Fassung

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Die Person ist ihrer Ambivalenz im Spielraum von Subjektivität und Objektivität (von Bedeutungen im erklärten Sinn), personaler Emanzipation und affektivem Betroffensein so sehr ausgesetzt, dass sie einer Stabilisierung bedarf, um sich zu fangen, und die findet sie, indem sie sich eine ihr eigentümliche Fassung zulegt, das, was man verliert, wenn man die Fassung verliert. (S-WNP 271)

Diese Fassung ist teils an gesellschaftliche Rollen abgelesen, als Fassung eines Arztes, Lehrers, Bauern, eines Mannes, Vaters, Kindes, einer Fra und Mutter usw., teils das, was der Psychiater Jürg Zutt die "Innere Haltung" genannt hat, als habituelle Fassung in Stolz, Liebenswürdigkeit, Bedächtigkeit, sanfte Bestimmtheit, schmeichelnde Sanftheit, u.dgl. mehr. In Wirklichkeit ist der Mensch immer vieldeutiger und vielschichtiger als eine Fassung, wie allein schon die Fähigkeit zeigt, die Fassung auch einmal zu verlieren, aber er übergeht diese Vieldeutigkeit durch spielerische Identifizierung, die zwar verspielt und unecht mit aufgesetzter und fingierter Fassung sein kann, sich grundsätzlich aber solchen Einwänden entzieht, weil die Person, auch die ehrlichste und gewissenhafteste, gar nicht anders kann, als sich eine persönliche Fassung zu geben und als diese zu verstehen, andernfalls würde sin in Labilität und Ambivalenz zerfließen. (S-WNP 271)