Topische Bipolarität

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leben einzeln und frei, wie ein baum, und brüderlich, wie ein wald, das ist unsere sehnsucht. (NAZIM HIKMET)

Die soziale Bipolarität besteht aus der Polarität von

  • Nähe und Bindung: das Bedürfnis nach Verbundenheit (Bindungsbedürfnis, repräsentiert durch das sogenannte "Bindungssystem" im Gehirn)
  • Autonomie und Freiheit: das Bedürfnis nach Wachstum und Potenzialentfaltung (Autonomiebedürfnis, repräsentiert durch das sogenannte "Neugiersystem" im Gehirn)

(Vgl. Stavros Metzos: Bipolaritätsmodell)

Gegenüberstellung

Autonomie und Freiheit Nähe und Bindung
Einzeln und frei wie ein Baum brüderlich wie ein Wald
Bedürfnis nach Wachstum und Potenzialentfaltung (Autonomiebedürfnis) nach Verbundenheit (Bindungsbedürfnis)
System Neugiersystem Bindungssystem
Gesunder Kontakt zum eigenen Selbst zur fremden Person (und nicht zu Amputationswunden)

Dilemma

Es entsteht häufig der Eindruck, dass sich diese polaren Bedürfnisse gegenseitig ausschließen, so als könnte man Nähe nur um den Preis des "Verrat am Selbst" genießen bzw. seine Freiheit nur mit dem Verlust von Nähe und Zugehörigkeit erkaufen. Dieses scheinbare "Dilemma" ist verantwortlich für dei vielen Variationen von Verwirrung, Leid und Destruktivität. Diese können als - wenn auch bizarre Lösungsversuche verstanden werden. (Vgl.: Langlotz, PdS 2010/2 75)

Nicht-gelebtes Aggressionspotential

Wenn das Selbst seine Dornen nicht konstruktiv nach Außen wenden kann, wie bei einer Rose, dann wendet es sie destruktiv nach Innen.

Wenn für das naturgegebene Aggressionspotential kein konstruktiver Ableitungskanal gefunden werden kann, dann gibt es destruktive Ableitungen:

  • Destruktive unkontrollierte Ausbrüche: Selbstverletzung
  • Destruktive Verlagerung nach Innen: Depression

In der Symbiose kann sich das naturgegebene Aggressionspotential nicht auf konstruktive Weise, in der Abgrenzung entfalten, es staut sich, bricht unkontrolliert aus oder richtet sich destruktiv nach innen, gegen das eigene Selbst: Depression, Selbstverletzung, Krankheit. (Langlotz 2008) [1]

Zitate

Lebewesen sind darauf angelegt, sich einerseits gegenüber der andrängenden Wirklichkeit abzugrenzen und zu erhalten, andererseits sie sich einzuverleiben und sich mit ihr zu vereinen. Daraus ergibt sich ein Polarität von repulsiven (aversiven) und attraktiven Ausdrucksvalenzen. (F-LRP 199)

Eigene Lernprozesse werden ganz wesentlich durch die Spannung zwischen zwei einander widersprechenden Bedürfnissen aktiviert: dem nach Sicherheit und Geborgenheit, also nach Bindung, sowie nach dem Wachstum und damit einhergehend nach Autonomie. Neuere Ergebnisse der Hirnforschung führen zu der Hypothese, dass die Auseinandersetzung mit dieser Grundspannung und die Erschaffung von damit verbundenen Lösungen der zentrale Stimulus für die Entwicklung des kindlichen Gehirns und die Entfaltung kindlicher Kreativität sind. (Eidmann+Hüther in PraxSys1/08 58)

Die vorgeburtlich gemachte Erfahrung der Vereinbarkeit von Wachstum und Bindung wird zu einer Basismatrix, anhand deren sich auch die spätere, nachgeburtliche Reifung im Sinne eines selbstreferenziellen Entwicklungsprozesses vollzieht. (PraxSys1/08 58)

Stichworte:

  • Ursprungsspannung
  • Bipolaritätsmodell