Neurokonstruktivismus
Definition
Der Neurokonstruktivismus versucht mit naturwissenschaftlichen Fakten eine erkenntnistheoretische Position zu begründen und begeht damit einen Kategorienfehler. Inhaltlich behauptet der Neurokonstruktivismus, dass die leibliche Subjektivität einzig ein Konstrukt des (sich im realen Körper befindlichen) Gehirns ist und versucht dies durch neurowissenschaftliche Fakten zu belegen. Er knüpft damit unter materialistischen Vorzeichen an die philosophische Tradition der Naturalisierung an, die stets versuchte, die primäre Erfahrung von Räumlichkeit und Meinhaftigkeit des erleben Lebens zu unterminieren.
Der Neurokonstruktivismus ist eine Modephänomen in einer Zeit, in der neurowissenschaftliche Erkenntnisse in Mode gekommen ist. Es ist nicht zu bestreiten, dass die Neurowissenschaft wichtige Erkenntnisse für Medizin und Heilung erforscht. Aus der Behauptung "Veränderungen im Gehirn wirken sich auf das Erleben aus" lässt sich nicht logisch folgende neurokonstruktivistische Behauptung ableiten: "Veränderungen im Erleben sind nichts anderes als Veränderungen im Gehirn". Aus der Tatsache, dass Erleben subjektiv ist, folgt nicht die Generalisierung, dass Erleben nur im Subjekt und sogar nur im Gehirn des Subjekts stattfindet.
Zitate
Der Neurophilosoph hält nämlich das kausale Gehirn für einen Gegenstandsbereich, den die naturwissenschaftlichen Theorien mit intervenierenden Variablen korrekt beschreiben, obwohl der phänomenale (vermeintlich vom kausalen Gehirn produzierte) Bereich eine ganz andere Beschaffenheit besitzt. Diese Diskrepanz passt schlecht zu der vorausgesetzten Abspiegelung des kausalen Gehirns in seinem Produkt.
Die scheinbar naheliegende Annahme, dass alles menschliche Erleben kausales Produkt von Hirnfunktionen ist, erweist sich also bei näherer Betrachtung als abenteuerlich grotesk. Das Dilemma entfällt, wenn man darauf verzichtet, das menschliche Erleben in dieser Weise kausal abzuleiten, und sich auf die unzweifelhafte Korrelation beschränkt, kraft deren gewisse Hirnfunktionen und Erlebnisse für einander notwendig und zureichend sind. (S-BE 111f)Siehe: Konstruktivismus
Literatur:
Dualismus
Wahrnehmung | Wahr-Gebung |
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Objektivität der Erkenntnisse: Naturwissenschaftliches Abbild | Subjektivität als phänomenologische Grundlage |
Wissenschaftlicher Realismus | Lebensweltlicher Antirealismus |
Realismus gegenüber der Wissenschaft | Antirealismus gegenüber der Lebenswelt |
reales Gehirn | phänomenales Erleben |