meditation |
Praxis | zasen | Koan |
Konzentration | keine Konzetration | Konzentration auf ein Koan |
Glossar der Zen-Begriffe
Japanisch | Lesung | Romaji | Bedeutung |
---|---|---|---|
断捨離 | だんしゃり | danshari | Ablehnung, Wegwerfen und Loslassen unnützer Dinge (als Form der Lebenskunst; 2009 von Yamashita Hideko geprägter Begriff). |
己事究明 | こじ・きゅうめい | koji·kyūmei | Ergründung des Selbst; Erforschung des eigenen Wesens. |
見性成仏 | けんしょう・じょうぶつ | kenshō·jōbutsu | Erleuchtung durch das Erkennen des eigenen Ichs. |